Die Bestimmung – Divergent

Blu-ray Review

Die Bestimmung - Divergent Deluxe Fan Edition Blu-ray Review Cover
Concorde Home, seit 28.08.2015

OT: Divergent

 


Die Fraktion ist dicker als Blut

Eine weitere Jugendbuchreihe über eine wenig erfreuliche fiktive Zukunft erblickt das Licht der Leinwand.

Inhalt

Einhundert Jahre ist es her, dass der Krieg die Menschheit fast ausgelöscht hat. Seither haben die Führer die Gesellschaft in fünf Franktionen aufgeteilt. Jede von diesen hat ihren Sinn und ihren Platz im System. Die Altruan, die selbstlos allen helfen und die Regierung bilden; die Ferox, die furchtlos alle beschützen; die Ken, die als Gelehrte für den Fortschritt und die Forschung zuständig sind; die Candor, die immer die Wahrheit sagen und die Amite, die freundlich und friedfertig das Land beackern. In einem bestimmten Alter muss sich jeder Jugendliche einem Test unterziehen und sich für eine Fraktion entscheiden. Beatrice wurde zwar als Altruan geboren, kann der selbstlosen Regierungsfraktion allerdings nicht so recht etwas abgewinnen. Viel lieber wäre sie eine Ferox. Bei ihrem Test kommt heraus, dass sie von allem etwas hat – sie ist eine Unbestimmte, ein Bindeglied. Leider darf das niemand erfahren. Ihre freie Wahl fällt (nicht überraschend) auf die Ferox, zu denen sie schon immer aufblickte. Doch kaum entschlossen, muss Tris, wie sie sich von nun an nennt, feststellen, dass die Aufnahmerituale und das Training der Fraktion unter dem unbarmherzigen Eric ziemlich fordernd und gefährlich sind. Verbündete hat sie in der von den Candor gewechselten Christina und dem Ausbilder Four. Doch etwas ist faul in den Fraktionen: Die Ken wollen die Regierung an sich reißen und da kommt eine Unbestimmte nicht gerade Recht – Tris schwebt in großer Gefahr …

Eine Welt, in der jeder weiß, wo er hingehört und dabei friedlich und in Einklang mit den anderen lebt – Utopie oder Dystopie? Friedlicher Gegenentwurf mit antikapitalistischer Einstellung oder Zwangsgesellschaft ohne individuelle Entwicklungsmöglichkeiten? Der Roman von Veronica Roth weist kaum zu übersehende Ähnlichkeiten mit den Tributen aus Panem auf, geht aber stärker auf die Entwicklung zum Erwachsenwerden ein. So ist die Verfilmung Die Bestimmung – The Divergent konsequenterweise auch ein Mix aus Science-Fiction und Action mit großem Anteil eines Coming-of-Age-Dramas. Optisch definitiv eher eine Dystopie mit gelungenen Bildern der verfallenen Städte gelingt es Regisseur Neil Burger (The Illusionist) ohne die hohen Erwartungen, die an die Panem-Verfilmungen gesetzt wurden, von Beginn an Sympathie für seine Hauptfigur zu entwickeln und trotz der relativen Armut an relevanten Actionszenen blendend zu unterhalten. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen der letzten Zeit werden in Die Bestimmung die Charaktere mit Leben und Motivationen gefüllt, das Interesse an den Protagonisten bleibt dauerhaft bestehen. Zwar bleiben auch hier Klischees nicht aus (Initiationsriten, Zugehörigkeits-Tätowierungen), dennoch folgt man der Entwicklung Tris‘ mit zunehmendem Interesse und hat früh eine emotionale Bindung zu ihr. Das liegt allerdings nicht nur an der stringent vorangetriebenen Handlung und der interessanten Geschichte, sondern auch an Hauptdarstellerin Shailene Woodley, die fernab vom typischen Schönheits- oder Niedlichkeitsideal im Dienst ihrer Rolle steht und nicht den schönen, oberflächlichen Schein repräsentiert. Neben den positiven Attributen des Films fallen die weniger gelungenen fast nicht auf: Zum einen verliert Die Bestimmung nach gut 80 Minuten etwas an Tempo und braucht ein Weilchen, um zum Höhepunkt wieder in Fahrt zu kommen. Zum anderen wird der dunklen Seite der Geschichte, die durch Kate Winslets Figur verkörpert wird, zu wenig Beachtung geschenkt. Man wünscht sich einfach mehr Futter, um die sich langsam ankündigende Revolution besser verabscheuen zu können – hier wird ein wenig Emotionalisierungspotenzial liegen gelassen. Auch kommen die Fraktionen der Amite und der Candor deutlich zu kurz. Lassen wir uns überraschen, ob in den folgenden Teilen (Die Bestimmung – Insurgent) die bisherigen Lücken geschlossen werden.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Die Bestimmung – Divergent ist und bleibt über die gesamte Laufzeit ruhig und rauschfrei. Allerdings ist es ebenso dauerhaft etwas zu hell und könnte einen größeren Kontrastumfang besitzen. Die schwarzen Uniformen der Ferox wirken oft gräulich und wenn das erste Mal Kriegsspiele angesagt sind, fehlt im Dunklen das Knackige Schwarz. Die grundsätzliche Rauschfreiheit geht zudem auf Kosten der Schärfe, denn Die Bestimmung bleibt dauerhaft etwas weich. Akustisch schlägt sich Divergent besser: Das ist vor allem der jederzeit passend gewählten Filmmusik geschuldet, die immer wieder räumlich und dynamisch aus allen Lautsprechern tönt. Aber auch die Kämpfe gelangen voluminös ins Heimkino, Schüsse aus den Capture-the-Flag-Waffen sirren an den Köpfen des Zuschauers vorbei und wenn Tris ihren Kopf vor der Messerwand hinhalten muss, geht man automatisch in Deckung. Auch die Gedakenkonfrontationen mit ihren Ängsten funktionieren als Surround-Highlight.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Die Bestimmung – Divergent ist außerordentlich umfangreich ausgefallen. Schon das „normale“ Making-of läuft, in vier Parts aufgeteilt, insgesamt 45 Minuten. Es geht um die Besetzung, um das Kampftraining und darum, wie extra dafür ein neuer Kampfstil entwickelt wurde. Letztlich wirft man noch ein Auge auf die visuellen Effekte und die Optik des Films. Weiter geht’s dann mit acht Featurettes, die eine Gesamtlaufzeit von knapp 70 Minuten aufweisen und tiefer in die Welt von Die Bestimmung eindringen. So erfahren wir hier mehr über die Fraktionen, über den Look des Films, blicken hinter die Kulissen und erhalten Einblicke in die Mode und die Musik von Divergent. Dazu gesellen sich noch vier entfallene Szenen sowie das Musikvideo zum Titelsong von Ellie Goulding.

Fazit

Die Bestimmung – Divergent ist eine glaubhaft vorgetragene, stimmungsvoll und spannend inszenierte Dystopie, die emotional packend und visuell überzeugend umgesetzt wurde.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (deutsche Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%

Bonusmaterial: 80%
Film: 85%

Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Neil Burger
Darsteller: Shaleine Woodley, Theo James, Kate Winslet, Ashley Judd, Jai Courtney, Ray Stevenson, Tony Goldwyn, Maggie Q
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 140
Codec: AVC
FSK: 12