Blu-ray Review
OT: Savage Pampas
Ab in die Pampas
Eine der ersten in Deutschland erhältlichen UHDs endlich im Test.
Inhalt
Irgendwann in den 1870ern: Captain Martín führt entlang der argentinischen Grenze ein kleines Regiment, um die häufigen Angriffe von Indiandern oder Banditen zurückzuschlagen und die dortige Bevölkerung zu schützen. Da das Fort Toro irgendwo in der argentinischen Pampa liegt und Frauen vor Ort verboten sind, desertieren viele seiner Soldaten und schlagen sich auf die Seite des Gegners. Die Outlaws unter der Führung des ebenfalls fahnenflüchtigen Padron locken die Deserteure mit gefangenen Damen – ein verlockendes Angebot für die ausgehungerten Soldaten. Gleichzeitig hat Padron eine gefährliche Allianz mit den lokalen Indianern geschlossen. Als Martín davon Wind bekommt, kann er seine Vorgesetzten überzeugen, Prostituierte ins Fort bringen zu lassen, damit dem Wunsch nach Desertation der Hahn zugedreht wird. Doch deren Transport durch die Pampas gestaltet sich als gefährliches Unterfangen, das immer wieder unter den Angriffen der Indianer und von Padrons Männern leidet. Außerdem ist da noch der undurchsichtige Journalist Carreras, der sich als Anarchist ausgibt und dessen Motive unklar sind. Weder er noch Martín selbst können schließlich verhindern, dass es zum blutigen Aufeinandertreffen der Parteien kommt …
Die Verfluchten der Pampas ist nicht gerade der bekannteste Genrebeitrag im Western-Genre. Er ging in der Spaghetti-Western-Flut der 60er leider ziemlich unter. Allerdings zu Unrecht. Denn mit Hugo Fregonese saß kein Geringerer auf dem Stuhl des Filmdirigenten als der Regisseur des Karl-May-Films Old Shatterhand. Ein Jahr nach dem Klassiker mit Lex Barker und Pierre Brice drehte der gebürtige Argentinier mit dieser argentinisch-spanisch-amerikanischen Koproduktion ein Remake des gleichnamigen argentinischen Originals von 1945. Hierzulande war Letzterer unter Karawane zur Hölle bekannt – im Übrigen war Fregonese dort seinerzeit bereits Co-Regisseur (neben Lucas Demare). Gedreht hat er seine Neuverfilmung dann allerdings größtenteils in Spanien – und zwar auf 70mm Film.
Man kann Die Verfluchten der Pampas also durchaus zu den epischen Western seiner Zeit zählen.
Nicht ganz untypisch beginnt der Film mit einem schwarzen Bildschirm (keine Angst, die Disk ist nicht kaputt) und dem dann bald folgenden musikalischen Filmthema von Waldo de los Rios. Ebenso episch wie die späteren Aufnahmen von Kameramann Manuel Berenguer (immerhin Second Unit Photographer von Doctor Schiwago) kommen diese Töne ans Ohr. Vielleicht ein bisschen zu bombastisch, aber Bescheidenheit war ja nie ein Motiv des Western.
Aus heutiger Sicht sollte man natürlich über ein paar Dinge hinwegsehen können. Das hier transportierte Frauenbild ist beispielsweise gruselig. Es reiht sich aber nahtlos ein in die versammelten Genrefilme dieser Zeit, die alles andere als politisch korrekt waren.
Erstaunlich ist allerdings der Umgang mit dem Thema indigener Bevölkerung. Denn in der Kooperation zwischen Deserteur Padron und den Indianern (wie sie auch hier genannt werden) wird für die damalige Zeit eine erstaunlich ausgewogene Darstellung bemüht.
Allerdings wird hier natürlich nicht auf historische Korrektheit gepocht und irgendwie sehen die Darsteller auch ein bisschen anders aus als die Pampiden der hier porträtierten Region.
Immerhin lässt man die Story noch vor der Wüstenkampagne spielen, in der zwischen 1878 und 1880 weit über 1000 indigene Einwohner durch eine konzertierte Militäraktion unter Julio Argentino Roca umkamen.
