Dangerous

Blu-ray Review

Koch Films, 24.02.2022

OT: Dangerous

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Rätselhafte Insel

Scott Eastwood darf erneut den Actionhelden geben. Ob der Clint-Sohn dabei eine gute Figur abgibt, lest ihr im Review.

Inhalt

Dylan vertreibt sich die selbstauferlegte Isolation mit Training

Dylan Forrester wurde wegen Mordes verurteilt. Nun ist er raus aus dem Knast. Und das schon ein paar Tage. Seitdem sitzt er seine Bewährung ab, muss schön auf seine Fußfessel Acht geben und regelmäßig die Termine mit seinem Psychiater, Dr. Alderwood, wahrnehmen. Seine Wohnung verlässt er praktisch nur für den Gang zum Briefkasten und damit ihm die Decke nicht allzu sehr auf den Kopf fällt, malträtiert er den Boxsack oder pflegt seine kleine Pflanzensammlung – irgendeinen Spleen muss ja jeder haben. Ein bisschen moralische Stütze bringen ihm die Briefe seines jüngeren Bruders Shawn, der auf einer gottverlassenen Insel vor Washington lebt. Als ihm dessen Frau Susan mitteilt, dass Shawn unter ungeklärten Umständen ums Leben kam, hält es Dylan nicht mehr in seinem Domizil. Er lässt den Boxsack Boxsack sein, schnappt sich ein paar Klamotten und reist zum Wohnort des Anverwandten. Kein Wunder, dass seine „Flucht“ sofort das FBI in Person der hartnäckigen Agentin Shaughnessy auf den Plan ruft. Die hatte ihn seinerzeit eigenhändig verhaftet und seiner Strafe zugeführt. Und sie geht auch heute noch davon aus, dass Dylan für seine Umgebung eine Gefahr bedeutet – immerhin hat er soziopathische Züge. Züge, die seine Mutter schon früh erkannte und den Sohn entsprechend verbannte. Doch das wird nicht Dylans einziges Problem sein, nachdem er auf der Insel angekommen ist, wo die Beerdigung des Bruders stattfinden soll. Kaum vor Ort, setzt ihn der lokale Sheriff fest, nachdem dieser eine entsprechende Nachricht vom FBI bekam. Doch all das wird bedeutungslos, als des Nachts ein paar üble Kerle ans Eiland anlegen – Söldner, die scheinbar etwas ganz Bestimmtes suchen und bei ihrer Suche kaum zimperlich vorgehen. Es scheint, als können die Bewohner der Insel nur noch auf einen zählen: Dylan Forrester …

Kaum auf der Insel geht’s schon wieder in die Haft

David Hackl hat sich seine Sporen als Produktionsdesigner verdient und als solcher beispielsweise die Verantwortung für SAW II, III und IV übernommen. Den fünften Teil durfte er dann gleich selbst inszenieren und damit sein Regiedebüt geben. Er ist also durchaus als kreativer Kopf zu bezeichnen, denn das Produktionsdesign für SAW-Filme ist ja nicht gerade von der Stange – wohl eher aus dem Baumarkt. Aber genug davon. Zuletzt hat man seine Arbeit dann bei Daughter of the Wolf gesehen, wo er beweisen konnte, dass er auch Action inszenieren kann. Der dort zu sehende Autocrash ist durchaus als kleines Highlight im B-Action-Movie-Fach zu bewerten und in seiner Inszenierung spaßiger als der Overkill, den die FF-Reihe sich mittlerweile erlaubt. Nun darf Hackl in Dangerous zeigen, dass er auch mal so richtig dauerhaft zupacken kann. Scheinbar um das auch zu verdeutlichen, hat man ihm ein Quartett aus kommenden, aktuellen sowie verdienten Action-Haudegen an die Hand gegeben. Hauptdarsteller und Clint-Sohn Scott Eastwood darf einmal mehr zeigen, dass er zur kommenden Garde der Genrehelden gehören könnte, während Tyrese Gibson als Fast-and-Furious-Veteran reichlich Actionerfahrung vorzuweisen hat. Hüne Kevin Durand (grandios als Jeeves Tremor in Smokin‘ Aces) darf einmal mehr den grimmigen Antagonisten geben, während die Riege um die immer gern gesehene (hier aber anfänglich auffallend schlecht geschminkte) Famke Janssen sowie Mel Gibson als Psychiater ergänzt wird. Auf Seiten der Darsteller muss man also eigentlich keine Fragen mehr stellen. Aber gute Darsteller sind ja bekanntlich noch nicht alles, wenn es darum geht, einen guten Film zu machen.

