Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Blu-ray Review

Schicksal ist ein mieser Verräter Blu-ray Review cover
20th Century Fox, seit 17.10.2014

OT: The Fault in Our Stars

 


„Okay“

Wenn ein Drama über krebskranke Jugendliche weltweit 300 Mio. Dollar einspielt, scheint jemand etwas richtig gemacht zu haben …

Inhalt

Hazels Alltag besteht aus einem Medikamenten-Cocktail, permanenter Sauerstoffzufuhr und dem Besuch bei einer ziemlich nervigen Selbsthilfegruppe. Denn Hazel hat nach ihrem überstandenen Schilddrüsenkrebs nun Metastasen in der Lunge. Einzig ihr Sarkasmus versüßt ihr den Tag und die Liebe ihrer Eltern verkraftet sogar, wenn sie mal wieder über die Stränge schlägt. Trotz ihrer teils zynischen Sicht auf die Dinge sieht sie dem Tod realistisch ins Auge. Als sie während einer der Sitzungen „im Zentrum Jesus“ den forschen und direkten Augustus kennenlernt, scheint genau das zu passieren, was sie ansonsten nur beobachtet: Sie verliebt sich – und zwar Knall auf Fall und so sehr, dass sie kaum warten kann, bis er sich wieder meldet. Gus selbst hat schon einen Unterschenkel an die Krankheit verloren, nimmt’s aber mit Humor. Und zwar mit derselben Art von Humor, die Hazel ebenfalls ausmacht. Als Gus erfährt, dass Hazel den Roman eines holländischen Autors verehrt, zum Ende des Buchs aber noch ein paar Fragen hätte, stellt er den Kontakt zu Peter van Houten her. Noch unglaublicher: Er schafft es, eine Einladung van Houtens nach Amsterdam zu erwirken und damit Hazels größten Wunsch zu erfüllen. In der niederländischen Stadt angekommen, warten allerdings zwei ungeahnte und schmerzvolle Momente auf Hazel …

Klischees in Filmen über Todkranke gibt’s wie Sand am Meer und Klischees in Jugendfilmen gibt’s noch reichlicher. Das Schicksal ist ein mieser Verräter von Regisseur Josh Boone (Stuck in Love) vermeidet weitestgehend sämtliche erwartbaren Stereotypen, verschweigt aber nicht, dass es sich bei Krebs um eine ernsthafte Krankheit handelt, die auch in schönen Momenten zuschlagen kann. Boones Film ist dennoch immer dann herausragend, wenn seine Protagonisten der Erkrankung mit Humor begegnen, kurzfristige Pläne schmieden und ein Stück Normalität leben. Das ist zugleich bewegend und herzergreifend, wie es witzig und charmant ist – beispielsweise, wenn der coole Gus kurz vor dem Abheben nach Amsterdam plötzlich aus Flugangst hypernervös rumzappelt und sich dann freut wie ein kleines Kind. Natürlich kann so eine Story (die im Übrigen auf dem Beststeller des sympathischen John Green basiert) nur dann funktionieren, wenn die jungen Darsteller zueinander und zur Geschichte passen. Shailene Woodley, die schon in The Descendants und zuletzt in Divergent überzeugen konnte, scheint mühelos den Schalter zwischen Witz und Tragik umlegen zu können und wirkt zu jedem Moment authentisch. Unglaublich, wie gut die junge Darstellerin ist – zumal sie nahezu perfekt mit Ansel Elgort harmoniert, der als Gus um keinen Spruch verlegen ist.

Vielleicht liegt das auch daran, dass die beiden schon in Divergent als Geschwisterpaar gemeinsame Schauspielerfahrung sammeln durften. Während Laura Dern als leidende und gütige Mutter immer noch aussieht, als würde sie zum ersten mal einen Brontosaurus im Jurassic Park sehen, ergänzt Willem Dafoe als griesgrämiger, gemeiner und versoffener Autor, dem in der Vergangenheit ebenfalls viel Schmerz widerfahren ist, die beiden Hauptdarsteller hervorragend. Boone variiert in Das Schicksal ist ein mieser Verräter geschickt zwischen den lockeren und den bewegenden Momenten und verursacht beim Zuschauer immer wieder einen Kloß im Hals, nur um diesen dann in einer entspannenden Szene wieder zu lösen. Dazu gesellt sich mit Amsterdam ein für US-Verhältnisse exotischer Schauplatz und die perfekt ausgewählte melancholische Filmmusik von Bands wie M83. Gerade Amsterdam, genauer das Anne-Frank-Haus, ist Ort des ersten Filmhöhepunkts und zwar eines im Ton selten so gut getroffenen. Käufer der Blu-ray kommen im Übrigen in den Genuss einer ca. sechs Minuten längeren Extended Fassung.

Bild- und Tonqualität

Kräftige, natürliche Farben und ein sehr harmonischer Kontrast bestimmen das Bild von Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Die Bildruhe ist sehr hoch, die Kameraführung beschränkt sich meist auf wenig hektische Einstellungen und Rauschen bzw. Korn sind nur bei wenigen Einstellungen von Himmelshintergründen ein Thema.
Tonal bleibt Das Schicksal ist ein mieser Verräter zumeist auf die Front beschränkt – selbst die Filmmusik nutzt nur selten die rückwärtigen Lautsprecher. Die Dialoge gelangen jedoch präzise und durchaus kräftig ans Ohr. Nur sehr selten werden direktionale Effekte eingesetzt, um für etwas Räumlichkeit zu sorgen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Das Schicksal ist ein mieser Verräter findet sich ein Audiokommentar, den Regisseur Boone und Autor John Green gemeinsam eingesprochen haben. Green findet sich auch im ersten Feature „“ wieder, in dem er mitteilt, dass er die Rechte am Buch zunächst gar nicht verkaufen wollte, dann aber doch einlenkte, als er merkte, dass der Produzent ein noch größerer Liverpool-Fan ist als er selbst – so jemandem konnte er ja nur vertrauen. Drei Featurettes warten ebenfalls. In „Scribe on Set“ bekommen wir kurz Einblicke ins Casting der Stars, begleiten Green ans Set und erfahren, wie glücklich er ganz offensichtlich mit der Verfilmung ist. In „Our Little Infinity“, das nur eine Minute lang geht, erklären die beiden Hauptdarsteller, worum es im Film geht. „The Music behind Our Stars“ letztlich klärt innerhalb von drei Minuten über die Filmmusik, bzw. das Finden der richtigen Songs für den Film auf. Schön ist, dass hier gleiche mehrere der Singer- und Songwriter zu Wort kommen.

Fazit

Das Schicksal ist ein mieser Verräter hätte seine Buchvorlage kaum besser auf Zelluloid bannen können. Boones Film trifft jeden Ton, bewegt ebenso wie er immer wieder für humorvolle Momente sorgt und beobachtet präzise, wie Krebs das Leben junger Menschen beeinflusst. Er zeigt aber ebenso, dass der Lebenswille und der Wunsch nach Normalität auch die schmerzhaften Momente besiegt – beeindruckend, wie gut Shailene Woodley und Ansel Elgort das rüberbringen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (deutsche Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 90%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Josh Boone
Darsteller: Shailene Woodley, Ansel Elgort, Laura Dern, Sam Trammell, Nat Wolff, Willem Dafoe
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de, sp
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 126
Codec: AVC
FSK: 6