Rein atmosphärisch dominieren, wie erwähnt, die Landschaftsaufnahmen. Das 70mm-Format fängt die Schauplätze mit teils grandioser Lichtstimmung ein und lässt kaum erahnen, dass man hier in der Gegend von Madrid unterwegs war. Erstaunlicherweise gehören die versammelten Schauspieler durchaus zu den talentierteren. Hauptdarsteller Robert Taylor (Quo Vadis) ist beispielsweise ein durchaus prominenter Name. Aber auch Ron Randell als Antagonist Padron war ein viel beschäftigter Akteur der 50er und 60er Jahre.
Man hat es hier also alles andere als mit B-Movie-Darstellern zu tun, was dem Film durchaus gut tut. Und so kann man sich als Genrefan durchaus an der Optik und dem Schauspiel erfreuen, während Drehbuch und Inszenierung dann doch etwas holprig wirken.
Was die Filmfassungen angeht, so danke ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich der Unterstützung von Herrn Frank der Busch Media Group, der etwas Licht ins Dunkel bringen konnte.
Denn Die Verfluchten der Pampas weist (je nach Quelle) extrem unterschiedliche Laufzeiten auf.
Die hier vorliegende Fassung mit 94 Minuten ist tatsächlich die längste Version, die man ausfindig machen konnte. Während die Imdb den Film mit 112 Minuten angibt, existieren auch Angaben von nur 84 Minuten für die damalige dt. Kinofassung. Nach umfassenden Recherchen von Busch Media konnte aber kein Nachweis über eine 112-Minuten-Version aufgetrieben werden. Sollte diese also mal existiert haben, so ist sie vermutlich verschollen.
Die unterschiedlichen Laufzeiten könnten sich möglicherweise dadurch ergeben haben, dass es keine international verbindliche Fassung von einem federführenden Studio gab. So bekam beispielsweise der deutsche Produzent Rudolf Travnicek die Auswertungsrechte für Deutschland als Gegenleistung dafür, dass er die für den Film verwendete 70mm-Kamera zur Verfügung stellte.
Bild- und Tonqualität BD
Zwar erschien Die Verfluchten der Pampas zeitgleich zur UHD auch auf DVD und Blu-ray (und das ebenfalls basierend auf einer neuen Abtastung), doch diese standen mir für dieses Review nicht zur Verfügung. Die Rezension konzentriert sich deshalb einzig auf die UHD.
Bild- und Tonqualität UHD
Die Verfluchten der Pampas ist von 1966 – die große Zeit des epischen Breitbildkinos. Gedreht wurde der Film tatsächlich auf 70mm Film im Superpanorama-Verfahren und im Eastman-Color-Prozess. Für die UHD wurde 2016 ein 4K-Scan angefertigt und das Material aufwändig restauriert. Dazu konnte man zwar nicht mehr auf das Original-Negativ zurückgreifen (das schlicht nicht mehr existiert), wohl aber auf eine halbwegs gut erhaltene und recht scharfe 70mm-Kopie. Wie so viele Filme aus der damaligen Zeit war diese jedoch farblich verblasst und völlig ins Rote abgedriftet. Es gab also etwas zu tun in Sachen Bearbeitung und Remastering. Außerdem war das Filmmaterial teils verbogen und verzogen.
Wer genau hinschaut oder misst (oder die Daten auf dem Cover liest), wird feststellen, dass Die Verfluchten der Pampas auf der Disk in 2,35:1 vorliegt. Das entspricht nicht dem Superpanorama-Format, das den 70mm-Film mit einem Seitenverhältnis von 2,20:1 (noch genauer 2,21:1) präsentierte. Doch aufgrund der sichtbaren Klebestellen ging man hier den Weg, das Bild (vornehmlich am unteren Rand) auf 2,35:1 zu beschneiden und umging damit ein unangenehmes Flackern bei der Wiedergabe dieser geklebten Verbindungsstellen.
Das Filmmaterial wurde zunächst gesäubert und dann in 4K-Auflösung gescannt. Vincent Koch, der schon die Bearbeitung von Vigilant Switzerland übernommen hatte, übernahm die Restaurierung der Farbe. Das Ganze geschah unter der Aufsicht von Herbert Born vom Filmtheater Schauburg in Karlsruhe. Die Schauburg ist übrigens erste Anlaufstelle für Fans von 70mm-Filmen und bietet immer wieder Vorführungen in diesem klassischen und epischen Format an.
