Der Admiral – Kampf um Europa

Blu-ray Review

Der Admiral - Kampf um Europa Blu-ray Review Cover
Lighthouse Entertainment, seit 19.02.2016

OT: Michiel de Ruyter

 


Seefahrer und Staatsheld

Roel Reinés Film setzt dem einer Umfrage zufolge siebtgrößten Niederländers aller Zeiten ein Denkmal.

Inhalt

Zur Mitte des 17. Jahrhunderts sind die Niederlande die einzige Republik der Welt. Das gefällt den umliegenden Monarchien allerdings gar nicht, denn sie fühlen sich in ihren politischen und wirtschaftlichen Interessen bedroht. Das ist aber nicht das einzige Problem des Landes, denn eine tiefe Kluft zwischen den Republikanern und den Orangisten, die eine Monarchie anstreben, spaltet die Niederlande auch im Inneren. In dieser unsicheren Zeit schafft es Admiral Michiel de Ruyter, die Feinde aus England mit geschickten Manövern und Mut zu beeindrucken, ja sogar zurückzudrängen. Der neue Ratspensionär Johan de Witt will ihn deshalb zum neuen Admiral und Oberbefehlshaber der Flotte der Generalstaaten berufen, was de Ruyter dankend ablehnt. Diese (erste) Niederlage führt dazu, dass de Witt unter politischen Druck gerät und fast dazu gezwungen wird, den draufgängerischen Cornelis Tromp, einen Unterstützer der Orangisten, einzusetzen. Doch de Witts Zugeständnisse an eine Modernisierung der Flotte bewegt de Ruyter dazu, den Posten doch noch anzunehmen. Er ist nun auch Vorgesetzter von Tromp, was immer wieder zu Konflikten führen wird. Doch dem nicht genug, sind die Querelen im Inneren bald so stark, dass de Witt und de Ruyters Positionen geschwächt werden …

Da kommt das „kleine“ Filmland Holland daher und zeigt den großen Hollywood-Produktionen mal eben, wie man einen beeindruckenden Historienfilm inszeniert, der mit opulenten Wasserschlachten und ganz viel Pathos für einen hohen Unterhaltungswert sorgt. Tatsächlich hat man seit Master & Commander keinen vergleichbar epischen Kriegs-/Abenteuerfilm mehr gesehen, in dem die Auseinandersetzungen per Segelschiff so eindrucksvoll geschildert und inszeniert wurden. Der Admiral konzentriert sich dabei auf die Zeit von 1660 bis 1976, beginnt nach dem Einsatz de Ruyters als Oberbefehlshaber mit der Vier-Tage-Schlacht, in der die Niederländer unter ihrem Admiral lediglich vier Schiffe gebenüber 23 auf Seiten der Briten verloren und endet mit dessen Tod in seiner letzten Schlacht. Abgesehen von einer zeitlichen Straffung (auch während de Ruyters finaler Szene) hält sich das Drehbuch glücklicherweise eng an die historischen Begebenheiten. In Roel Reinés Film geht es aber auch um die Gegenüberstellung zweier vollkommen unterschiedlicher Kommandeure. Auf der einen Seite der (originaltitelgebende) Michiel de Ruyter, „gewöhnlicher“ Mann aus einfachem Haus, der stets bescheiden und vorsichtig blieb/agierte, auf der anderen Seite Cornelis Tromp, draufgängerischer und überheblicher Lebemann, der oft aus der Formation ausbrach und die Schlachten der Niederländer dadurch immer wieder gefährdete. Dazu kommen die intriganten Spielchen eines Johan Kievit, der immer wieder versuchte, den Prinzen gegen die Republik aufzuwiegeln und dafür zu sorgen, dass die Orangisten die Macht mit Gewalt an sich zu reißen. Der Film schildert dieses im Kapitel über das „Disasterjahr“, in dem die Brüder de Witt von einem aufgebrachten Mob gelyncht und in Stücke gerissen wurden. Wer sich zunächst fragte, warum Der Admiral eine FSK-16-Freigabe bekam, wird das nach diesen blutigen Szenen durchaus nachvollziehen können. Auf der anderen Seite schildert der mit acht Millionen Euro Budget potent produzierte Der Admiral ebenso eindrucksvoll, wie de Ruyter die Flotte modernisierte, mehr Lohn für seine Matrosen durchsetzte und endlich dafür sorgte, dass nicht jedes Schiff für sich alleine kämpfte, sondern in Formation blieb, um sich taktische Vorteile zu verschaffen. Vorangepeitscht von einer entfesselten (manchmal arg selbstverliebten) Kamera und einem treibenden Filmscore, steigern sich aber auch die Actionszenen zu wahren Festen fürs Auge.

