Blu-ray Review
OT: Death Wish
Grim Reaper
Bruce Willis beerbt Charles Bronson im Remake von Death Wish.
Inhalt
Paul Kersey ist ein guter Chirurg – einer, der auch mal die Knarre eines Verbrechers unter die Bahre kickt, wenn der Delinquent gerade verblutend vor ihm liegt. Erste Hilfe ist für ihn oberstes Gebot – unabhängig von dem, was der Verletzte zuvor getan hat. Der Alltag mit seiner ihn liebenden Frau Lucy und der gemeinsamen Tochter Jordan erdet ihn dann wieder von der harten Arbeit in seinem Chicagoer Hospital. Dann jedoch werden Frau und Kind selbst Opfer einer Gewalttat. Während Paul bei der Arbeit ist, dringen Einbrecher in das Haus ein. Beide Frauen werden angeschossen und in eben jenes Krankenhaus geliefert, in dem Paul arbeitet. Der kann seine Trauer kaum fassen, nachdem Lucy den Schussverletzungen erliegt und Jordan ins Koma fällt. Noch tragischer wird es aber dadurch, dass die Polizei Paul informiert, dass sie mit den Verbrechen der Stadt überfordert ist. 762 Morde innerhalb eines Jahres – so viele Polizisten kann es nicht geben, um all das zu lösen – vor allem nicht mit legalen Mitteln.
Als Kersey eines Abends Zivilcourage beweist und deshalb zusammengeschlagen wird, rüstet er auf. Bald darauf bekommt er die Gelegenheit, ein paar Gangster zu stellen und umzunieten. Und weil das von einer Passantin gefilmt und in den sozialen Netzwerken viral geht, hat Chicago bald einen Schutzengel …
1974 inszenierte Michael Winner mit Ein Mann sieht rot den Vater aller modernen Rache-Filme. Ein Actionthriller, dem man seinerzeit Zynismus und Verherrlichung von Selbstjustiz vorwarf – nicht ganz zu Unrecht. Auch aus heutigen Gesichtspunkten.
Doch wir schreiben das Jahr 2018 und mittlerweile haben sich Liam Neeson schon in drei Taken-Filmen sowie Keanu Reeves in John Wick und John Wick 2 gerächt. Und auch die beiden sind kaum zimperlich mit ihren Opfern umgegangen. Der Rachefilm wird sich dementsprechend immer in einer moralischen Grauzone bewegen, was auch bei Eli Roths Remake von Death Wish der Fall ist. Es darf sich allerdings gefragt werden, worin der Unterschied zwischen einem Spider-Man/Batman/Superman und einem Paul Kersey liegt. Denn auch die Herren und Damen Superhelden der Marvel- und DC-Welt nehmen das Gesetz in die eigene Hand – systematisch ist das nicht anders. Nur eben weniger blutig und bitter.
Was Roth (der mit seinen Hostel-Filmen neue Maßstäbe in Gewaltdarstellungen setzte) allerdings dem Original voraus hat, ist die Integration der modernen Medien. Hier arbeitet sich der Zynismus ab, wenn Kersey dort als Held gefeiert wird. Die reaktionären Kommentare anonymer Internet-Poster sind der eigentliche Skandal und reflektieren ziemlich treffend die aktuelle Situation in sozialen Netzwerken.
Was Roths Death Wish ebenfalls besser macht als das Original, ist seine bemüht-differenzierte Betrachtung der Polizei-Arbeit. Dem Regisseur war es wichtig, die Cops nicht als unfähige Einfallspinsel darzustellen. Vielmehr wären sie durchaus in der Lage, Verbrechen aufzuklären, wenn sie nicht so überfordert und unterbesetzt wären. Die Polizei selbst nutzt die sozialen Medien, um für die Verbrechen Aufmerksamkeit zu erlangen. Wenn dies in verstärktem Fall passiert, nehmen es die Medien auf und das öffentliche Aufsehen sorgt für Druck innerhalb der Politik. Wenn’s die Medien nicht aufnehmen, sind es „nur“ unbedeutende Fälle, die schnell zu den Akten gelegt werden. Roth zeichnet kein sehr optimistisches Bild der US-Großstädte und dringt ein wenig tiefer in die Meta-Ebenen ein. Natürlich kann ein Film wie Death Wish keinerlei Lösung anbieten und natürlich ist die Art und Weise, wie Kersey die Probleme löst, alles andere als unterstützenswert. Roth lässt es sich aber nicht nehmen, süffisant die laxen Sicherheitsbestimmungen des Waffenkaufs in den USA zu kommentieren, wenn Kelsey sich erstmals mit der begeisterten Bethany aus dem Waffenshop unterhält. Durchaus sinnbildlich darf auch verstanden werden, wenn der Regisseur Bilder von Kelseys Schusswaffentraining jenen gegenüber stellt, in denen er Schussverletzungen im OP behandelt.