Vincent Koch stellte das originale Color Grading für die Blu-ray- und DVD-Auswertung wieder her. Für die UHD wurden dann noch der im Rahmen von Rec.2020 erweiterte Farbraum sowie die höhere Kontrastdynamik HDR10 integriert.
Vor dem Bild muss man in der Praxis dann zunächst einmal den Hut ziehen. Denn gerade wenn man sich das verblasste und rote Ausgangsmaterial ansieht, ist es absolut sensationell, was man hier rausgeholt hat. Dabei hat man es mit dem Beseitigen von Schmutz und Fehlstellen nicht mal sonderlich übertrieben – aus gutem Grund. Denn was in der Oldtimer-Szene als authentisch gilt, ist auch bei klassischen Filmen ein Argument: Lässt man sie zu sauber, clean und makellos erscheinen, verlieren sie einen Teil ihres Charmes. Also hat man das Bild gerade so von den gröbsten Schmutzpartikeln und Blitzern befreit, dass der übrig gebliebene „Rest“ für ein filmisch-analoges Flair sorgt. Gleichzeitig sind die Kontraste erstaunlich hoch und die Farben erstrahlen mit neuer Kraft.
Jetzt muss man sich vor Augen halten, dass Die Verfluchten der Pampas weit entfernt von den großen Studios realisiert wurde. Im Nachgang hat man das Material alles andere als gepflegt und es gab auch kein Archiv, dass sich um den Erhalt des Films kümmerte. Deshalb sollte man die Bildqualität stets vor diesem Hintergrund betrachten. Und so ist die UHD zwar mit ihrer höheren Auflösung durchaus plastisch anzuschauen und die Restaurierung kommt auch hier sehr gut zur Geltung, doch die Integration von HDR10 und erweitertem Farbraum übertreibt es mit Farbkontrastierung und -intensität bisweilen. Während die blauen Uniformen oder rote Mäntel absolut prächtig strahlen, wirken Gesichter bisweilen übertrieben und bekommen auch eine etwas wachsartige, undifferenzierte Textur. Es empfiehlt sich hier deshalb, die Farbintensität etwas zu reduzierten (ca. 1/4 bis 1/3), um bei gleichbleibend höherem Kontrast eine homogenere Farbdarstellung zu erhalten.
Ganz Erstaunliches hat man auch mit dem Ton erreicht. Diesen hat man direkt aus dem vorhandenen 6-Spur-Material des magnetischen Tonstreifens vom 70mm-Material remastert und als verlustfreie dts-HD-MA- und Dolby-Atmos-Spuren auf die UHD gebracht.
Zunächst ist zwar immer etwas Skepsis angesagt, wenn ein derart alter Film mit einer Dolby-Atmos-Spur daherkommt, doch das ist hier praktisch unbegründet. Schon die dts-HD-Master-Fassung ist wunderbar räumlich geworden und präsentiert die Dialoge mit erstaunlicher Sorgfalt, guter Verständlichkeit und überraschend viel Timbre. Kein Knacksen stört den Eindruck und Lautstärke-Schwankungen gibt’s ebenfalls nicht. Bis hinein in Hintergrund-Gemurmel ist der Ton absolut sauber.
Dazu wird das Pferdegetrappel von Beginn an über alle Speaker verteilt und das Vogelgezwitscher zu Beginn scheint fast losgelöst im Raum zu schweben. Über die Atmos-Spur sogar authentisch auf den Heights.
An einigen Stellen hat man für die deutsche Fassung neue Soundeffekte eingefügt. Das hört man bei den Vögeln zu Beginn recht gut, denn diese klingen im Vergleich zur englischen Fassung deutlich unterschiedlich. Vor allem aber klingen sie gut und das ist das Wichtigste.
