Der geheime Garten

Blu-ray Review

Studiocanal, 25.02.2021

OT: The Secret Garden

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Magische Kräfte

Literaturverfilmung mit viel Fantasie und absoluter Top-Besetzung.

Inhalt

Mary und Mrs. Medlock können sich nicht riechen

Indien im Jahre 1947: Die Unruhen im Land deuten auf Bürgerkrieg und die nahende Abspaltung Pakistans. Für die englischen Kolonialherren sind es äußerst unsichere Zeiten. Die junge Mary lebte dennoch bisher ein wohlbehütetes Leben innerhalb einer gutsituierten Familie. Ihr Leben wird allerdings vom Personal gemanagt, nicht von den Angehörigen. Doch eines Tages kommen Mutter und Vater nicht nach Hause und der Bürgerkrieg verwüstet das Haus. Ein paar britische Soldaten finden Tage später das Mädchen und eröffnen ihr, dass die Eltern gestorben sind. Die einzige Möglichkeit für Mary besteht darin, nach England zurück geschickt zu werden. Bei ihrem Onkel soll sie leben – auf dem einstigen Familienanwesen. Schon während der Überfahrt schwört sich Mary darauf ein, ab sofort kein Kind mehr zu sein. Sie will sich erwachsen verhalten, auf dass ihr niemand anmerke, welchen Verlust sie zu verschmerzen hat. In England angekommen wird sie von der äußerst schroffen Haushälterin Mrs. Medlock abgeholt und darauf vorbereitet, dass das Anwesen den Krieg auch nicht allzu gut überstanden habe und man sich nur wenig um sie kümmern könne. Ihrem Onkel darf sie zwar dankbar für die Unterbringung sein, ihn ansonsten aber nicht behelligen. Irritierend für die betucht aufgewachsene Mary ist allerdings erst einmal, dass nicht alles nach ihrer Pfeife tanzt. So erweist sich die Haushaltshilfe als überraschend emanzipiert und sieht gar nicht ein, Mary einzukleiden. Das junge Mädchen findet sich in einer Situation wieder, die sie nicht kennt und auf die sie keiner vorbereitet hat. Um dem zu entfliehen, schließt sie zaghafte Freundschaft mit einem etwas verwahrlosten Hund, den sie Jemima nennt. Doch das ist nur der Anfang. Denn was sie mit ihrem Freund Dickon und Cousin Colin bald im angrenzenden Garten erlebt, wird ihr Leben verändern …

Mr. Craven, Marys Onkel, lebt zurückgezogen und in Gram

„Der geheime Garten“ ist ein Jugendbuch von Francis Hodgson Burnett – eben jener Autorin, die auch Der Kleine Lord schrieb. Bereits mehrfach nahm man die Motive der Vorlage, um daraus Filmadaptionen zu machen. Die Version von Marc Munden ist nun die jüngste Variante unter diesen Verfilmungen. Wie das Buch auch, so beginnt der Film erstaunlich schroff. Während man die kleine Mary beim Spielen sieht, tun sich im Hintergrund Abgründe auf, die aufgrund der Schrifteinblendung zu Beginn erahnen lassen, dass ein kleines Drama auf das Mädchen wartet. So richtig für Sechsjährige empfiehlt sich Der geheime Garten zumindest zu Beginn nicht. Auch das Willkommen in England gestaltet sich alles andere als herzlich und die Abneigung zwischen Mary und Haushälterung Mrs. Medlock beruht auf Gegenseitigkeit. Mary muss außerdem damit leben, dass sich niemand wirklich um sie kümmern könne. Nicht so schlimm meint sie, immerhin sei sie ja kein kleines Kind mehr. Und genau das ist das Thema des Films. Wenn die Umstände bewirken, dass man kein Kind mehr sein darf, hat das Konsequenzen für ein kleines Mädchen. Und so hält sie es natürlich dann auch nicht lange durch, mit ihrem harten äußeren. Immerhin ist Mary eigentlich ein unglaublich fantasievolles Kind, dass sich stets ihre eigene Welt erdacht und darin tolle Geschichten erlebt hat. Dies zu unterdrücken und so zu tun, als sei man eine erwachsene Frau gehet weder auf Dauer, noch am Ende gut. Und das ahnt Mary natürlich in ihrem Innersten.

