Blu-ray Review
OT: The Face of an Angel
Dantes Inferno
Michael Winterbottom (9 Songs) liefert ein Drama ab, dessen bemerkenswertester Gesichtspunkt der erste Langfilmauftritt von Cara Delevingne ist.
Inhalt
Thomas Lang, einst erfolgreicher Filmregisseur, nimmt in Siena Kontakt zur Journalistin Simone Ford auf. Die hatte ein True-Crime-Buch über einen angeblich gemeinschaftlich von US-Studentin Jessica mit ihren Freunden an ihrer Mitbewohnerin begangenen Mord verfasst, der Lang beeindruckte. Inspiriert, daraus einen neuen Film zu entwickeln, stellt er Nachforschungen an. Während die italienische Justiz kurz vor der Berufung nach wie vor überzeugt von der Schuld Jessicas ist, fragt Thomas unangenehme Fragen und verfolgt bald eine eigene Theorie. Doch Drogen, die Zuneigung zu zwei Frauen und seine eigene Unzufriedenheit stehen dem Regisseur und seiner Story zunehmend im Wege …
Amanda Marie Knox wurde 2007 in Italien des Mordes an ihrer Mitstudentin Meredith Kercher angeklagt und nach mehreren Berufungsverfahren und Neuaufnahmen 2015 in letzter Instanz freigesprochen. Regisseur Michael Winterbottom macht aus Amanda Knox nun Jessica Fuller und aus Meredith Jessica, bleibt aber ansonsten bei den Tatsachen. Allerdings beleuchtet er in seinem Film-im-Film vor allem die Position der Medien und integriert in Die Augen des Engels eine Geschichte um einen nach und nach immer bessessener werdenden Filmemacher, der sich vor Ort in ein viel zu junges Mädchen verliebt. Wirkt seltsam? Ist es auch. Da nutzt Winterbottom die Idee des True-Crime-Thrillers und verliert sich alsbald in einem mittelmäßig gespielten (langweilig: Daniel Brühl) Drama über einen Typen mit Sinnkrise, der jedes Klischee erfüllt, das man einem solchen Mann unterstellen könnte. Bezeichnend, dass Deutschlands Exportschlager-Schauspieler (warum eigentlich?) Daniel Brühl von Supermodel Cara Delevingne in deren erster größerer Filmrolle während der gemeinsamen Szenen glatt an die Wand gespielt wird. Folgt man Augen des Engels zunächst noch interessiert und erwartet, dass sich ein spannendes Whodunit-Szenario entwickelt, zieht sich der Film in der Folge immer mehr und unbedeutender in die Länge. Um eine Geschichte über einen Mann in der Schaffenskrise zu entwickeln, hätte es des realen Szenarios um Hintergrund nicht bedurft, weshalb man nie so ganz das Gefühl loswird, dass Augen des Engels dieses für seine Zwecke nur als Alibi nutzt. Wenn sich dann auch noch Drogenvisionen und somit ziemlich bizarre Momente zum Geschehen gesellen, verliert man als Zuschauer endgültig den Bezug zum Geschehen – zumal sämtliche Figuren unnahbar und kühl bleiben, man keinerlei Bezug zu ihnen entwickelt.
Bild- und Tonqualität
Siena im Dunkeln ist ziemlich dunkel – und so ist auch das Bild von Die Augen des Engels vornehmlich recht düster. Während der gut ausgeleuchteten Momente sind Bildruhe und Schärfe auf gutem Niveau, die Kontrastierung wirkt gelungen. Bildfehler sind nicht auszumachen und bisweilen wirkt das Geschehen sogar sehr plastisch (Sarg 84’50). Auch der Schattenwurf von Beckinsales Haaren auf ihrem Gesicht lässt eine gewisse Dreidimensionalität zu. Akustisch ist Die Augen des Engels zunächst mal unspektakulär und auf die Dialoge konzentriert. Der geigenbetonte Soundtrack sowie die Szenen auf offener Straße oder belebten Plätzen leben allerdings auch auf den Rearspeakern auf. Während der Partyszenen darf sogar der Subwoofer durchaus behende zugreifen und auch die Räumlichkeit profitiert in diesen Szenen.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Die Augen des Engels finden sich ein paar entfallene Szenen, von denen das Skype-Gespräch zwischen Thomas und seiner Tochter zu den wichtigsten gezählt werden kann. Dazu gibt’s vier Interview mit den drei Hauptdarstellern und Regisseur Winterbottom sowie eine B’Roll, die zwar nur fünf Minuten läuft, dafür aber sogar untertitelt ist.
Fazit
Was wollte uns der Autor damit sagen? Das geflügelte Wort passt gut zu Winterbottoms Die Augen des Engels, der sich nie so recht entscheiden kann, was und vor allem wohin er will. Auch wenn Winterbottom die Story zu seinem Film nicht selbst geschrieben hat, wirkt es, als habe er durch Daniel Brühl autobiografische Züge nach außen getragen. Wenn dem so ist, hätte man sich gewünscht, dass er seine Geschichte etwas emotionaler geschildert hätte.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 50%
Anbieter: Concorde HE
Land/Jahr: GB/IT/SP 2014
Regie: Michael Winterbottom
Darsteller: Daniel Brühl, Kate Beckinsale, Cara Delevingne, Valerio Mastandrea, Ava Acres, Genevieve Gaunt, Sai Bennett, Rainieri Meniconi
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 102
Codec: AVC
FSK: 12