Die Bestimmung – Insurgent

Blu-ray Review

Die Bestimmung - Insurgent Deluxe Fan Edition Blu-ray Review Cover
Concorde Home, seit 27.08.2015

OT: Insurgent

 


Hinter dem Zaun

Nach „Der Unbestimmten“ folgt „Die Aufständische“.

Inhalt

Irgendwie kriegt Jeanine, die Anführerin der Gelehrten, es hin, ihren Namen wieder reinzuwaschen. Mit einer flammenden Ansprache an sämtliche Fraktionen beschuldigt sie die kleine Gruppe rund um Tris des Angriffs auf die Altruan und verhängt offiziell das Kriegsrecht. Während Jeanine auf diese Weise ihre Macht festigt, finden Tris, Four, Peter und Caleb Zuflucht bei den Amite. Doch der scheinbare Frieden unter dem ländlichen Volk währt nicht lange, denn Jeanine hat ihre Augen überall. Ein geheimnisvolles Artefakt soll ihr dabei helfen, die Unbestimmten zu vernichten. Allerdings braucht sie dafür genau eine(n) aus deren Reihen, denn sie selbst kann die Box nicht öffnen. Tris und Four sind derweil erneut auf der Flucht, da Peter sie abermals verraten hat. Gemeinsam mit Caleb landen sie bei den Fraktionslosen, wo sie auf Fours Mutter treffen. Die würde Jeanin ebenfalls gerne tot sehen, hat aber nicht mit dem Dickschädel ihres Sohnes gerechnet, der gar nicht  gut auf die Frau Mama zu sprechen ist. Das ändert sich, nachdem ein Angriff von Jeanines Bluthund Eric auf Tris in letzter Sekunde vereitelt werden kann. Four sucht nun sämtliche mögliche Allianzen, um eine Revolution gegen die Herrscherin einzuleiten …

Robert Schwentke, der zuletzt mit R.I.P.D. wenig Glück hatte, bekommt nun die etwas undankbare Aufgabe, die von Neil Burger mit Die Bestimmung – Divergent fulminant eingeführte Filmserie basierend auf Veronica Roths Bestseller-Trilogie fortzusetzen. Den mittleren Episoden der Literaturverfilmungs-Dreiteiler haftete in den letzten Jahren immer die unglückliche Überführungswirkung in das Revolutions- oder Endkampffinale an. Das war bei der Twilight-Serie ebenso wie bei den Tributen von Panem, dem Die Bestimmung – Insurgent thematisch natürlich viel näher ist als dem Blutsauger-Werwolf-Mensch-Kitsch. Zwar lässt Insurgent diverse größere Fettnäpfe aus und lebt nach wie vor von einer stark aufspielenden und sämtliche Emotionen auf sich vereinenden Shailene Woodley (Wie ein weißer Vogel im Schneesturm), doch das fast formelhafte Abklappern der einzelnen Fraktionen mit Rettung-in-letzter-Sekunde-Situationen erschöpft sich irgendwann ein wenig. Für frischen Wind sorgen allerdings die neu eingeführten Fraktionslosen, die von einer überraschend besetzten Naomi Watts (Fours Mutter Evelyn) angeführt werden. Die düsteren Szenen bei den in alten Ruinen lebenden Outlaws haben etwas von Westernromantik und sind auch optisch ein Hingucker. Was Insurgent weiterhin wirklich gut beherrscht, ist der Spaghat zwischen persönlicher Entwicklung aller Figuren und ebenso spannenden wie rasanten Sequenzen. So ist beispielsweise Tris‘ Charakter für einen Genrefilm äußerst ausgewogen geschrieben und gespielt. Shailene Woodley schafft es, den in ihr wütenden Kampf glaubhaft darzustellen, was in einem zwar plakativen aber sehr packenden Simulationsfight mit ihrem eigenen Ich mündet. Wie keine andere Figur des Romans muss sie als Unbestimmte die gesammelten Fähigkeiten und Empfindungen aller Fraktionen in sich vereinen und in ihrem Spiel variabel sein. Die Aggressivität der Ferox, die Empfindsamkeit der Amite oder die Aufrichtigkeit der Candor – all das meistert die sympathische Schauspielerin souverän. Ebenfalls herausragend ist das Verhältnis zu Four, der ihr zwar hin und wieder zur Hilfe eilt, dem sie aber in allen Belangen gleichberechtigt gegenübersteht. Von schutzbedürftigem Mädchen jedenfalls ist Tris in Insurgent weit entfernt – und das, obwohl sie gleichzeitig nicht zur Klischee-Kampfbraut verkommt. Etwas mehr Sorgfalt hätte man sich bei ihrem Filmbruder Caleb gewünscht, der ohne große Erklärung plötzlich die Fronten wechselt – hier fehlt jede Plausibilität.

