Der Soldat James Ryan 4K UHD

Blu-ray Review

Soldat James Ryan 4K UHD Blu-ray Review Cover
Paramount Home, 14.06.2018

OT: Saving Private Ryan

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Blutrausch der Bilder

Steven Spielbergs monumentaler Weltkriegsfilm erblickt das Licht der 4K-Welt.

Inhalt

Captain John Miller gehört zu einer Einheit der Army Rangers, die am 06. Juni 1944 an der Küste der Normandie landen. Unter extremen Verlusten leidend werden die in Scharen aus den Booten hinausgeworfenen Soldaten im wahrsten Sinne des Wortes in ihre Einzelteile zerlegt. Miller schafft es, mit seinen Männern, die Strand zu stürmen und landeinwarts zu gelangen. Dort erhält er aus heiterem Himmel den Befehl, weit hinter die feindlichen Linien vorzudringen, um einen James Francis Ryan ausfindig zu machen. Dieser ist der letzte übrig gebliebene Bruder seiner drei Geschwister. Allen anderen hatte der Krieg kurz zuvor das Leben genommen. Millers Auftrag hat höchste Priorität und wird von General George C. Marshall persönlich angeordnet. Während Miller den Auftrag annimmt, sind seine sieben unterstellten Kollegen kaum begeistert davon, ihrer aller Leben für einen Einzelnen zu riskieren – doch Befehl ist nun mal Befehl …

Der Autor dieser Zeilen sah 1993 Braindead im Kino. Vier Jahre zuvor hatten ihn schon die Gesichter des Todes heimgesucht und die „Männer hinter der Sonne“ sind ihm seinerzeit auch nicht unbekannt gewesen. Man möchte meinen, dass der Magen meiner Wenigkeit durchaus abgehärtet ist. Dennoch schaffte es ein einziger Film beim Kinobesuch, meine Eingeweide gehörig auf links zu krempeln. Was Steven Spielberg 1998 in der ersten halben Stunde von Der Soldat James Ryan ablieferte, hatte die Welt bis dahin noch nicht gesehen. Wenn es irgendeinen Film gibt, der einem die Unbarmherzigkeit und Schrecken des Kriegs beibringt; die Anonymität, in der man elendig auf dem Schlachtfeld verreckt; den Schmerz, der durch weggeschossene Gliedmaßen entsteht; die Panik in den Augen der viel zu jungen Soldaten, die nicht wissen, wie ihnen geschieht, wenn plötzlich das Gehirn des Vordermanns auf ihrem Schoß landet – dann ist das wohl der im Original Saving Private Ryan betitelte Film. Bei aller Liebe zum Horror und Splatter – meinem Magen ging es während der ersten 30 Minuten wirklich nicht gut.
Das liegt natürlich nicht nur an der minutiös geplanten Sequenz und dem intensiven Schauspiel der Protagonisten, sondern vor allem an der Kamera-Arbeit von Janusz Kaminski. Der Kameramann, mit dem Spielberg zuvor schon in Schindler’s Liste zusammenarbeitete (für beide heimste er einen Oscar ein), nutzte bewusst mehrere Mittel, um die Unmittelbarkeit der Szenen in dieser unglaublichen Intensität zum Zuschauer zu bringen. So intensiv, dass sich Kriegsveteranen diese Szene teilweise nicht anschauen konnten und den Saal verließen.