Bruce Willis, der in die Rolle von Bronson schlüpft, ist dabei die ideale Besetzung. Ihm gelingt es durchaus, den Wandel vom zahmen Lebensretter zum Rächer glaubwürdig darzustellen. Sein Spiel ist durchweg differenzierter als jenes von Bronson, der schauspielerisch doch eher limitiert war und praktisch nur über sein kantiges Gesicht (dessen Mine er nie verzog) wirkte. Für Willis bedeutet es eine Rückkehr zum harten Actionheld, den er zuletzt (oft erfolgreich) eher karikiert hatte. Als linkshändiger Grim Reaper ist er zwar nicht so elegant wie John Wick und auch nicht so emotional wie Bryan Mills, doch eine Mischung aus John McClane und Robert McCall ist ja auch nicht so verkehrt.
In puncto Gewaltdarstellung ist die 18er Freigabe übrigens durchaus gerechtfertigt – speziell während der Szene in der Autowerkstatt – selbst wenn Fans von Eli Roth mehr gewohnt sind.
Bild- und Tonqualität BD
Death Wish wartet mit einem der saubersten und ruhigsten Bildqualitäten der letzten Monate auf. Selbst in den ganz dunklen Szenen in Innenräumen zeigt sich auf uniformen Hintergründen nur ein ganz leichtes Korn. Ansonsten sieht man keinerlei Wuseln oder Unruhe. Die warme Farbgebung sorgt für angenehm braune Hauttöne. Lediglich während der Szenen im Krankenhaus wird’s ein bisschen kühler und grünblauer, was atmosphärisch natürlich super passt. Sehr gut ist die Schärfe. Egal, ob in Close-ups, Halbtotalen oder auch in weitwinkeligen Shots – stets sind Details gut erkennbar. Das ist aber auch ein Verdienst des hohen Kontrastumfangs, der sattes Schwarz und tolle Spitzhelligkeiten liefert, was noch zu dynamischeren Bildeindrücken führt. Randunschärfen sind nicht zu beklagen und somit gehört die BD zu einer der besseren Scheiben der letzten Monate.
Der Ton von Death Wish liegt in dts-HD-Master vor (ebenso für die UHD) – und zwar für beide Sprachen. Was leider von Beginn an auffällt, sind seine etwas muffigen Dialoge. Gerade Willis (mit angestammter Synchro) versteht man bisweilen nur, wenn man recht laut hört. Das wiederum führt zu einem brummeligen Score, der relativ undynamisch und wenig differenziert erklingt. Wesentlich besser gelingen die vereinzelten Schüsse – gerade jene von Schwiegervater Ben, wenn er die Wilderer vertreibt (26’20). Sie sind nicht nur staubtrocken, sondern hallen auch wunderbar nach. Geradezu sensationell ist die Direktheit des Schusseffekts, wenn Kelsey seine erste Waffe am Containerhafen abfeuert und die Patrone ihm gleich mehrfach von den Wänden abprallend um die Ohren pfeift (39’26). So bleibt es dann den ganzen Film über: Klasse vertonte dedizierte Effekte bei rumpeligem und wenig differenziertem Score und etwas zu muffigen Dialogen. Ganz schlimm auch die Disko-Szene nach gut 80 Minuten, deren Bass zwar kräftig ist, aber mit unangenehmen Dröhn-Frequenzen alles andere als sauber rüberkommt.
Bild- und Tonqualität UHD
Death Wish wurde mit Arri-Alexa-XT-Kameras volldigital aufgenommen. An deren Ausgang lagen 2.8K an, die fürs Digital Intermediate allerdings auf 2K runterskaliert wurden und für die UHD wieder auf 4K hochgerechnet erscheinen.
Integriert wurde außerdem ein erweiterter Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie die höhere Bilddynamik – hier nach HDR10 und Dolby Vision.
Im laufenden Film ist die UHD dabei genauso sauber wie die Blu-ray. Körnung oder Rauschen, Artefakte oder andere Bildfehler sucht man hier vergeblich. Typischerweise ist die UHD (wie so oft) dunkler abgemischt, was für einen stärkeren Kontrast sorgt und nur ganz selten etwas Durchzeichnung vermissen lässt. Außerdem resultiert die höhere Dynamik glücklicherweise nicht in überkontrastierten Gesichtern – und das zu keiner Zeit.
