Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere 3D

Blu-ray Review

Der Hobbit Die Schlacht der fünf Heere Blu-ray Review Cover
Warner Home, ab 23.04.2015

OT: The Hobbit: The Battle of the Five Armies

 


Goodbye Mittelerde

Mit der Veröffentlichung der Blu-ray zu Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere schließt sich ein 15 Jahre währender Kreis.

Inhalt

Die Zwerge haben unbeabsichtigt dafür gesorgt, dass der Drache Smaug befreit wurde und nun geradewegs Kurs auf Lake Town setzt. Während der fliegende Gigant die Stadt in einer Wand aus Feuer vernichtet, kann Bard ihm mit einem Kunstschuss den letalen Stoß versetzen. Doch der Tod des Drachen sorgt nur dafür, dass dessen Goldschatz unter dem Einsamen Berg nun unbewacht liegt. Ein Schatz, der so unermesslich viel Reichtum verspricht, dass praktisch alle, Menschen, Elben und Zwerge Anspruch auf ihn erheben. So jedenfalls sieht es Thorin, der in allem, was auf den Berg zuströmt eine Bedrohung zu erkennen glaubt – und das vor allem, weil er immer noch nicht seinen Arkenstein gefunden hat. Ein Krieg zwischen den drei Parteien scheint unausweichlich. Doch der Kampf um das Gold ist nicht das größte Problem, das Menschen, Zwerge und Elben haben, denn ein riesiges Heer unter Azog ist auf dem Weg – ein Heer, das nicht mehr will, als das Zeitalter der Orcs einläuten. Und so scheint in diesen diffizilen Zeiten die einzige Möglichkeit, einen Krieg gegeneinander zu vermeiden, die Allianz gegen einen noch größeren Feind …

Da ist er nun, der sechste und letzte Teil aus dem Tolkien-Universum, der unter der Regie von Peter Jackson das Licht der (Kino)Welt erblickt haben wird. Und während Eine unerwartete Reise ähnlich der Gefährten eine Einführung, der Beginn einer Reise war und Smaugs Einöde die Dramatik zuspitzte, ist Die Schlacht der fünf Heere nach einer knappen Stunde der Hinführung eine kolossale Kriegsschlacht. Ein Finale, das so bombastisch in den Büchern sicher nicht gedacht war, gleichsam aber Jacksons Abschied aus Mittelerde bedeutet und diesen wollte der sympathische Regisseur eben möglichst spektakulär begehen. So bleibt, auch aufgrund der „kürzeren“ Laufzeit des letzten Teils (144 Minuten abzüglich eines knapp 13-minütigen! Abspanns) nur wenig Möglichkeit, um die Handlungsfäden zum Abschluss zu bringen und den (zahlreichen) Figuren Raum zu geben. Bilbo verkommt auf diese Weise ein wenig zur Randfigur, darf hin und wieder einen Witz reißen – was im Übrigen der einzige Humor im finalen Teil der Hobbit-Trilogie ist. Der teilweise kritisierte Slapstick in Smaugs Einöde weicht in Die Schlacht der fünf Heere einer dramatischen Ernsthaftigkeit, die ein Krieg naturgemäß mit sich bringt. Was Jackson im letzten Teil gut gelingt, ist die Darstellung der tiefen Gräben zwischen Zwergen, Elben und Menschen. Mit den Erinnerungen aus Der Herr der Ringe ist das hin und wieder gewöhnungsbedürftigt, war der Konflikt zwischen Zwergen und Elben dort doch „nur“ für ein bisschen Sarkasmus gut. In der Hobbit-Geschichte sind diese Differenzen offenbar. Gerade die überhebliche Arroganz Thranduils und das misstrauische Element Thorins, das durch seine „Drachenkrankheit“ noch gesteigert wird, kommen herausragend zur Geltung – man muss sich nur vor Augen halten, dass die Geschichte eben 60 Jahre vor den Erlebnissen von Frodo & Co. spielt. Leider geht die Figurenzeichnung dennoch nach knapp 70 Minuten unter die Räder der riesigen Schlacht. War es schon von Beginn an ein Problem der Hobbit-Trilogie, dass die Zwerge um Thorin nicht die gleiche Eigenständigkeit erreichten, wie es Aragorn, Legolas, Gimli & Co. im Herrn der Ringe taten, so schafft es auch Die Schlacht der fünf Heere nicht, dieses Manko zu beheben. Sicher, Thorin ist ein charismatischer Typ und wird von Richard Armitage gut verkörpert, doch sympathisch ist er zu keiner Zeit so richtig. Sein Gefolge aus zwölf Artgenossen ist für einen Film, selbst für einen Dreiteiler, einfach zu groß, um (ohne Vorkenntnisse der Bücher) jeden einzelnen zu jedem Zeitpunkt auseinanderhalten zu können. Schlimmer noch: Es wird den Zwergen so wenig Vorgeschichte mitgegeben, dass es einen am Ende verhältnismäßig kalt lässt, wer nun starb, wer am Leben blieb und wer nie mehr mit seiner Elbenfreundin zusammen sein wird. Vielleicht liegt’s aber auch ein wenig an den Bärten, die viel von der Mimik der Schauspieler verschlucken. So sind es in der Hobbit-Serie vor allem die bekannten Gesichter von Legolas oder Gandalf sowie die bösen Orcs Azog und Bolg, die herausragen und für den Wiedererkennungsfaktor sorgen. Ein echtes Ärgernis ist, dass Martin Freeman, der ein toller Bilbo ist, mehr und mehr an den Rand gedrängt wird, am Ende der Schlacht gar niedergeschlagen wird und erst wieder aufwacht, als alles schon vorbei ist. Vielleicht hätte man in Sachen Charakterentwicklung doch besser daran getan, die Hobbit-Vorlage auf maximal zwei Filme und nicht auf einen weiteren Dreiteil zu dehnen.

