Der Biss der Klapperschlange – Netflix

Blu-ray Review

Netflix, 25.10.2019

OT: Rattlesnake

 


Nur sieben Stunden

In der Netflix exklusiven Produktion erfährt eine Mutter, was es heißt, einen Deal mit dem Teufel einzugehen.

Inhalt

Nein, man wünscht anderen Menschen kein Leid

Katrina ist mit ihre kleinen Tochter Clara irgendwo in der Einöde unterwegs. Als sie wegen einer Reifenpanne mitten in der Wüste anhalten muss, streunt Clara ein wenig umher und schreit plötzlich markerschütternd. Eine Klapperschlange hat sie gebissen. Der Verlauf kann tödlich enden, wenn ihr nicht schnell geholfen wird. Da das Handy kein Netz hat, schaut sich Katrina um. In einiger Entfernung steht ein scheinbar verlassener Wohnanhänger. Als sie dort eintritt, trifft sie auf dessen Bewohnerin, eine ziemlich unheimliche Frau. Sie bietet Katrina Hilfe an und gibt preis, dass sie diese Hilfe nicht zum ersten Mal gewährt. Sie kennt sich also mit Schlangenbissen aus.
Tatsächlich setzt die Heilung praktisch sofort ein und die Wunde ist verschwunden. Im Krankenhaus, das Katrina daraufhin besucht, glaubt man deshalb auch eher an eine Dehydrierung der kleinen Clara. Doch dann taucht ein Herr im schwarzen Anzug auf und möchte die Rechnung beglichen haben. Denn die Hilfe der mysteriösen Frau war nicht umsonst. Ganz im Gegenteil, der Preis ist hoch. Denn für die Rettung eines Lebens, muss ein anderer sterben – und zwar durch die Hand von Katrina. Dass die Mutter diesem Versprechen entrinnt, wird nicht passieren. Immerhin hat sie mit dem Teufel paktiert und der Kollege aus der Hölle lässt bekanntlich nicht mit sich verhandeln …

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Was sind das für Erscheinungen, die sich der Mutter zeigen?

Der Oktober steht bei Streaming-Anbieter Netflix ganz offenbar im Zeichen von Horror und Thrillern. Nach der King-Verfilmung Im hohen Gras und den beiden (Horror)Thrillern Fractured und Wounds kommt nun mit Der Biss der Klapperschlange ein weiterer Streifen, der eindeutig zeigt, dass es auf Halloween zugeht. Schon die Kinos profitieren alljährlich von Horrorfilmen, die rund um den 31.10. gestartet werden, um die Atmosphäre des Kürbis-Grusel-Festes auszunutzen. Im Falle der Klapperschlange nahm sich Regisseur Zak Hilditch eine Story vor, die er sich selbst auf den Leib schrieb. Erneut inszeniert er exklusiv für Netflix, nachdem er vor ziemlich genau zwei Jahren bereits die Stephen-King-Adaption 1922 für den Streaming-Dienst veröffentlicht hatte. Diese ist bis heute eine der vielleicht am stärkten unterbewerteten Verfilmungen einer King-Novelle, was darauf hoffen lässt, dass Hilditch mit diesem Nachfolgewerk eine ähnliche Qualität auf den Weg bringt. Interessiert hatte den Regisseur (der mit These Final Hours einen der besten Apokalypse-Filme der letzten Jahrzehnte inszeniert hatte) vor allem, eine Geschichte über eine einzelne Figur, die einer Extremsituation ausgesetzt wird. Die Charaktere, die noch dazu stoßen, werden ihrerseits nicht fokussiert, sondern sorgen dafür, dass sich mehr und mehr von der eigentlichen Hauptfigur herausschält. Damit ist Biss der Klapperschlange nicht ganz unähnlich zu Final Hours, in dem Hilditch sich ebenfalls auf seinen Hauptdarsteller konzentrierte, der sich in der wohl extremsten Situation wiederfand, in die man kommen kann. Für Katrina droht ebenfalls die Welt unterzugehen, wenn sie nicht erfüllt, was die „Retter“ ihrer Tochter von ihr erwarten – eine ganz private Apokalypse, sozusagen. Die Grundidee zur Story kam dem Regisseur übrigens nach der Geburt seines eigenen Sohnes. Hilditch gelingt zwar nicht die gleiche schneidende Intensität, die These Final Hours durchweg auszeichnet, aber wenn er schildert, wie eine lammfrohe Frau (die ihrer Tochter noch vermittelt, dass man NIEMANDEM Leid zufügt und wünscht) beim ersten Versuch, jemanden zu töten, scheitert, dann kann man die Gefühlssituation als Zuschauer durchaus nachempfinden. Und dabei wäre das „Opfer“ ein so leichtes gewesen. Denn mit jedem weiteren potenziellen Kandidaten wird es für Katrina und den Zuschauer schwerer, die Tat zu begehen (oder sie zu akzeptieren) – selbst wenn es um einen vermeintlichen Schläger-Freund geht. Biss der Klapperschlange ist immer dann gut, wenn er die Protagonistin und den Zuschauer gemeinsam in ein moralisches Dilemma bringt und die Frage aufwirft, ob es so etwas wie einen weniger schlimmen Mord gibt. Dabei macht er es sich nicht allzu leicht und streut im Falle der zweiten „Zielperson“ auch Zweifel, ob der Kerl wirklich so ein brutales A*loch ist, wie es zunächst den Anschein macht. Die Tatsache, dass Hilditch seiner Protagonistin in oft träumerisch-langsamen Einstellungen folgt und in Verbindung mit einem sanft-bedrohlichen Score arbeitet, hebt den Film zusätzlich von thematisch ähnlichen Filmen ab. Immer wieder streut er stimmungsvolle Bilder ein, die mit der Handlung nur lose zu verknüpfen sind, die aber unterbewusst intensivieren, welcher Druck mehr und mehr auf Katrina ausgewirkt wird. Dass die Mutter bald gewissen Einbildungserscheinungen von toten Menschen hat, wird schlüssig, wenn man weiß, wen sie dort sieht. Und es macht den Film unheimlich. Am Ende fehlt aber auch ein bisschen Tempo sowie die letzte Konsequenz, um zum außergewöhnlichen Horrorthriller zu werden. Innerhalb ähnlicher Vertreter sorgt Der Biss der Klapperschlange aber durchaus für kurzweilige Spannungsmomente und kann sich atmosphärisch sogar ganz weit vorne einreihen.

