Destination Wedding

Blu-ray Review

destination wedding blu-ray review cover
Ascot Elite, 07.12.2018

OT: Destination Wedding

Unterstützt die Arbeit an meinem Blog, indem ihr den Film bei Amazon kauft.

 


Ballistisch toll geformt

Zur Abwechslung mal eine unterhaltsame Beziehungs-Komödie.

Inhalt

Frank ist ein mies gelaunter und von den Menschen enttäuschter Zyniker. Liebe ist für ihn etwas, für das er sich niemals entscheiden würde – komme, was da wolle. Lindsay ist ebenfalls nicht (mehr) die geborene Optimistin, nachdem das Leben schon die eine oder andere schwere Enttäuschung für sie bereitgehalten hatte. Einzig: Irgendwo in ihr flackert doch noch ein kleiner Funke Hoffnung, das Leben nicht alleine zu beenden. Nichtsdestotrotz hat ihr Alleinsein schon dermaßen krude Formen erreicht, dass sie ihre Blumen beim Verlassen des Hauses intensiv anhaucht, um mit dem ausgeatmeten Kohlendioxyd die Fotosynthese anzuregen.
Zufälligerweise ist Lindsay die Ex von Keith, der nun heiratet und der wiederum Franks Halbbruder ist. Und so begegnen sich die beiden zur Hochzeit eingeladenen Gäste am Flughafen, von wo sie eine Privatmaschine zur Feier auf ein Weingut bringen soll. Die beiden Misanthropen sind geübt in gegenseitiger Ungehobeltheit und Unhöflichkeit, weshalb schon das gemeinsame Warten in der Schlange vor dem Gate zu einem Schlagabtausch feinster Gemeinheiten wird. Während Frank nur hinreist, um objektiv beurteilen zu können, was sein Bruder für ein Idiot ist, hat Lindsay vor, durch die Konfrontation endlich mit der Trennung von Keith abschließen zu können. Die Tatsache, dass man sich aber offenbar gegen die Beiden verschworen hat und sie nicht nur ein Zimmer nebeneinander haben, sondern auch am gleichen Tisch untergebracht sind, fördert Erstaunliches zutage: Im gemeinschaftlichen Lästern über die Hochzeitsgesellschaften finden Frank und Lindsay heraus, wie viele Gemeinsamkeiten sie doch eigentlich haben …

Erinnert sich noch jemand an Filme wie Reality Bites oder die großartigen Julie-Delpy-/Ethan-Hawke-Zusammenkünfte in den romantischen Before-Filmen von Richard Linklater?
Jeder, der das tut. Und jeder, der diese Filme witzig und echt und authentisch fand, bekommt nun mit Destination Wedding pointierten Nachschub. Wenn Keanu Reeves und Winony Ryder (im echten Leben schon seit Langem sehr gut befreundet) als vom Leben und der Liebe enttäuschten Dauersingles aufeinandertreffen, bleibt kaum ein Auge trocken. Schon die ersten zehn Minuten, lassen sie mit ihren Filmfiguren keine „Nettigkeit“ aus, um dem anderen mitzuteilen, wie überflüssig und unfreundlich sie sich finden. Reeves, der nach den beiden John-Wick-Filmen verdientermaßen wieder Oberwasser hat, funktioniert hervorragend als grumpy middleaged man (um es mal mit Walter Matthau und Jack Lemmon zu sagen). Der Zuschauer bekommt dann schon mal Sätze wie „Wieso nicht? Gehen sie in eine psychiatrische Klinik?“ als Kommentar Franks zu hören, wenn Lindsay erwähnt, dass sie am Zielort nicht in Restaurants gehen würde. Und nach exakt 30’18 sagt er einen der genialsten Sätze, die bisher überhaupt in Beziehungs-Komödien gesprochen wurden.

