Das Versprechen eines Lebens

Blu-ray Review

Das Versprechen eines Lebens Blu-ray Review Cover
Universal Pictures, seit 17.09.2015

OT: The Water Diviner

 


Wer suchet …

… der findet – doch im Falle von Joshuas Reise scheint die Suche zunächst aussichtlos.

Inhalt

Vier Jahre nachdem ihre drei Söhne vermutlich bei der Schlacht von Gallipoli 1915 ums Leben kamen, bringt sich deren Mutter Eliza um. Am Grab stehend verspricht ihr der zurückgebliebene Witwer Joshuah, dass er die Söhne finden und nach Hause bringen wird. Dafür muss der Australier nach Konstantinopel reisen, blitzt aber schon bei den Behörden ab, die ihm nicht die nötigen Passierscheine für das Übersetzen auf die Halbinsel aushändigen. Da kommt es nicht ungelegen, dass er auf die hübsche Ayshe trifft, die vor Ort ein Hotel betreibt und davon erzählt, dass es einen Fischer gibt, der Leute ohne Passierschein übersetzt. Auf Gallipoli angekommen trifft er auf Lt. Col. Cyril Hughes und den türkischen Major Hasan. Während Hughes die Suche nach den Söhnen für ein hoffnungsloses Unterfangen hält und Joshua am liebsten wieder nach Hause schicken würde, zeigt sich Hasan empathisch – er sei der einzige Vater, der den Weg auf sich genommen hätte, nach seinen Söhnen zu suchen, sagt er und hilft ihm beim Auffinden der drei Brüder. Als sich herausstellt, dass einer seiner Söhen eventuell doch nicht auf dem Schlachtfeld starb, beginnt die Suche von Neuem …

Nach zwei Dokumentationen und einem Video-Kurzfilm nimmt sich Russell Crowe einer lose auf wahren Begebenheiten basierenden Geschichte an zeichnet ein sehr versöhnliches Bild der Nachwirkungen des ersten Weltkriegs. Seine bewusst freundliche Darstellung sowohl des türkischen Majors als auch des englischen Col. Hughes (überraschend ausgeglichen agierend: Jai Courtney Die Bestimmung – Insurgent) sorgt für eine wenig dramatische Darstellung der Dinge, was in Das Versprechen eines Lebens allerdings kein Schaden ist. Im Gegenteil, es bedarf keiner großen Feindseligkeiten, um die persönliche Geschichte des Joshua zu erzählen. Crowe begegnet gerade der türkischen Kultur mit großem Respekt und vollkommen vorurteilsfrei. Er zeichnet die Figur des Hasan mit großer Weisheit und kann sich mit Yilmaz Erdogan auf einen herausragenden Akteur verlassen, der in seinen Szenen nicht nur Crowe alt aussehen lässt, sondern Das Versprechen eines Lebens praktisch dominiert. Schauspielerisch sind diese Szenen von hoher Güte, emotional reißen sie bisweilen mit und leben dazu von erlesen fotografierten Aufnahmen vor atemberaubenden Kulissen. Die eingestreuten Szenen auf dem Schlachtfeld sind dazu durchaus schonungslos, roh und aufgrund des dynamischen Tonsektors wirklich intensiv. Doch bei allem Lob für die Herangehensweise an die Geschichte, gilt die größte Kritik der Zweiteilung des Films. Während die Suche nach dem überlebenden Sohn spannend inszeniert und fesselnd gespielt ist, wollen die Turteltaubenszenen zwischen Joshua und Ayshe so gar nicht zum Geschehen passen. Tatsächlich hätte man sie komplett weglassen können und der Film hätte dennoch funktioniert. Dazu kommt, dass die beiden weiblichen Rollen grandios fehlbesetzt wurden. Während Olga Kurylenko optisch zumindest noch in die Nähe einer osmanischen Frau kommt, dafür aber schauspielerisch limitiert ist, grenzt es schon ans Lächerliche, das blonde Schönchen Isabel Lucas (The Loft) in der Rolle der Natalie zu besetzen. Nicht nur ist Lucas eine schwache Schauspielerin, passt auch ihr krampfhaft auf osteuropäisch gefärbter und getrimmter Look überhaupt nicht ins Bild. Glücklicherweise nehmen diese Sequenzen nur einen kleineren Teil von Das Versprechen eines Lebens ein, sodass die positiven Aspekte überwiegen. Crowe selbst muss man attestieren, dass er hier tatsächlich ein besserer Regisseur denn Schauspieler ist. Möglicherweise war auch die doppelte Belastung etwas zu viel, um noch außergewöhnlich emotional spielen zu können. Dass er Regietalent hat, das beweist er mit seinem ersten Langfilm allerdings durchaus.

Bild- und Tonqualität

Dem Bild von Das Versprechen eines Lebens steht die braungelb gehaltene Filterung sehr gut. Es lässt die historische Bedeutung des Films noch authentischer erscheinen. Während der Rückblicke in die kriegerischen Auseinandersetzungen wird die Szenerie von deutlichem Korn begleitet, was auch dort für ein hohes Maß an Authentizität sorgt. Die Schärfe während der Nahaufnamen ist bestechend gut, Randunschärfen sind hier zur Abwechlsung mal kein Thema.
Wow – trotz mal wieder „nur“ dts-Sound in Deutsch hat man Einaudis „Newton’s Cradle“ noch nie derart voluminös und basskräftig hören dürfen. Was Das Versprechen eines Lebens schon vom ersten Moment an akustisch bietet, ist von höchster Dynamik. Von den kraftvollen Schüssen aus den türkischen Gewehren, die über das Schlachtfeld hallen bis hin zu den dezenten Umgebungsgeräuschen in der drögen Gegend während Joshua auf Wassersuche geht, wird die volle Bandbreite des Spektrums genutzt. Immer wieder durchbrechen unvermittelt Rückblicke in den Krieg das ansonsten sehr dezente und ruhige Geschehen, das sich hauptsächlich auf die Verständlichkeit der Dialoge konzentriert.

Bonusmaterial

Im Making-of von Das Versprechen eines Lebens, das als einziges Feature im Bonusmaterial hinterlegt ist, erzählt Russell Crowe davon, was es braucht, um einen Film zu realisieren. Mit warmer Stimme führt er in den Hintergrundbericht ein, sodass man unbedingt das Gefühl bekommt, er habe bedingungslos hinter seinem Projekt gestanden – ein zwar nicht extrem umfassendes, dafür aber sehr emotionales und angenehmes Making-of. Zum Brüllen komisch sind die Schilderungen seiner Darsteller, denen das Boot-Camp des topfitten Crowe bisweilen doch etwas zu anstrengend war.

Fazit

Das Versprechen eines Lebens teilt sich auf in einen spannend-unterhaltsamen und einen schwachen Teil – Russell Crowes Regiedebüt hinterlässt deshalb einen etwas zwiespältigen Eindruck. Wer über das romantische Geplänkel hinwegschauen kann, der wird allerdings mit einem unterhaltsamen Trip in die Historie vor grandioser Naturkulisse belohnt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: AUS/TÜ/USA 2015
Regie: Russell Crowe
Darsteller: Russell Crowe, Olga Kurylenko, Jai Courtney, Yilmaz Erdogan, Cem Yilmaz, Ryan Corr, Ben O’Toole, James Fraser, Steve Baston, Dylan Georgiades, Isabel Lucas
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 112
Codec: AVC
FSK: 12