Blu-ray Review
OT: Now You See Me: The Second Act
Auge um Auge
Zweiter Teil des trickreichen Films um Magier und Illusionen.
Inhalt
Seit ihrer großen Show, bei der sie Arthur Tressler um eine äußerst stolze Summe erleichtert haben, sind „The Four Horsemen“ untergetaucht und in der Öffentlichkeit damit zu Legenden geworden. Während ihr Bauernopfer Thaddeus Bradley im Gefängnis auf Rache sinnt, hat „Das Auge“ eine neue Mission für die Magier im Sinn. Dazu kommt ein neues Mitglied namens Lula ins Spiel, die ein Fan der Vier ist und durchaus talentierte Entfesslungsküste aufweist. Gemeinsam sollen sie die Eröffnungsshow vom Software-Unternehmen Octa kapern. Der Elektrogigant will ein neues Handy auf den Markt bringen, das nach Aktivierung sämtliche Daten der Nutzer abgreift, um sie für großangelegte Spionage zu nutzen. Doch kurz nachdem der Auftritt zunächst gelungen scheint, taucht eine scheinbar noch größere magische Kraft auf und entlarvt die Machenschaften der Horsemen. Noch dazu springen die flüchtenden Magier von einem Dach in New York und landen nicht, wie geplant, in einem LKW, sondern in einem Restaurant in Macau. Es scheint, als seien die Vier von vornherein reingelegt und selbst Opfer eines groß angelegten Tricks geworden. Den hat der in Macau sitzende IT-Spezialist Walter Mabry durchführen lassen. Der war durch den Coup gegen Tressler um einiges ärmer geworden, da Arthur in das Unternehmen Mabrys investiert hatte. Nun geht es Walter darum, dass die auf fünf Mitglieder angewachsenen Hoursemen genau den Chip entwenden, den Owen, der Chef von Octa, in die Handys einbauen lassen will. Denn der eigentlich Entwickler ist Mabry selbst und der möchte scheinbar nicht, dass sein genialer Entwurf für Massenspionage zweckentfremdet wird – scheinbar …
Zu Beginn des zweiten Teils von Die Unfassbaren 2 erfahren wir erst einmal, warum Dylan ein gespaltenes Verhältnis zur Magie hat. Ein eher tragischer Einstand in die Fortsetzung der kurzweiligen Gauner-und-Illusionisten-Komödie, die im Verlaufe aber wieder den lockeren Ton des Vorgängers annimmt und wieder von den witzigen Zickereien unter den Hauptfiguren lebt. Gerade Woody Harrelson als Merrit McKinney liefert immer wieder sarkastische Kommentare gegen seine Mitstreiter. Er darf sich zudem zweimal einbringen, wenn er als Merrits Zwillingsbruder (mit unfassbar bescheuerter Frisur) deutlich über die Grenze des Overactings schliddert und das lustvoll zelebriert. Die Story selbst wirkt ein wenig verkompliziert, gefällt aber durch ein paar überraschende Winkelzüge. Aber auch die Inszenierung von Die Unfassbaren 2 durch Jon M. Chu, der den Regiestuhl von Louis Leterrier übernahm, funktioniert prächtig. Die Unterwanderung der Octa-Show wirkt wie in einem Fluss gefilmt. Die Figuren bewegen sich behende und jeder einzelne Handgriff wird extrem smooth durchgeführt. Die Kamera wechselt unglaublich geschickt von einem Charakter zum anderen, was trotz Schnitten wirkt, als wäre es am Stück gefilmt. Ohnehin sind die Planungen und Durchführungen der Auftritte und Illusionen das Salz in der Suppe. Inszeniert wie die Vorbereitungen eines Heist-Films macht es wirklich Spaß zuzuschauen, wie die Vier den auf einer Spielkarte angebrachten Chip aus dem hermetisch abgeriegelten Labor schmuggeln. Auch hier ist die Kameraführung lobend hervorzuheben und von solchen Szenen lebt Die Unfassbaren 2.