Winona Ryder indes liefert die großartigsten Gesichts-Mimiken seit Heathers, wenn sie Frank beinahe angewidert anschaut, nachdem sie erfährt, wer er ist. Die beiden funktionieren aber nicht nur als Einzelfiguren, sondern vor allem im Zusammenspiel. Und das klappt in Destination Wedding deshalb so gut, weil die sich wie Kesselflicker anfluchenden Figuren von zwei wunderbar harmonierenden Darstellern gegeben werden. So entspannt wie hier ging es zuletzt lange nicht mehr in romantischen Komödien zu. Wunderbar, wenn man zwar weiß, dass es irgendwie kitschig enden wird, der Weg dahin aber gespickt ist mit scharfzüngigen, kratzbürstigen und äußerst kurzweiligen Dialogen. Denn die Zickereien, die Frank und Lindsay zunächst sich selbst gegenüber verteilen, sind noch bissiger, wenn sie über die anderen Hochzeitsgäste zu lästern beginnen. Alleine Franks Beschreibung der eigenen Familie ist zum Schreien komisch. Und von dem Moment an hat Destination Wedding den Zuschauer so richtig gepackt. Denn wer kennt das nicht, dass man sich mit seinem Partner/besten Freund/in auf einer Festivität zusammen schließt, um herzhaft über den Rest der Gesellschaft her zu ziehen. Der Film unterstützt das, indem er seinen Fokus stets auf Frank und Lindsay hält. Die Hochzeitsgesellschaft findet dauerhaft nur im Hintergrund statt – sensationell bspw., wenn die Beiden innerhalb eines Bubble-Soccer stecken und sich das Treiben. Der Witz dabei: Die Gäste beachten die Zwei überhaupt nicht. Selbst wenn sie während der Trauung beständig miteinandern lästern und diskutieren, schauen die Sitznachbarn völlig beseelt zum Trau-Alter und hören der Vermählung zu – ein ebenso kleines wie effektives Inszenierungs-Detail. Ach ja: Die witzigste Knutsch- und Sex-Sequenz seit der Liebes-Szene zwischen Emma Thompson und Jeff Goldblum in Das lange Elend gibt’s noch obendrauf. Im Übrigen ist zwar die deutsche Synchro durchaus gelungen und transportiert viel Humor, doch ein „you’re the politically correct police“ lässt sich einfach nicht wirklich gut übersetzen.

Bild- und Tonqualität

Destination Wedding liefert ein relativ ruhiges Bild, das sogar in dunklen Momenten meist ohne Korn bleibt. Nur wenige Ausnahmen bestätigen die Regel (Jacket 44’14, rote Wand in Kapitel 9). Die Farben sind in Innenräumen recht warm gehalten, in hellen Szenen fehlt’s ein bisschen an Kontrast. Während die Auflösung in Close-ups gut ist, bleibt der untere Bildrand durchweg unscharf. Später, bei den Vogelperspektiven der heimatlichen Vorstadt-Siedlungen setzt es dann leider auch noch Blockartefakte.
Erstaunlich, wie druckvoll der gezupfte Kontrabass im Soundtrack zu Beginn zu Werke geht – Destination Wedding ertönt für eine RomCom wirklich dynamisch. Auch die Flugzeuggeräusche während des Wartens vor dem Flughafen sind richtig räumlich und der akkordeonlastige Score baut eine breite und voluminöse Bühne auf. Stets gut verständlich sind dazu die Dialoge und das Gebrüll des Pumas zerreißt die Stille im Heimkino effektiv.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Destination Wedding findet sich ein sehr kurzes Featurette, sowie insgesamt vier relativ kurze Interviews.

Fazit

Destination Wedding dreht sich 90 Minuten um seine beiden Hauptdarsteller, ist ungeheuer geschwätzig und doch zu keiner Zeit langweilig – selten hat man ein Schauspiel-Duo so entspannt gemeinsam über die Verfehlungen der Menschen und der Liebe schwadronieren hören wie Keanu Reeves und Winona Ryder in einem höchst amüsanten Film.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 30%
Film: 80%

Anbieter: Ascot Elite Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Victor Levin
Darsteller: Keanu Reeves, Winona Ryder, Dj Dallenbach
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 90
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Ascot Elite Home Entertainment)

Trailer zu Destination Wedding

Destination Wedding I Trailer Deutsch

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!