Dallas Buyers Club

Blu-ray Review

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Ascot Elite, seit 22.07.2014

OT: Dallas Buyers Club

 


30 Tage

Biopic über einen an HIV erkrankten Texaner, das durch seine Besetzung in den Bann zieht.

Inhalt

Ron Woodroof ist Texaner durch und durch – einer, der sein hedonistisches Leben mit Vollgas lebt, sich an keinen Namen einer der vielen Frauen erinnern kann, die er schon gehabt hat und der sein Portemonaie mit Wetten oder dem Verkauf von Dope aufbessert. Die Tatsache, dass er seit einiger Zeit ständig vor sich hin hustet und Schwächeanfälle hat, kümmert ihn nicht mal dann, als er zuhause zusammenbricht. Ein Arbeitsunfall führt den Elektriker dann jedoch zum Arzt und der hat ihm eine schlechte Mitteilung zu machen: Ron ist HIV-positiv, er hat die „Rock-Hudson-Schwanzlutscher-Scheiße“ und die Tatsache, dass der Arzt ihn auch noch fragt, ob er mal homosexuell aktiv war, erregt seinen tief empfundenen Redneck-Zorn. Und so macht er einfach da weiter, wo er aufgehört hat. Feiert Parties, nimmt Drogen, säuft sich die Hucke voll und ignoriert die Tatsache, dass der Arzt ihm noch 30 Tage Lebenszeit eingeräumt hat. Knapp eine Woche später jedoch realisiert Ron, was mit ihm los ist. Er recherchiert und findet die Quelle seiner Krankheit: Ungeschützter Sex mit einer Drogenabhängigen. Also beginnt er zu kämpfen. Er tut eine Quelle für das experimentelle Medikament AZT auf und als diese versiegt, kommt er auf die Fährte von Vitaminpräparaten aus Mexiko. Da diese zu helfen scheinen, nutzt er die Chance, anderen zu helfen und importiert das Zeug über die Grenze – freilich illegal und nicht ohne finanziellen Nutzen. Weshalb er bald die Gesundheitsbehörde am Hals hat …

Man könnte Dallas Buyers Club auf den körperlichen Exzess reduzieren, den sowohl Matthew McConaughey als auch Jared Leto für den Film hinter sich gebracht haben. Beide nahmen dermaßen stark ab, dass man (im Falle McConaugheys) dauerhaft Angst hat, er könne sich nicht mehr auf den Beinen halten. Diese Reduktion jedoch täte dem Film und auch der Leistungen der zwei Protagonisten unrecht. Sicher, man verweilt immer wieder im ausgemergelten Gesicht des bisher eher als eitlen Schönlings aufgefallenen McConaughey, doch immer wenn man es schafft, die Fragen abzustreifen, wie er seinen Körper dermaßen abmagern konnte, sieht man hinter der Fassade auch den hervorragenden Schauspieler, zu dem er in den letzten Jahren herangereift ist. Zwar fällt es mitunter schwer, sich mit seiner wenig sympathischen Figur zu identifizieren, doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass er eine darstellerische Glanzleistung vollbringt. Er suhlt sich im Dreck, watet durch die Tiefe seiner Selbstüberschätzung und Ignoranz und hat seine besten Momente, wenn er merkt, dass er tatsächlich krank und dem Tod geweiht ist. Geradezu beeindruckend ist die Szene, in der Ron seinen Ex-Redneck-Kumpel T.J. dazu zwingt, die Hand von Rayon zu schütteln. Neben McConaughey sorgt Jared Leto als ebendieser Transvestit Rayon für hintergründigen und sarkastischen Witz, wenn er sich über die Homophobie seines (Geschäfts!)Partners lustig macht. Leider hat man Leto und McConaughey noch Jennifer Garner zur Seite gestellt, die darstellerisch noch nie wirklich über das Niveau einer Soapdarstellerin gekommen ist und mit ihrem Grauen-Maus-Charme hinter den beiden Hauptdarstellern nahezu verschwindet.