Das sind nicht die freundlichen Jungs

Was ebenfalls von Vorteil ist, ist ein gutes Skript. Und das hat Dangerous sicher nicht zu bieten. Mit Ausnahme der Persönlichkeitsstörung der Hauptfigur läuft in diesem Actionthriller alles nach Schema-F ab. Da gibt’s nichts, was man nicht schon hundertmal gesehen hat. Charakterisierung der Schurken, Konflikte innerhalb der Gruppe der „Guten“ – alles schon zig Mal durchgekaut. Immerhin nimmt Hackl gemeinsam mit seinem Hauptdarsteller die dissoziale Persönlichkeitsstörung tatsächlich relativ ernst. Dylan studiert vor dem Spiegel ein, was er seiner Mutter am offenen Sarg des Bruders sagen möchte. Sogar Gesten und Berührungen übt der ansonsten nicht wirklich zu menschlichen Emotionen oder Empathie fähige Ex-Sträfling ein. Eastwood gelingt das erstaunlich überzeugend. Zurückgenommen agiert er und stellt seinen Dylan immer mit dem scheinbaren Bewusstsein und der Vorsicht dar, sich nicht falsch zu verhalten. Dylan scheint zu wissen, dass er in der Gesellschaft nicht wirklich funktioniert und deshalb ist er stets auf der Hut. Dass der Film nach 22 Minuten eine etwas ungelenke Erklärung für Dylans Verhalten abgibt, ist eigentlich völlig unnötig. Ist ja nicht so, dass man nicht gemerkt hätte, was mit ihm los ist. Anbei bemerkt: Auch wenn’s immer wieder thematisiert wird: Für die Story selbst hat die psychische Komponente keine Bedeutung. Ein bisschen überzogen ist zudem die Reaktion seiner Mutter auf den Heimkehrer. Das hätte man auch etwas galanter lösen können und dennoch gewusst, dass er nicht willkommen ist. Andererseits sorgt es für eine emotionale Aufladung, die den Zuschauer natürlich unabdingbar auf Dylans Seite zieht.

Steht Dylan auch aus der Entfernung mit beschwipstem Rat beiseite: Dr. Alderwood

Und das funktioniert nicht mal schlecht. Eastwood hat das Charisma, einen Film wie diesen zu schultern, und mit Destiny Millns als Jo gibt’s ein wenig humoristische Auflockerung. Die beiden drücken sich schon mal ein paar Sprüche, die wirklich witzig sind. Das allerdings vornehmlich im Englischen, da die Synchro hier nicht immer glücklich ist – immerhin aber besser als die hundsmiserablen Untertitel, die gleich mehrfach den Sinn von Aussagen verdrehen. Wer zum Henker übersetzt das und aus welcher Quelle?
Apropos Sinn: Wirklich schade. Und zwar WIRKLICH schade ist, dass Dangerous den anfänglichen Habitus von Dylan nicht konsequent durchzieht. Der durch Therapie (und Medikamente) ein wenig auf die gewaltfreie (oder zumindest weniger soziopathische) Bahn gebrachte Ex-Knasti schaltet seine Gegner zunächst nicht tödlich aus, sondern schickt sie lediglich schlafen – eben, weil Killen in der Gesellschaft nun mal nicht so angesagt ist. Doch weil das Drehbuch hier entweder nicht fantasievoll genug ist oder am Ende zu sehr auf Schublade macht, darf’s so gewaltfrei nicht bleiben. Dylan legt also wieder so richtig los. Freilich nicht, ohne zuvor seinen Psychiater zu konsultieren – die Rechtfertigung, die der stets etwas unpassend derangierte Alderwood uns (und ihm) liefert: Selbstverteidigung ist schon okay. Nun denn. Auch schade ist, dass viele Fäden aufgenommen, aber nicht verknüpft werden. So wird nie wirklich klar, warum und wie Dylans Bruder starb. Außerdem darf man durchaus anzweifeln, ob 75 Jahre alte Munition ad hoc funktioniert. Apropos U-Boot: Es ist schon ein bisschen arg offensichtlich, wie oft man im Film Hinweise streut, um ein „Rätsel“ anzuteasern. Manchmal fühlt man sich dann doch ein bisschen für dumm verkauft.

