Die Reise der Pinguine 2: Der Weg des Lebens 4K UHD

Blu-ray Review

Die Reise der Pinguine 4K UHD Blu-ray Review Cover
Universum Film, 09.03.2018

OT: L‘ empereur

 


Kinder des Ozeans

Die Reise der Pinguine findet nach 12 Jahren ihre Fortsetzung.

Inhalt

Das erfahrene Pinguin-Paar hat noch einmal ein Ei bebrütet und dafür den über 100km langen und fünftägigen Marsch zur Brutstätte auf sich genommen. Da sich Männlein und Weiblein die Arbeit in perfekter Gleichberechtigung teilen, ist es nicht außergewöhnlich, dass der Nachwuchs just in dem Moment schlüpft, als der Herr Papa auf das Ei aufpasst. Zur gleichen Zeit jagt die Mama im Meer nach Fischen, um sich und den Daheimgebliebenen mit Nahrung zu versorgen. Von nun an müssen allerdings drei Mäuler gestopft werden und bei einer hochen Sterblichkeitsrate hat das Überleben des Nachwuchses allerhöchste Priorität. Ganz nebenbei muss der noch junge Kaiserpinguin für die Gefahren seiner Umgebung aufmerksam gemacht werden. Er muss das Schwimmen lernen und sich abschauen, wie man taucht und nach Fischen jagt.

Manche Filme scheinen einfach einen Nerv zu treffen. Anders ist nicht zu erklären, dass Luc Jacquets Erstling Die Reise der Pinguine 2005 gut 1,4 Mio. Zuschauer in deutsche Kinos lockte und auch im Heimkino-Bereich zum Hit avancierte, während die Fortsetzung sich nun mit knapp 16.000 Besuchern in den Lichtspielhäusern zufrieden geben musste. Am Film selbst kann es nicht liegen, denn Die Reise der Pinguine 2 ist mindestens ebenso niedlich, genauso interessant und visuell noch viel beeindruckender geraten. Zwei Monate begab sich Jacquet erneut in die Antarktis, um die Kaiserpinguine bei widrigsten Bedingungen zu filmen. Dabei gelangen ihm erneut atemberaubende Bilder voller Schönheit und Poesie. Und ein weiterer Vorteil vorneweg: Während der erste Teil die Pinguine mit unterlegten Dialogen durch Synchronsprecher arg vermenschlichte (was dem Dokufilmer Jacquet ziemlich viel Kritik einbrachte), besann er sich hier des klassischen Wegs und ließ (im Original) Lambert Wilson (Matrix 2) den Kommentar einsprechen. Das deutsche Pendant liefert Tatort-Kommissar Udo Wachtveitl – und dessen angenehme Stimme führt sehr konzentriert durch den Film.

Einer der Hauptgründe für die Fortsetzung war laut Jacquet die fortschreitende Technik bei den Kameras. Mit ultramodernen Drohnen kann man den Tieren nun noch viel näher kommen und der Einsatz von spezialisierten Unterwasserkameras ermöglichte eine noch tiefere Erforschung der Verhaltensweise – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn mit Tauchbooten und erfahrenen Taucher-Kameramännern ging es runter bis auf 70 Meter – und das bei Wassertemperaturen von fast zwei Grad Minus. Was den Tauchern dort aber für Aufnahmen gelangen, ist nicht anders zu bezeichnen als spektakulär. Ähnliches Material ist noch niemandem zuvor gelungen, wenn die Kamera gemeinsam mit dem Pinguin auf Unterwasser-Reise geht. Hier zeigt sich in fantastischen Zeitlupen-Szenen, wie krass unterschiedlich das Tier sich im Wasser bewegen kann, hält man im Kopf, dass er an Land zu den unbeholfensten Watschelwesen überhaupt gehört.
Da darf man dann auch darüber hinwegsehen, dass Jacquet nun mal kein ausgewiesener Dokufilmer ist und ganz bewusst versucht, eine dramaturgische Spielfilmhandlung mit vermenschlichten Tieren umzusetzen. Dass diese im Vergleich zum Erstling nur wenig Neues bietet, wird den jüngeren Zuschauern nichts ausmachen. Die Kenner des ersten Teils werden sich freilich dran stören – zumindest wenn dessen letzte Sichtung nicht schon einige Jahre zurückliegt. Aber selbst wenn die Erinnerung an das Original noch frisch ist, kann man sich hier dann voll und ganz auf die unglaublichen Aufnahmen konzentrieren, die von den hochwertigen 4K-Kameras eingefangen wurden.
Zur Technik und der Qualität gibt es dann ausführlichere Informationen in den nächsten Abschnitten.

