Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 3D

Blu-ray Review

OT: The Hunger Games: Mockingjay, Part 2

Die Tribute von Panem - Mockingjay 2 Blu-ray Review Cover
Studiocanal, 21.03.2016

 


Snow Falls

In Mockingjay Teil 2 kommt der Kampf gegen das Kapitol zu seinem Ende.

Inhalt

Nachdem Katniss sich von Alma Coin vor den Karren der Revolution hat spannen lassen und für reichlich Propaganda gesorgt hat, retten sie Peeta aus der Kontrolle des Kapitols. Doch der dankt es mit einem Angriff auf seine frühere Weggefährtin. Mit einer massiven Verletzung der Stimmbänder ist sie zunächst außer Gefecht – und das, obwohl sie nicht mehr nur länger Symbolfigur des Aufstands sein möchte, sondern viel lieber an vorderster Front kämpfen will. Bei einer Aktion in Distrikt 2 wird sie nach einem erfolgreichen Einsatz der Rebellen niedergeschossen. Doch auch das kann sie nicht stoppen. Kaum von den Verletzungen geheilt, geht sie freiwillig und ohne Absprache wieder ins Krisengebiet, um erneut Propos zu inszenieren. Als Peeta ebenfalls zu dieser Truppe stößt, weiß Katniss nicht, ob sie ihm trauen kann. Ist der größere Feind am Ende nicht Snow, sondern einer aus den eigenen Reihen? Und wäre Katniss als tote Märtyrerin eventuell noch wertvoller für Präsidentin Coin und deren Revolution?

Gut dreineinhalb Jahre nach dem Start des Hunger-Games-Franchise im Heimkino kommt die Filmserie, die auf der dystopischen Romantrilogie von Suzanne Collins fußt, zu ihrem Ende. Da man sich (nach Vorbild von Harry Potter oder der Biss-Reihe) auch hier um eine Gewinnmaximierung im Kino kümmerte, wurde der letzte Roman des Dreiteilers in zwei Hälften gesplittet. Das hatte im Falle von Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1 zur Folge, dass der Film weder mit einem vernünftigen Ende, noch mit einer stringenten Handlung dienen konnte. Man wusste zwar, dass die Zeit der Spiele nun vorbei ist und die Revolution sich in Stellung bringt, doch noch wollte man nicht allzu viel davon zeigen und hob es sich für den finalen Teil auf. Mockingjay Teil 2 schließt nun nicht nur die Geschichte an sich ab, sondern versucht auch wettzumachen, was der unmittelbare Vorgänger an Spannung und Unterhaltungswert hatte vermissen lassen. Zu lose hing Mockingjay Teil 1 im luftleeren Raum – atmosphärisch bereits drastisch anders als die beiden Vorgänger und schon deshalb schwer als alleinstehender Film zu genießen. Wer sich die Spannung bewahrt hat und nun den ersten und zweiten Teil des Finales am Stück schauen kann, der hat sich damit in der Tat einen Gefallen getan. Denn Mockingjay Teil 2 knüpft direkt an und lässt endlich vom Stapel, was Teil 1 nur andeutete. Endlich gibt es auch ein bisschen handfeste Action, wo zuvor „nur“ waghalsige Kameraaufnahmen für Propos inszeniert wurden. Und dennoch ist das Finale des Franchise der mit Abstand finanziell am wenigsten erfolgreiche der Serie geworden – vielleicht auch aufgrund des inhaltlich enttäuschenden Vorgängers.
Abgesehen von der zweifelhaften Entscheidung, das dritte Buch in zwei Teile zu dividieren und dem nicht ganz so erwartet hohen Einspiel, ist Mockingjay Teil 2 für sich genommen besser als der direkte Vorgänger. Noch mal eine Spur düsterer und konzentriert auf die Entwicklung der Charaktere. Man sieht den Figuren mittlerweile zudem an, dass sie gelitten haben und ein großes Stück weit abgestumpft und verbittert sind. Nichts ist mehr geblieben von den euphorischen Momenten vor den ersten Hungerspielen.