So war es seinerzeit in Big-Budget-Produktionen eher noch unüblich, mit wackeliger Handkamera zu drehen. Selbst Blair Witch Project, der archetypische Handkamera-Wackelfilm kam erst ein Jahr später. Kaminski tat es bei Der Soldat James Ryan und nahm dadurch selbst die Rolle eines Soldaten ein. Er duckte sich mit der Kamera, tauchte mit ihr gemeinsam unter, als die Infanterie aus den Booten ins Wasser ausgespuckt wird und schmeißt sich mit seiner Kamera in den Sand, wenn die Kugeln an ihm vorbeiflitzen. Und hier kommt das zweite Stilelement ins Spiel: Der Kameramann variierte die Verschlusszeiten der Kamera. In der Regel wird ein einzelnes Bild für die Hälfte der Zeit belichtet und für die andere Hälfte ist ein Shutter vor dem Frame. Verkürzt man nun die Belichtungszeit, „frieren“ Objekte praktisch ein. Auf diese Weise reduzierte Kaminski die Bilder teilweise auf ein Viertel der üblichen Belichtungszeit, was gerade bei herumfliegenden Trümmern oder Explosionen für sichtbare Details sorgt. Besonders deutlich wird dies beim Aufwühlen von Sand/Dreck am Strand, der wie festgefroren greifbar auf der Leinwand steht. Man kann sogar fast einzelne Regentropfen erkennen. Das typische Blurring/Verwischen üblicher Filmaufnahmen ist wesentlich geringer vorhanden und sorgt für einen höheren Grad an subjektivem Realismus.

Was die Kamera auf der einen Seite leistete, flankierten (um mal in der Sprache des Genres zu bleiben) die Darsteller auf anderen Seite. Tom Hanks war seinerzeit ohnehin Everybody’s Darling und zeigte, dass er nach einem einfältigen Pralinen-Liebhaber und einem Kosmonauten genauso glaubwürdig einen Infanteristen geben konnte, der sich ohne Scheu in Dreck, Schmutz und Kunstblut wälzt. An seiner Seite sah man junge Nachwuchsdarsteller wie Barry Pepper oder auch einen Vin Diesel, der hier noch weit von seiner Pitch-Black- oder gar Fast-&-Furious-Ruhm-Zeit entfernt war. Selbst ein im späteren Verlauf seiner Karriere immer schwächer werdender Tom Sizemore lieferte hier noch richtig ab. Matt Damon indes hatte die undankbare Rolle des „letzten Sohnes“ der Familie und blieb schon rollentechnisch weit unter seinen Möglichkeiten. Ohnehin krant es bei Der Soldat James Ryan letztlich an der eigentlichen Story. Zwar liegen der Story Tatsachen zugrunde (Fall der Niland-Brüder sowie die sogenannte „Sole Survivor Policy“ der Streitkräfte der USA), doch mit zunehmender Laufzeit des mit 170 Minuten nicht gerade kurzen Films, verflacht die Suche nach „Private Ryan“ zunehmen und schlägt immer wieder ins Kitschige um. Dass Spielberg dabei durchaus patriotisch zu Werke ging, sei ihm verziehen. Immerhin bemühte er sich stets auch um die Grauzonen zwischen dem Schwarz und Weiß und bleibt durchweg mehr auf dem Boden als ein später in Hollywood erfolgreicher deutscher Regisseur aus Stuttgart.

Außerdem war ich ehrlich gesagt sogar ein wenig froh, als die erste halbe Stunde vorüber war und mein Magen sich nach und nach wieder beruhigen konnte. Was während der letzten zwei Stunden geschieht, ist ja auch nicht „nur“ Unsere kleine Farm mit Kriegshintergrund. Vielmehr gelingt es Der Soldat James Ryan weiterhin mit einer großartigen Ausstattung und einem sensationellen Setdesign für Atmosphäre zu sorgen. Da verzeiht man auch, dass die wirklich actionlastigen Szenen nach der furiosen Eröffnung bis zum Finale auf sich warten lassen. Immerhin ist es zwischendurch immer wieder äußerst spannend. Beispielsweise, wenn der angeschossene Caparzo (Vin Diesel) angeschossen auf der Straße liegt und keiner der Kameraden zu ihm kann, da der Heckenschütze nur darauf wartet, erneut zu schießen.
Und Zeit für Zwischenmenschliches bleibt natürlich auch. Nicht nur in der Auseinandersetzung über Sinn und Unsinn einer solchen Aktion des „Alle für einen“, sondern auch im Hinblick auf die Gedanken, die an die Angehörigen zuhause gehen.
Wer es lieber etwas intellektueller und weniger pathostriefend mag, dem sei Terrence Malicks im gleichen Jahr erschienener Der schmale Grat empfohlen, der weniger bluttriefendes Schlachtengemälde ist, denn philosophischer Diskurs über das gewalttätige Wesen des Menschen.
Leider gibt’s den noch nicht auf UHD – warum eigentlich nicht?