Bild- und Tonqualität BD

Die Reise der Pinguine 2 profitiert von den modernen 4K-Kameras, mit denen große Teile aufgenommen wurden. Zwar hängt es von den verwendeten Objektiven sowie dem entsprechenden Zoomfaktor und der Helligkeit ab, wie gut Objekte fokussiert sind oder wie viel Korn zu sehen ist, doch schon im Durchschnitt ist die Bildqualität um Längen besser als beim Vorgänger. Gerade die Körnung ist durchweg geringer und auch die Klarheit. Viele Einstellungen im Erstling erschienen gräulich und flau, was hier fast nie der Fall ist. Die Drohnen-Aufnahmen aus der Luft überzeugen mit satten Kontrasten und gute Close-up-Momente offenbaren unglaublich zahlreiche Details. Schön über die BD lassen sich hier die einzelnen Härchen im Gefieder der Pinguine ausmachen. Sobald es dunkler oder verschneiter wird, lässt naturgemäß der Kontrastumfang nach und auch das Korn nimmt zu (12’38, 14’20) – doch dafür kann die BD oder auch die UHD nichts. Denn widrigere Bedingungen findet man nun mal nirgends anders auf der Welt. Die schwächeren Aufnahmen sind durchweg jene, die bei diffusem Licht gemacht werden mussten, wenn die Digitalkameras nur durch das Erhöhen der ISO-Werte noch ansprechende Aufnahmen liefern. Solche weniger schönen Momente werden dafür von unglaublich kontrastreichen, kräftigen und plastischen Szenen abgelöst, wenn die Kamera mal die Umgebung bei gutem Wetter fotografiert (19’28, 19’39).
Beim Ton von Die Reise der Pinguine 2 setzt man dort an, wo man auch schon im Vorgänger gewesen war. Durch eine Kombination aus verstärkten Soundeffekten und Richtmikrofonen wird eine extrem unmittelbare Kulisse erzeugt, die den Zuschauer mitten in die kuschelige Kolonie hineinversetzt. Jeder Fußtritt ist zu hören und knirscht im Schnee. Der eiskalte Wind streift über alle Lautsprecher und sich lösende Eisschollen blubbern fröhlich vor sich hin. Dazu gesellt sich der klassische Score von Cyrille Aufort, welcher Émilie Simon, die Komponistin des ersten Films ablöste. Der übertreibt es zwar manchmal mit der Dramatik, klingt aber wunderbar und wird bisweilen schön räumlich. Udo Wachtveitls Stimme kommt dazu warm und sehr angenehm sowie äußerst gut verständlich aus dem Center.

Bild- und Tonqualität UHD

Die Reise der Pinguine 2: Der Weg des Lebens wurde größtenteils mit 4K-Digital-Kameras aufgenommen und über ein 4K-Digital-Intermediate auf die UHD gebracht. Welche Szenen genau „nur“ in 2K-Auflösung vorlagen und durch das 4K-DI auf die UHD-Auflösung skaliert wurden, ließ sich leider nicht ermitteln. Da aber die meisten Sequenzen originär in 4K geschossen wurden und Naturdokus stets ein Musterbeispiel für hohe Bildqualität sind, darf man durchaus davon ausgehen, hier eine tolle Auflösung präsentiert zu bekommen. Und genau das passiert während der besseren Szenen. Sah man schon über die BD nahezu jedes einzelne Härchen des Fracks, wird es über die UHD nun absolut fantastisch. Selbst eine im Gefieder hängende Daune, die vom Wind bewegt wird, lässt sich ausmachen und die Drohnen-Aufnahmen aus der Vogelperspektive zeigen eine sensationell detaillierte Struktur der Schneeoberfläche. Die Übersichtsmomente bei guten Lichtverhältnissen liefern eine Detailtiefe, die 3D überflüssig macht und wenn sich die schwarzen Rücken der Pinguine vor tiefblauem Himmel abzeichnen, hat man einen wirklich tollen Kontrastumfang.
Natürlich sind auch hier Close-ups bei diffusem Licht schwächer und das Korn nimmt noch zu, wenn es aufgrund der Aufnahmesituation ohnehin deutlicher vorhanden ist (35’00). Außerdem gibt es immer wieder heikle Situationen, in denen der erweiterte Kontrastumfang (HDR10) für etwas zu krasse Helligkeitswerte sorgt. Da das Licht auf dem Schnee und Eis in der Antarktis biswelen gleißend ist und nur wenige Farben das Spiel aus Hell und Dunkel kontrastieren, neigt die UHD manchmal zu überrissenen Weißwerten. Das ist längst nicht so schlimm wie bei Kingsman: The Golden Circle, aber eben doch in Teilen erkennbar (60’04). Selbst das ist aber vergessen, wenn die Kamera dann nach 45 Minuten auf Tauchgang geht und atemberaubende Momente in großer Tiefe einfängt.