Die Farbgebung reduziert das leicht Gelbliche der Blu-ray etwas und lässt es noch mehr Richtung Braun gehen. Das passt noch besser zur wärmeren Atmosphäre. HDR10 und Dolby Vision unterscheiden sich durch die nochmals dunklere Abstimmung von DV – gerade in weniger gut ausgeleuchteten Innenraumszenen führt das schon mal zum Absaufen von Details auf dunklen Bildinhalten. Szenen mit gemischter und höherer Helligkeit profitieren allerdings von Dolby Vision, weil ein ganz leichter Grauschleier dann noch mal vom UHD-Bild entfernt wird.
Die bessere Auflösung der hochskalierten UHD zeigt sich vor allem bei eingeblendeten Schriften und auch in einer Spur mehr Details auf Gesichtern in Close-ups.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Death Wish wartet zunächst ein elfminütiges Making-of, das man sich für den Anschluss an den Film aufsparen sollte, wenn man nicht nahezu alle Shoot-outs schon vorab sehen möchte. Oben drauf gibt’s noch sieben Minuten an deleted Scenes, die wahlweise kommentiert sind sowie zwei erweiterte Szenen. Das einzige Extra, das neben der BD auch die UHD enthält, ist der Audiokommentar von Eli Roth.
Fazit
Death Wish ist ein zeitgemäß inszeniertes und in den Zwischenebenen differenzierteres Remake des Originals mit Charles Bronson. Zwar fehlt hin und wieder ein bisschen die Spannung, doch ein gut aufgelegter Bruce Willis entschädigt für zwischenzeitlichen Leerlauf.
Die UHD liefert zwar das etwas dynamischere Bild, leidet aber unter dem gleichen dts-HD-Master-Ton. Der liefert einerseits richtig tolle direktionale Effekte, bekommt aber Abzüge für die dumpf dröhnenden Musik-Sequenzen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 85%
Bildqualität UHD (HDR10): 85%
Bildqualität UHD (Dolby Vision): 80%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%
Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Eli Roth
Darsteller: Bruce Willis, Elisabeth Shue, Vincent D’Onofrio, Dean Norris, Jack Kesy, Kirby Bliss Blanton, Mike Epps
Tonformate BD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Tonformate UHD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 108
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
FSK: 18 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Universum Film)
…Sorry, natürlich „Hallo Timo“
…
Schwierig zu sagen. Mir ist damals keine Asynchronität aufgefallen. Und ich habe, so meine ich, den Film nicht mehr daheim, um es zu überprüfen. Nicht, dass da evtl. eine neuere Pressung einen Fehler hat …?
Hallo Tim
Auch ich kann nur wiederholen, was schon oft gesagt qorden ist. Vielen Dank für deine klasse Bewertungen!!
Jetzt jedoch eine kurze Frage:
Ich lese in den Rezensionen von Amazon sehr oft, dass der „Ton ist nicht synchron zum Bild“ und „Nicht Lippensynchron“ sein soll. Beides Rezensionen aus 2020. Wyas ist da dran?
Schönes Review ohne das ich bestimmt diesen Film gemieden hätte, da Mr Willis die letzten Jahre nur In Schmuhfilmen mitspielte. Schöner Rache-Thriller, welcher auf UHD eine schöne Figur macht!
Danke
Sehr gerne, Phil.
Hallo,
erst mal dickes Lob an den Autor.
Es ist eine echte Kaufhilfe und macht immer wieder Spass !
Ohne diesen jetzt zu nahe zu treten (ganz großes Respekt !),
bei dieser Blu Ray Bewertung und bei vielen anderen kann ich
den Gelbstich überhaupt nicht nachvollziehen.
(Panasonic OLED)
Ich habe aber schon öfters gelesen das der LG B7D gerade bei
nicht UHD Material trotz Kalibrierung einen Gelbstich haben soll.
Eine Frage.
Wenn die Panasonic Player das Dolby Vision Update bekommen,
wird dann noch mal verglichen ob die bisherigen meist
schlechten DV Ergebnisse zusammen mit dem LG PLayer
noch zutreffen ?
Ich vermute mit dem ub824 und ub9004 wird das etwas anders aussehen.
Gruß
Ingo
Besten Dank für deinen Kommentar. Antwort hast du ja bekommen 😉