Blu-ray Review
OT: Hundraettåringen som smet från notan och försvann
Operation: Soda
Die Fortsetzung von „Der Hundertjährige, der auf dem Fenster stieg und verschwand“ muss ohne Romanvorlage auskommen – ein Handicap?
Inhalt
An Allans 101. Geburtstag befindet er sich immer noch auf Bali. Die Kohle aus dem Raum ist mit teuren Reisen, exklusiven Yachten oder einfach im Kasino verbrannt worden und er lebt in einem rostigen Container am Strand. Es muss also neues Geld her. Nur woher nehmen, wenn mal gerade kein Koffer voll davon rumsteht? Da kommt es gerade richtig, dass sein Äffchen Erlander eine Flasche uralte Limonade in Allans Sachen findet. Die schmeckt all jenen, die sie trinken, dermaßen gut, dass ihnen die Idee kommt, sie neu zu vermarkten. Das „Volks-Soda“ muss also neu produziert werden. Blöd, dass das Rezept in Allans alter Wohnung in Berlin sein muss. Dort war es hingekommen, nachdem die Russen einen Gegenentwurf zur Coca Cola produziert hatten, um der Welt zu zeigen, dass auch sie eine erfolgreiche Brause herstellen konnten. Natürlich war Allan höchstselbst dafür verantwortlich, dass das Rezept überhaupt erst so entstand. Immerhin sorgte seine mit einer weggeworfenen Zigarre verursachte Explosion für den Knalleffekt, der den Geschmack zur Geltung brachte. Allerdings hatte Allan damals jemanden um das Rezept geprellt und dessen Nachfahrin findet das gar nicht witzig. Ebenfalls nicht witzig finden die Russen es, dass der Hunderteinjährige seinen Affen mit ins Handgepäck genommen hatte, weswegen die Maschine auf dem Weg nach Berlin in Moskau „notlanden“ muss. Das ist aber nur eine der unglücklichen Verwicklungen, in die Allan und seine beiden Kumpel geraten, denn auch der Bruder Pims taucht auf, dem der alte Mann die 50 Mio. geklaut hatte …
Jonas Jonasson hatte mit Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand einen Weltbestseller geschrieben, der sich global mehr als sechs Millionen mal verkauft hat. Die Verfilmung des Romans wurde zwar durchaus kontrovers aufgenommen, lockte aber ebenfalls viele Menschen ins Kino. Allein in Deutschland wollten ihn über eine Million Menschen sehen. Da lag es nahe, die Geschichte fortzusetzen, wenngleich es dafür keine Romanvorlage gab. Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand basiert nun „nur“ noch auf einem Drehbuch Jonassons und führt zusätzlich Regisseur Felix Herngren und dessen Weggefährten Hans Ingemansson als Autoren auf. Erneut schickt man Allan Karlsson auf ein irrwitziges Abenteuer mit den unterschiedlichsten Verwicklungen, in die der Protagonist (natürlich) stets zufällig hineinstolpert. Dieses Mal trifft Karlsson auf Alexander Popov (der zuhause keine Badewanne und keine Dusche hat), auf Nixon, der sich über falsch eingeölte Bowlingbahnen aufregt und auf Andy Warhol, der ausgerechnet Allan für einen „seltsamen“ Typen hält. Außerdem klärt der Film auf, dass schon Breschnew nicht an die Mondlandung der Amerikaner glaubte und eine russische Variation von Kiss castete, um den USA so richtig eins auszuwischen. Das ist alles in allem ähnlich verworren und sprunghaft wie im ersten Teil, nur dass die eigentlichen Hauptfiguren dieses Mal deutlich weniger Screentime haben und der Charme des Erstlings verloren geht. Außerdem hat das Regieduo (Felix Herngren hat sich noch seinen älteren Bruder Måns dazugeholt) die vielen Fäden nicht wirklich im Griff und verzettelt sich immer wieder in der Struktur.
Erneut großartig sind allerdings die Masken. Nicht nur fand man Darsteller, die ihren historischen Vorbildern wie aus dem Gesicht geschnitten sind, realisierte man dazu noch sensationelle Frisuren und unverkennbare Merkmale (Nixons Nase). Trotz der eher konstruierten Story gibt es auch hier wieder absurden und irrwitzigen Humor – beispielsweise, wenn der Allan die 101 Kerzen auf seiner Geburtstagstorte auspusten soll und dabei nicht wirklich vorwärts kommt. Auch die politischen Verstrickungen sind bisweilen wirklich witzig. Wenn das Volks-Soda für internationale Spannungen von globalem Ausmaß sorgt, ist das herrlich altmodisch und im Stile der 60er-Jahre-Spionage-Filme inszeniert. Nixon und Breshnew geben sich dabei die Klinke in die Hand, wenn es um sarkastische Sprüche geht. Und wer hätte gedacht, dass eine Limonade zum Abbau der Pershing-Raketen führen würde. Es sitzt aber lange nicht jeder Gag in Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand. Wenn die drei Freunde am Flughafen vom Sicherheitspersonal angesprochen werden, weil diese sie in einem Youtube-Video erkannt haben, kommt es nicht über ein „stop the fucking monkey“ hinaus. Den hintergründigen Witz eines Ein Mann namens Ove erreicht diese schwedische Variante eines Louis-de-Funès-Films aber zu keiner Zeit.
Bild- und Tonqualität
Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand hat ein schön analog wirkendes Bild mit leichtem Filmkorn, sehr natürlichen Farben und über die komplette Fläche homogen verteilter Schärfe. Der Kontrastumfang ist gut und leidet nur ein kleines bisschen unter etwas zu hellen Bereichen in dunkleren Szenen.
Beim Sound setzt man vornehmlich auf gut verständliche und klare Dialoge, die der Center warm und mit hervorragender Präsenz wiedergibt. Die Filmmusik öffnet den Raum ein wenig, bleibt aber größtenteils auf die Front bezogen.
Wenn der Film es aber will, gibt’s auch mal richtig was zu tun für die Lautsprecher. So ist das (kurze) Feuerwerk beim Rückblick auf die Szenen, wie man das Geld verprasst hat, ziemlich druckvoll (7’33). Auch Bowies „Rebel, Rebel“ während der Party in den Siebzigern wird effektvoll wiedergegeben und gefolgt von einem LSD-Trip Allans, der zahlreiche direktionale Sounds präsentiert – definitiv die räumlichste Szene des Films (65’00).
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand gibt es nur Programmtipps und den Originaltrailer zum Film.
Fazit
Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand verbindet albernen Humor mit absurden bis irrwitzigen Situationen, die Teilaspekte der Geschichte vollkommen umschreiben. Das ist mal sehr witzig, manchmal aber auch etwas infantil und nicht immer treffsicher.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%
Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: Schweden 2016
Regie: Felix Herngren, Måns Herngren
Darsteller: Robert Gustafsson, Iwar Wiklander, David Wiberg, Mia Skäringer, Jens Hultén, Alan Ford, Ralph Carlsson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 108
Codec: AVC
FSK: 12