Natürliich muss man als Fan der ersten beiden Filme immer noch damit zurechtkommen, dass das Finale der Trilogie atmosphärisch, inhaltlich und inszenatorisch vollkommen anders ist als The Hunger Games oder Catching Fire. Waren diese so etwas wie die Abenteuerfilme der Trilogie, so ist Mockingjay 1 & 2 das 1984 derselben. Die Thriller-Anteile intensivieren sich und das Survival-Thema ist nur noch eine Randnotiz. Allerdings, und damit muss man leider erneut Bezug nehmen auf die Zweiteilung des Finales, zieht sich Mockingjay Teil 2 zwischendurch extrem in die Länge. Nimmt man die 137 Minuten und die 118 Minuten beider dritten Teile, kommt man auf 245 Minuten – das sind vier Stunden und fünf Minuten! – da waren Teil eins und Teil zwei mit jeweils gut über 140 Minuten praktisch Kurzfilme gegen. So hat man dann in Mockingjay 2 immer wieder das Gefühl, es müsse doch gleich endlich losgehen und wird abermals mit zähen Dialogen vertröstet. Vor allem die Dynamik zwischen Peeta und Katniss bleibt konstant anstrengend und oft unlogisch. Ähnlich dem dritten Teil der Herr der Ringe Trilogie lässt sich dann auch noch das Ende (nach der Revolution) arg viel Zeit. Tragisch ist außerdem, dass Jennifer Lawrence, die mit dem ersten Teil in den Olymp der weiblichen Darsteller Hollywoods aufstieg, mittlerweile ganz offensichtlich genug hat von ihrer Rolle als Spotttölpel. Sie wirkt beinahe gelangweilt, entwickelt kaum mehr Emotionen und taugt nur selten als Revolutionsführerin, der man auf ihrem gefährlichen Weg folgen soll. Während die Figuren also bisweilen ärgerlich auf der Stelle treten, sind es im Finale die eingestreuten Actionszenen, die wirklich gefallen. Seien es die Fallen auf dem Weg zum Kapitol oder die Begegnung mit den Mutationen in den unterirdischen Kanälen – hier kommt dann auch fesselnde Spannung auf und die Szene gehört zu den wuchtigsten des gesamten Franchise. Wer die Bücher nicht kennt, wird zudem mit einer finalen Wendung konfrontiert, die zwar nicht allzu überraschend daherkommt, dafür aber konsequent im Sinne einer Dystopie. Und dann schwingt da ja auch noch ein bisschen Wehmut mit, wenn man sich bewusst macht, dass Philip Seymour Hoffman hier seine allerletzten Filmszenen vor seinem viel zu frühen Tod absolvierte.

Bild- und Tonqualität

War das Bild von Mockingjay Teil 1 vor allem in den dunklen Szenen nicht ganz auf der Höhe und vermatschte leicht, zeigen sich sämtliche Parameter bei Mockingjay Teil 2 deutlich verbessert. vor allem die Klarheit und Schärfe während der gut ausgeleuchteten Szenen ist herausragend gut. Auch in dunklen Aufnahmen bleibt die Zeichnung vorhanden. Es wird nicht weicher, sondern bleibt gut konturiert und von ebensolcher Detailtiefe. Dass dies auch in den vielen Nachtszenen so gut gelingt, ist allerdings auch nötig, denn Mockingjay 2 ist noch einmal dunkler als dessen Vorgänger. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt dieser positive Eindruck bestehen und teilweise ist schon das 2D-Bild beinahe dreidimensional (Ansprache von Commander Paylor 32’30). In wenigen Szenen verfärben sich Lippen schon mal ein wenig ungesund purpurrot (49’30) und in den gefluteten Kanälen saufen Details ein bisschen ab (71’30). Doch das sind am Ende die einzigen Kritikpunkte.
Musste die deutsche Tonspur von Mockingjay Teil 1 noch mit einem „schnöden“ dts-HD-Master-Sound auskommen, setzt es in Mockingjay Teil 2 nun richtig was auf die Ohren. Sowohl die englische als auch die deutsche Fassung klotzen mit Dolby-Atmos-Spuren (mit Dolby-True-HD-Kern) und gefallen durch weiträumige Effekte, klare Dialoge und sehr offene Filmmusik. Wenn die Hovercrafts im Anflug auf Distrikt 2 sind, rauschen sie effektvoll aus dem hinteren Raum heran und landen mit dynamischer Wucht. Auch die Explosionen im Hintergrund kommen dumpf-drückend im Heimkino an. Heben sie wieder ab, landet der aufgewirbelte Kies direkt auf dem Schoß des Zuschauers (11’05). Und wenn dann bei Minute 48’35 die Selbstschussanlagen Großkalibriges abfeuern, darf man schon mal in Deckung gehen und beim Angriff durch die Friedenswächter wird es richtig gewaltig (56’50). Sensationell räumlich und dynamisch wird es auch beim Angriff der Mutationen und der anschließenden Flucht durch die Kanäle und die alte U-Bahn-Station. Besonders schön ist die Tatsache, dass auch in bombastischen Szenen wie dem Angriff auf Snows Truppen bei der Evakuierung des Volkes das feine Herabrieseln von zerbombtem Trümmerschutt klar hörbar bleibt (94’35). Fans von monumental brachialen Szenen dürften sich an den Trommeln vor Snows Ansprache erfreuen (110’00). Natürlich macht das Ganze in Dolby Atmos noch einmal etwas mehr Spaß und liefert vor allem während der Hovercraft-Szenen zahlreiche 3D-Rauminformationen. Doch auch die Standard-7.1-Variante gelingt außergewöhnlich gut.