Preis: 11,99 €
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Format: Blu-ray
Spieldauer:
Erscheinungstermin: Thu, 24 Feb 2022
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Bild- und Tonqualität

Agent Shaughnessy will Dylan unbedingt dingfest machen

Dangerous wurde digital gedreht und bietet eine recht hohe Laufruhe. Leider gibt’s aber einige Male Banding. So zum Beispiel im Schein der Taschenlampen, später unter einer Laterne (31’08) oder in jeder Szene mit dem Licht abstrahlenden Leuchtturm. Schade, dass hier immer wieder schwierige Szenen wie diese stiefmütterlich behandelt werden und man nicht wenigstens mit der Datenrate hochfährt. In den Leuchtturmszenen bspw. sinkt diese auf unter-DVD-Niveau (5 Mbps). Im Encoding kommen hier meist Automatiken zum Einsatz. Allerdings gibt’s da eben auch bessere und schlechtere. Und etwas mehr als 5 Mbps darf man auf einer Blu-ray, die gerne mal in die hohen 30er Mbps-Datenraten geht, dann doch erwarten. Farben gelangen dafür sehr natürlich zum Betrachter, was gerade den Hauttönen zugute kommt. Sie sind weder überkontrastiert, noch nehmen sie eine unangenehme Grün- oder andere Farbtendenz an. Natürlichkeit war hier als die Maßgabe und das ist gut gelungen. Die Kontraste sind gut, Tageslichtaufnahmen sind überraschend hell und auch dunkle Szenen bleiben gut durchzeichnet. Hier und da körnt es mal etwas auf Oberflächen, dafür sind Close-ups wirklich schön scharf und zeigen jede Hautpore. Schwarzwerte hingegen könnten besser sein. Wenn’s in den dunklen Geheimgang geht, ist es eher dunkelgrau als schwarz.
Akustisch verfügt die Blu-ray von Dangerous über zwei DTS-HD-Master-Spuren für beide Sprachen. Erstmals räumlich wird’s wenn Dylan auf Guardian Island ankommt und ihm (sowie dem Zuschauer) der Wind um die Nase weht. Das klingt schön luftig und man fühlt den Wind selbst um die Nase wehen. In vielen Szenen hört man auch die Brandung, was recht atmosphärisch wirkt. Stimmen sind durchweg sehr präsent und wenn’s erstmalig bleihaltig wird, gibt’s nette Schuss- und dazu hübsche Halleffekte. Weniger toll vertont sind Fausthiebe oder Tritte, die klingen als trete jemand eine Holztür ein. Ein bisschen fühlt man sich da an glorreiche Bud-Spencer- und Terence-Hill-Zeiten erinnert. Die Filme der beiden nutzten ähnlich klingende Soundeffekte für die slapstickartigen Prügeleien. Außerdem fehlt dem Film jede Dynamik. Wenn Dylan nach 82 Minuten große Geschütze auffährt, klingt das erschreckend dünn und bleibt außerdem arg frontlastig.

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Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Dangerous besteht aus drei Featurettes, die gemeinsam ca. 16 Minuten laufen. Wir erfahren etwas über die Idee zum Film und über die Realisierung der Schauplätze sowie das Produktionsdesign. Natürlich gibt’s auch ein paar Lobesreden über das Cast und alle Beteiligten betonen, wie angenehm es war, in Kanada zu drehen – zumal die komplette Produktion unter Pandemiebedingungen stattfand. Entsprechend behielt man in dem räumlich begrenzten Setting den Überblick und riskierte nicht allzu viel.

Fazit

Dangerous ist bisweilen durchaus spannend, macht aber zu wenig aus seinem Setting und der bekannten Besetzung. Hier wäre durchaus mehr drin gewesen – gerade auch, weil einige Ansätze interessant erdacht wurden. Leider sind auch Bild und Ton nur Durchschnitt. Während das Bild unter teils geringer Datenrate und digitalen Artefakten leidet, sollte der Ton dynamischer sein.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 65%

Anbieter: Koch Films
Land/Jahr: USA 2021
Regie: David Hackl
Darsteller: Scott Eastwood, Kevin Durand, Famke Janssen, Brendan Fletcher, Tyrese Gibson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Koch Media)
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Trailer zu Dangerous

DANGEROUS (Deutscher Trailer) - Scott Eastwood, Mel Gibson, Framke Janssen, Tyrese Gibson


So testet Blu-ray-rezensionen.net

Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.

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4 Kommentare
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ondy

😮 hört auf einmal mitten im satz auf der text, oder soll das so sein? War in der beschreibung vom ton. Gibt so viele filme die du in letzter zeit uns vorstellst, richtig klasse 🙂 sag mal guckst du dir erst den film in ruhe an und analysiert dann die scheibe oder machst du das beim film gucken?

ondy

Ich kann mir gut vorstellen das ein wenig der filmgenuss darunter zu leiden hat wenn du dir immer denkst o das ist toll oder das stört mich, ich sollte mir das aufschreiben an welcher stelle usw. Ich würde mich freuen wenn du dir ganz klar ein film anschaust ohne an dein hobby zu denken. Tauch wieder in filme ein und fühle sie. Bei deiner 2. 3. Oder 5. Ansicht kannste dir immer noch infos dazu aufschreiben 🙂 filme sind zum eintauchen in eine andere welt. Ob das gut funtioniert kann man nur herrausfinden wenn man sich zeit nur für den film nimmt. Beste grüße deon fan ondy