Deathgasm Uncut

Blu-ray Review

Deathgasm Uncut Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, ab 04.02.2016

OT: Deathgasm

 


Death by Dildo

In Deathgasm Uncut bekommen es zwei Metalheads mit den Dämonen zu tun, die sie gerufen haben.

Inhalt

Seine Freunde an der neuen Schule sind Rollenspiel-Nerds, sein Onkel versucht ihn Nachts zum Christentum zu bekehren und sein Cousin hat ihn gerade mit dessen Körpersäften aus einer Wasser-Bazooka bespritzt – es könnte besser laufen für Metalhead Brodie, der nach der Einlieferung seiner Mutter in eine Geschlossene zu Onkel Albert ins Provinzkaff Greypoint ziehen musste. Doch dann trifft Brodie im einzigen coolen Laden des Städtchen, dem Vinyl-Store „Alien Records“, den einzigen Metalfan weit und breit, Zakk. Der ist alles, was Brodie immer sein wollte: Böse und voller abgefahrener Ideen. Die erste gemeinsame Aktion: Man gründet eine Band und nennt sie DEATHGASM – alles in Großbuchstaben natürlich, denn kleine sind für Muschis. Als die zwei neuen Metal-Kumpels Nachts auf den legendären Sänger ihrer gehuldigten Band Haxan Sword treffen und der ihnen uralte Noten überlässt, ruft deren instrumentale Umsetzung den Leibhaftigen auf den Plan. Als Konsequenz daraus, speien plötzlich alle Erwachsenen um Zakk, Brodie und dessen Wunschbraut Medina Blut aus sämtlichen Körperöffnungen – sogar der Mond färbt sich rot. Es ist also an der Zeit, sich die Axt (oder auch den Trennschleifer) zu schnappen und auf Dämonenjagd zu gehen. Doch wirklich aufhalten kann das Treiben nur eins: Heavy Metal im Judas-Priest-backwards-Style …

Jason Lei Howden hat nach eigenen Aussagen eine „Heavy Metal Splatter Horror Comedy brutal-as-fuck“ inszeniert – was den Kern ganz gut trifft. Schon das Menü stimmt prächtig auf den Film ein, wenn die Auswahlmöglichkeiten anhand von Reglern eines Gitarrenverstärkers vorgenommen werden können. Und während andere Filme oder Regisseure gerne so tun, als kennen sie sich im Subgenre des harten Heavy Metal aus, ist Howden dort tatsächlich heimisch und feuert in Deathgasm aus der Distanz spitze Pfeile gegen den verweichlichten Hardrock der 80er. Wunderbar witzig in dem Moment als Brodie Zakk bei Alien Records trifft und unbewusst eine Poison-Platte aus der Kiste zieht – das Gesicht von Zakk und die Reaktion von Brodie: Unbezahlbar. Und weil der Film aus Neuseeland kommt, das aufgrund eines gewissen Peter Jackson so etwas wie eine Splatter-Tradition hat, gesellt sich zum alles andere als weichgespülten Soundtrack eine hervorragende Maskerade hinzu. Schon der erste Effekt, das Durchschlitzen von Daggers Kehle, kann sich im Vergleich zu teuren Produktionen ziemlich gut sehen lassen. Und wenn Zakks Dad erfährt, wie schwer ein V8-Motor sein kann, dann darf man im Beisein der Horror-Fan-Kollegen gerne losgrölen. Grölen ist ein gutes Stichwort, denn Deathgasm macht auch nicht Halt vor derber Comedy. Und für diese muss man bisweilen ziemlich gut hinsehen, um nichts zu verpassen. So ist schon der Titel der ersten Video-Single von DEATHGASM ein Brüller. Aber auch Aeons Befehl, die Enthauptung ein zweites Mal vorzunehmen, sorgt für absurd-erfrischenden Humor. Ganz zu schweigen von dem Moment, in dem Brodie und Zakk mit allerlei Sexspielzeug auf Dämonenjagd gehen. Spätestens jetzt wird auch die derbere Metal-Gangart eingeschlagen und Deathgasm – Uncut entwickelt sich zum Tanz der Teufel meets Braindead meets Happy Metal mit einem guten Schuss Death- und Grindcore. So hört man im Verlaufe des Films Songs von Genre-Größen und -newcomern wie Bulletbelt, Skull Fist, Razorwyre, Emperor oder Nunslaughter. Das Schöne an Lei Howdens Werk: Er schafft es, gängige Metal-Klischees ironisch zu brechen, ohne sich über die Subkultur lustig zu machen oder sie zu verunglimpfen. Das Finale erinnert dann in Tempo, Blutgehalt und irrwitzigen Gliedmaßenverlusten durchaus an die Splatter-Vorbilder Jacksons und ist dem Gore verpflichtet. Umso überraschender, dass Deathgasm – Uncut auch wirklich genau DAS ist: Ungeschnitten. Deshalb so überraschend, weil es dem thematisch und aus Humorgesichtsgründen ähnlich gelagerten Braindead dermaßen an den Kragen ging, dass dessen deutsche Fassung praktisch nur ein Rumpf dessen ist, was der Film mal war. Hiermit also ein Aufruf an die Mitarbeiter der FSK: Sollte ein Anbieter den Film demnächst erneut vorlegen: Vorher noch mal schauen, was man in Deathgasm alles ohne Schnittauflage passieren ließ und Peter Jacksons Meisterwerk ebenfalls „durchlassen“.
Übrigens: Wer bis nach dem Abspann wartet, bekommt noch eine Nachricht aus dem Jenseits …

Bild- und Tonqualität

Zwar wirkt das Bild von Deathgasm durch seine etwas flaue Kontrastierung etwas zweidimensional, doch die Bildruhe ist sehr gut und vor allem die Abbildung passt. Ohne Randunschärfen sind Halbtotale genauso scharf wie Close-ups. Etwas schade ist das bisweilen sehr dunkle Bild, dem man gerne etwas mehr Punch wünschen würde, damit auch die nächtlichen Szenen etwas prägnanter aussehen. In Sachen Raumakustik nutzt Deathgasm das komplette Lautsprecher-Setup nur, wenn die Metalsongs dynamisch und halbwegs räumlich wiedergegeben werden. Dazu gibt’s gut verständliche Dialoge einer sehr gelungenen Synchronisation – sowohl in Sachen Qualität der Sprecher als auch bezüglich der Dialogregie.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Deathgasm hält sich neben dem Audiokommentar von Lei Howden lediglich ein kurzes Intro des Regisseurs neben den Originaltrailern und einigen Programmtipps auf. Das Intro kann wahlweise auch vor dem Film selbst aktiviert werden.

Fazit

Deathgasm ist der wahrhaftigste fiktionale Film, der je Metal zum Thema hatte – und ein ziemlich guter Splatterfilm mit irrsinnigem Witz noch dazu. Mit ein bisschen Glück könnte Lei Howdens Film ein neuer Rocky Horror Picture Show werden – zumindest für eine spezielle Klientel, die es goutiert, wenn Dämonen per Dildo ins Fegefeuer zurückgejagt werden.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 25%
Film: 80%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Neuseeland 2015
Regie: Jason Lei Howden
Darsteller: Milo Cawthorne, James Blake, Kimberley Crossman, Delaney Tabron, Colin Moy, Kate Elliott
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 86
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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