Die Pinguine aus Madagascar

Blu-ray Review

Die Pinguine aus Madagascar Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, ab 26.03.2015

OT: The Penguins of Madagascar

 


Süß und knuddelig

Skipper, Kowalski, Rico und Private in gefährlicher Mission.

Inhalt

Schon als junge Kids waren Kowalski, Skipper und Rico aufmüpfig und tanzten aus der Reihe. Skipper stellte gar unverfroren die Natur in Frage. Kein Wunder, dass es die Drei, bereichert um den jungen Private, in die Welt hinauszog, um Abenteuer zu erleben. Die erlebten sie dann nicht nur im New Yorker Zoo. Doch genau dort sorgten sie als erste Pinguine auch dafür, dass sich niemand mehr für den bisherigen Publikumsliebling, Oktopus Dave interessierte. Der Kopffüßer wurde von Zoo zu Zoo verschifft, nur um immer wieder im Schatten der Frackträger zu stehen. Deshalb will er sich natürlich rächen und mit dem selbstgebrauten Medusaserum sämtliche Pinguine der Welt in hässliche Monster verwandeln. Zufällig ist eine geheime Geheimoperation bereits hinter Debbie … ähm Dave her, wenngleich sie eigentlich davon ausgehen, dass Dr. Brian (so Oktopus‘ Pseudonym) ein Schaf ist. Kein Wunder, ist der Chef der Agentenorganisation doch ein Wolf. Aber sei’s drum. Gemeinsam müssen beide Gruppen ihre Differenzen überwinden, um die Pinguine zu retten …

Nachdem Kowalski, Rico, Skipper und Private im ersten Madagascar nach Scrat-Art den eigentlichen Hauptfiguren fast die Show stahlen und im dritten Teil der Animations-Filmserie gar mehr oder weniger die einzigen witzigen Szenen hatten, war es klar, dass man den schwarz-weißen Antarktis-Flosslern ein Spin-off auf den Frack schreiben würde – zumal die vier Pinguine ja bereits eine eigene Kurzfilm-TV-Show hatten. Mit Die Pinguine aus Madagascar liegt dieser Soloauftritt nun auch auf Blu-ray vor und verwundert anfangs doch etwas. Entgegen sonst so sorgsam inszenierter Produktionen von DreamWorks wird man nach einer rasanten Eröffnung, die die Herkunft der Vier erklärt, mitten hineingeschmissen in eine Handlung, die scheinbar keinen Beginn zu haben scheint. In Anlehnung an Agenten- und vor allem James-Bond-Filme lässt man Skipper & Co. auf einen bösen Schurken treffen, der Pinguine gerne aus Rache und Eifersucht in unbeliebte Monster verwandeln würde, um endlich den Ruhm für sich selbst einheimsen zu können. Das hat storytechnisch so viel Substanz wie eine Folge Tom & Jerry und wirkt beliebig nicht nur bei Bond, sondern auch bei Genre-Hits wie Die Unglaublichen oder Ich, einfach unverbesserlich zusammengeklau(b)t.

Und so ist es dann auch viel weniger die Geschichte selbst, als die Vielzahl an kleinen Randgags, welche Die Pinguine aus Madagascar unterhaltsam werden lassen. So sind die sarkastischen Seitenhiebe auf Dokumentarfilmer zu Beginn ziemlich bissig und wenn sich während einer Schweigesekunde eine Grille zirpend zu Wort meldet, weil die Watschelfüßler sich nicht an Oktopus Dave erinnern können, dann ist das eine wirklich witzige Hommage an die Popkultur des Films. Auch die neuen Figuren rund um Agent „Geheimsache“ sind geglückt und haben eigene, sehr individuelle Charakterzüge. Hier liegt durchaus Potenzial, das in einem Sequel ausgebaut werden könnte. Zudem ist der Film bis zu seinem (zehnminütigen!) Abspann praktisch ohne Unterlass mit Action vollgepackt. Die zahlreichen Extrem-Kettenreaktionen, die Skipper und seine Bande vollziehen, sind mitunter derart schnell, dass die ganz jungen Zuschauer überfordert sein dürften, die älteren dafür auch beim mehrfachen Anschauen noch versteckte Details entdecken dürften. In Sachen Tempo kann man den Pinguinen aus Madagascar wahrlich nichts vorwerfen.
Natürlich funktionieren auch die Stimmen hier erneut super. In Deutschland kann man sich Skipper, Kowalski, Rico und Private kaum vorstellen, ohne die Sprachorgane der Fantastischen Vier im Kopf zu haben. Gerade Michi Beck als Skipper und Smudo als Skipper sind einfach sensationell gut. Ein genialer Streich ist auch das Casting von Ilja Richter, der den Oktopus Dave mit irrem Wahnwitz gibt. Heino Ferch als Agent „Geheimsache“ spricht derart professionell, dass man meint, er hätte den Synchronsprecherjob schon jahrelang gemacht. Warum man allerdings Corporal im Englischen und Deutschen einen spanischen Akzent verpasst hat, das weiß vermutlich nur DreamWorks. Immerhin handelt es sich hier um einen Eisbären – mithin nicht gerade ein typischer Heißsporn mit erotischen Ambitionen.