Bild- und Tonqualität BD

Das Bild der Blu-ray von Der Soldat James Ryan ist unverändert von der bisherigen BD übernommen, die auch hier beigelegt wurde. Im Klartext bedeutet das, dass man seinerzeit glücklicherweise die Finger von Rauschfiltern gelassen hat und den Film so körnig präsentiert, wie er nun mal gedacht ist. Die entsättigten Farben passen hervorragend zur Atmosphäre, wirken aber durchweg etwas zu grün. Dadurch leiden Gesichtstöne ein wenig. Auch der Kontrastumfang dürfte eine Spur intensiver sein. Viele Einstellungen machen einen etwas gräulichen Eindruck, Schwarz ist nicht wirklich satt. Die Schärfe geht vor allem in den Close-ups sehr in Ordnung, Halbtotale lassen allerdings oft etwas nach.
Beim Sound von Der Soldat James Ryan ändert sich ebenfalls nichts. Die BD kommt fürs Deutscht mit Dolby Digital und fürs Englische mit dts-HD-Master daher. Ärgern mag man sich darüber, dass der hiesige Ton mit der stärksten Komprimierung behaftet ist. Doch weil diese DD-Spur wirklich das absolute Maximum aus dem Codec herausholt, darf man hier zumindest mit einem lachenden Auge aus der Geschichte gehen. Denn für eine auf 640 Kbps reduzierte Spur gab es selten so umfassende, direktionale und dynamische Effekte wie bei Spielbergs Kriegsfilm. Was in den ersten 30 Minuten abgefeiert und abgefeuert wird, muss sich nicht hinter aktuellsten Actionstreifen verstecken und kitzelt aus der komprimierten Fassung das Allerletzte heraus.
Gut, die englische dts-HD-Master-Version tönt noch offener, differenzierter und behält im Chaos auch mehr Übersicht, aber das darf man dann auch erwarten, wenn sie mit nahezu zehnfacher Datenrate ans Ohr gelangt.

Bild- und Tonqualität UHD

Der Soldat James Ryan wurde seinerzeit natürlich vollständig analog auf Film aufgenommen. vom 35mm-Material nahm (wie schon bei Gladiator) Kolorist Lou Levinson von Laser Pacific einen 6K-Scan vor, um möglichst viel Information des Filmstreifens einfangen zu können. Für Spielbergs Film lag das Haupt-Augenmerk darauf, den Original-Look des Original-Positivs wiederherzustellen. Hier kam es Levinson vor allem darauf an, den harten Kontrast sowie die entsättigten Farben so nahe wie möglich an das heranzuführen, was Spielberg seinerzeit im Kopf hatte (wer über dieses Verfahren mehr wissen möchte, der gebe mal die Begriffe „ENR“ & „Film“ in eine Suchmaschine ein). Während Levinson also möglichst nahe ans Original herankommen wollte, blieb er im Kontakt mit Spielberg, für den er schon E.T., Schindler’s Liste oder Jurassic Park remasterte. Warum dann allerdings das Bildformat von 1,85:1 auf Vollbild-16:9 geändert wurde, lässt sich nur mutmaßen.
Irgendetwas müssen sich Spielberg und Kameramann Janusz Kaminski ja dabei gedacht haben, ihren Saving Private Ryan mit leichten Balken oben und unten zu filmen. Für den 4K Scan hat man nun diese Balken wieder demaskiert (Open Matte) und sieht am oberen und unteren Ende etwas mehr Bildinhalt. Ob das von Spielberg so intendiert ist/war oder man beim Scan einfach gepennt hat, bleibt wohl ein Geheimnis.
Anbieter Paramount hat zudem noch einen erweiterten Farbraum sowie eine höhere Bilddynamik integriert – letztere sogar als Dolby-Vision-Variante.

