Blu-ray Review
OT: The Forger
Familienangelegenheiten
Um seinem todkranken Sohn drei Wünsche zu erfüllen, lässt sich Cutter auf ein gefährliches Spiel ein.
Inhalt
Zehn Monate muss Kunstfälscher Raymond Cutter noch absitzen – eigentlich keine Ewigkeit. Doch Ray sieht das anders und lässt sich von einem bösen Burschen per Bestechung vorzeitig rausholen. Natürlich tut dieser das nicht umsonst, sondern verlangt von Cutter den Raub eines Gemäldes. Nicht irgendeines Kunstwerk freilich, sondern eines Monets aus dem Museum. Da das Bild natürlich durch eine Fälschung ersetzt werden muss, braucht Ray Zeit. Zeit jedoch gibt ihm sein Auftraggeber nicht, bzw. lediglich 48 Stunden, um seine Arbeit zu tun. Zeit hat er aber auch aus einem anderen Grund nicht, denn sein Sohn ist an einem Hirntumor erkrankt und mit dem möchte der Dad gerne noch einige Tage verbringen. Nun steckt Cutter also in einem ebenso schwierigen wie gefährlichen Zwiespalt, denn es dauert nicht lange und auch die Ermittler der lokalen Polizei hängen sich ihm an die Fersen. Doch das ist alles gar nichts gegen den letzten Wunsch des kranken Sohnes. Der will nämlich bei dem Coup mitmachen und seinem Dad helfen, den Monet auszutauschen …
John Travolta hatte zuletzt nur wenig Glück mit seiner Rollenauswahl. Vor allem Killing Season war ein finanzieller und künstlerischer Flop – und das trotz seiner Starbesetzung. Nun kommt er in einem Mix aus Familiendrama und Heistmovie zurück und zeigt durchaus wieder diese typischen Travolta-Momente wie zum Beispiel, wenn er seinen Sohn beim Diner fragt, ob es dessen Ernst sei, dass er gegrillten Käse bestellt hat. Die Geschichte selbst braucht zwar einige Zeit, bis sie in die Gänge kommt. Doch es ist nicht der ehemalige Night-Fever-Tänzer allein, der schauspielerisch in Der Auftrag – Für einen letzten Coup ist es nie zu spät! auffällt. Christopher Plummer, großer alter Herr des Kinos, als dessen gestrenger (und zynischer) Vater liefert eine abgeklärte und entspannte Vorstellung ab. Wenn er seinem Filmsohn die verletzte Stirn näht und ihn behandelt wie ein kleines Kind, dann ist das nicht nur ein charmantes Treffen der Generationen, sondern auch einfach sehr witzig. Davon ab nimmt sich Regisseur Philip Martin, der bisher ausschließlich fürs TV arbeitete angemessen viel Zeit, um das menschliche Drama hinter den Figuren zu erzählen und die schwierigen Beziehung dieser zueinander herauszuarbeiten. Der Kunstfälscher-Coup gerät dabei ebenso ein wenig in den Hintergrund wie das eine oder andere Actionelement. Doch wenn man denkt, Der Auftrag ließe sich ein wenig zu viel Zeit, liefe gar Gefahr, zäh zu werden, streut Martin eine eruptive und rohe Gewaltszene ein, die ebenso überraschend wie unmittelbar wirkt (Ray wird aus Rodneys Tattooshop geworfen 28’00). Im krassen Gegensatz dazu stehen die sensiblen Momente, in denen Cutter seinem kranken Sohn (überzeugend: Tye Sheridan aus Joe – Die Rache ist sein) als „Djinn“ noch drei letzte Wünsche erfüllt. Dass Ray seinem Filius dabei nicht nur die erste Begegnung mit seiner Mutter beschert, sondern die Zwei am Ende viel näher zusammenrücken als sie es sich hätten träumen lassen, ist ein feiner Zug des Films, der dann eben doch mehr Familienzusammenführung und leises Drama ist als Krimi oder Thriller. Dabei stecken Motive wie Sehnsucht, Angst und Trauer in den Figuren und durch das feinfühlige Spiel aller Drei fördert durchaus eine emotionale Bindung an deren Verhalten. So fiebert man nicht erst bei der (spannenden) Durchführung des Coups mit, sondern hofft auch, dass sich für Cutter alles zum Guten wendet.
Bild- und Tonqualität
Der Auftrag hat ein recht plastisches und griffiges Bild, das in Nahaufnahmen wunderbar scharf ist. Die Gesichter haben einen leicht rosigen Touch und Farben wirken in Außenszenen ein wenig entsättigt. Der Kontrastumfang ist sehr hoch, was teilweise zu arg hellen Elementen führt, bei denen die Zeichnung etwas verloren geht. Auch in den dunklen Szenen, bzw. auf dunklen Bereichen sieht man nicht jedes Detail. Durch die Bank besser wirken die Innenraumszenen, die gegenüber den Außenaufnahmen authentischer rüberkommen. Da die Kamera recht ruhig geführt wird, sind Bewegungsprobleme nicht auszumachen und die Laufruhe ist grundsätzlich hoch.
Die 5.1-dts-HD-Master-Spur von Der Auftrag könnte ein wenig luftiger klingen, wenn’s um die Wiedergabe der Dialoge geht. Beim Besuch in der Disko zeigen die beiden Tonfassung indes, was sie in Sachen Dynamik zu leisten imstande sind. Mit Wucht legt der Subwoofer los und pumpt ordentlich Bass ins Heimkino. Auch die Effektlautsprecher werden dann ins Geschehen einbezogen. Die Atmosphäre bleibt auch in ruhigeren Szenen realistisch und der Feueralarm des Museums klingelt aus allen Speakern. Allerdings bleiben dynamische oder effektreiche Sequenzen eher selten.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Der Auftrag warten Interviews mit den Filmemachern und den Schauspielern neben den Trailern und einer Bildergalerie. Die Interviews mit einer Gesamtlaufzeit von 40 Minuten finden in entspannter Atmosphäre statt und geben auch mehr preis als das übliche Hollywood-Bla-Bla.
Fazit
Der Auftrag ist weit davon entfernt, ein actionlastiger Kriminalfilm mit Heistmotiv zu sein. Vielmehr spielen Travolta, Plummer und Tye Sheridan als Drei-Generationen-Gespann sensibel auf und vermitteln gefühlvoll die menschlichen Zwischentöne einer mehr als schwierigen Situation. Travolta hätte zwar ein besseres Make-up verdient, doch wenn er so weiter macht, wird er auf seine älteren Tage sogar noch ein echter Charaktermime.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 70%
Anbieter: KSM
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Philip Martin
Darsteller: John Travolta, Christopher Plummer, Tye Sheridan, Abigail Spencer, Anson Mount, Jennifer Ehle
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 12