Auf der Seite der Widersacher ist Kate Winslet erneut angemessen kühl und unbarmherzig. Dazu gesellt sich ein Jay Courtney (Felony), dessen physische Präsenz und Dynamik während der Szenen bei den Amite für Gänsehaut sorgt – ein toller Bad Guy. Auch Miles Teller erweist sich nach wie vor als perfekter Intrigant und Gegenspieler Tris‘, was durchaus beachtlich ist, wenn man bedenkt, dass er in Spectacular Now – Perfekt ist Jetzt schon den romantischen Lover von Shailene Woodley gespielt hat. Für Action ist natürlich auch gesorgt, wenn schwere LKW das Land der Amite in Staub verwandeln oder die Schergen Jeanines bei den Candor einfallen (Apropos Candor: Fans von LOST werden Augen machen, wenn sie deren Anführer Viktor zum ersten Mal sehen). Ein wenig zu übertrieben wirken dagegen die Höhepunkte während Tris‘ Simulationen zur Öffnung der Box. Zwar darf man in Simulationen die Grenzen zur Realität sicher inszenatorisch überschreiten, doch Schwentke übertreibt es immer wieder mit seiner Videospielästhetik, die dann mehr an Lara Croft denn an einen Spielfilm erinnert. Ohnehin setzt der Stuttgarter Regisseur bei Insurgent vornehmlich auf Schauwerte und vernachlässigt die gesellschaftspolitischen Ansätze der Vorlage. Zwar laufen die Ereignisse auch im zweiten Teil unweigerlich darauf hinaus, dass die seit 200 Jahren aufgebauten Strukturen eingerissen werden, doch die spannenden Themen, die sich aufgrund der unterschiedlichen Fraktionen anbieten würden, bleiben unterbelichtet. Vielleicht besinnt sich Schwentke da noch mal, denn er darf auch das Finale der Trilogie inszenieren, das sich erneut in zwei Teile splitten wird, die 2016 sowie 2017 in die Kinos kommen werden.

Bild- und Tonqualität

Mit Ausnahme der in Vogelperspektiven sehr soften Aufnahmen der visuellen Effekte ist das Bild von Insurgent dem von Divergent in allen Belangen überlegen: Es ist schärfer, viel kontraststärker, farbkräftiger und plastischer als der durch die Bank weiche und kontrastschwache Vorgänger. Dies nötigt vor allem deshalb Respekt ab, da der Film mit 120 Minuten Laufzeit nicht eben kurz, die HD-Tonspuren mit acht Kanälen großzügig gerieten und das Bonusmaterial mit fast drei Stunden ziemlich üppig ausgefallen ist. Gerade die Nahaufnahmen wirken extrem krisp, vielleicht schon mit einer Tendenz zum leichten Überschärfen.
Akustisch leben natürlich vor allem die Actionsequenzen von Insurgent auf, exemplarisch beim Angriff auf die Amite und der sich daran anschließenden Zugsequenz hörbar. So richtig großartig wird’s jedoch, wenn Tris bei den Candor von Jeanines Truppen überrascht wird: Die zischenden Geschosse, die Drahtseile von einem zum anderen Gebäude schicken, fallen derart überraschend und unvermittelt über den Zuhörer herein, dass man regelrecht aus dem Sessel fällt. Die sich daran anschließende Schießerei feuert ebenfalls zahlreiche direktionale Effekte in Richtung Sofa. Die Stimmen bleiben (mal ausgenommen Tris‘ Stunde der Wahrheit bei den Candor) jederzeit gut verständlich und homogen eingebettet. Dynamisch wird’s, wenn Tris die Simulationen des Artefakts überstehen muss und ein ausgewachsenes Haus durch die Gegend geschleudert wird. Das Ganze gipfelt in einer einzigen Bassattacke, wenn sie die Simulation der Amite durchläuft.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Die Bestimmung – Insurgent wird vom Produzenten-Duo Lucy Fisher/Douglas Wick dominiert. Nicht nur ist der vorhandene Audiokommentar mit den beiden, so führen sie auch durch den fast zweistündigen „ultimativen Blick hinter die Kulissen“. Dieser fällt vor allem durch ein supercooles Feature auf: Während im Hauptscreen die an der Produktion beteiligten Personen über bestimmte Details wie Fahrzeuge, Drehorte, Produktionsdesign aufklären, laufen in einem kleinen Fenster die zugehörigen finalisierten Filmszenen – das macht das Bonusmaterial wunderbar plastisch und lässt es aus dem üblichen Making-of-Einerlei herausragen. Zusätzlich gibt’s noch sechs kürzere Featurettes, die sich um das Cast, die Kampf-im-Zug-Sequenz, die Peter-Hayes-Geschichte und den Insurgent-Style kümmern. Hier kommt ebenfalls noch einmal etwas über eine Dreiviertelstunde zusammen, sodass der Bonsubereich als äußerst umfassend und aufschlussreich gewertet werden darf.

Fazit

Die Bestimmung – Insurgent ist eine durchweg unterhaltsamter, ja spannende Fortsetzung von Die Bestimmung – Divergent geworden. Eine herausragende Shailene Woodley vereint alle Sympathien und das Grundgerüst der Geschichte ist nach wie vor interessant. Zwar pustet Regisseur Robert Schwentke die gesellschaftspolitischen Aspekte der Story in zahlreichen Actionsequenzen weg, dennoch düften die Fans des ersten Teils mit dem Sequel glücklich sein und sich auf das in zwei Filme aufgesplittete Finale freuen. Technisch hängt Insurgent seinen Blu-ray Vorgänger erstaunlicherweise meilenweit ab und das Bonusmaterial ist geradezu mustergültig.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 90%
Film: 75%

Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Robert Schwentke
Darsteller: Shailene Woodley, Theo James, Kate Winslet, Naomi Watts, Miles Teller, Ansel Elgort, Octavia Spencer, Jai Courtney, Ray Stevenson, Zoë Kravitz, Maggie Q, Mekhi Phifer, Daniel Dae Kim, Emjay Anthony, Keiynan Lonsdale, Ashley Judd
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 120
Codec: AVC
FSK: 12