In der Praxis sieht man dann deutlich das von der Blu-ray unterschiedliche Color Grading. Während die bisherige BD einen sichtbaren Schwenk ins Grün machte, hat die UHD diesen eliminiert und präsentiert harmonischere Brauntöne. Das kommt nicht nur den Szenen am Strand zugute, bei denen der Sand nun neutral aussieht, sondern passt auch besser zu den Uniformen. Auch Hauttöne wirken jetzt viel realistischer. Kommt mehr Farbe ins Spiel – beispielsweise Orange bei Feuersituationen oder Rot bei den vielen offenen Wunden und Verletzungen, wirkt beides satter und gleichzeitig realistischer. Vorher tendierte gerade Orange eher ins Gelbliche, was wenig authentisch erschien. Aber auch Sequenzen vor dem Hintergrund grüner Wiesen wirken lebendiger – auch weil sich die nun braunen Uniformen besser und plastischer vor dem grünen Gras ablösen (43’10).
In Sachen höhere Bilddynamik sorgt die Anpassung durch Levinsons Arbeit tatsächlich für härtere Kontraste, was in wenigen Situationen bei dunklen Szenen schon mal zu leichtem Detailverlust im Schwarz führt. Über die gesamte Laufzeit gesehen ist das Bild der 4K-Fassung aber wesentlich harmonischer und eindrucksvoller.
Im Vergleich zwischen Dolby Vision und HDR10 ist es ab und an Geschmackssache, welche Variante man bevorzugt. Dolby Vision liefert noch etwas steilere Kontrastflanken, aber auch das etwas deutlich sichtbare Korn. HDR10 kommt einen Hauch weicher rüber, dafür vielleicht eine Spur ausgewogener. Während über DV das Bild noch mal etwas dreidimensionaler erscheint, sieht das über den HDR10-Kern ein bisschen flacher aus. Mehr dazu im ausführlichen Bildvergleich unten.
In Sachen Auflösung ist die 4K-Fassung von Der Soldat James Ryan übrigens sichtbar überlegen. Und das auch bei regulären Betrachtungs-Abständen. Texturen auf der Haut, der Kleidung, im Sand – solange die Kamera nicht brutal herumwackelt (was sie später ja nicht mehr so exzessiv betreibt), sieht man den Detailvorsprung zwischen BD und UHD zu jeder Zeit ganz deutlich.

Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 1
(2’20): Die Blu-ray ist durchweg deutlich heller und wirkt dabei oft kontrastschwach. Gesichtsfarben sind an der Grenze dessen, was man natürlich nennen kann. Zu rosig fallen sie aus
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 2
Die UHD zeigt schon bei diesem Bild, dass sie zwar deutlich dunkler abgestimmt istt, aber wesentlich mehr Textur offenbart und in den Hauttönen griffiger und natürlicher wirkt. Das wird bei den kommenden Bildern noch deutlicher. Schon hier gut zu sehen: Das MEHR an Bild an den oberen und unteren Rändern durch den Open-Matte-Scan

 

Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 5
(17’30): Blut erscheint über die Blu-ray in mit einem seltsamen Curry-Ketchup-Look. Der Ärmel der Jacke ist außerdem verhältnismäßig grün
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 6
Die UHD hat das sattere, kräftigere, blutigere Rot und die Jacke ist nun neutraler grau
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 7
(45’48): Bei diesem Vergleich sieht man deutlich den Unterschied im Color-Grading und Kontrast. Die BD hat gelblich-grüne Hauttöne. Die Uniform schlägt ebenfalls ins Grün
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 8
Neutraler und glaubwürdiger geht’s über die UHD zu. Der Kontrastumfang ist satter und lässt das Bild nicht so grauschleierhaft rüberkommen
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 9
(65’27): Fast schon zu einfarbig präsentiert sich das Bild der Pflanze nach etwas über einer Stunde über die BD. Außerdem wirken helle Bereiche etwas überstrahlt
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 10
Wesentlich härter im Kontrast, was offenbar intendiert war, wenn man sich die Aussagen von Levinson oben durchliest, das Bild der UHD. Die nimmt auch hier den deutlichen Grünstich raus
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 11
(xxxxxxxxxxxxxxx): Die Kerze zu hell, die Farbe zu Gelb und das Kontrastverhältnis nicht so ausgewogen wie …
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 12
… über die UHD, die einfach das wesentlich harmonischere Bild abgibt
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 13 BD
(107’52) – Blu-ray: Die Blu-ray zeigt sich auch hier mit einem nicht so ausgewogenen Bild. Noch dazu ist bei ihr die Körnung fast am stärksten und wirkt nachgeschärft. Das führt bei dem Kollegen im Hintergrund zu massivem Detailverlust. und lässt auch die Mauer im Hintergrund sehr wuselig aussehen. Ebenfalls nicht schön ist der über die Blu-ray oft zu sehende Effekt der zu stark unterschiedlich gefärbten Lippen auf Gesichtern
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 14 HDR
HDR10: Die HDR-10-Variante ist von allen drei Bildern jene mit dem vermeintlich weichsten Eindruck. Das Korn fällt am wenigsten ins Gewicht. Gleichzeitig hat sie eine harmonische Kontrastgebung und entfärbt/neutralisiert die Lippenfarben wieder etwas – ein guter Kompromiss.
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 15 DV
Dolby Vision: Per Dolby Vision nimmt das Korn wieder etwas zu, weil die Kontrastanhebung gegenüber HDR10 hier wieder stärker ausfällt. Im direkten Wechsel der Bilder von HDR10 und DV sieht man deutlich den steileren Kontrast auf dem Gesicht und das plastischere Hervorheben von Tom Hanks
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 16
(83’00): Und da sage noch mal jemand, man sähe keinen Auflösungsvorsprung bei 4K-Scheiben. Die Blu-ray wirkt weich und zeigt nicht ansatzweise so viele Details und Tiefe auf dem Gesicht wie nebenan die UHD
Soldat James Ryan BD vs UHD Bildvergleich 17
Erst hier lassen sich die feinen Barthärchen fast einzeln erkennen. Und der Unterschied in der Texturdarstellung der Hautporen ist frappant. So scharf und detailreich kann ein nativer 4K-Scan eines analogen Films sein

Der deutsche Ton war leider bisher nur Dolby Digital – und bleibt das auch im Falle der UHD. Hier gibt’s keine Bearbeitung zugunsten hochauflösender Akustik oder gar 3D-Sound. Der ist allerdings durchaus mit auf der UHD von Der Soldat James Ryan – aber eben nur für den Originalton. Und auf den war man im Vorfeld durchaus gespannt. Immerhin ist die erste halbe Stunde ein Feuerwerk an Effekten und geradezu prädestiniert für Schüsse und Querschläger auf dem Höhenkanal.
Zunächst einmal präsentiert er allerdings die Filmmusik ganz dezent von oben, während des Besuchs auf dem Soldatenfriedhof.
Wechselt die Szenerie auf die Landungsboote, tut der Sound dann erst einmal zu viel. So hört man das anbrandende Wasser am Bug der Transportschiffe ebenso aus der Höhe wie über die reguläre Ebene – was Unsinn ist, wenn die Kamera auf der gleichen Position steht. Sobald sich die Luken öffnen wird es dann so unübersichtlich, dass man nicht mehr genau definieren kann, wo die Kamera und somit die Hörposition sich gerade befindet. Hier kann man dann durchaus wohlwollend davon sprechen, dass die zahlreichen Sounds, die man von den Heights hört, vielleicht auch dorthin gehören. Das MG-Feuer aus den Bunkern jedoch hat da absolut nichts verloren (6’40). Hier ist die Kamera zum Teil sogar oberhalb des Maschinengewehrs und dennoch ballern die Höhen-Lautsprecher fröhlich mit. Nein, das ist nicht so ganz im Sinne des Erfinders. Denn VIEL heißt nicht gleichbedeutend GUT oder gar RICHTIG. Schade ist das vor allem deshalb, weil die dezidierten und korrekt gesetzten Soundeffekte dadurch entwertet werden und nicht mehr herausragend. Hier wäre WENIGER tatsächlich MEHR gewesen.
Freunde von 3D-Tonspuren, die möglichst viel von oben hören wollen, sind hier allerdings bestens aufgehoben. Denn es wirkt beinahe so, als hätte man den Ton abzüglich der Stimmen schlicht um eine Ebene nach oben erweitert.

