Das etruskische Lächeln

Blu-ray Review

das etruskische laecheln blu-ray review cover
Highlight Communications, 04.10.2018

OT: The Etruscan Smile

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Ein alter Gaul

Wie ein Griesgram wieder Freude am Leben findet.

Inhalt

Rory liebt seine Heimat auf der kleinen schottischen Insel am Rande der Äußeren Hebriden. Allerdings ist der griesgrämige Herr ziemlich krank. Und die Pferde-Medikamente, die ihm sein Tierarzt verschreibt, scheinen auch langsam die Wirkung zu verlieren. Weil er aber unbedingt Dorf-Mitbewohner Campbell überleben will, macht er sich widerwillig auf in die große Welt und besucht seinen Sohn Ian in San Francisco. Die bunte und viel zu helle Welt der Großstadt missfällt Rory augenblicklich, doch in den USA gibt es vielleicht einen Arzt, der mit Rorys Gesundheitszustand etwas besser Bescheid weiß. Kaum dort angekommen, muss er mit ansehen, wie man seinem Sohn „die Eier weggeschossen hat, um ihn zu zähmen“ und findet einen zehn Monate alten Enkel vor, den man nach modernsten Lehrbüchern erzieht – nichts für den traditionellen Rory, der dem Kind beim ersten Ausflug erst einmal eine gehörige Portion Blutwurst zwischen die noch nicht vorhandenen Beißer steckt. Doch nicht alles ist schrecklich fern der Heimat. Per Zufall lernt er Museumskuratorin Claudia kennen. Die spröde und strenge Dame fasziniert ihn. Und während er sich scheinbar auf seine alten Tage zu verlieben beginnt, taut sogar seine Beziehung zum Sohnemann auf – dem Enkel sei Dank …

Basierend auf José Luis Sampedros 1985er Roman „La sonrisa etrusca“ inszenieren die beiden Regisseure Oded Binnun und Mihal Brezis ihr Langfilmdebüt. Mit einem feinen Gespür für den sarkastischen Humor eines alten Grantels und die schwermütigeren Szenen konzentriert sich Das etruskische Lächeln voll und ganz auf seine Hauptfigur, die Brian Cox oscarreif darstellt. Schon die ersten Szenen stellen klar, dass dieser Mann nicht nur vom Leben und einer Krankheit ziemlich genervt ist und durchweg besser alleine zurecht kommt als in Gesellschaft. Großartig sind sämtliche Szenen, in denen das traditionelle Leben eines auf dem einsamen Land lebenden Mannes auf die Oberflächlichkeit von Großstadt und fernem Land trifft. Rory ist eine Einmann-Armee, die da über die USA hinwegfegt und lässt aber auch kein einziges gutes Haar an Lifestyle, „Kultur“ und Verhalten der Upper Class Society (oder der, die sich dafür hält).
Außerdem nimmt der Film gekonnt und unnachahmlich witzig die verweichlichte und von allen Seiten beeinflusste Art des Lebens und der Kinder-Erziehung auf den Arm. Wenn Rory im Kühlschrank seines Sohnes nur Superfood findet und dessen Ehefrau den 10 Monate alten Sohn nach hypermodernen Leitfäden aufzieht, die Schlaftraining oder autonomes Lernen beinhalten, ist das zwar plakativ, aber eben auch ziemlich witzig.

Und wenn Rory splitterfasernackt in die Bucht von San Francisco springt, ist das schon herrlich entwaffnend. Allerdings kann Das etruskische Lächeln auch anders. Wenn sich Vater und Sohn die Wahrheiten gleich im Dutzend an den Kopf werfen, ist klar, dass keiner von beiden hier im Recht ist. Die Schuld am verkorksten Verhältnis tragen sie zu gleichen Teilen – schmerzhafte Szenen, in denen man sich vielleicht auch selbst ein bisschen wiederentdeckt. Und wenn Rory nach und nach von seinem verbitterten Wettstreit mit Campbell abrückt, um die Wichtigkeit nicht im Tod, sondern im Leben zu finden, darf man sogar mal angerührt sein – selbst wenn sich der Film im Laufe seiner Love-Story hier und da mal etwas verzettelt und in die Länge zieht. Am Ende egal, denn die tollen Bilder, die Das etruskische Lächeln im Finale findet, entschädigen für ein paar kürzere Hänger.

Bild- und Tonqualität

Blitzsauber und mit tollem Kontrastumfang präsentiert sich das Bild von Das etruskische Lächeln. Naheinstellungen sind absolut scharf und selbst an den Rändern ist alles wunderbar aufgelöst. Die Farbgebung ist durchweg warm gehalten und lässt Hauttöne sehr angenehm und natürlich erscheinen. Selbst in dunklen Szenen fallen keinerlei Unruhen auf – ein wirklich hervorragendes Bild, das erst in den letzten Minuten auf den Äußeren Hebriden etwas unter zu flauem Kontrast leidet.
Akustisch lebt Das etruskische Lächeln immer dann etwas auf, wenn die Darsteller auf die Straße oder ins Museum geleitet werden. Dort gibt es ein wenig räumliche Atmosphäre. Auch der Filmscore wird dann etwas aktiver, während die Dialoge dauerhaft klar und gut verständlich sind. Anlass für echte direktionale Effekte oder dynamisch Attacken gibt’s keinen.

Bonusmaterial

Das etruskische Lächeln liefert neben den beiden Trailern und Programmtipps des Anbieters noch zwei Interviews – je eins mit den Hauptdarstellern Brian Cox und Rosanna Arquette.

Fazit

Das etruskische Lächeln zeigt erneut, dass die wirklich guten Filme oft von jenen Figuren handeln, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. Wer mal wieder was fürs Herz sucht, der wird hier fündig und bekommt einen großartigen Brian Cox in der Hauptrolle.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 80%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Oded Binnun, Mihal Brezis
Darsteller: Brian Cox, Thora Birch, Rosanna Arquette, Tim Matheson, JJ Feild, Treat Williams, Peter Coyote, Josh Stamberg,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 108
Codec: AVC
FSK: 6

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Highlight Communications)

Trailer zu Das etruskische Lächeln

Das Etruskische Lächeln - offizieller Trailer

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