Das Ende der Wahrheit

Blu-ray Review

Prokino Filmverleih, 07.11.2019

OT: –

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Wenn es quakt wie eine Ente … ist es eine Ente

Packendes Thriller-Kino aus Deutschland.

Inhalt

Martin Behrens ist beim BND, lange schon. Er ist erfahren und hält seine Arbeit für einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit in seinem Land – selbst wenn er dafür manchmal in der Grauzone zwischen Recht und freizügiger Auslegung von Vorgaben handelt. Privat läuft es derzeit auch gut, auch wenn seine Ex-Frau immer mal wieder mit Verpflichtungen gegenüber dem gemeinsamen Sohn um die Ecke kommt. Die Beziehung zu seiner Freundin, der Journalistin Aurice, läuft jedenfalls gut. Außerdem hat er soeben einen todsicheren Tipp erhalten, die Position eines gesuchten Terroristen in Zentralasien betreffend. Als die an die Kollegen vom US-Geheimdienst weitergegeben wird, erledigt eine Drohne den Rest – Zielperson ausgeschaltet. Es hätte alles gut sein können, wenn Aurice nicht plötzlich genau in dem Fall herumschnüffelt und Martin zu verstehen gibt, dass sie an einer „heißen Sache“ dran ist. Kurz darauf stirbt sie bei einem Anschlag in einem Restaurant. Offiziell wird das als Vergeltung für den Drohnenangriff gewertet. Doch Martin forscht nach und stößt dabei auf brisante Verwicklungen offizieller Stellen mit globalen Geschäftemachern. Der Feind, so sieht es aus, kommt dieses Mal nicht von außen …

Der Eröffnungsfilm auf dem Max-Ophüls-Preis-Filmfest ist eine lupenreine Genreproduktion aus Deutschland – endlich mal wieder. Zu oft muss sich der deutsche (Kino)Film anhören, dass der Inhalt eines Thrillers maximal für eine Folge Tatort gereicht hätte. Doch Philipp Leinemann legt seinen Finger tief in eine Wunde, die spätestens seit Whistleblowern wie Edward Snowden offen liegt – und das vollkommen unabhängig davon, in welchem Land und bei welchem Geheimdienst man sich gerade befindet. Das Ende der Wahrheit entwickelt ein Szenario aus Korruption, machtpolitischen und geschäftlichen Interessen sowie Waffenhandel und Embargopolitik, dessen Auswirkungen bis in die höchsten Instanzen reicht. Das kann man als Fiktion abtun oder aber näher an der Wahrheit verorten, als einem lieb sein kann. Geschrieben ist das jedenfalls brillant und zeugt von intensiver Recherche-Arbeit. Filmisch konzentriert sich der in München und auf Gran Canaria gedrehte Thriller auf die Verstrickungen der unterschiedlichen Parteien und persönlichen Entwicklungen zwischen den Figuren. Dabei sollte man aufmerksam am Ball bleiben, um nicht nur die ganzen Namen, sondern auch die Verwicklungen zwischen den Instanzen und Geschehnissen auf dem Schirm zu halben und nachvollziehen zu können. Ein Skandal ist, dass das im Kino ERNEUT niemand sehen wollte. 30.000 Zuschauer sind ein Armutszeugnis für einen derart hochklassigen Film. Und es zeigt in einer langen Abfolge von hochkarätigen deutschen Thrillern (angefangen bei Dominik Grafs Die Sieger bis nun zu Ende der Wahrheit), dass die Lobby für den deutschen (Polit)Thriller unglaublich gering ist. Abseits vom Tatort scheint niemand glauben zu wollen, dass hierzulande spannende Geschichten auch im Thriller-Format erzählt werde können.

