Blu-ray Review
OT: Heist
Für Julie
Wenn der Vater einer todkranken Tochter nur noch einen Ausweg weiß …
Inhalt
Bus 657 fährt in aller Herrgottsfrühe nach Downtown. An Bord sind neben einer schwangeren Frau auch ein paar Berufspendler, als drei maskierte und bewaffnete Gangster das Vehikel des öffentlichen Nahverkehrs stürmen. Einer der drei ist Vaughn. Der hatte versucht, 300.000 Dollar von seinem Ex-Boss, Casinobetreiber und Gangster Pope, zu bekommen, da seine Tochter dieses Geld für eine lebensrettende Operation bräuchte. Doch Pope, immer noch missmütig darüber, dass Vaughn vor kurzem einfach ging, verweigerte. Also blieb dem leidenden Vater nichts anderes übrig, als das Casino seines ehemaligen Arbeitgebers zu überfallen. Der Coup allerdings wurde von Security-Neuling Cox geplant und der hat direkt mal Waffen ins Spiel gebracht. Klar, dass das Ding scheitern musste und am Ende ein toter Wachmann, ein angeschossener Komplize und ein Bus voller Geiseln steht. Für Vaughn könnte es kaum schlimmer kommen …
Robert De Niro darf endlich mal wieder den zerknirschten Gangsterboss geben und dominiert in Bus 657 (im Original: Heist betitelt) jede Szene – und das, obwohl Jeffrey Dean Morgan als Vater der Schmerz ins Gesicht geschrieben steht und er den Part absolut überzeugend mimt. Selbst Ziegelsteingesicht Dave Bautista gibt sein Bestes, um in seiner Rolle nicht unterzugehen. Und weil das so ist, gehört Bus 657 zu den kleinen Überraschungen des Heimkino-Winters: Der Plan des Coups, der Beweggrund der Hauptfigur, der Diabolismus des Gangsters – hier wird zwar zunächst jedes Klischee abgearbeitet aber eben auch treffend und ziemlich spannend umgesetzt. Dazu treibt der kongeniale Filmscore die Handlung pulsierend vorwärts. Umso seltsamer, dass dem Film schon in den USA keine Kinoauswertung vergönnt war und es auch hierzulande nur für eine Videopremiere reicht. Da sich aber immer schon mal Videopremieren zu echten Verkaufsschlagern entpuppen, gehört Scott Manns (The Tournament) Mix aus Actionthriller und Drama durchaus zu den sicheren Kandidaten für einen ähnlichen Verlauf. Dabei ist es nicht mal nur die rasante Busfahrt (die natürlich ein wenig an Speed erinnert), sondern vor allem die für einen Genrefilm recht sorgfältig charakterisierten Figuren – von Vaughn über Pope bis hin zur Polizistin Kris. Letztere zeigt mal wieder, dass Ex-MMA-Fighterin Gina Carano (In the Blood) deutlich mehr kann als gut aussehen und Fäuste schwingen. Ihre Polizistin hätte noch bedeutend mehr Screentime verdient, den sie stellt neben Vaughn selbst die stärkste Figur des Films dar. Was Bus 657 wirklich gut hinbekommt, ist die Tatsache, dass man dauerhaft mit Vaughn mitfiebert und sich vor allem fragt, wie der Mann, der nur aufgrund der unglücklichen Umstände da gelandet ist, wo er nun ist, aus dem sich aufhäufenden Schlamassel wieder rauskommt. Wenn sich dann, nach knapp 75 Minuten durch eine überraschende Wendung anbahnt, dass es doch einen Ausweg geben könnte, ist endgültig klar, dass der Film den Vergleich mit A-Klasse-Big-Budget-Produktionen wie Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3 nicht zu scheuen braucht.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Bus 657 ist beständig schwankend in der Schärfe. Während Close-ups noch recht plastisch daherkommen, geht in Halbtotalen häufig alles verloren, was an Auflösung da ist und Randunschärfen sind bisweilen extrem heftig (Tuch 55’31). Schuld daran sind Doppelkonturen und Nachwischer. Zudem – Stilmittel hin oder her – nerven die Lens-Flare-Effekte. In Abhängigkeit von der Bildhelligkeit variiert das Korn. In dunkleren Szenen ist es teils drastisch. Dazu geht die Durchzeichnung verloren.
Der Sound ist leider ebenfalls nicht ganz on top: So leiden die Effektsequenzen und die dynamischen Momente unter einem verhältnismäßig belegten Eindruck, sind einfach nicht offen und luftig genug. Die Dialoge in Bus 657 klingen besser und sind harmonischer eingebettet. Der Filmscore sorgt für ein wenig Druck und Schusswechsel sind schon mal etwas dynamischer – leider aber ebenfalls mit angezogener Handbremse.
Bonusmaterial
Acht Interviews und ein Behind the Scenes gesellen sich zu den Filmtrailern im Bonusmaterial von Bus 657. Das Behind the Scenes erzählt den Film anhand eingefügter Kommentare der Darsteller nach. Leider entstammen diese den Interviews, man hat hier also doppelt verwertet.
Fazit
Bus 657 hat trotz der Ähnlichkeiten zu Speed und John Q das Zeug zum veritablen Videohit, ohne je das Licht der Kinos erblickt zu haben. Zu verdanken ist dies einer schlüssigen Story, der rasanten Inszenierung und durchweg gut gelaunter Darsteller mit Promibonus – kann man machen!
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 75%
Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Scott Mann
Darsteller: Robert De Niro, Jeffrey Dean Morgan, Dave Bautista, Kate Bosworth, D.B. Sweeney, Gina Carano, Morris Chestnut
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16