Abseits der Geschichte und Darsteller ist Die Schlacht der fünf Heere natürlich auch ein technisches und optisches Schmankerl erster Güte. Und bevor der großartigen Szenen Huldigung geleistet wird, gibt’s ausnahmsweise mal die Kritik an Details vorangestellt: So wirken die Bewegungen des rentierähnlichen Vierbeiners Thranduils nicht gerade fließend und dessen Heer bei der Ankunft vor dem Einsamen Berg besteht sichtbar aus ein- und demselben Darsteller, dessen Gesicht tausendfach geklont in die Helme der Elben-Armee einkopiert wurde. (62’13). Beinahe ärgerlich schwach sind die Animationen der Pferde während Thorins Angriff auf Azog (90’33) – das können die Visual-Effects-Leute heute deutlich besser. Doch prinzipiell war’s das schon mit der Kritik. Gerade die Trolle, die Azog in den Krieg schickt, sind sensationell animiert und schlagen den Höhlentroll aus Die Gefährten in Sachen Mimik und Auflösung um Längen. Auch die epischen Schlachtszenen selbst geraten äußerst beeindruckend und die knapp viertelstündige Sequenz, in der Thorin, Legolas, Tauriel und Bilbo gegen Azog und Bolg kämpfen, ist vermutlich das packendste Eventkino der letzten Jahre. Für einen schaurigen Gänsehautmoment sorgt Jackson, als er den weißen Ork unter dem Eis an Thorins Füßen entlangschwimmen lässt. Überraschend ist dann, dass die befürchtete Orc-Armee, die von Norden dazustoßen soll, nicht wirklich im Bild auftaucht und Jackson die Adler mit Beorn auf ihrem Rücken wie ein kleiner Gandalf aus dem Hut zaubert, ohne dass je von ihnen die Rede war. Auch darf Bard, der im finalen Film eigentlich eine recht große Rolle bekleidet, nach dem Sieg nicht mehr mitfeiern. Hier könnten sich eventuell noch Lücken schließen, wenn Ende des Jahres die Extended Edition erscheint. Dass Die Schlacht der fünf Heere zum Schluss den Weg zurück nach Beutelsend findet und dort Bilbo sechzig Jahre später, bei seinem 111. Geburtstag erneut Gandalf die Türe öffnet, ist ein netter Schlussmoment für die Fans sämtlicher sechs Filme.