Mary entdeckt den geheimen Garten

Was Der geheime Garten ebenfalls thematisiert, ist der alltägliche Umgang der reichen Kolonialisten mit ihren Angestellten aus der sozialen Unterklasse der nativen Bevölkerung. Wenn Mary sich gegenüber der Angestellten ihres Onkels verhält, wie sie es von ihren Eltern und der Situation in Indien gewohnt war, wird deutlich, wie anders sich die Situation in den jeweiligen Ländern entwickelt hat. Während England schon eine eher fortgeschrittenen Einstellungen zur Arbeiterklasse hat, musste man in Indien offenbar nur mit dem Finger schnippen, um das zu bekommen was man wollte. Der Film stellt eindringlich dar, dass Mary nicht mal weiß, wie sie sich anziehen muss. Dass sie in einer kolonialistischen Situation aufgewachsen ist, in der man ihr alles abgenommen hat; in der das Personal ganz klar der sozialen indischen Unterschicht angehörte und von den Kolonialisten ganz offenbar für jede niedere Arbeit missbraucht wurde. Mary ist wahrlich kein Sympath zu Beginn des Films. Ganz und gar nicht. Sie ist ein kleines verzogenes Gör, das denkt, es könne in England mit der angestellten Haushaltshilfe genauso umgehen wie mit den Bediensteten zuvor in Indien, was ebenfalls schon daneben war. Gleichzeitig wirkt sie mit ihrer rauen Fassade, die sie aufgrund der Umstände um sich herum aufgebaut hat, unnahbar und schroff. Dem Zuschauer hilft das zu Beginn in keiner Weise. Ganz im Gegenteil: Die ersten 20 Minuten sind unbequem und laden nicht gerade zur Identifikation mit irgendeiner der Figuren ein. Es ist an der jungen Darstellerin Dixie Egerickx, den Wandel zu vollziehen, sobald die fantastischen, kreativen und fantasievollen Welten integriert werden. Und es ist an ihr, den Zuschauer auf diesen Wandel mitzunehmen. Ansonsten hätte der Film genau an dieser Stelle verloren. Es beginnt mit der zaghaften Annäherung an den streunenden Hund im Wald. Er weicht ihre harte Schale ebenso auf wie ihr Cousin Colin, dem sie sich nach und nach öffnet.

Mary freundet sich mit Dickon an

Der aufgrund seiner scheinbaren Kränklichkeit im Selbstmitleid versinkende Junge wirkt auf die freiheitsliebende Mary wie ein verbitterter alter Mann. Und so nimmt es nicht Wunder, dass sie ihn mit sarkastischen Kommentaren belegt und seine Misanthropie mit Optimismus kontert. Und dabei wird aus dem verzogenen Mädchen nach und nach ein liebenswertes Geschöpf. Eins, das dem Zuschauer immer mehr ans Herz wächst. Wenn sich die Szenerie dann in den Garten begibt, könnte das triste Grau, das im Haus herrscht, kaum deutlicher kontrastiert werden. Der seit Jahren vor sich hin wuchernde Garten hält riesige grüne Blätter, prachtvollste Blütenfarben und klare Brunnen bereit, die von der Kamera und dem Licht wundervoll ausgeleuchtet werden. Zum Glück funktionieren die (wenigen) integrierten VFX hervorragend und erzeugen einen erstaunlich natürlichen Look (mal abgesehen von schlagartig welkenden Farnblättern). Im Garten selbst findet Mary zu sich und überwindet ihre Traumata. Außerdem entdeckt sie die Kraft, die im Garten steckt und weiß um die Wirkung, die er auf Colin haben würde. Doch es geht nicht nur darum, dass die drei Kids zu Freunden werden. Es geht auch um Vergebung und um die Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe durch die Eltern. Selbst wenn sich das am Ende ein bisschen arg pathetisch auflöst, ist die Botschaft deutlich und trotz nicht immer ganz geglückter Dramatik hat Der geheime Garten sein Herz immer am rechten Fleck.

