Dark Touch

Blu-ray Review

Dark Touch Blu-ray Review Cover
Maritim/AL!VE, seit 19.08.2016

OT: Dark Touch

 


Kinder können grausam sein

Moderner Carrie-Nachfolger vor dörflicher Kulisse.

Inhalt

Die elfjährige Niamh (sprich: Niev) hat in letzter Zeit kein gutes Verhältnis zu ihrem neuen Elternhaus auf dem Land. Sie meint, es spuke darin und ihre Eltern machen sich ebenso Sorgen um sie wie die Nachbarn, zu denen Niamh eines Nachts verzweifelt rennt. Was die Erwachsenen nicht wissen: Niamh hat Recht. Denn schon kurze Zeit später spielen die Einrichtungsgegenstände verrückt und töten Vater und Mutter. Niamhs kleiner Bruder kommt ebenfalls ums Leben, weshalb das Mädchen völlig verstört zurückbleibt. Die Nachbarn allerdings erklären sich bereit, als Pflegefamilie einzuspringen. Doch auch dort mehren sich schon bald unheimliche Geschehnisse, die damit anfangen, dass die Pflegemama von unerklärlichen Fieptönen heimgesucht wird. Die Ereignisse drohen schlimmer zu werden, je stärker Niamh das Gefühl bekommt, ihre neuen „Eltern“ missbrauchten ihre Kinder. Denn das ist etwas, das die Kleine gar nicht ausstehen und akzeptieren kann …

Carrie stand unverkennbar Pate, wenn ein kleines Mädchen mal mehr, mal weniger bewusst seine telekinetischen Fähigkeiten nutzt, um in Dark Touch böse Erwachsene für ihre Taten an ihren Kindern zu bestrafen. Szenen des Missbrauchs werden dabei zumeist ausgespart und nur angedeutet, während die blutigen Konsequenzen der Mobiliar-Rückerei durchaus explizit geraten und für eine FSK-16-Freigabe erstaunlich freizügig sind. Neben diesen Aktionsszenen, die für eine europäische Koproduktion erstaunlich effektvoll gerieten, wird aber auch eine ansprechende Atmosphäre aufgebaut, die vor dem irischen Hintergrund und in den dunklen Anwesen durchaus gut funktioniert. Auch die Verzerrungsoptiken, die Niamh irgendwann widerfahren gefallen. Weniger gelungen sind die bisweilen schwachen Dialoge der Erwachsenen Niamhs gegenüber – gerade die Therapeutin tut sich da nicht rühmlich hervor. Ein Film, der seine Konzentration auf das Wirken eines kleinen Mädchens legt, steht und fällt natürlich mit seiner Hauptdarstellerin. Marie Missy Keating wirkt hier durchaus glaubwürdig und vermittelt ihren Schmerz genauso überzeugend wie die Wut gegenüber den Erwachsenen und die Abscheu vor ihrem eigenen Tun. Wenn die gleichaltrigen oder älteren Kids sie grausam behandeln, kann man ihr im Gesicht ablesen, wie sie sich fühlt. Dass das Finale dann den subtilen Weg verlässt und in eine Art Vergeltungsstory der Generationen verfällt, dient allerdings mehr dem Effekt, denn der Glaubwürdigkeit. Der Wandel vom verschüchterten und von ihrer Kraft überwältigten Mädchen hin zum Racheengel wirkt abrupt, wartet dafür aber mit einem starken Schlussbild auf.

Bild- und Tonqualität

Dark Touch hat einen ganz speziellen Look, der auch einem David-Hamilton-Erotikwerk gut zu Gesicht stünde. Massive Weichzeichner und Absoftungsfilter lassen alle, um die Figuren befindliche Details in Unschärfe verschwimmen. Der sanfte Kontrast mit mittlerem Umfang spielt dem noch in die Hände, wenn er hauptsächlich warme Farbtöne wiedergibt und weder helle Spitzen, noch tiefes Schwarz vermittelt. Die Bildruhe ist eben so gut, wie der Weichzeichner dafür sorgt, dass Rauschen oder Körnung praktisch nicht stattfinden – und das bleibt auch in den dunklen Szenen so.
Akustisch beginnt Dark Touch ziemlich anstrengend, wenn ein den Kompositionen von John Carpenter nicht unähnlicher Score zu disharmonischen Klaviertönen mutiert und vom kommenden Unheil verkündet. Auch das Kindergeschrei zu Beginn sorgt für ein flatterndes Nervenkostüm. Im weiteren Verlauf nimmt aber beides ab und wird von einem bisweilen fiesen Tinnitusgeräusch abgelöst, das nicht minder unangenehm ist. Reine direktionale Effekte gibt es während der telekinetischen Momente ebenfalls, und sie werden recht plastisch ins Heimkino übertragen. Zwar bleiben Dynamikwunder aus und die rückwärtigen Speaker sind nicht überpräsent, doch im Rahmen der (auch finanziellen) Möglichkeiten des kleinen Gruselfilms ist das durchaus anständig. Während die deutsche Synchro durchweg dünn klingt, bekommt der Sub dann nach gut 76 Minuten auch ewas zu tun, wenn die Fensterscheiben aus einem Haus explodieren.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Dark Touch findet sich nur der Originaltrailer sowie ein paar Programmtipps des Anbieters.

Fazit

Dark Touch liefert einen recht frischen Ansatz für die telekinetischen Angriffe seiner Protagonistin, leidet aber etwas unter der einen oder anderen Logikfalle und manchmal wenig gut durchdachten Dialogen. Entschädigt wird man dafür mit effektvollen und durchaus blutigen Todesfällen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 55%

Anbieter: Maritim/AL!VE
Land/Jahr: Frankreich/Irland/Schweden 2013
Regie: Marina de Van
Darsteller: Art Parkinson, Mark Huberman, Marcella Plunkett, Olga Wehrly, Marie Missy Keating, Robert Donnelly
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 16

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!