Apropos reguläre Ebene: Natürlich besteht eine Dolby-Atmos-Spur nicht nur aus Höhen-Informationen. Was die verlustfreie Dolby-Variante hier auf das übliche 5.1-Setup zaubert, ist schlicht sensationell und gehört auch heute noch zum Besten, was Kino/Heimkino zu bieten hat. Vollkommen zurecht gab’s dafür den Oscar für den besten Ton und den besten Tonschnitt.
Dass es auch die Höhen-Ebene besser kann, wird deutlich, je weiter es vom Strand weg geht. Nach etwa 25 Minuten sind die direkten Kampfhandlungen fast vorbei und man hört das Geschehen der MGs und Granaten nur noch im Hintergrund. HIER macht es dann Sinn, das ganze rundum zu hören. Und hier klingt es atmosphärisch und nicht einfach nur vollgemüllt.
Nach den ersten dreißig Minuten wird es naturgemäß etwas ruhiger im oberen Bereich, da die Kampfhandlungen ja erst einmal beendet sind. Aber auch hier tut der Atmos-Sound ab und an zu viel. So hört man bisweilen LKWs und Jeeps aus der Höhe vorbeifahren, die eigentlich „nur“ von hinten angefahren kommen. Korrekter dagegen die entfernt zu hörenden Flugzeuge, die man dezent aus der Höhe vernimmt.
Einen weiteren beliebten „Fehler“ begeht Der Soldat James Ryan dann beim Regen nach gut einer Dreiviertelstunde. Denn: Nein, liebe Sounddesigner: Regen hört man NICHT von oben fallen. Man hört ihn nur, wenn er AUF etwas fällt, das oberhalb der Hörposition angebracht ist (Regenschirm, großer Hut mit Krempe, Vordach etc). Leider tritt der Film auch in diese Falle. Und dann gibt es sogar eine Szene, in der die Soldaten auf eine Wiese rennen und dort feuern und beschossen werden. Dabei ist Kamera in der Halb-Vogelperspektive und filmt aus etwa vier Metern Höhe auf die Darsteller. Dennoch hört man die Einschüsse ins Gras – wer macht sowas? An solchen Stellen wird dann eklatant sichtbar, dass man einfach „was hochgemischt“ hat, um dort überhaupt was zu haben. Denn wirklich ECHTE und KORREKTE 3D-Sound-Effekte sind absolut rar gesät – wie zum Beispiel jener der Bomber, die im Finale über die Trümmer der Stadt jagen (154’23).
Wie gesagt: Das ändert absolut nichts an der großartigen Vertonung auf der regulären Ebene, weshalb mein Tipp für Sound-Puristen mit Faible für Authentizität nur sein kann: Zieht euren Heights die Stecker raus und genießt den Atmos-Sound im 5.1-Setup!

Bonusmaterial

Da die Bonusdisk der ursprünglichen Blu-ray-Fassung von Der Soldat James Ryan dem Rotstift zu Opfer gefallen ist, gibt’s hier schlicht gar nichts. Null. Nada.

Fazit

Damals wie heute: Die Eröffnungssequenz von Der Soldat James Ryan gehört zum intensivsten, das Kino jemals erzeugt und vermittelt hat. Wer sich das anschauen und völlig kalt bleiben kann, sollte mal seinen Pulsschlag kontrollieren und nachforschen, ob er nicht selbst schon mausetot im Sandstrand der Normandie liegt.
Die UHD bringt dieses extrem intensive Erlebnis in ihrer bisher filmischsten und natürlichsten Form ins Heimkino, liefert dazu vor allem eine Schärfe, die in Close-ups wirklich toll ist und genau den harten Kontrast, den er im Kino einst hatte – ein klares Upgrade in Sachen Bildqualität.
Während der schon bekannte deutsche Dolby-Digital-Ton unverändert bleibt, legt die englische Atmos-Fassung richtig los. Auf der regulären Ebene hat sie Referenzqualität. Auf der Höhen-Ebene will sie eindeutig zu viel des Guten und gefällt damit nicht den Puristen und Freunden der korrekten Vertonung, sondern nur jenen, die möglichst viel Geballer von überall haben wollen. Hier macht es die Atmos-Fassung von Herz aus Stahl beispielsweise deutlich besser.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 70%
Bildqualität UHD: 80%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 95% (im Rahmen einer Dolby-Digital-Wertung)
Tonqualität BD (Originalversion dts-HD-MA): 95%