Bild- und Tonqualität

Da der Film ohne großartiges Bonusmaterial auf der Disk unterkam und nicht die epische Laufzeit der Vorgänger erreicht, kann die volle Datenrate und Bandbreite genutzt werden, um die BD von Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere bildtechnisch auf Top-Niveau zu hieven. Man kann sich darüber beschweren, dass man hin und wieder das hyperreale der 48-Bilder-HFR-Aufnahmen auch auf der 24p-Blu-ray zu erkennen glaubt und Legolas‘ Augen, seine Gesichtsumrisse sich beinahe digital vom Hintergrund absetzen. Man kann dies extreme Schärfe und Plastizität aber auch genießen. Auch die Auflösung gelingt jederzeit fast perfekt. Grandios ist das Symbol über dem Thron – selten wurde so etwas derart scharf umrandet und dreidimensional abgebildet – wohlgemerkt im 2D-Modus (34’36).
Allerdings muss man leider auch sagen, dass hier immer mal wieder Szenen etwas gefiltert aussehen und VFX arg gemalt wirken. Der dritte Teil wirkt vor allem aufgrund der reichhalten CGIs in der finalen Schlacht insgesamt noch digitaler, noch etwas artifizieller als die beiden Vorgänger. Demgegenüber setzt es Close-ups von bestechender Schärfe – wie jenes von Bilbo, der oberhalb von Seestadt in den Bergen steht.
Analog zu Smaugs Einöde sind die Szenen mit den Elben grundsätzlich etwas softer gehalten, was allerdings kein technisches Manko ist, sondern bewusst zur Intensivierung der Atmosphäre eingesetzt wurde. Selbst die Vogelperspektiven auf die riesigen Armeen, die im Finale aufeinandertreffen, bleiben beständig gut aufgelöst und man meint, noch jede Bewegung eines einzelnen Soldaten ausmachen zu können. Auch hier gibt’s aber hin und wieder etwas Detailverlust in dunklen Szenen und ab und an leichte Überstrahlungen.
Ebenso gut schlägt sich mal wieder der Sound in Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere. Schon das ferne Flügelschlagen Smaugs erfüllt den Raum mit wuchtigem Druck und wenn er eine Brandschneise in die Seestadt schlägt, scheinen die Speaker selbst Feuer zu fangen. Gerade haarscharf am Rande des leichten Verzerrens entlang pustet er seine Feuerstöße in die Holzhäuser und sorgt so für ein Donnerwetter gleich zu Beginn. Ebenso wie erneut seine Stimme (und zwar im deutschen und englischen) extrem voluminös aus den Lautsprechern erklingt. Oft sind es aber die feinen Geräusche, die noch mehr Spaß machen: ein leichtes Säuseln rund um Gandalfs Holzgefängnis, ein Windhauch oder das Echo, das ertönt, wenn die Zwerge aus Seestadt zurück zu Smaugs Refugium kommen und in die Hallen hineinrufen. Geradezu gänsehauterregend ist der Moment, in dem hunderte Elbenschützen ihre Bogen rasselnd zurück in die Rüstung stecken. Wenn dann die Werwürmer aus dem Berg herausbrechen, läuft man im Heimkino Gefahr, von den gelösten Felsen erschlagen zu werden. Allerdings könnte noch ein wenig mehr Tiefbass diese vehementen Biester unterstützen. Während die Surroundkulisse praktisch allgegenwärtig ist, fehlt’s dem LFE-Kanal noch ein bisschen an letzter Konsequenz. So ist der Ton von Die Schlacht der fünf Heere zwar sehr gut, aber kein absolut herausragendes Sonderereignis.

3D-Effekt

Peter Jackson ist ein Technikverliebter Regisseur. Das zeigt nicht nur die Tatsache, dass er als erster mit 48 Bildern pro Sekunde drehte und während seiner Herr der Ringe-Trilogie zahlreiche CGI-Effekte revolutionierte, sondern auch sein 3D-Ansatzt. Die Dreidimensionalität in den drei Hobbit-Filmen ist ähnlich herausragend wie bei Camerons Avatar und Die Schlacht der fünf Heere bildet da keine Ausnahme. Ob es der greifbar plastische Größenunterschied der Hobbits und Zwerge zu den Menschen und Elben ist, der sehr schön herausgearbeitet wird oder die unglaublich vielen Gefechtszenen, die vor Pop-Out-Effekten (herumfliegende Pfeile, Schwerter etc.) nur so strotzen. Die Tiefe der neuseeländischen Landschaft im Hintergrund wird wunderbar herausgearbeitet und wenn Jackson um das hängende Gefängnis von Gandalf schwenkt, meint man ihn mit seinen eigenen Händen dort herausholen zu können – nur um im nächsten Moment vor dem Breitschwert des großen Orks zurückzuschrecken, das formatfüllend in den Raum geschwenkt wird. Während der Schlacht hagelt es dann Körper, die effektvoll durchs Bild und Richtung Zuschauer fliegen. Probleme wie zu starke Tiefenstaffelungen oder Randverletzungen erlaubt sich Jackson nicht – dafür ist er zu sehr Profi.

