Das Gesetz der Familie

Blu-ray Review

Gesetz der Familie Blu-ray Review Cover
Koch Films, 25.01.2018

OT: Trespass Against Us

 

 


Selilg sind die Beknackten!

Britisches Drama mit zwei herausragenden Akteuren.

Inhalt

Was Robin Hood im Sherwood Forest war, ist der Cutler-Clan in Gloucestershire/England (oder so ähnlich). Die zahlreichen Familien-Mitglieder leben wie die Gypsies in einer Wagenburg und ernähren sich von dem, was sie sich von Reichen der unmittelbaren Umgebung klauen. Doch irgendwas ist anders in letzter Zeit. Während Familienoberhaupt Colby seinen heranwachsenden Enkel Tyson lieber durch das Leben erziehen möchte, sieht Colbys Sohn Chad das anders. Er, der nie eine Schule besucht hat, hätte schon gerne, dass der Sohnemann etwas aus seinem Leben macht. Kein einfacher Konflikt, denn immerhin empfindet Chad für seinen eigenen Vater große Bewunderung und bietet ihm nur ungerne die Stirn. Doch je mehr illegale Aktivitäten von Colby anberaumt werden, desto tiefer rutscht Chad selbst in den Sumpf – stets mit einem Bein im Knast. Kein sonderlich zukunftsträchtiges Klima für Tyson. Zumal auch Chads Frau Kelly dessen Hörigkeit dem eigenen Vater gegenüber zunehmend missbilligt. Alles läuft auf einen echten Konflikt innerhalb der Generationen heraus …

Irgendwie entzieht sich Das Gesetz der Familie einer echten Bewertung. Da wird man Zeuge, wie eine große Gruppe Outlaws wie in einer Hippie-Kommune zusammenlebt und am Lagerfeuer Geschichten von einer flachen Erde erzählt und bekommt zwischendurch ein paar ziemlich derbe Verfolgungsjagden präsentiert, die richtig Spaß machen. Und das nicht nur, weil sie vom kongenialen Soundtrack der Chemical Brothers begleitet werden, sondern weil man sich ein paar sehr originelle Ideen hat einfallen lassen. Wenn Chad und seine Kumpels mit einem gelb übertünchten Kleinwagen die Polizei natzen und dabei nur ein winziges Gucklock in der Windschutzscheibe haben, kann man den irren Spaß der Gang durchaus nachvollziehen. Dazwischen, so ehrlich muss man sein, weiß man gar nicht, was man von Das Gesetz der Familie halten soll. Die Beschreibung der Familiensituation plätschert schon mal etwas unmotiviert vor sich hin und sieht sich bisweilen etwas. So viel spannende Dinge passieren dann am Lagerfeuer doch nicht. Brendan Gleeson (Am Sonntag bist du tot), Michael Fassbender (Alien: Covenant) und Sean Harris (Erlöse uns von dem Bösen) als verrückter „Tarzan“ retten diese etwas zähen Szenen allerdings und heben sie aus dem Mittelmaß heraus.