Tonqualität UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 95%
Tonqualität UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 85%
Tonqualität UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 60% (Abwertung wegen zu unlogischer/inkorrekter Verortung der 3D-Soundeffekte)

Bonusmaterial: 0%
Film: 80%

Anbieter: Paramount Home Entertainment
Land/Jahr: USA 1998
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Tom Hanks, Edward Burns, Tom Sizemore, Jeremy Davies, Vin Diesel, Adam Goldberg, Barry Pepper, Giovanni Ribisi, Matt Damon, Dennis Farina, Ted Danson, Bryan Cranston, Paul Giamatti
Tonformate BD: dts-HD-Master 5.1: en // DD 5.1: de
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // DD 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 169
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
FSK: 16

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Paramount Home Entertainment)

Trailer zu Der Soldat James Ryan

Saving Private Ryan - Trailer

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13 Kommentare
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Sunny

An sich eine tolle Qualität – nur zu schade, dass Bluray und UHD so stark im Bild beschnitten wurden, im Vergleich zu DVD.

Chris

Ich habe mir die Scheibe endlich gekauft und gecheckt.
Ja, der O-Ton auf der UHD liegt zusätzlich zuin Dolby Atmos mit TrueHD Kern vor.
Dazu D,
FR, Es, JP, IT und Portugiesisch in DD5. 1

Marco B.

Okay, danke Dir. Dann werde ich heute Abend mal in den sauberen Apfel beißen und das prüfen…

Marco B.

Hi Timo,

habe mir den Film im Rahmen des Prime Day gekauft und wundere mich gerade – auf der Rückseite steht auch beim O-Ton nichts von Dolby Atmos… Ist das nur ein Fehler beim Bedrucken der Hülle? Da steht nur Dolby Digital 5.1 für alle Sprachen während es bei der Blu-Ray im O-Ton DTS-HD Master Audio ist (5.1). Weiter oben steht was von verbessertem Raumklang, aber das kann ja sogar dür DD gelten,..

Ich hoffe mal, dass sie das nur verpennt haben 🙂

Danke & viele Grüße,
Marco

Tayfun Öztüter

Voll gute‘ Film, ey.
Hab mit meine bruder alle szenen nachgespielt.
Voll krasse kamera und so

Unbreakable44

Hallo ich habe iene frage, ich habe bei meiner UHD 2 sehr grobe Lensflare Fehler, am Anfang die stelle wo die 2 Deutschen sich Ergeben wollen und dann erschossen werden sind 4-5 lichtstrahlen vom Feuer des Autos die bis hoch an die decke gehen, als die Kamera dann nach Unten zuum Verletzten Kameraden geht, erscheinen auf seinem Gesicht auf diese straifen, ist das normal?!

Grinder67

Hallo Unbreakable44, genau das ist mir auch aufgefallen und kann mir das eigentlich nicht erklären, da weder die BluRay noch die DVD Version diese Merkwürdigkeiten aufweisen.

Pl

Also meine DVD damals hatte auch diesen „Fehler“. Die UHD hat auch den gleichen Effekt ich denke das ist beabsichtigt.

Christoph

Hallo Timo,
Dank deiner Rezension, habe ich den Film gekauft.
Zum abspielen des Films benutze ich den Sony UHD Blu-ray Player UBP-X700 und den Sony OLED KD55-A1 als Fernseher.
Beide Geräte haben Dolby Vision.
Leider kann ich DV und HDR 10 nicht unterscheiden.
HDR 10 ist so wie du beschrieben hast und DV ist leider zu hell, eintönig und unscharf.
Weißt du vielleicht wieso HDR 10 und DV so ein großen Unterschied haben? LG Christoph

Flo

„..wenn die Kugeln am ihm vorbeiflitzen.“

Hat sich n kleiner Fehler eingeschlichen.