3D-Effekt

Wie nahezu jeder Realfilm der letzten Jahre, so wurde auch für Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 eine nachträgliche 3D-Konvertierung vorgenommen. Warum man dies tat, wird aber das Geheimnis der Entscheidungsträger bleiben. Weite Teile des Films spielen in der Dunkelheit, was nur wenig Anlass gibt, raumfüllende 3D-Effekte zu integrieren. Während der schnellen Actionelemente wird’s zudem schnell unübersichtlich und unangenehm für die Augen. Ebenfalls irritierend sind teils unnatürlich wirkende Kopfformen der dreidimensional aus dem Bild ragenden Darsteller wie jener von Katniss zu Beginn (1’15). Hier wird zwar eine recht hohe Tiefe erzeugt, jedoch zu Lasten einer realistischen Darstellung. Ab und an (gerade bei Peeta 3’08) hat man das Gefühl, die Schauspieler hätten einen überdimensionalen Wackelkopf. Dennoch sind die Szenen in guter Ausleuchtung noch die besseren 3D-Sequenzen. Je dunkler es wird, desto flacher wird dann das Bild und man muss bisweilen mit richtig schlechter Plastizität vorlieb nehmen. Nach dem Start der Hovercrafts schaut Katniss aus dem Hintergrund durch eine zerstörte Doppelglas-Scheibe und sieht aus, als wäre sie wie ein Scherenschnitt aus ihrer Umgebung herausgestellt worden (11’12). Rein visuell erschaffene Szenen sehen hingegen deutlich besser aus, wenngleich auch hier eine absolute Raumtiefe ausbleibt (29’48). Echte Pop-out-Effekte bleiben übrigens aus (sieht man mal von ein paar Wasserspritzern in der Kanalisation oder aufsteigendem Staub während einiger Actionszenen ab. Daran erkennt man dann deutlich, dass Mockingjay Teil 2 nicht für 3D konzipiert wurde.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 findet sich ein Audiokommentar von Regisseur Francis Lawrence und Produzentin Nina Jacobson sowie eine Bildergalerie. Dazu gesellen sich allerdings noch diverse Featurettes und ein achtteiliges Making-of. In „Willkommen zu den 76. Hungerspielen: Die Drehorte in Atlanta, Paris und Berlin“ geht es, dem Namen entsprechend um die Schauplätze, an denen gedreht wurde. Erneut ist Atlanta das Zentrum, es kamen jedoch auch europäische Orte hinzu. „Cinnas Skizzenbuch: Die Geheimnisse der Mockingjay-Rüstung“ klärt über das Design von Katniss‘ Rüstung auf und „Die Tribute von Panem: Die Ausstellung“ zeigt in zwei Minuten Bilder einer Ausstellung mit Filmkostümen und Props. „Die Tribute von Panem: Eine fotografische Reise“ hingegen kümmert sich um die Set-Fotografie und „Auf eigene Faust: Der Cast“ lässt in knapp zehn Minuten hören, wie man erneut zur (prominenten) Besetzung des Films kam – hier wird’s leider sehr selbstbezogen und werbelastig. „Die Erschaffung von Tigris“ stellt dar, wie die zur Tigerin umoperierte ehemals beim Kapitol beliebte Stylistin umgesetzt wurde und „Untergrund-Terror: Kampt mit den Echsenmenschen“ nutzt die knapp 13 Minuten Laufzeit, um zu demonstrieren, wie diese außgergewöhnliche Szene realisiert wurde. Kernstück ist aber „Mockingjay 2: Das Making of“, das knapp zweieinhalb! Stunden Laufzeit aufweist und in acht Teilen praktisch über jeden Aspekt der Produktion aufklärt.

Fazit

Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 schließt den Kreis und bringt zu Ende, was sich über drei Filme hinweg entwickelt hat. Gegenüber dem direkten Vorgänger wird in Teil 2 nach einer gut einstündigen Einführung endlich Tacheles geredet und Nägel mit Köpfen gemacht. Auch wenn Mockingjay 2 insgesamt erneut ein wenig zu lang geraten ist und unter erzählerischen Längen leidet, geht’s im Finale auch mal richtig zur Sache. Da auch die Technik der Blu-ray durch die Bank besser ist als bei Mockingjay Teil 1, ist dies ein Grund mehr, die Blu-ray als Pflichtprogramm für Fans des Franchise oder ähnlich gelagerter Dystopien anzusehen. Dennoch bleibt ein Wehrmutstropfen, denn die Zweitelung des Finales war aus filmischer Sicht eine Fehlentscheidung.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 90%
Film: 75%
3D-Effekt: 60%

Anbieter: Studiocanal
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Francis Lawrence
Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Julianne Moore, Donald Sutherland, Philip Seymour Hoffman, Jefrey Wright, Stanley Tucci, Robert Knepper
Tonformate: Dolby Atmos (DD True HD 7.1): de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 138
Codec: AVC/MVC
Real 3D: Nein (konvertiert)
FSK: 12

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