Gerade Fassbender agiert (mal wieder) stark und fügt seinem schon reichhaltigen Portfolio noch eine ganz ungewohnte Rolle hinzu. Als Gangster zwischen Familien-Ehre und Familien-Zukunft beherrscht er die dramatischen ebenso wie die sarkastischen Momente/Dialoge. Irgendwo zwischen freiem Lebenstraum und Verantwortung findet Fassbender die richtigen Töne – und zwar gleichermaßen mimisch wie in seinen Dialogen. Leider kann man dasselbe nicht vom Drehbuch sagen. Man weiß als Zuschauer schlicht zu keinem Zeitpunkt, woran man bei Das Gesetz der Familie ist. Beginnt das Ganze locker, luftig und witzig, nimmt er die dramatischen Szenen zu Beginn etwas zu leicht und wird dann plötzlich so ernst, dass einem alles irgendwie im Hals stecken bleibt. Nur um dann, nach dem Auffinden der beiden Kids wieder bemüht locker zu werden. Irgendwie passt das nur selten zusammen und sitzt unentschlossen zwischen den Stühlen. Ebenso unentschlossen wie die Figur Chads. Denn der tut sich selbst dann noch schwer, sich von der Familientradition loszusagen, wenn die Polizei seine Familie mit Maschinenpistolen bedroht. Dass dem Film der tonale Ausgleich schwer fällt, sieht man schon dem Trailer an. Der hält sich bewusst locker und komödiantisch, was aber einen falschen Eindruck erweckt. Denn gerade zum Ende hin wird der Film ziemlich bitter. Was man in jedem Fall mitnehmen kann, ist die Atmosphäre, die von Das Gesetz der Familie verströmt wird. Denn die atmet durchweg das britische Flair von Underdog-Filmen und gibt der Milieu-Studie den passenden Anstrich.

Bild- und Tonqualität

Wie es sich für einen britischen Film (scheinbar) gehört, so ist auch das Bild von Das Gesetz der Familie flau und durchweg zu hell. Der Kontrastumfang ist maximal mittelprächtig und Farben wirken entsättigt. Dazu gesellt sich ein beständiges Korn, was die analoge Herkunft des Filmmaterials bezeugt. Das ist zwar technisch nicht so anspruchsvoll, passt aber zur Atmosphäre der Story.
Beim Sound überzeugt Das Gesetz der Familie deutlich eher als beim Bild. Schon die anfängliche Verfolgungsjagd des Hasen gerät äußerst räumlich und lässt das Stroh in Richtung des Zuschauers fetzen. Wenn dann der Feuerlöscher im Feuer explodiert, gerät die Explosion erstaunlich druckvoll. Die deutschen Dialoge sind dagegen leider ziemlich muffig und auch etwas zu leise geraten. Hier hätte man sich ein Beispiel nehmen dürfen an den Originalstimmen, die deutlich harmonischer eingebettet sind und hörbar lauter ertönen. Ohnehin ist die englische Spur eine Empfehlung wert, wenn man den Hardcore-Slang bedenkt, der von allen Beteiligten gesprochen wird. Das erfordert zwar selbst für Englisch-Kenner zuweilen Untertitel, macht aber richtig Spaß. Spaß machen auch die Umgebungsgeräusche. So klingt das Rauschen der Blätter im Wald wirklich authentisch (16’50). Auch die Szenen mit Hubschrauber-Verfolgungen gelangen effektvoll ins Heimkino und nutzen dieses typische „Flappen“ ziemlich dynamisch.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Das Gesetz der Familie findet sich neben den Trailer und einer B’Roll noch ein Feature, in dem Adam Smith über die Chemical Brothers referiert. Außerdem wurden noch sieben Interview mit Cast & Crew abgelegt, die insgesamt immerhin über 70 Minuten Laufzeit haben. In „Blood Bonds: On the Set“ rekapitulieren die Macher die Produktion des Films. Das ist zwar interessant, aber leider nicht untertitelt.

Fazit

Das Gesetz der Familie zeigt zwei großartige Schauspieler in einem tonal unausgewogenen Film. Das sich langsam heranschleichende Drama wird immer wieder durch etwas unpassende komische Aspekte gebrochen. Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt durchaus stimmungsvolle Bilder, authentische Figuren, ehrliche Gefühle und ein paar tolle Verfolgungsjagden obendrauf.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: GB 2016
Regie: Adam Smith
Darsteller: Michael Fassbender, Grendan Gleeson, Lyndsey Marshal, Georgie Smith, Rory Kinnear, Killian Scott, Sean Harris
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Das Gesetz der Familie

Das Gesetz der Familie (Deutscher Trailer) - Michael Fassbender, Brendan Gleeson, Lyndsey Marshal

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