Zwar wurden hier natürlich auch (gelungene) visuelle Effekte genutzt, um die riesige Flotte darzustellen, doch die Nahaufnahmen und direkten Begegnungen filmte man auf und mit vier originalgetreuen Nachbauten der Schiffe aus der Zeit. Das sorgt für ein Höchstmaß an Authentizität und im gleichen Atemzuge dafür, dass die Schlachtszenen wirklich beeindruckend geraten. Allerdings hätte das Timing des finalen Schnitts etwas besser sein können, denn hin und wieder verliert man hier etwas die Übersicht und weiß nicht, welches Manöver gerade wie vollzogen wurde. Die zwischendurch eingeschobenen Dialog- und Drama-Sequenzen sind ebenfalls nicht immer ganz stimmig und ziehen sich schon mal etwas. Das wird allerdings spätestens dann wettgemacht, wenn Der Admiral auf der Themse seinen kühnsten Vorstoß vollzieht und im Dunkeln der Nacht mehrere Schiffe versenkte, Landbatterien zerstörte und ein Linienschiff kaperte – viel spannender hätte man diese Szenen nicht inszenieren können. Schauspielerisch mit zwei prominenten Köpfen in Nebenrollen besetzt (Rutger Hauer als Flotten-Admiral Marteen Tromp und Charles Dance als König von England) ist die Hauptfigur mit Frank Lammers vielleicht nicht ganz glücklich gewählt, da dieser eher wie ein grummeliger Obelix wirkt und zwar charmant rüberkommt aber letztlich nicht so richtig wie ein stattlicher Admiral wirkt. Hervorragend hingegen Barry Atsma (Kenau) in der Rolle des Ratspensionänre Johan de Witt, dem man die schwierige Verhandlungsposition zwischen Republikanern und Orangisten deutlich ansieht. Ebenfalls herausragend agiert Sanne Langelaar als de Ruyters Frau Anna, die „mal eben“ mit einer starken Rede einen Lynchmob davon abhält, das Haus in Brand zu stecken.

Bild- und Tonqualität

asdDer Admiral hat ein natürlich wirkendes Bild, dessen Vorzüge im hervorragenden Kontrast während der gut ausgeleuchteten Tagesszenen sowie die hervorragende Detailschärfe in Close-ups sind. Sobald es dunkler wird oder das Geschehen sich in Innenräumen abspielt, kommt ei deutliches Korn hinzu und der Schwarzwert wird schon mal etwas grünlich. Auch die Schärfe geht dann, sowie in Bewegungen etwas verloren.
Mit weitreichender Akustik eröffnet Der Admiral schon von der ersten Sekunde des Filmscores an den deutschen 5.1-dts-HD-Master-Ton. Dumpf grummeln die Kanonen im Hintergrund, schwellen an und toben dann dynamisch am Horizont, während man die auf dem Wasser liegenden Schiffe in Flammen aufgehen sieht – für eine europäische Produktion ist Der Admiral erstaunlich dynamisch. Wenn das Kampfgeschehen dann an Bord wechselt, zischen die Geschosse effektvoll über die Köpfe und das Holz zersplittert höchst effektvoll und unter Einsatz einer Vielzahl an direktionalen Effekten – ganz zu schweigen vom brutalen Einschlagen der Kanonen. Einziges Manko eines wirklich atmosphärischen und beeindruckenden Tonsektors sind seine etwas dumpf klingenden Dialoge sowie das Fehlen der Original-Tonspur.

Bonusmaterial

Das Menü von Der Admiral ist ziemlich übersichtlich gehalten. Aufgrund des fehlenden Originaltons gibt’s nur einen Button für den Filmstart und einen für eine Trailershow.

Fazit

Pathos hin oder her – Der Admiral ist ganz großes Kino, das auch international Anerkennung erhalten sollte. Die Seeschlachten sind höchst effektvoll, die Ausstattung ist grandios und die Darsteller überzeugen (fast) ausnahmslos. Schade, dass die Blu–ray keinerlei Bonusmaterial über die Herstellung der aufwändigen Produktion liefert.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Bonusmaterial: 5%
Film: 75%

Anbieter: Lighthouse Entertainment
Land/Jahr: Niederlande 2015
Regie: Roel Reiné
Darsteller: Frank Lammers, Charles Dance, Rutger Hauer, Barry Atsma, Daniel Brocklebank, Derek de Lint, Egbert Jan Weeber, Filip Peeters, Ella-June Henrard, Lieke van Lexmond, Aurélie Meriel, Will Bowden
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 128
Codec: AVC
FSK: 16

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