Die Gärtnerin von Versailles

Blu-ray Review

Die Gärtnerin von Versailles Blu-ray Review Cover
Universal Pictures, seit 03.09.2015

OT: A Little Chaos

 


Ein Garten für den König

Alan Rickman schickt uns in seiner zweiten Regiearbeit zurück ins Frankreich des 17. Jahrhundert.

Inhalt

Frankreich, kurz vor dem Ende des 17. Jahrhunderts: König Ludwig XIV wünscht sich aus gegebenem Anlass einen prachtvollen Garten im Barockstil. Er soll alles bisher Dagewesene überstrahlen und für weltweites Aufsehen sorgen. André Le Notre, Chefgartenarchitekt des Königs holt sich deshalb externe Hilfe an Bord. Aus einigen Bewerbern erteilt er der unabhängigen Landschaftsgärtnerin Sabine De Barra den Auftrag, den Garten mit ihm gemeinsam anzulegen – sehr zum Leidwesen der ausgestochenen männlichen Konkurrenz. Die schaut sich das Treiben dann auch zunächst mit Häme an, muss jedoch feststellen, dass Madame De Barra härter arbeitet als sämtliche männlichen Landarbeiter gemeinsam. Während sich die männlichen Kollegen also langsam in Respekt üben, droht über dem Gartenprojekt ein Damoklesschwert: Da Sabine sich nach und nach in ihren Auftraggeber André verlieben zu beginnt, spinnt dessen untreue Ehefrau ein Netz aus Intrigen, um das Projekt zu sabotieren …

Fast 20 Jahre nach The Winter Guest inszeniert der britische Schauspieler Alan Rickman seinen zweiten Film und unterlegt Die Gärtnerin von Versailles mit opulenten Bildern von wahrer Pracht. Nicht nur die perfekte Innenausstattung des herrschaftlichen Anwesens sowie die großartigen Kostüme, sondern vor allem die weitwinkligen Aufnahmen des Anwesens und Gartens erfreuen das Auge. Abseits der tollen Bilder entwickelt Rickmans Film allerdings nur bedingt Dramatik und erzählt sowohl die romantische Liebesgeschichte als auch die Dynamik zwischen Sabine, André und dessen Frau etwas überraschungsarm. So ist es an den Darstellern, ihre Figuren mit Leben zu erfüllen, wenn sie schon etwas undramatisch geschrieben sind. Während Rickman selbst den König zunächst als ziemlich gelangweilt-resignierten Herrscher gibt, ist seine erste gemeinsame Szene mit Winslet geradezu großartig geworden. Unter der Annahme, er wäre ein Pflanzenmeister spielt er das Missverständnis Sabines zunächst mit und lebt förmlich auf, sprengt sein enges Königskorsett. Trotz seiner mittlerweile etwas müden Augen kann man hier erkennen, welch große Schauspielkunst in dem Akteur steckt. Winslet selbst ist praktisch idealbesetzt, glänzt mit natürlichem Charme, bodenständiger Naivität und großem körperlichen Einsazt. Heimlicher Star des Films ist sicherlich Stanley Tucci als Herzog von Orléans, dessen schmale Gratwanderung zwischen schwuler Diva und respektablem Ehemann kein anderer Schauspieler so hinbekäme. Matthias Schoenaerts (The Drop) agiert zurückhaltend und darf zumindest hübsch aussehen. Etwas fablos ist er dabei allerdings schon. Die Gärtnerin von Versailles ist sicherlich kein Filmhighlight des Historienfilms, wohl aber eine entspannte und unterhaltsame Regiearbeit eines großen britischen Schauspielers.

Bild- und Tonqualität

Die Gärtnerin von Versaille hätte ein etwas ruhigeres Bild verdient gehabt. Irgendwie mag das sichtbare Korn nicht so ganz zum Look des Historienfilms passen. Das leichte Wuseln auf Winslets Dekolleté wirkt irgendwie deplatziert und ihr Mund hätte ein wenig mehr Strahlkraft verdient gehabt. So bleibt der Kontrastumfang dann auch relativ schwach ausgeprägt, Farben wirken blass. Die grundsätzliche Auflösung hingen ist gut und auch die Tiefenstaffelung in den Fluren des Palastes gelingt sehr gut.
Für einen Kostümfilm ist auf den Lautsprechern rundherum eine Menge los. Ob’s die authentischen Naturgeräusche sind, das leise Rascheln von Laub im Wind oder zwitschernde Vögel – stets werden die rückwärtigen Speaker mit einbezogen. Auch während der Innenraumszenen herrscht stets eine gute Ortbarkeit. So nimmt man die Ansprache des Königs beispielsweise hervorragend aus verschiedenen Richtung wahr, während Sabine sich in den Nebenräumen aufhält. Wird’s dann mal laut wie bei der kontrollierten Sprengung bei der Erstellung des Gartens, ist man durchaus überrascht, dass es auch richtig dynamisch werden kann.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Die Gärtnerin von Versailles wartet ein Making-of sowie Aufnahmen von der deutschen Premiere, eine Promoreel, eine B’Roll und ein Feature über Ulrike Stürzbecher, die Kate Winslet (oder auch Jennifer Aniston) ihr Sprachorgan leiht – schön, mal ein Gesicht zur Stimme zu bekommen. Das Making-of hat den Namen nicht wirklich verdient, läuft gerade mal 3’40 und ist mehr ein kommentierter Promotrailer.

Fazit

Viel fürs Auge, nicht ganz so viel für die grauen Zellen – Die Gärtnerin von Versailles punktet mit opulenten Bildern und guten Darstellern, lässt aber eine spannende Geschichte weitgehend vermissen. Für Fans von Historienfilmen dennoch ein unterhaltsamer Griff.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: GB 2014
Regie: Alan Rickman
Darsteller: Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Alan Rickman, Stanley Tucci, Helen McCrory
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 117
Codec: AVC
FSK: 6