Blu-ray Review
OT: Dead Night
Extradosis Eisenoxid
Im Backwood ist die Hölle los!
Inhalt
James hat eine unangenehme Diagnose bekommen: Krebs. Während er es selbst mit Fassung trägt, kann seine Frau Casey damit nicht so gut umgehen. Sie klammert sich an jeden möglichen Zweig, um James zu helfen. Als sie von einem Ort im Wald hört, der möglicherweise Heilkräfte hat, schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen kann man dort mit Sohnemann Jason und Tochter Jessica sowie deren Freundin Becky ein paar entspannte Tage verbringen und zugleich vielleicht die “Wirkung” der Gegend für James Heilung einsetzen. Doch dann findet James eine bewusstlose Dame im verschneiten Wald. Es gelingt ihnen, Leslie – so der Name der Frau – wieder zu beleben und lädt sie zum Abendessen ein. Doch dann benimmt sich die Fremde zunehmend seltsam und respektlos. Bald stellt sich die Frage, ob Leslie wirklich Hilfe brauchte oder einen ganz anderen Plan hatte …
Warum nicht mal wieder einen zünftigen Horrorstreifen, der sich genüsslich im 80er-Jahre-Genrekino bedient?
Das dachten sich wohl Regisseur Brad Baruh (Produzent einiger Marvel-One-Shots) und Drehbuchautor Irving Walker, als sie ihren zweifelsohne von Vorbildern wie The Howling, Tanz der Teufel oder Cabin in the Woods inspirierten Dead Night auf den Weg brachten. Und weil’s heutzutage cool ist, ein bisschen Reality-Touch mit rein zu bringen, fügen sie noch Elemente einer (Fake) Crime-Insight-TV-Show (inkl. Werbeblöcke) dazwischen. Letzteres ist allerdings eher ein Störfaktor als innovativer Zusatz. Denn die Geschichte passt ohnehin auf ein Blatt Papier, sodass eine Kommentarfunktion über Real-Crime-Moderatoren völlig redundant erscheint. Zumal es aus der Spannung immer wieder heraus reißt. Aber das ist ja nur die Kehrseite der Medaille. Denn ansonsten gelingen dem oldschooligen Backwood-Horror-Streifen erstaunlich gute Momente. Angefangen vom ziemlich gelungenen Humor (meist ausgehend vom krebskranken Vater) über die durchweg weit über üblichem Genre-Niveau agierenden Darsteller bis hin zu den praktischen Maskeneffekten gibt’s hier nicht so viel zu meckern. Zumindest nicht, wenn man über die wenig originelle Story und eben jene True-Crime-Sequenzen hinwegsehen kann.
Bild- und Tonqualität
Dead Night wurde sichtbar digital gefilmt – möglicherweise mit DSLR-Kameras, was in den Bewegtbildern schon mal etwas befremdlich erscheint, weil man den Eindruck hat, dass hier eine Zwischenbildberechnung im Spiel ist. Dafür ist die Bildruhe bestechend. Selbst in dunklen Szenen trübt kein Korn den Eindruck und gut ausgeleuchtete Momente sind von hoher Klarheit. Sogar die Schärfe kann in Close-ups überzeugen, ist in Halbtotalen aber eher flach und soft. Farben wirken eher etwas desaturiert, Kontraste gehen in Ordnung.
Beim Ton muss man zwar keine Wunder erwarten, aber sowohl die Filmmusik als auch ein grollendes Gewitter werden schon mal recht räumlich auf die Surround-Speaker gelegt, während Dialoge auf dem Center leider etwas muffig klingen. Erstaunlich gut gelingen direktionale Effekte wie ein Kratzen auf Holz oder die Geräusche irgendeines Wesens von den Rears. Jumpscares werden dann bisweilen etwas dynamischer begleitet. Doch so richtig kraftvoll geht’s hier bis zum Ende, das ein paar satte Punches aus dem Sub liefert, nicht zu.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Dead Night gibt’s neben einigen Trailern noch vier Minuten an entfernten Szenen, die wiederum hauptsächlich aus solchen bei der True-Crime-Show bestehen.
Fazit
Dead Night hat ein paar der effektivsten und blutigsten (praktischen) Maskeneffekte der letzten Monate zu bieten, die es sogar unbeschadet durch die FSK geschafft haben. Barbara Crampton ist für Fans ohnehin ein Must-See und der bisweilen integrierte Humor lockert das etwas dünne Drehbuch gut auf – gehört zu den besseren Vertretern der Indie-Horrorfilme.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 20%
Film: 65%
Anbieter: Tiberius Film Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Brad Baruh
Darsteller: Brea Grant, AJ Bowen, Barbara Crampton, Sophie Dalah, Elise Luthman, Joshua Hoffman, Daniel Roebuck
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 83
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film Home Entertainment)