Dark Was the Night – Die Wurzeln des Bösen

Blu-ray Review

Dark Was the Night - Die Wurzeln des Bösen Blu-ray Review Cover
EuroVideo, seit 21.04.2016

OT: Dark Was the Night

 


Es gibt kein „Es“!?

Atmosphäre und Figurentiefe gibt’s nicht oft im Gruselgenre – hier ist’s jedoch der Fall.

Inhalt

Maiden Woods, eine kleine Stadt irgendwo nörlich von New York lebt ein beschauliches Leben. Sheriff Paul Shields kann darüber froh sein, denn nach dem Verlust seines jüngeren Sohnes Tim ist dem Beamten gar nicht nach schweren Fällen zumute. Für den Tod Tims gibt er sich die Schuld und hat über diese Tatsache auch noch seine Ehefrau verloren. Schwer genug, sich in dieser Situation um seinen älteren Nachwuchs Adam zu kümmern. Als dann ein paar Pferde verschwinden und auch noch einige Waldarbeiter einen brutalen Tod sterben, muss Paul seine Depression jedoch hinten anstellen und seltsamen (nicht gerade kleinen) Fußspuren in den Wald folgen. Dabei kann er sich auf seinen neuen Deputy aus der großen Stadt verlassen, der ebenfalls sein Päckchen zu tragen hat. Die Nachforschungen der beiden Amtsträger lassen schon bald darauf schließen, dass hier ein Wesen am Werk ist, das man nicht in den wissenschaftlichen Büchern findet. Als dann auch noch ein Sturm die Stadt von der Außenwelt abschneidet, muss das ganze Dorf zusammenhalten, um die Nacht zu überstehen …

Na da schau mal einer her – es gibt sie noch die kleinen, wirklich atmosphärischen Horrorgrusler, die ihren Ursprung in einem verschlafenen Nestchen finden. Vornehmlich aufgrund der gemächlichen Inszenierung, des angemessen kaputten Hauptdarstellers und der extremen Farbfilterung beginnt Dark Was the Night beklemmend und sehr stimmungsvoll. Dabei passiert zunächst überhaupt nicht viel. Man sieht kurz die Auswirkungen des scheinbaren Angriffs des Wesens, folgt dessen Fußspuren und sieht es mal kurz im Scheinwerferlicht des Geländewagens vorbeihuschen. Mehr muss aber auch gar nicht gezeigt werden, wenn man sich auf die Figuren und seine weit aus dem Durchschnitt herausragenden Schauspieler verlassen kann. Kevin Durand (Devil’s Knot, Smoking Aces), der zumeist den Bad Guy oder Auftragskiller mimt, macht in der Rolle des deprimierten Familienvaters einen herausragend guten Job und sein Kollege Lukas Haas (Inception) gehört ohnehin zu den gerne besetzten und (nicht nur äußerlich) außergewöhnlichen Nebendarstellern. Durand aber ist es, der seinem Sheriff durch glaubwürdige Gefühle und ein paar bemerkenswerte Szenen mit seiner Frau Tiefe verleiht. Sein Verhalten, auch dem späteren Feind gegenüber, bleibt durch seinen persönlichen Hintergrund nachvollziehbar und authentisch. So wird sein heldenhaftes Verhalten bei der Rettung des Städtchens gerade durch seine Selbstzweifel erklärt und stimmig begründet. Die Tatsache, dass Jack Heller die Filmmusik sehr dezent und im Hintergrund einsetzt, wirkt auf die Atmosphäre nochmals positiv ein. Denn so bleibt die Stimmung dauerhaft unterschwellig bedrohlich. Die Figuren reden oft langsam und flüsternd, nicht aufgeregt gehetzt, was dazu führt, dass man sich auf sie fokussiert und nicht durch oberflächliche Action (für die hier ohnehin kein Geld gewesen wäre) abgelenkt wird. Wo wir gerade beim günstigen Budget sind: Wenn man nicht mit Hollywood-Finanzkräften ausgestattet ist, aber dennoch einen effektvollen Tierhorror-Schocker abliefern möchte, tut man gut daran, das Wesen nicht mit schlechter CGI formatfüllend ins Bild zu rücken, sondern zeigt es (wie hier in Dark Was the Night) nur als schemenhafte Gestalt, Schatten oder im Vorbeihuschen. Das Finale in der Kirche präsentiert dann eine optisch durchaus ansprechende Kreatur, setzt aber vor allem auf eine spürbare Steigerung der Spannung. Natürlich kommt auch Dark Was the Night nicht ohne gängige Genreklischees aus, überstrapaziert diese jedoch nicht. So eskaliert der sich anbahnende Konflikt mit dem örtlichen Aufwiegler überraschenderweise nicht und man geht auch nicht nach dem Monster-holt-sich-einen-nach-dem-anderen-Prinzip vor. Die finale Überraschung ist zwar so überraschend nicht aber immerhin konsequent.

Bild- und Tonqualität

Beim Bild von Dark Was the Night sieht man ausnahmsweise mal nicht sprichwörtlich „rot“, sondern blau. Schaute man den Film auf einem alten Röhrengerät, wäre man versucht, den Fernseher zum lokalen Service zu bringen, damit der mal wieder die RGB-Potis bewegt und die Farben abgleicht. Unglaublich, wie drastisch hier mit einer Filterung gearbeitet wurde. Innenraumszenen wechseln sich dann ewas ab und wirken grünlich. Durch die krasse Farbverfälschung reißen auch Kontraste bisweilen aus – gerade helle Verläufe im Himmel leiden darunter. Während die Schärfe in Nahaufnahmen sehr gut ist, gesellen sich hier und da auch noh leichte Farbverfälschungen, bzw. -flecken in Gesichtern auf. Akustisch ist Dark was the Night ein Mix aus unspektakulär und (wenn der Zeitpunkt kommt) effektvoller Vertonung. Beim Heranstürmen des Ungeheuers beispielsweise werden die beiden Rearspeaker effektvoll für direktionale Sounds genutzt (3’45). Auch wenn die Vögel fliehen, wird es richtig räumlich (35’00). Während die Filmmusik sehr dezent und spärlich eingesetzt wird und gerade dadurch wirkungsvoll wird, sind Stimmen klar und deutlich abgegrenzt und dabei gut verständlich.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Dark was the Night hält sich lediglich der Originaltrailer nebst ein paar Programmtipps auf.

Fazit

Dark was the Night ragt aus der Menge entsprechender Genre-Vertreter heraus und liefert atmosphärische Stimmung, zwei hervorragende Darsteller und mehr Figurentiefe als man erwarten dürfte – gute Sache für Genrefans.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Jack Heller
Darsteller: Kevin Durand, Lukas Haas, Billy Paterson, Sabina Gadecki, Heath Freeman, Nick Damici
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 16

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
1 Kommentar
Neueste
Älteste Most Voted
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!
Fin

Damit der Film formatfüllend auf einen 16:9 (1:1,78) Fernseher passt, hat Eurovideo den Original CinemaScope Transfer (1:2,39) um eben ein Drittel des Bildes an den Seiten beschnitten. In z.B. de USA ist der Film natürlich im Original Kinoformat veröffentlicht worden.

Da ich den Film recht gut finde, ist es um so betrüblicher, dass der Film nicht von einem vernüftigen Label, natürlich dann im korrektem Bildformat, veröffenlicht wurde.