Bonusmaterial

Wie schon bei den beiden Vorgängern befindet sich auf der Filmdisk von Die Schlacht der fünf Heere selbst nur ein einziges Special. Erneut geht es hier um den „Schauplatz“ Neuseeland und wie schon bei den ersten beiden Hobbit-Verfilmungen kommen hier einige der wunderbarsten Gegenden des Zwei-Insel-Lands zur Geltung (bspw. Lake Pukaki, der als Hintergrund für Lake-Town diente). Die Darsteller werden natürlich nicht müde, zu betonen, wie unfassbar schön sie die Landschaft fanden. Der Hauptteil des Bonusmaterials findet sich dann erneut auf der zweiten Disks. Unterteilt in drei Bereiche beginnt das Extramaterial mit „Recruiting the Five Armies“ und geht über die beiden zweiteiligen Featurettes „Completing Middle-Earth“ und „The Last Goodbye“ zu den Trailern des Films. „Recruiting …“ gibt, ganz typisch für Bonusmaterial von Jackson-Filmen, den Darstellern und Filmbeteiligten ein Gesicht, die im Abspann erst an später Stelle genannt werden. Nur wenige Filmemacher und Produktionen lassen diejenigen zu Wort kommen, die ohne jeden Dialog möglicherweise gleich dreimal in unterschiedlichen Masken sterben oder sprachlos ihren Job als Handwerker und Waffenschmied machen. Was immer wieder beachtlich ist, ist die familiäre Atmosphäre, die trotz aller Größe des Projekts entsteht. „Completing …“ teilt sich auf in „A Six-Part Saga“, das sich auf die Verbindungen zwischen dem Hobbit und Herr der Ringe konzentriert sowie „A Seventeen-Year Journey“, das von den ersten Probeszenen und den ersten Aufnahmen bis ins Jahr 2014 den Weg der Darsteller und Filmemacher verfolgt. Dabei gibt’s durchaus rührende Momente, wenn die Darsteller von damals noch einmal zu Wort kommen. „The Last Goodbye“ beinhaltet ein Behind the Scenes Featurette zum Ent-Title-Song sowie das entsprechende Musikvideo „The Last Goodbye“, das Pippin-Darsteller Billy Boyd für Die Schlacht der fünf Heere einsang. Insgesamt fällt das Bonusmaterial ähnlich reduziert aus, wie es bei den Vorgängern auch der Fall war, dafür dann bei der (auch hier angekündigten) Extended Edition umso umfangreicher nachgeholt wurde.

Fazit

Wenngleich Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere ein absolut würdiger Abschluss der neuen (und eigentlich auch der alten) Trilogie ist, hätte man sich etwas mehr Figurenzeichnung und Tiefe auch hier gewünscht. So ist Der Hobbit am Ende nicht ganz so episch, nicht ganz so bewegend sowie nicht ganz so herausragend geworden und (auf hohem Niveau) der schwächste aller sechs Filme. Man wünscht sich für Jackson, dass er nun mal einen Schritt zurückmachen kann, um wieder etwas Kleines zu inszenieren. Nach insgesamt 15 Jahren Mittelerde hat er sich durchaus neue Projekte verdient – zumal es wohl keiner besser hinbekommen hätte, das Tolkien-Universum im Film festzuhalten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonsumaterial: 50%
Film: 80%
3D-Effekt: 85%

Anbieter: Warner Home Video
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Sir Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage, Orlando Bloom, Evangeline Lilly, James Nesbitt, Christopher Lee, Elijah Wood, Benedict Cumberbatch
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Real 3D: Ja
Laufzeit: 144
Codec: AVC/MVC
FSK: 12

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!