Das Pubertier – Der Film

Blu-ray Review

Das Pubertier Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, 09.11.2017

OT: –

 


Von aufmüpfigen Gören

Wie der Regisseur von Herr Lehmann sich der Vorlage von Jan Weiler annahm, klärt das Review.

Inhalt

Wenn aus dem kleinen süßen Kind plötzlich ein fieses Pubertier wird – Hannes hatte 14 Jahre lang seine Tochter eher im Hintergrund heranwachsen sehen. Doch nun werden die Verhältnisse umgekehrt. Seine Frau Sara möchte endlich wieder mal am aktiven Arbeitsleben teilnehmen und sich dort Bestätigung suchen, wo sie im Alltag des Hausfrauen-Daseins einfach fehlt. Hannes hingegen zieht freiwillig in den Innendienst und will ein Buch schreiben. Währenddessen ließe sich doch vorzüglich auf Tochter Carla aufpassen und sie auf die wichtigen Dinge des Leben vorbereiten. Es hätte ihm eine Warnung sein müssen, dass der etwas ältere Sohn des befreundeten Paares momentan schwer rebelliert und nicht einen Furz auf das hört, was Papa oder Mama sagen. Und tatsächlich: Auch Carla zeigt plötzlich jede Eigenschaft einer pubertierenden Dame – zumal Hannes offenbar das letzte Mal in ihrem Zimmer war, als dort noch Pony-Poster hingen. Mittlerweile gleicht es einer Müllhalde mit Elyas-M’Barek-Postern an der Wand. Und dass sie im Netzfummel in die Schule will, passt Hannes auch nicht so ganz. Doch das ist nur der Anfang einer chaotischen Zeit voller Missverständnisse …

Auf Basis von Jan Weilers Roman liefert Leander Haußmann (Herr Lehmann) seine Verfilmung von Das Pubertier ab und lockte damit im just vergehenden Jahr fast eine Million Zuschauer in die Kinos. Die reale Vorlage der Carla in der Geschichte, die Tochter Weilers, trat im Vorfeld an Haußmann heran und wünschte sich, dass sie im Film nicht ganz so mies wegkommen wollte wie in den Geschichten ihres Vaters. Das ist dem Regisseur leider nur bedingt gelungen. Der sonst typische Humor seiner Filme weicht hier einer ziemlich krachledernen Variante, die dem Titel des Films zwar gerecht wird (pubertär), aber vor allem in der losen Abfolge aneinandergereihter Szenen, die keinem Schema zu folgen scheinen, nie richtig zündet. Hauptdarstellerin Harriet Herbig-Matten ist in der Tat so nervig, dass man sie auch als Noch-Nicht-Vater schnell zum Teufel wünscht und Liefers‘ drolliger Charme hat Mühe, gegen das schwache Timing anzukommen. Völlig daneben benimmt sich auch der sonst so großartige Detlev Buck, der sich als Vater des pubertierenden Sohnes Egon Erwin zahlreiche Peinlichkeiten erlaubt. Lichtblick ist Heike Makatsch, die mit Eleganz und Natürlichkeit auch auf die absurdesten Momente reagiert. Und obwohl Liefers den ganzen Film über irgendwie derangiert aussieht, gelingen auch ihm ein paar nette Sprüche. Die resultieren vornehmlich daraus, dass er sich als Vater mit Kultur- und Generations-Clash relativ charmant blamiert – im Gegensatz zu Justus von Dohnányi, der sich als Möchtegern-Checker mit Jugendslang völlig peinlich benimmt. Wirklich oberflächlich werden die Probleme der Jugend geschildert, wenn sie auf einer Party Carlas zum Tragen kommen – ernst jedenfalls nimmt Das Pubertier diese Entwicklungsphase kein Stück. Und für eine Satire ist es dann wiederum zu wenig böse. So sitzt Leander Haußmann mit seiner Verfilmung ein wenig zwischen den Stühlen und hat sich vielleicht ein bisschen für den falschen Inszenierungsweg entschieden.

Bild- und Tonqualität

Warme Farben, wie sie für deutsche Komödien typisch sind, bestimmen das Bild von Das Pubertier. Das Bild läuft durchweg ruhig und zeigt sich relativ frei von Korn. Die Schärfe geht in Ordnung, der Kontrastumfang könnte etwas höher sein. In dunklen Szenen fehlt’s etwas an Zeichnung, Close-ups geraten allerdings schön plastisch.
Beim Sound von Das Pubertier fällt der sehr luftige Filmsoundtrack auf, der aus allen Lautsprechern kommt und eine sehr breite Bühne aufbaut. Dazu kommen die sehr gut verständlichen Dialoge, die nur in den hysterischen Momenten von Carla etwas überziehen. Überraschend effektvoll sind direktionale Sounds wie das Vogelgezwitscher im Garten der Wengers.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Das Pubertier wurden Outtakes, acht Interviews sowie vier entfernte Szenen abgelegt. Hauptfeature ist das Making-of, das mit neuen Minuten Laufzeit aber ein wenig kurz geraten ist. Dennoch liefert es ein paar sehr nette Einblicke ins Set und Anekdoten aus seinem eigenen Leben.

Fazit

Mit einer originellen Grundprämisse ausgestattet, hat Das Pubertier zwar einige witzige Momente und mit Makatsch und Liefers zwei gut aufgelegte Erwachsenen-Darsteller, leidet aber an der zerfahrenen Inszenierung und teils formelhaften Konfliktsituationen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 55%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: Deutschland 2017
Regie: Leander Haußmann
Darsteller: Jan Josef Liefers, Heike Makatsch, Harriet Herbig-Matten, Detlev Buck, Monika Gruber, Justus von Dohnányi
Tonformate: dts HD-High-Resolution 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 6

Trailer zu Das Pubertier

DAS PUBERTIER – DER FILM - offizieller Trailer

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