Bild- und Tonqualität

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Ein leichtes Opfer?

Der Biss der Klapperschlange wurde mit einer Sony CineAlta Venice aufgenommen, die im Vollformat 6K aufzeichnet. Ausgehend davon wurde ein natives 4K-DI erstellt, das Netflix nun mit dem dynamischen HD-Modus Dolby Vision an die entsprechenden Abonnenten ausliefert.
Die hohe Ausgangsauflösung fällt im laufenden Bild zwar nicht so deutlich auf, wie es das bei einigen anderen 4K-Titeln des Anbieters tut. Doch sowohl die Bildruhe als auch die Detailzeichnung bei Close-ups sind wirklich gut. Der flauschige Wollpulli von Katrina zeigt die hochstehenden Fasern plastisch und auch ihre Gesichts-Unebenheiten werden plastisch abgebildet. Insgesamt ist das Bild verhältnismäßig dunkel gehalten – egal, ob in besser ausgeleuchteten Szenen oder in den Innenräumen des Krankenhauses. Die Farben werden sehr warm dargestellt, was für eine angenehme Kontrastierung sorgt. Etwas herausragender hätten die Spitzlichter ausfallen dürfen, die durch das dynamische HDR-Format hier nur moderat ausfallen. Ebenfalls fallen häufige Randunschärfen unschön auf – gerade der untere Bereich ist davon betroffen (15’00, 28’40). Vermutlich wird das bedingt und „begünstigt“ durch die häufig eingesetzten Weitwinkel-Objektive.
Beim Ton von Der Biss der Klapperschlange gibt’s die für Netflix mittlerweile typische Kost aus Dolby Atmos im Englischen und Dolby Digital Plus im Deutschen. Fokussieren wir uns zunächst auf die deutsche Fassung, so konzentriert sich diese zum einen auf die Dialoge, lässt die Effektspeaker aber vor allem für sehr räumliche Darstellungen von Stimmen und Radiogeräuschen im Krankenhaus (27’30). Der unterschwellige Score liefert zudem ein wenig Unterstützung im LFE-Bereich, wenn es stimmungsvoll brummt. Man sollte natürlich keinen Dauer-Action-Film erwarten. Die akustischen Akzente sind isoliert, was sie aber umso deutlicher herausragen lässt (Schüsse ab 49’41). Richtig sensationell sind die in der Wüste spät nachhallenden Schüsse nach etwa 63 Minuten. Absolut realistisch wirkt es, wenn zunächst der kurze Schussimpuls und erst eine Sekunde später der eigentliche Widerhall zu hören ist. Komprimierungsprobleme und Dynamik-Kompression lässt sich kaum feststellen.
Die englische Atmos-Fassung nutzt die Höhen-Ebene ausschließlich für das Zuschalten der Musik in Spannungsmomenten. Echte 3D-Sounds gibt’s an einer Hand abzählbar (Uhrticken bei 43’42, Rolltor bei 45’50 oder Hall der Schüsse bei 50’00 und 63’00).

Fazit

Regisseur Zak Hilditch ist ein Guter. Das zeigt er auch hier erneut, wenn er höchst stimmungsvolle Bilder mit einem kongenialen Score zu einem schaurigen Ganzen verwebt. Dass er nicht unbedingt die erwarteten Sehgewohnheiten versorgt, ist umso sympathischer – auch wenn es der Geschichte selbst an Innovation mangelt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Film: 70%

Anbieter: Netflix
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Zak Hilditch
Darsteller: Carmen Ejogo, Theo Rossi, Emma Greenwell, Richard Lippert, Arianna Ortiz, Debrianna Mansini
Tonformate: Dolby Atmos: en // Dolby Digital Plus: de
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 86
Real 4K: Ja
Datenrate: 15.25 Mbps
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Netflix)

Trailer zu Der Biss der Klapperschlange

Der Biss der Klapperschlange | Offizieller Trailer | Netflix

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