Größtes Manko hingegen ist die unausgewogene Besetzung der neuen Figuren. Während Daniel Radcliffe mit Vollbart und hektischen Gesten Spaß am Spiel wie ein kleines Kind hat und sich als Bösewicht erneut von seinem Zauberlehrling-Image befreien kann, ist die Charakterisierung von Lula durch Lizzy Caplan schlicht furchtbar. Die aufgedrehte Entfesslungs- und Täuschungskünstlerin nervt mit ihrem Mix aus unsicherem und angeberischem Gehabe von Beginn an und stört das Gleichgewicht zwischen den eingespielten drei anderen. Ein schlechter Ersatz für Isla Fisher, die im Vorgänger souverän die Henley Reeves gegeben hatte und über deren Verbleib die Fortsetzung leider kein Wort verliert (Ihr Hinderungsgrund, erneut mitzuspielen, war eine Schwangerschaft). Die Charakterisierung ihrer Figur ist sicherlich nicht die Schuld von Caplan (The Interview), die nur das umsetzt, was man ihr ins Drehbuch geschrieben hat. Problem ist also das Skript, das offenbar unbedingt einen Gegenpol zu den vertrauten Figuren setzen wollte. Noch dazu hat Caplan im Deutschen eine wenig talentierte Synchronsprecherin bekommen, die qualitativ gegenüber den angestammten Sprechern der anderen Hauptdarsteller deutlich abfällt. Die Tatsache, dass auch Die Unfassbaren 2 mehr auf Show und Effekt denn auf Figurentiefe setzt, mögen die kritischen Cineasten bemängeln. Allerdings werden die dem Film ohnehin eher fernbleiben. Für Freunde kurzweiliger Unterhaltung ist Chus Forsetzung allemal eine (vielleicht etwas zu lang geratenes) Actionkomödie mit vielen visuellen Tricks und erstaunlichen Spielereien.
Bild- und Tonqualität BD
Die Blu-ray von Die Unfassbaren 2 hat ein wirklich gutes und knackiges Bild. Die Schärfe wirkt in Nahaufnahmen prächtig, lässt seltsamerweise bei manchen Einstellungen nach, in denen die vier Magier aus einer Halbtotalen gemeinsam im Bild sind (ab 35’08). Herausragend sind Schwarzwerte und der generell hohe Kontrastumfang, während Gesichtsfarben hin und wieder ein wenig ins Rosa abdriften (siehe Kritik UHD-Bildqualität).
Der dts-HD-Master-Sound von Die Unfassbaren 2 liegt in 7.1 vor und ist aller Ehren wert. Die von Jack geworfenen Karten zischen äußerst effektvoll von vorne nach hinten über sämtliche Lautsprecher (13’10). Auch der Filmscore ist äußerst weiträumig, lässt allerdings ein wenig an Bassdruck zu wünschen übrig. Außerdem sind die Dialoge im Verhältnis zur Musik und zu den Soundeffekten etwas zu leise abgemischt. Richtig fetten Bass gibt’s erst beim Regentrick nach 95 Minuten – dann jedoch mit Nachdruck. Und auch das Feuerwerk nach 115 Minuten gefällt durchweg mit effktvollem und voluminösem Getöse.
Bild- und Tonqualität UHD
Das Mastering von Die Unfassbaren 2 im Rahmen des Rec.2020-Farbraums ist leider nicht durchweg gelungen. Gerade Gesichter und Münder sind seltsam pink. Vor allem in dunklen Szenen wie der Fahrt im Range Rover wirken die Konterfeis der Fünf sehr unnatürlich (32’00). Das ist zwar schon bei der Blu-ray dezent der Fall, doch die UHD übertreibt es hier. Da die heutigen Disks und auch TV-Geräte gar nicht allumfassend in der Lage sind, den kompletten Rec.2020-Farbraum abzubilden, scheint man sich hier für eine sehr bunte Abmischung entschieden zu haben, die nicht in jeder Lebenslage überzeugt. Herausragend gut sind aber die durch HDR hervorgerufenen höheren Bilddynamikwerte. Gerade schwarz ist extrem plastisch und sehr prägnant. Spitzlichter wirken gegenüber der BD noch ein wenig heller. Die Schärfe ist während der gesamten Laufzeit bis auf wenige, etwas weichere Szenen stets auf dem Punkt und bildet Details in Gesichtern ebenso gut ab, wie die Struktur der Ledersitze in besagter Fahrt im Geländewagen (32’09). Gegenüber der 2K-Blu-ray fällt bei näherem Hinsehen auf, dass runde Formen (trotz „nur“ 2K-Intermediate und Hochskalierung) noch feiner abgestuft sind und in der Tiefe von Macaus Leuchtwerbung wirken Details klarer. Das Filmkorn ist auf der UHD nur minimal ausgeprägter, stört aber hüben wie drüben nicht sehr. Auf uniformen Hintergründen ist es