Die Leiche der Anna Fritz

Blu-ray Review

Die Leiche der Anna Fritz Blu-ray Review Cover
Capelight/AL!VE AG, seit 26.02.2016

OT: El cadáver de Anna Fritz

 


Mit ein bisschen Spucke …

Die Leiche einer prominenten Schauspielerin sorgt bei drei jungen Herren für nekrophile Gelüste.

Inhalt

Nachdem die junge und äußerst beliebte Schauspielerin Anna Fritz tot aufgefunden wurde, befördert man sie in eine nahegelegene Pathologie, hält diese aber geheim, um keinen Medienwirbel zu verursachen. Krankenpfleger Pau hat Nachtwache und kümmert sich um die Verschiedene. Allerdings nicht, ohne ein Foto von der Prominenten zu machen und seinen beiden besten Kumpels Ivan und Javi zu schicken. Die statten Pau daraufhin einen Besuch ab und der wiederum fühlt sich angestachelt, die Zwei dazu einzuladen, sich Anna anzusehen – nackt versteht sich. Ein bisschen zuvor geschnupftes Koks lockert die Sinne und Ivan fackelt auch nicht lange, bevor er seine Hände an den Brüsten der Toten hat. Man sinniert darüber, dass halb Spanien sie gerne „flachlegen“ würde und stellt sich schon bald die Frage, wie es wohl wäre, wenn …
Javi, der einzige der Skrupel zeigt, kann seine Kumpels nicht davon abhalten, sich an der hübschen jungen Frau zu vergehen. Doch Sex mit der Toten soll nicht die einzige krasse Aktion des Abends bleiben …

Stimmungsvoll beginnt Die Leiche der Anna Fritz: Zu Radiokommentaren, die Leben und Tod der jungen Schauspielerin Anna Fritz beschreiben, wird eine zugedeckte Leiche einen langen Flur bis in die Pathologie geschoben. Selbstredend geht es dabei um eben jene Prominente, die vollkommen überraschend verschieden ist. Würdevoll zieht der Angestellte das Tuch von ihrem Gesicht herunter bis zum Brustbein, um seine guten Vorsätze dann zu vergessen und ein Foto von ihr zu schießen. Von nun an ahnt der Zuschauer, dass es um das Spiel mit Öffentlichkeit, Prominenz, Versuchung und Nekrophilie geht, das teils Tabus einreißt. So sind die Sexszenen zwar kaum für Voyeure geeignet und ohnehin nicht explizit, dennoch dürfte das weniger starken Mägen ein flaues Gefühl bereiten.
Was mit der Stimmung eines Nachtwache beginnt, ändert sich von der 19. Minute an grundlegend und präsentiert eine (nicht ganz unerwartete) aber eben doch heftige Wendung, die dem Zuschauer einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt. Zwar wandelt sich Die Leiche der Anna Fritz dann von einem tabubrechenden Horrorthriller zu einem konventionellen Psycho-Kammerspiel, das jedoch wird von den drei Jungs überzeugend vorgetragen und ist aufgrund seiner 74 Minuten Laufzeit auch entsprechend kurzweilig geraten. Herausragend ist in der Tat die Darstellung des Opfers: Alba Ribas agiert hier dauerhaft Beeindruckend. Auch die Kameraarbeit leistet ihren Beitrag zur Spannung, wenn sie sich unter das Totenlaken schummelt und dem Zuschauer vermittelt, wie verzweifelt da jemand versucht, sich bemerkbar zu machen. Etwas schade ist das etwas gewöhnliche Ende, das man durchaus pfiffiger und innovativer hätte gestalten können.

Bild- und Tonqualität

Das leicht grünlich eingefärbte Bild macht Die Leiche der Anna Fritz zu einer kühlen und frostigen Angelegenheit. Natürliche Farben such man hier mehr oder weniger vergebens, was zur Atmosphäre des Films passt. Schade sind die deutlichen Wischeffekte in Bewegungen sowie die durchgängig schwache Schärfe. Auch der Kontrastumfang dürfte höher sein – gerade Schwarzwerte sind eher mau. Da der Film praktisch vollständig in der Leichenhallte spielt, bleibt nur wenig Raum für optisch Akzente.
Obwohl der Sound von Die Leiche der Anna Fritz vornehmlich ruhig bleibt (immerhin ist in der Pathologie kaum Raum für eine permanente Geräuschkulisse), setzt er immer wieder gezielt Akzente. So gibt es eine extrem weiträumige Stereokulisse beim Bedienen des Aufzugs und wenn Pau in der Leichenhalle das Licht einschaltet, sitzt man ob des lauten Geräusches aus den Rears aufrecht im Sessel. Das leicht sonore Geräusch des Kühlaggregats in der Halle summt derweilen beständig sein Lied von Kälte und lässt den Zuschauer frösteln. Wenn man sihc später um Javi kümmert, donnert zudem ein Zug recht räumlich im Hintergrund über die Schienen und Dialoge kommen sehr gut ortbar aus dem Center.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Die Leiche der Anna Fritz besteht lediglich aus Programmtipps des Anbieters.

Fazit

Zwar bleibt Die Leiche der Anna Fritz nach höchst innovativem und unangenehmem Beginn nicht dauerhaft außergewöhnlich, kann im späteren Verlauf aber mit drei sehr guten Darstellerleistungen und klaustrophobischer Atmosphäre punkten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 5%
Film: 65%

Anbieter: Capelight Pictures/AL!VE AG
Land/Jahr: Spanien 2015
Regie: Hèctor Hernández Vicens
Darsteller: Alba Ribas, Albert Carbó, Bernat Saumell, Cristian Valencia,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 74
Codec: AVC
FSK: 16

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