Und anhand eines relativ geringen Budgets von zwei Mio. Euro ist Leinemann ein sogar herausragend ausgestatteter Film gelungen, dessen größer angelegte Schauplätze sogar internationales Format haben. Wann sieht man hierzulande schon mal Drohnen und Hubschrauber in Filmen, bekommt wuchtige Explosionen geliefert und wird Zeuge, wie ein Militärkonvoi in der Wüste angegriffen wird – zünftige Sniper-Wirkungstreffer inklusive? Und wo bekommt man schon so eine Versammlung bekannter und hervorragender Darsteller? Von Axel Prahl über August Zirner bis hin zum (erneut) tollen Zehrfeld? Großartig ist aber nicht nur er, der zwar physisch wie ein Fels in der Brandung steht, mental aber angreifbar und instabil bleibt (und auch erst Mal kotzt, wenn sein Konvoi angegriffen wird), sondern auch und vor allem Alexander Fehling. Wie er den ebenso jungen und unerfahrenen wie schnoddrigen Analysten mit buckliger Haltung und unfassbar schlecht sitzendem Anzug gibt, ist wirklich klasse. Er bildet den Gegenpol des ungleichen Duos wider Willen, aus dem eine Menge Dynamik entsteht – und Witz. Wenn sein Patrick Lemke auf Behrens‘ „Vorwurf“, er könne nicht mal den Unterschied zwischen der Hamas und der PLO erklären, lapidar antwortet: „muss ich auch nicht, dafür haben wir ja entsprechende Leute“, dann kann man sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Bis auf den vielleicht etwas abrupten Schluss ist Das Ende der Wahrheit ein packender und tiefgründiger Thriller, der unangenehme Fragen aufwirft und sie zur Diskussion in den Raum stellt. Bezeichnend indes, dass die deutsche Rezeption gebetsmühlenartig auf diese Genre-Werke eindrischt und auch an Leinemanns Film in Summe wenig gute Haare ließ. Fast möchte man meinen, das hiesige Feuilleton ist mit Schuld daran, dass der deutsche Thriller nie Fuß fassen konnte – und das ist schon auch ein bisschen skandalös!

Bild- und Tonqualität

Das Ende der Wahrheit beginnt mit kühlen Bildern der Hütte, auf die langsam der Schnee zu fallen beginnt. Im Inneren kommt ein leichtes Rauschen hinzu und die Kontrastdynamik lässt etwas nach. Außerdem werden leichte Randunschärfen sichtbar. Wenn es gänzlich dunkel wird, nehmen die Unruhen noch weiter zu und die Durchzeichnung geht in den Keller (12’50). Auf der anderen Seite sind Close-ups in guter Ausleuchtung bisweilen äußerst knackig und die Nachtaufnahme Münchens sieht wirklich klasse aus (25’25).
Der Ton von Das Ende der Wahrheit liegt unkomprimiert in dts-HD-Master vor. Zu Beginn konzentriert er sich auf die saubere Darstellung der Dialoge und scheint zunächst sehr vordergründig zu bleiben – bis nach knapp 25 Miinuten die Maschinengewehre sprechen und Querschläger im Heimkino landen. Erstmalig werden die Rears richtig genutzt, wo sie zuvor selbst bei der Filmmusik ziemlich unterfordert blieben (23’50). Dass der Ton aber richtig was kann, wird deutlich, wenn nach etwas über einer halben Stunde eine Bombe explodiert – und das für eine deutsche Produktion mal RICHTIG fett (34’28). Ebenso übrigens wie der intensive Shoot-out in der Wüste zum Finale hin, der absolut präzise Schüsse abfeuert.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Das Ende der Wahrheit finden sich neben einem kurzen Visual-Effects-Vergleich noch zwei Interviews mit Hauptdarsteller Zehrfeld und Regisseur Leinemann.

Fazit

Das Ende der Wahrheit ist ein ebenso brisanter wie hochklassiger Spionage-Thriller, der unbequeme Fragen aufwirft, auf die es keine leichten Antworten gibt. Brillant gespielt und erstaunlich hochwertig ausgestattet darf das sogar jenen gefallen, die sonst eher auf US-Produktionen dieser Art setzen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Bonusmaterial: 40%
Film: 80%

Anbieter: Prokino Filmverleih GmbH
Land/Jahr: Deutschland 2018
Regie: Philipp Leinemann
Darsteller: Ronald Zehrfeld, Alexander Fehling, Axel Prahl, Claudia Michelsen, Antje Traue, August Zirner
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 105
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder: © 2019 PROKINO)

Trailer zu Das Ende der Wahrheit

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