Die englische Version liegt in dts-HD-Master 2.0 vor, die aus einer Monospur von einer italienischen DVD entnommen wurde – die einzige Fassung mit englischer Originalspur, die man auftreiben konnte. Wer sich den Film komplett in englisch anschaut, wird merken, dass einige Dialoge in Deutsch eingefügt wurden, da die italienische Fassung (vermutlich aufgrund des teils frivolen Themas) etwas kürzer war. Es fehlen allerdings keine Actionszenen, sondern überwiegend Dialoge. An den fehlenden Stellen des O-Tons blendet der Film dann zur dt. Version über und integriert englische Untertitel.
Aber zurück zur Synchronfassung von Die Verfluchten der Pampas: Während der zahlreichen Schießereien verhallen die Schüsse so direktional ortbar von vorne nach hinten, dass man sich beinahe in einem modernen Actionfilm wähnt. Ab und an klingen die Dialoge zwar etwas unrealistisch aus den Rears nach, doch das ist nur ein kleines Manko an einem ansonsten sehr zeitgemäßen Ton. Erstaunlich, dass er wirklich 53 Jahre alt sein soll.
In Sachen Dolby Atmos und 3D-Sounds gibt’s, wie gesagt, zu Beginn direkt die zwitschernden Vögel. Außerdem wird die Filmmusik auch immer etwas von oben hinzugefügt und auch die generellen Informationen werden etwas nach oben gemischt. So auch die Dialoge und die grundsätzlichen Soundinformationen. Man ging hier also eher den Weg einer generellen Erweiterung der Atmosphäre, nicht jenen von dedizierten Soundeffekten, die nur ab und an (sinnvoll) die Höhe nutzen. Dennoch gibt es solche Sounds aber, wenn bspw. Pfeile durch die Luft fliegen, Schüsse peitschen oder Gewitter losbrechen. Diese expliziten Toneffekte sind dann noch einmal hörbar herausgearbeitet und fallen durchaus angenehm auf.
Bonusmaterial
Beim Bonusmaterial konnte man leider nichts Relevantes aus der Zeit finden. Hier wurden lediglich einige Trailer zum Programm des Anbieters sowie eine Diashow mit Original-Aushangfotos abgelegt.
Fazit
Die Verfluchten der Pampas reflektiert die zahlreichen Western-Produktionen, die in der großen Zeit des Spaghetti-Westerns einen Gegenentwurf ablieferten. Vor allem aus filmhistorischer Sicht ein sehenswerter Beitrag.
Die Restaurierung des Bildes ist in puncto Farbwiederherstellung und Schmutzentfernung hervorragend geworden. Die etwas übertriebenen HDR-Effekte sollte man über die Farbintensität etwas runterregeln.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität UHD: 65% (im Rahmen von Filmen aus dieser Zeit)
Tonqualität UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 70%
Tonqualität UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%
Anbieter: Busch Media Group/AL!VE AG
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Hugo Fregonese
Darsteller: Robert Taylor, Mario Lozano, Felicia Roc, Ángel del Pozo, Susana Mara
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): de // dts-HD-Master 5.1: de // dts-HD-Master 2.0 (mono): en
Bildformat: 2,35:1 vom Original in 2,21:1
Laufzeit: 94
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Ja (4K DI vom 70mm Film)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 18
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Busch Media Group)
Ob die abgeprangerten wachsartigen Gesichter nicht eher von dem übertriebenen DVNR stammen, denn von einer übertriebenen Farbsättigung.
Auf das Thema (Fehlendes) Korn wird leider kein Bezug genommen. Schade eigentlich, denn zumindest im Blu Ray. Com Forum führt dieser Film gemeinsam mit Terminator 2 die Hall of Shame an.
Höchstwahrscheinlich haben die wachsartigen Gesichter etwas mit Noise Reduction zu tun, was natürlich gleichbedeutend ist, mit einem dann auch weggefilterten Korn. Nichts anderes beschreibt in diesem Moment das Wort „wachsartig“, das sich (ohne es benannt zu haben) auf ein Filterung der Körnung bezieht, nicht auf die übertriebene Farbsättigung – erkennbar durch das Wort „auch“. Denn ansonsten hätte dort ein „dadurch“ gestanden.
Hätte ich aber noch deutlicher formulieren können, da gebe ich dir Recht.
Ansonsten kann man, so meine ich, schon deutlich herauslesen, dass bei dieser Umsetzung nicht alles wirklich glücklich gelaufen ist.