Die Lügen der Sieger

DVD Review

Die Lügen der Sieger DVD Review
Warner Home, seit 03.12.2015

OT: –

 


Die Autoren der Geschichte

Die Lügen der Sieger ist ein spannendes Stück deutsches Politkino.

Inhalt

Fabian Groys ist einer der bissigsten Journalisten der Hauptstadt, schlägt aber auch gerne mal über die Stränge. Sein alter 911er ist da noch das geringste Ausmaß seiner Eitelkeit, die Spielleidenschaft ist da schon schwieriger. Als er gemeinsam mit seiner zunächst wenig willkommmenen Voluntärin Nadja auf den Fall eines ehemaligen Bundeswehrsoldaten stößt, der sich selbst umbrachte, in dem er sich in den Löwenkäfig des Zoos stürzte, mehren sich bald die Hinweise auf eine große Geschichte. So bringen die beiden in Erfahrung, dass der Tote auf einer Giftmülldeponie arbeitete, die ihn möglicherweise krank machte. Als Fabian und Nadja weiterbohren, schrecken sie bald einflussreiche Menschen aus Politik und Wirtschaft auf. Doch in ihrem journalistischen Ergeiz scheinen die Zwei einiges zu übersehen …

Kühl und nüchtern kommt er daher, der Politthriller von Christoph Hochhäusler, der Florian David Fitz in einer ungewohnt arroganten Rolle zeigt und dessen Thema offensichtlich fürs deutsche Kinopublikum zu dröge und sperrig war. Gerade einmal 40.000 Zuschauer wollten Die Lügen der Sieger im Kino sehen. Das jedoch tut dem Film unrecht. Fakt ist zwar, dass hier weder reichlich Action, noch leichte Kost geboten werden – Fakt ist aber auch, dass man nach sorgfältig geschriebenen und ebenso inszenierten Filmen in Deutschland lange suchen muss. Fitz, der zwar schon in schwierigen Drama-Rollen überzeugte, agiert hier auf dem schmalen Grat zwischen intelligentem Überzeugungstäter und selbstzweifelndem Privatmensch – und das tut er richtig gut. Klar, dass seine (vornehmlich weiblichen) Fans, die ihn aus mehr oder weniger harmlosen Komödien oder Romanzen kennen, da nicht so ganz mitkamen oder -wollten. Aber genau so wird man von Schwiegermutters Liebling zum Charakterdarsteller. Umso passender, dass man ihm mit Lilith Stangenberg eine starke Frau gegenüberstellte, die zwar in Teilbereichen des Lebens herzlich naiv ist, ihrem Journalisten-Vorbild allerdings auch rustikal die Stirn bietet. Auf seine Frage, ob sie noch etwas trinken wolle, antwortet sie entschlossen: „Ja, aber nicht mit dir!“ – Gut gebrüllt, Löwe! Inszenatorisch ist Die Lügen der Sieger, wie erwähnt, nüchtern-kühl. Oft betrachtet die Kamera die Protagonisten aus der Entfernung und durch Scheiben oder Fensterfronten hindurch, was dem Ganzen einen dezent-dokumentarischen Anstrich verleiht. Inhaltlich wird nicht nur im Netz aus Wirtschafts- und Politikverstrickungen gefischt, sondern auch das Thema soziale Netzwerke und deren Offenlegung der Privatsphäre angesprochen. Wenn Hochhäusler dann nach 90 Minuten einen ebenso gewagten wie überraschenden Winkelzug vornimmt, gesellt sich noch ein unerwartetes Gebiet hinzu: Macht(missbrauch) der Presse. Wenn „Die Woche“ im Film den Presse-Ethos mit Füßen tritt, geht das selbst dem überheblichen Fabian zu weit und lässt ihn schließlich gebrochen zurück.

Bild- und Tonqualität

Die Lügen der Sieger erscheint ausschließlich auf DVD, die mit einem erstaunlich ruhigen, allerdings nicht außergewöhnlich scharfen Bild punkten kann. Gerade Halbtotale sind ziemlich unscharf und leiden teilweise unter Unruhen rund um Objekte. Farben wirken ein wenig entsättigt, der Kontrastumfang dürfte etwas höher sein. Nervig sind die zahlreichen Lens-Flare-Effekte, die gerade zu Beginn des Films genutzt werden. Was man als Spielerei durchgehen lassen könnte, wirkt in einem behäbigen Polit-Thriller eher fehl am Platze.
In Sachen Raumakustik bleibt Die Lügen der Sieger seinem Thema und der Inszenierung entsprechend unspektakulär. Selbst der bisweilen fiebrig-anstrengende Filmscore öffnet sich nicht nach hinten und auch atmosphärische Geräusche wie das Vorbeirauschen einer U-Bahn bleiben auf die Front beschränkt. Einzig während der gut verständlichen Dialoge kann die DVD akustisch überzeugen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Die Lügen der Sieger beschränkt sich auf je ein Interview mit Hauptdarsteller Fitz und Regisseur Hochhäusler sowie den Trailer zum Humphrey-Bogart-Film Die Maske runter (Deadline U.S.A.), der in Die Lügen der Sieger zitiert wird.

Fazit

Die Lügen der Sieger ist sperrig und unbequem, am Ende auch noch ziemlich desillusionierend – das macht ihn aber nicht minder gut. Für Fans der üblich-leichten Kost der bekannte(re)n Fitz-Filme dürfte Hochhäuslers Film allerdings schwer konsumierbar sein. Der Politthriller richtet sich dediziert an ein aufgeschlossenes Genrepublikum, das sich Zeit für Geschichten nehmen kann und möchte.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität: 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 70%

Anbieter: Warner/NFP
Land/Jahr: D/F 2014
Regie: Christoph Hochhäusler
Darsteller: Florian David Fitz, Lilith Stangenberg, Horst Kotterba, Ursina Lardi, Arved Birnbaum, Jakob Diehl, Cornelius Schwalm
Tonformate: DD 5.1: de // Hörfilmfassung
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 108
FSK: 12

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