Abseits der beiden hervorragenden und oscarprämierten Darsteller weiß aber durchaus auch der Film selbst zu überzeugen: Regisseur Jean-Marc Vallée, der in Dallas Buyers Club die wahre Geschichte des Ron Woodroof erzählt, legt in seinem Film den Finger tief in die Wunde der AIDS-Hysterie Mitte der 80er, als das HI-Virus als Schwulenseuche verschrien war und Erkrankte gesellschaftlich vollkommen isoliert und ausgegrenzt wurden – gerade in den stockkonservativen Südstaaten Amerikas, deren Geschichte eine der Angst vor allem Fremden und Fremdartigen ist. Trotz der bisweilen nüchternen Schilderung schafft Vallée es, ebenso amüsant wie behutsam zu schildern, wie der homophobe Ron ausgerechnet mit einem schwulen Transvestiten als Partner arbeitet und seine Vorurteile gegenüber der homosexuellen Szene langsam abbaut. Von hoher Relevanz wiederum ist die Aussage und Kritik am US-Gesundheitssystem und der FDA. Diese zog es seinerzeit vor, ein toxisches Medikament zu testen und Patienten damit langsam zu vergiften, als harmlose Vitamipräparate zuzulassen. Die Ignoranz der Verantwortlichen, die auch dann noch nicht aufwachten, als sie zwangsläufig bemerkten, wie erfolgreich der Vitamincocktail vom Dallas Buyers Club war. Und übrigens: Ron Woodroof lebte nicht die prognostizierten 30 Tage länger, sondern ganz sieben Jahre.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Dallas Buyers Club ist oft nur bedingt scharf. Gerade in Halbtotalen bleibt es eher flach und etwas weich. Der Kontrastumfang könnte ebenfalls höher sein, in den häufigen dunklen Szenen versumpfen Details immer wieder, Farben überstrahlen dann zudem. Während der helleren Sequenzen liegt ein gelblicher Filter über dem Bild, was zur Stimmung des im schwülen Süden der USA spielenden Films beiträgt.
Akustisch wird in Dallas Buyers Club kein Anlass für Spektakuläres geboten. Die gut verständlichen Stimmen kommen prägnant aus dem Center, Filmmusik ist relativ selten und dann meist frontlastig. Lediglich in einigen Disko- oder Clubszenen kommt etwas Räumlichkeit auf.

Bonusmaterial

Nach der 20-sekündigen Ankündigung Matthew McConaugheys, der uns allen rät, sich den Film im Kino anzuschauen, folgt im Bonusmaterial von Dallas Buyers Club ein Photocall des Darstellers beim Ascot Elite Filmverleih. Hier dürfen wir der spannenden Tatsache zuschauen, wie die Fotografen darum bitten und betteln, er möge doch hier und dort und dann wieder hier in die Kameras lächeln – ein Blitzlichtgewitter, das schildert, durch welche absurden Prozeduren ein Hollywoodstar zu gehen hat. Im kurzen, vierminütigen Featurette gibt’s ein paar Szenen des Films, die von McConaughey und Garner zwischenkommentiert werden. Die B’Roll wird ihrem Namen gerecht und zeigt Aufnahmen von Hinter der Kamera während der Dreharbeiten. Die sechs Interviews mit McConaughey, Leto, Garner, den beiden Produzenten und Regisseur Vallée sind dann im Prinzip das einzig dezent Gehaltvolle im Bonusmaterial, wenngleich auch diese viel zu kurz geraten sind. Im abschließenden Werbespot der Deutschen AIDS-Hilfe erfahren wir, dass man mit HIV nun auch Pilot werden kann. Na da sag ich doch mal: Danke für die Info! Schlimm genug, dass es bisher nicht möglich war.

Fazit

Beeindruckend gespieltes Porträt eines AIDS-Aktivisten, der sich vom ignoranten Redneck zum Anlaufpunkt vieler Erkrankter verwandelt. Wenngleich Dallas Buyers Club am Ende etwas gedehnt wirkt, gehört er dennoch zu den Independent-Highlights des letzten Kinojahres – was man vom Bonusmaterial leider nicht sagen kann.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 20%
Film: 80%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Jean-Marc Vallèe
Darsteller: Matthew McConaughey, Jared Leto, Jennifer Garner, Michael O’Neill, Steve Zahn
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 117
Codec: AVC
FSK: 12

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