Reise der Pinguine 2 Blu-ray vs. UHD Bildvergleich 3
Die Blu-ray wirkt insgesamt etwas gräulicher und nutzt nicht die maximale Spitzenhelligkeit. Dafür bleibt sie im Vordergrund des Eisrandes durchzeichnet
Reise der Pinguine 2 Blu-ray vs. UHD Bildvergleich 4
Die UHD hat mehr Punch und die bessere Dynamik. Sie neigt allerdings aufgrund der extrem hellen Weißflächen schon mal zum Überstrahlen und vernachlässigt dann die Durchzeichnung
Reise der Pinguine 2 Blu-ray vs. UHD Bildvergleich 5
Die Blu-ray liefert durchweg stimmige Farben und gute Schwarzwerte, wenn die Kamera-Aufnahmen es hergeben
Reise der Pinguine 2 Blu-ray vs. UHD Bildvergleich 6
Der erweiterte Farbraum der UHD sorgt für die etwas intensiveren Gelb-/Orangetöne im Gefieder. Dafür bekommt die Disk allerdings nicht allzu viel Anlass, da es insgesamt nur wenig Farbtupfer gibt
Reise der Pinguine 2 Blu-ray vs. UHD Bildvergleich 7
Der Bildausschnitt der kompletten Ansicht aus dem oberen Bild zeigt schon im laufenden Bild sehr deutlich, dass die Blu-ray zwar gut ist, der UHD aber in Sachen Auflösung nicht das Wasser reichen kann
Reise der Pinguine 2 Blu-ray vs. UHD Bildvergleich 8
Die 4K-Disk offenbart wesentlich mehr Details und stuft diese deutlich besser ab als die Blu-ray links. Man hat nicht das Gefühl, man müsse sich die Augen reiben und gerade der Blau-Grau-Anteil im linken Bereich kommt viel feiner rüber
Reise der Pinguine 2 Blu-ray vs. UHD Bildvergleich 9
Ein weiterer Bildausschnitt (ca. 1/8 des Gesamtbildes) offenbart auch hier über die Blu-ray nicht die feinen Details, die von der UHD geschafft werden. Die Härchen sind nicht so gut einzeln erkennbar und man sieht deutlich die Abstufungen an vertikalen Linien
Reise der Pinguine 2 Blu-ray vs. UHD Bildvergleich 10
Die 4K-Ultra-HD läst die Haare der Unterwasserpflanze viel besser abzeichnen und die diagonalen Linien kommen ohne Treppenstufen aus.
Beim Sound der UHD gibt’s keine Veränderung. Er liefert die identischen dts-HD-MA-Spuren, die schon die Blu-ray beherbergt.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Die Reise der Pinguine 2 befindet sich komplett auf der Blu-ray und enthält Featurettes über die Dreharbeiten in der Antarktis.

Fazit

Auch wenn inhaltlich nicht viel Neues zu sehen ist, so überzeugt Die Reise der Pinguine 2 mit fantastischen Bildern und seinen nach wie vor niedlichen Protagonisten. Ein bisschen schade ist allerdings schon, dass Jacquet keinerlei Kritik daran übt, dass dieser so wichtige Lebensraum massiv bedroht ist.
Die UHD liefert dazu bisweilen sensationelle Bilder – vor allem während der Unterwasser-Momente. Ganz leichte Überkontrastierungen auf hellen Hintergründen steht die gegenüber der BD nochmals höhere Auflösung mit den dynamischeren Bildern gegenüber.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 80%
Bildqualität UHD: 85%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Frankreich 2017
Regie: Luc Jacquet
Sprecher: Udo Wachtveitl
Tonformate BD/UHD: dts-HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 85
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Jein (größtenteils 4K-Aufnahmen über ein 4K DI)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 0

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2017 Universum Film)

Trailer zu Die Reise der Pinguine 2

DIE REISE DER PINGUINE 2 | Offizieller deutscher Trailer | ab 02. November im Kino!


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Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.

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