Das 9. Leben des Louis Drax

Blu-ray Review

OT: The 9th Life of Louis Drax

Universum Film, 21.04.2017
Universum Film, 21.04.2017

 


Das erstaunliche Unfallkind

Alexandre Aja ist zurück – mit einem für ihn ungewöhnlichen Film.

Inhalt

Louis Drax ist neun Jahre und kennt das Leben mit Unfällen. Wie eine Katze mit neun Leben hat er schon diverse tragische Ereignisse hinter sich gebracht. Doch dann stürzt er von den Klippen und ist eigentlich tot. Zwei Stunden lang. Doch Louis nutzt sein neuntes Leben und kehrt zurück. Da man vermutet, dass der Kleine ziemlich verstört sein wird, wenn er aufwacht, zieht man den Kinderpsychologen und Spezialisten für pädiatrisches Koma, Dr. Allan Pascal hinzu. Der kümmert sich zunächst um die Mutter Natalie, die die Nachricht voller Sorge aufnimmt. Der Vater Peter indes scheint verschwunden zu sein und die Umstände des Unfalls sind auch nicht geklärt. Deshalb vermutet die Polizei, dass Peter eventuell etwas damit zu tun haben könnte. Allan bandelt zur gleichen Zeit mit Natalie an, merkt aber schon bald, dass die Mutter auch Geheimnisse hat. Und als er Briefe bekommt, die anscheinend vom komatösen Louis geschrieben worden zu sein scheinen und in denen der Junge dem Arzt droht, wird es noch seltsamer.  Doch das alles ist nichts gegen das, was noch kommen wird …

Seitdem die USA das kreative Potenzial von Frankreichs Horrormeister Alexandre Aja (High Tension) erkannt haben, ließ sich der gebürtige Pariser mehr und mehr von Mainstream-Drehbüchern locken. War seine Neuverfilmung des Klassikers The Hills Have Eyes noch ein kompromisslos-harter Streifen, ließ er mit Mirrors dann einen nicht immer ganz glücklichen Mix aus Mystik und Horror folgen und erlitt mit dem 2013er Horns gar eine Art milden Schiffbruch. Nun kehrt er mit Das 9. Leben des Louis Drax zurück und erzählt in den Interviews von einem der außergewöhnlichsten Skripts, die er im Laufe seiner bisherigen Karriere zu lesen bekam. Die Geschichte basiert auf dem Bestseller von Liz Jenzen und bindet neben dem fantastischen und melancholischen Element sowie den Thrilleraspekten auch das Thema der Kindesmisshandlung mit ein. Aja inszeniert seinen Film allerdings betont locker, lässt Louis den Film in Rückblicken erzählen und bindet erfrischenden Humor in den Dialogen zwischen dem Jungen und seinem Psychiater (entspannt: Oliver Platt) ein. Auch die fantastisch anmutende Filmmusik trägt zur leicht verdaulichen Atmosphäre bei. Das wirkt als Kontrast zum mitschwingenden Missbrauchselement zunächst etwas verstörend. Es dauert zudem ein bisschen, bis sich der Film für eine Richtung entscheidet und der Zuschauer weiß, wohin die Reise geht. Wirklich richtig miteinander verbunden werden die einzelnen Elemente leider dennoch nicht.

Allerdings gefällt Das 9. Leben des Louis Drax visuell. Ausstattung, Kameraarbeit und Schnitt sind absolut hochwertig und nehmen es locker mit groß budgetierten A-Produktionen auf. Dass Aja zudem nicht ganz vom Horror lassen kann, sieht man anhand der Leichte, die nach gut 80 Minuten auf dem Obduktionstisch liegt und die in Sachen praktische Maskeneffekte wirklich gruselig anzuschauen ist – zumal für einen Film mit einer 12er Freigabe. Kurz zuvor wird’s übrigens erstmalig richtig fantastisch, wenn Loius auf ein Wesen trifft, das hinter einer dicken Fassade aus Baumrinde steckt und eine ganz besondere Verbindung zu dem Jungen hat. Auch dieses, an die Filme Guillermo del Toros erinnernde, Elemente mag sich nicht ganz schlüssig ins Gesamtbild einfügen. Die finale Überraschung offenbart zwar die ganze Tragik des Films, ist aber dann doch relativ früh absehbar. Darstellerisch hat man mit Jamie Dornan (Fifty Shades of Grey), Aaron Paul (Need for Speed) und Sarah Gadon (11.22.63) allerdings aus dem Vollen geschöpft und das Trio liefert neben dem verdienten Oliver Platt eine gute Leistung ab. Hätte Aja die einzelnen Elemente geschickter miteinander verwoben und seinen Film um gut 20 Minuten gekürzt, wäre das Ergebnis durchweg spannender geworden. So bleibt Das 9. Leben des Louis Drax vor allem interessant für Fans von Genremixen und für solche, die gerne mal unkonventioneller unterhalten werden wollen.

Bild- und Tonqualität

Das relativ warm gefilterte Bild von Das 9. Leben des Louis Drax ist während der Szenen im Krankenhaus zusätzlich abgesoftet und produziert dadurch Heiligenscheine um die Köpfe herum. Ab und an zeigen sich zudem Randunschärfen – gerade im unteren Bildbereich. Im Zentrum ist das Bild allerdings sehr knackig und gut aufgelöst, dazu zeigt es kaum Rauschen oder Korn.
Schön offen und räumlich präsentiert sich der Ton von Das 9. Leben des Louis Drax von Beginn an. Das Gewitter grummelt bedrohlich und wenn Louis ins Leben zurückkehrt, gibt’s zackige Soundeffekte. Stimmen sind dazu recht harmonisch eingebettet und bleiben gut verständlich. Gänsehauterregend ist die Stimme, die Louis immer wieder auffordert, seine Geschichte zu erzählen. Diese kommt mit viel Timbre und Hall aus allen Speakern. Nach gut 88 Minuten wird es dann richtig effektvoll, wenn Allan vom Psychiater in Trance versetzt wird.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Das 9. Leben des Louis Drax finden sich fünf Interviews mit den Darstellern und Regisseur Aja. Drei davon laufen gerade mal 90 Sekunden und liefern nur bedingt Informatives. Dazu gesellen sich die Originaltrailer und einige Programmtipps des Anbieters

Fazit

Das 9. Leben des Louis Drax bietet eine ungewöhnliche Story mit guten Darstellern und lupenreiner Optik – leider ist die Geschichte zu unausgegoren zusammengefügt
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Großbritannien/Kanada/USA 2016
Regie: Alexandre Aja
Darsteller: Jamie Dornan, Sarah Gadon, Aaron Paul, Oliver Platt
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 108
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Das 9. Leben des Louis Drax

Das 9. Leben des Louis Drax | Trailer (Deutsch / German) | 2017

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