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Format: Blu-ray
Spieldauer:
Erscheinungstermin: Thu, 25 Feb 2021
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Bild- und Tonqualität

Die drei Freunde genießen den Garten

Dass Der geheime Garten digital und nicht analog gefilmt wurde, sieht man von Beginn an: Mit kräftigen Farben und satten Kontrasten eröffnet der visuell berauschende Film die Szenerie in Indien. Strahlendes Rot und prägnante Ockertöne erblicken und erfreuen das Auge. Wechselt die Szenerie nach England, bekommt man zunächst das düstere Innere des Anwesens zu sehen, was in den dunklen Bereichen schon mal einen Hauch besser durchzeichnen könnte. Außerdem gibt’s schon mal ganz leichtes Banding während eines frühmorgendlichen Himmels, was allerdings auch eine sehr schwierige Szene ist. Farbauflösung ist und wird immer ein Problem der geringen Farbtiefe einer Blu-ray bleiben. Wenn Mary dann später über die grünen Wiesen rennt und Jemima aus der Bärenfalle befreit, werden Farben wieder kräftiger. Erst Recht, wenn es dann in den Garten geht, dessen gelbe Pflanzenüberdachung wunderbar strahlt und dessen Moos saftig grün erscheint. Die Bildruhe ist bis auf die ganz dunklen Szenen wirklich sehr gut und die Schärfe weiß in den allermeisten Einstellungen ebenfalls zu überzeugen. Ein rundum gelungenes Bild mit nur wenig Makeln.
Der geheime Garten beginnt mit seinen DTS-HD-Master-Spuren recht räumlich, während Mary unter ihrer Decke liegt und sich mit Geschichten ablenkt, während draußen die Unruhen hörbar vonstatten gehen. Nach knapp drei Minuten hört man sehr deutlich Fliegensummen von den Rears und die entfernt fallenden Schüsse nach vier Minuten gelangen ebenfalls räumlich ins Heimkino. Man bekommt ein gutes Gefühl dafür, wie es sein muss, wenn ein kriegerisches Szenario zunächst entfernt ist und dann näher kommt. Richtig klasse ist dann der Übergang von plätschernden Wellen zu ratterndem Zug nach etwas über sieben Minuten. Die Räumlichkeit ist für eine Literaturverfilmung wirklich hervorragend geraten. Und das betrifft dann auch die Fantasie- und Traumwelten. Im geheimen Garten zwitschern Vögel von Überall, Insekten zschirpen und Schmetterlinge flattern rundherum durchs Heimkino. Dynamisch und druckvoll wird’s dann sogar im Finale, wenn das Feuer auch mal den Subwoofer beschäftigt. Hier darf die Anlage dann mal zeigen, was in ihr steckt. Ebenso wie das Bild liefert der Ton eine wirklich tolle Vorstellung ab.

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Bonusmaterial

Insgesamt drei Interviews (mit Colin Firth, Hauptdarstellerin Dixie Egerickx und Julie Walters) sowie ein kurzes, fürs deutsche TV produziertes Making-of gibt es im Bonusmaterial von Der geheime Garten. Obendrauf findet man noch fünf Featurettes, die sich um die Figuren im Film kümmern oder demonstrieren, wie man den geheimen Garten optisch visualisiert und entstehen lassen hat. Außerdem erfährt man etwas über den Weg vom Buch zum Film. Knapp vier Minuten an entfernten Szenen ergänzen das Material.

Fazit

Der geheime Garten macht es dem Zuschauer zu Beginn ein wenig schwer, sich einzufinden. Es braucht eine Weile, bis man mit den Figuren warm wird. Doch spätestens nach einer halben Stunde ist man drin und wird von der Entwicklung der Charaktere mitgenommen. Dazu bietet die Verfilmung eine Menge fürs Auge und liefert wunderbar atmosphärische Kameraeinstellungen. Selbst wenn die ganz großen Höhepunkte ausbleiben – ein wirklich schöner Film. Ebenso schön, dass Bild und Ton sich dem hohen Niveau anpassen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 75%

Anbieter: Studiocanal
Land/Jahr: GB 2018
Regie: Marc Munden
Darsteller: Colin Firth, Dixie Egerickx, Richard Hansell, Julie Walters
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de // dts HD-Master 5.1: en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: 6

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Studiocanal)
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Trailer zu Der geheime Garten

DER GEHEIME GARTEN Trailer Deutsch | JETZT IM KINO


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Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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Dennis

Kann den Film auch nur empfehlen, einfach herrliches kleines Märchen.