Bild- und Tonqualität

Zu Beginn ist man tatsächlich kurz etwas irritiert – immerhin scheint Die Pinguine aus Madagascar erstaunlicherweise ein wenig kontrastschwach und zu hell. Offenbar haben die Macher dies während der Szenen in der Antarktis bewusst vollzogen, denn im Anschluss daran ist wieder alles so, wie es sich für einen Animationsfilm gehört: Satte, kräftige und leuchtende Farben, knackige Schwarzwerte und eine bestechende Laufruhe bestimmen den Eindruck. Auch wenn die Animationen selbst eher flach geraten sind und im typisch geometrischen Madagascar-Look daherkommen, bläst es beispielsweise schön detailliert durchs Gefieder der Pinguine, als sie aus tausenden Metern Höhe nach unten segeln.
Akustisch bleibt Die Pinguine aus Madagascar hinter Genrekollegen zurück. Zwar ist die deutsche dts-Spur kaum weniger gut wie das englische HD-Master-Pendant, doch immer wieder fehlen ein paar Informationen. So bricht Dave zu Beginn mitsamt einem Süßigkeiten-Automaten mitten durch eine Betonwand und man hört fast nichts. Im späteren Verlauf ändert sich dies zwar und vor allem das Flugobjekt der „Nordwind“-Gruppe wird wuchtig und druckvoll in Szene gesetzt, dennoch fehlt immer mal wieder das letzte Quäntchen Räumlichkeit und Dynamik. Je technischer es wird (beispielsweise in Daves Labor), desto mehr Informationen werden auf den rückwärtigen Speakern abgelegt, was am Ende trotz erwähnter Defizite richtig Spaß macht.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Die Pinguine aus Madagascar hält ein paar Featurettes bereit. In „Wie wird man ein Eliteagent?“ geht’s um die notwendigen Eigenschaften, die einen Agenten ausmachen. Außerdem erfahren wir, wie man eine zünftige Pinguinen-Flossen-Polka tanzt. tWitch zeigt uns seine Tanzchoreografie für den Film und ein paar versammelte Chaostaten der vier Frackträger kommen eben so dazu wie das „He is Dave“ Musikvideo sowie das „Celebrate“ Musikvideo von Pitbull. Abschließend gibt’s noch ein bisschen aus „Der Welt von DreamWorks Animation“. Insgesamt fallen sämtliche Features allerdings mit maximal vier Minuten Laufzeit ziemlich mundhappenberecht und dürftig aus. Nicht mal ein Feature über die Synchronarbeit hat man integriert.

Fazit

Die Pinguine aus Madagascar ist ein vor allem für Kids sehr unterhaltsamer Animationsfilm mit Niedlichkeitsgarantie. Erwachsenen hätte man ein wenig mehr Story und Wortwitz durchaus bieten können. Eine lose Aneinanderreihung von rasaten Actionszenen und Referenzen an die Filmgeschichte reicht jedenfalls nicht immer aus, um die älteren Zuschauer dauerhaft bei der Stange zu halten. So schleichen sich trotz fast ununterbrochener und toll animierter Action mitunter ein paar Längen ein.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 100%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: 20th Century Fox Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Eric Darnell & Simon J. Smith
Sprecher: Smudo, Thomas D, Michael Beck, Andreas Rieke, Heino Ferch, Conchita Wurst, Dennis Schmidt-Foß, Ilja Richter
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de, fr, it, nl, sp
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 0

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