deutlicher (Wand 10’20), sorgt aber noch nicht für allzu hohen Frust bei Korn-Verachtern. Bewegungen haben bisweilen schon mal einen leichten Nachzieheffekt, was aber schon auf der Blu-ray zu sehen ist. Beim Dolby-Atmos-Sound (der der UHD vorbehalten bleibt) merkt man in Die Unfassbaren 2, dass es manchmal nicht die auffälligen Extrem-Sounds sein müssen, die aus der dritten Ebene zum Zuhörer gelangen. Vielmehr macht der Atmos-Sound den Film offener und lebendiger. Wenn erstmalig per visueller Überblendung in einen Saal mit Publikum geblendet wird, kommt der 3D-Sound einfach runder und voluminöser rüber (16’30). Man mag die Geräusche aus der Höhenebene nicht direkt orten, doch im Vergleich mit der dts-HD-Master-Spur sitzt man einfach mehr mittendrin und ist nicht nur dabei. Besonders auffällig wird das bei der Stimme des Auges, die zwischen Minute 6 und 7 auf der HD-Master-Spur zwar effektiv die Rearspeaker und den Center mit einbezieht, die jedoch in der Atmos-Fassung voluminös und äußerst gänsehauterzeugend auch aus den Front-Heights kommt. Gleiches gilt für die verzerrte Stimme, welche die Four Horsemen nach 23 Minuten auf der Bühne vorführt. Die Sound des Stroboskops in Inneren der Röhre erfahren ebenfalls Unterstützung durch die dritte Ebene und das Geschehen auf den Straßen und Gassen von Macau profitiert ebenfalls vom Dolby-Atmos. Wo man ansonsten nicht gerne im Regen stehen gelassen wird, freut man sich in Die Unfassbaren 2, wenn Daniel nach 90 Minuten sein Tricks im kühlen Nass vollzieht, denn hier kommt das Wasser soundtechnisch tatsächlich von oben (95’00). Großartig unterstützen danach die Soundeffekte die visuellen Spielereien und nutzen dabei die 3D-Ebene effektiv. Gleiches gilt für die Szenen, in denen die fünf Freunde aus dem Flugzeug geschmissen werden und der Wind von überall her zu kommen scheint – genauso wie das abschließende Feuerwerk.
Der auch auf der UHD enthaltene dts-HD-Master-Sound unterscheidet sich hingegen nicht von demjenigen der Blu-ray.
Bonusmaterial
Drei Featurettes liefert das Bonusmaterial von Die Unfassbaren 2: In „Magie von Cast und Crew“ geht’s um die Figuren, bzw. deren Hauptdarsteller, die den berühmten Teamgeist heraufbeschwören und betonen, wie gut sie miteinander auskamen. Natürlich werden auch die neuen Figuren vorgestellt. „Guck genau hin!“ läuft 17 Minuten und kümmert sich um den Look und die Art der Kameraführung im Film, der auch im zweiten Teil sehr von seinen Einstellungen lebt. In „Hier kommt Magie“ schildern die Filmemacher, dass es ihnen wichtig war, die Tricks und Magie weitgehend in einem Tage zu filmen, um beim Publikum nicht die Reaktion „Okay, jetzt schummelt ihr“ hervorzurufen und auch den Film selbst wie einen großen Zaubertrick wirken zu lassen. Der Audiokommentar von Jon M. Chu ergänzt den Extrabereich.
Fazit
Wer Die Unfassbaren – Now You See Me mochte, wird auch Die Unfassbaren 2 mögen. Der Film variiert das Konzept praktisch nicht, entführt aber an exotischere Schauplätze und inszeniert noch spektakulärere Trickeffekte. Die Darsteller sind gut aufgelegt und gerade Daniel Radcliffe überzeugt als Bösewicht. Technisch liefert die UHD ein recht gutes Bild und einen absolut gelungenen Dolby-Atmos-Ton.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 80%
Bildqualität UHD: 80%
Tonqualität (dt. Fassung dts-HD): 80%
Tonqualität (Originalversion dts-HD): 80%
Tonqualität (Originalversion Dolby Atmos): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 65%
Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Jon M. Chu
Darsteller: Jesse Eisenberg, Mark Ruffalo, Woody Harrelson, Dave Franco, Daniel Radcliffe, Lizzy Caplan, Jay Chou, Sanaa Lathan, Sir Michael Caine, Morgan Freeman
Tonformate UHD: Dolby Atmos: en (True-HD-7.1-Kern) // dts-HD-Master: 7.1: de, en // Dolby Digital 2.0: de
Tonformate Blu-ray: dts-HD-Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 130
Real 4K: Nein (2K Intermediate)
Codec BD: AVC
Code UHD: HEVC
FSK: 12
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2016 Concorde)