Die Auserwählten – Helden des Widerstands

Blu-ray Review

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Pandastorm, 18.11.2016

OT: Chosen

 


Nur ein gewöhnlicher Mann

Wie ungarische und polnische Juden der Deutschen Wehrmacht die Stirn bieten.

Inhalt

Ungarn im Zweiten Weltkrieg, man schreibt das Jahr 1944. Obwohl die Regierung sich nie gegen Hitler gestellt hat, müssen die ungarischen Juden plötzlich um ihr Leben fürchten, da die Deutschen ins Land kommen und sie deportieren wollen. Mittendrin ist Sonson. Der unauffällige Jurist arbeitet schon seit einiger Zeit in einem Steinbruch. Weil er nicht auffallen möchte, tut er, was man von ihm verlangt – und das ohne Murren. Er ist auch gar nicht erfreut, dass seine Schwägerin Judith immer wieder bei seiner Frau auftaucht. Die ist Mitglied des Widerstands, von dem Sonson nichts wissen will. Doch dann wird seine Gattin plötzlich schwer krank und man will ihr keine Medizin verabreichen, verweigert gar die Behandlung. Als die Deutschen ins Land einmarschieren, weil sich die ungarische Regierung weigert, die Juden auszuhändigen, und als auch noch Judith nach Auschwitz verbracht werden soll, treten die Rebellen an Sonson heran und können ihn dazu überreden, den Widerstand anzuführen …

Harvey Keitel ist der klingende Name auf dem Cover von Die Auserwählten – Helden des Widerstands, darf aber „nur“ als Großvater der Rahmenhandlung ran, die in der Gegenwart spielt. Er erzählt seinem Enkel Max Erlebnisse aus dem Krieg, damit dieser einen Aufsatz mit 1000 Wörtern zusammenbekommt. Die Geschichte an sich wird vom talentierten Luke Mably getragen, auf dessen traurigem Gesicht sich eindrucksvoll die Dramatik der Geschehnisse widerspiegelt. Ein Kriegsfilm ist Die Auserwählten zunächst mal nicht, denn er konzentriert sich voll und ganz auf die menschlichen Schicksale vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs – und das in einem Land, das überhaupt nicht damit rechnete, von den Deutschen besetzt zu werden. Wie die meisten der zuletzt veröffentlichten Kriegsfilme beruht auch diese Geschichte auf wahren Begebenheiten und wird von engagierten Darstellern vermittelt. Eindringlich schildert der Film vor allem, dass die ungarischen Soldaten keineswegs vom Grunde her damit einverstanden sind, die Forderungen der Gestapo zu erfüllen und sich selbst zwischen den Fronten sieht. Allerdings nicht, ohne auch ihren schmierigen Nutzen daraus zu ziehen, dass man die Frauen noch ein paar Tage länger vor der Deportation bewahren kann – eindringlich geraten die Szenen, in denen sich die landeseigenen Soldaten an den jüdischen Frauen vergehen.

Die ersten Kriegshandlungen geschehen nach etwas über 50 Minuten, wenn sich Sonson und seine Anhänger in einer Art Straßenkampf den Weg durch die ungarischen Soldaten schießen müssen. Doch auch das ist nur ein kurzes Intermezzo, bevor sich der zum Freiheitskämpfer mutierte Anwalt ins Ghetto nach Polen aufmacht, um dort Mitstreiter in eigener Sache sowie die deportierte Judith zu finden. Stets bleibt Die Auserwählten dabei einer möglichst authentischen Darstellung der Umstände verschrieben und schreckt auch nicht davor zurück, zu zeigen, dass die Widerständler selbst nicht gerade zimperlich mit denen umgingen, die taten, was und wie man ihnen auftrug. So wird ein um Gnade flehender und ziemlich wehrloser Landsmann kurzerhand erdrosselt, weil er weitere Juden aus dem Quartier der Rebellen „zusammensammeln“ soll. Zugleich installiert der Film seinen Protagonisten als Helden, der mehrfach das Risiko eingeht, den Nazis in SS-Uniform gegenüber zu treten. Seine Bluffs funktionieren, was erstaunlich genug ist und als Grundlage für eine heroische Geschichte natürlich bestens geeignet ist. Dass es nicht zum reinen romantischen Gemälde verkommt, dafür sorgt dann wiederum Harvey Keitel, der (man ahnt es) den Sonson der Gegenwart gibt und von Heldengerede prinzipiell nichts hält.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Die Auserwählten überzeugt während der Gegenwartsszenen mit sehr ruhigem Eindruck, klaren und kontraststarken Farben und einem sehr guten Kontrastumfang. Die Schärfe ist ausgewogen und in Close-ups sogar sehr gut. Dieser Look verändert sich überraschenderweise nicht, wenn die Zeit ins Jahr 1944 zurückspringt. Sogar die Detailtiefe ist gelungen (Straße 7’02) und auch während der dunkleren Momente bleiben Bildruhe und Rauscharmut bestehen – ein wirklich gutes Bild, dessen Details auf dunklen Bereiche einzig manchmal etwas absaufen.
Akustisch fällt direkt zu Beginn von Die Auserwählten das effektvoll Picken der Spitzhacken auf, die klirrend auf Stein treffen (6’35). Die Dialoge sind kräftig und voluminös und bleiben stets gut verständlich. Natürlich lässt dieser gute Eindruck nicht nach, wenn Kriegsgeschehen die Kontrolle übernimmt. So rollt der Panzer bei 82’15 äußerst druckvoll über die Straße und wird kurze Zeit später von einem tieffrequenten Brummen begleitet. Die Explosion nach 84 Minuten dürfte zwar noch etwas mehr Druck haben, doch dafür entschädigen die authentisch wirkenden Schusswechsel, deren Projektile dem Zuhörer um die Ohren flitzen. Und wenn der Panzer seine Kanone einsetzt, gleicht das Heimkino einem Kriegsschauplatz (85’30).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Die Auserwählten wurden lediglich der Originaltrailer sowie Programmtipps des Anbieters abgelegt.

Fazit

Eine hierzulande sicherlich kaum bekannte Geschichte, die von Die Auserwählten hier erzählt wird und die vor allem aufgrund der authentischen Charakterzeichnungen und Ausstattung funktioniert. Einen rasanten Schützengraben-Kriegsfilm sollte man nicht erwarten, selbst wenn nach etwas über 80 Minuten der Straßenkampf tobt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%

Anbieter: Pandastorm/Edel
Land/Jahr: GB 2015
Regie: Jasmin Dizdar
Darsteller: Luke Mably, Ana Ularu, Harvey Keitel, Diana Cavallioti, Radu Banzaru, Claudiu Bleont
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 105
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Die Auserwählten – Helden des Widerstands

Die Auserwählten | Trailer deutsch HD | Kriegsfilm

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