Die Verschwörung – Gnadenlose Jagd

Blu-ray Review

Die Verschwörung - Gnadenlose Jagd Blu-ray Review Cover
Koch Media, seit 23.07.2015

OT: Salting the Battlefield

 


Unmoralische Angebote

Das Finale der Verschwörungs-Trilogie ist ein richtig guter Polit-Thriller geworden.

Inhalt

Johny Worricker kam, auch durch die Hilfe seiner Ex Margot, auf der Karibikinsel Turks & Caicos gerade noch mit dem Leben davon. Allerdings ist der Premierminister immer noch daran interessiert, den Ex-Geheimdienstler festzusetzen, weshalb Worricker stets auf der Hut sein muss. Egal, wohin die beiden kommen, es scheint immer schon ein Beobachter vor Ort zu sein. Um seine Häscher abzuhängen, reist er kreuz und quer durch Europa – von der Schweiz über Heidelberg, Wiesbaden und Frankfurt bis zurück nach London. Dabei versucht er durch seine Kontakte zu einflussreichen Freunden und der Presse Druck auf den Premierminister auszuüben. Doch auch der britische Regierungschef und der MI5 haben ihre Methoden. So steht nicht nur Worricker unter Beobachtung, sondern auch dessen Tochter. Letztere auf eine besonders perfide Art und Weise …

Nach Page Eight (dt: Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene) und Turks & Caicos (dt: Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte) folgt nun mit Salting the Battlefield (dt: Die Verschwörung – Gnadenlose Jagd) das Finale der Agentenfilm-Trilogie von David Hare. Während im mittleren Teil die wirtschaftlichen Machenschaften nach dem 11. September 2001 im Vordergrund standen, was bisweilen etwas sperrig und zäh war, steht nun Worricker selbst, bzw. dessen Flucht im Vordergrund. Ganz klassisch angelegt als Verschwörungsthriller mit einem Pärchen, das auf der Flucht versuchen muss, den eigenen Namen rein zu waschen, wird man Zeuge, wie die Zwei trotz scheinbarer Freiheit in ihren jeweiligen Domizilen gefangen sind und langsam den Lagerkoller bekommen. Was Die Verschwörung – Gnadenlose Jagd von typischen Agentenfilmen abhebt, ist aber vermutlich genau das, was den Freund zügiger Actionthriller abstoßen wird: Hier wird weder ständig geschossen, noch autoverfolgt oder per Perdes Kräne erklommen. Ein James Bond ist Johnny Worricker beileibe nicht – eher dessen Großvater, wie Nighy im Bonusmaterial berichtet. Ohnehin geht es Hare immer darum, eine in der Realität verankerte Geschichte zu erzählen und da haben ausgedehnte Ballereien einfach keinen Platz. Stattdessen darf man sich als Cineast auf geschliffene Dialoge und komplizierte Verstrickungen freuen – letztere sind ohnehin das Salz in der Suppe der Verschwörungs-Trilogie. Man muss grundsätzlich gut aufpassen, was auf der Leinwand geschieht, sollte die Figuren im Kopf haben und wissen, wie diese miteinander verstrickt sind. Außerdem schadet es nicht, wenn man sich für Politik, Wirtschaft und Medien interessiert, denn die Verzahnungen dieser drei Zweige sind ebenfalls ein Hauptmotiv von Die Verschwörung – Gnadenlose Jagd.

Regisseur Hare seziert unter dem Mäntelchen seines Thrillers die Verfehlungen und Missinterpretationen der Geheimdienste der letzten fünfzehn Jahre und scheut sich nicht, im Finale diverse unmoralische Fragen in den Raum zu stellen. Schauspielerisch ist Gnadenlose Jagd erneut exquisit – und das, obwohl hochkarätige Darsteller wie Christopher Walken oder Winona Ryder, die in Tödliche Geschäfte noch in Nebenrollen zu sehen waren, hier nicht mit im Spiel sind. Macht aber nichts, denn das Hauptcast aus Bill Nighy, Helena Bonham Carter, Ralph Fiennes und Ewen Bremner ist herausragend genug, um für Gänsehautmomente zu sorgen. Das finale Gespräch zwischen Worricker und Beasley (vornehmlich im O-Ton) ist Schauspielkunst und Dialogfeinheit auf allerhöhchstem Niveau. Als der Premier dem Ex-MI5-Mann vorwirft, ein Verräter zu sein, rümpft Nighy abfällig die Nase – eine Mimik, die in diesem kleinen Bereich des Gesichts für mehr Ausdruck sorgt, als in Steven Seagals kompletten und massigen Körper steckt. Großartig für die deutschen Filmfans sind die zahlreichen Drehorte in heimischen Gefilden, die das Herz erfreuen. So holt Worricker seinen Kaffee zu Beginn bei einer Bäckerei in Heidelberg und wandert stadtauswärts über die berühmte Karl-Theodor-Brücke, die den Neckar überspannt. In Wiesbaden genießt Margot kurze Momente in einem Park hinter dem Schloss und am Frankfurter Hauptbahnhof gibt’s einen neuen Leihwagen für Worricker. Wer die Authentizität vollkommen ausschöpfen und noch mehr cosmopolitische Gefühle entwickeln möchte, der aktiviert die Originalspur. Dort dürfen wir Bill Nighy zuhören, wie er auf Deutsch Kaffee bestellt und die Aufschrift eines Gurkenglases abliest: „Essikgürke, sbeziell für Feinschmecka“ – großartig!

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Die Verschwörung – Gnadenlose Jagd ist durchgäng etwas besser als noch in Tödliche Geschäfte. Der Kontrastumfang ist ausgewogener über den ganzen Film und die Farbdarstellung gerät homogener. Erneut ist das größte Manko die Schärfe, die am unteren Rand bisweilen extrem nachlässt und verschwommene Extremitäten präsentiert.
Der Sound unterscheidet sich nur bedingt vom Vorgänger. Auch in Gnadenlose Jagd ist der am häufigsten genutzte Lautsprecher der Centerspeaker. Der erneut eingesetzte Jazzscore ist zwar wahrlich nicht Jedermanns Sache, nutzt aber bisweilen auch die Effektlautsprecher und passt gut zum Agententhema. Direktionale Effekte, Actionsounds oder ähnliches bleibt aus. Die Dialoge klingen von der deutschen dts-HD-Master-Spur noch ein wenig prägnanter.

Bonusmaterial

Das viertelstündige Making-of, das sich im Bonusmaterial von Die Verschwörung – Gnadenlose Jagd findet, ist überraschend aufschlussreich und vor allem für den deutschen Filmfan interessant. Immerhin wird beschrieben, wie der Filmtross im Zug nach Köln leider irgendwie in Brüssel gelandet ist. Auch die anderen Aspekte der Drehorte in Deutschland werden etwas näher beleuchtet. Natürlich sind Bill Nighy und Helena Bonham Carter charmant wie immer. Schade, dass dieser Hintergrundberich nur in Standard-PAL-Auflösung vorliegt.

Fazit

Die Verschwörung – Gnadenlose Jagd ist ein starkes Finale, das mit einem starken Finale beendet wird. Die letzte halbe Stunde des Films ist Polit-Thriller-Kino vom Feinsten – und das, obwohl der Film „nur“ fürs Fernsehen inszeniert wurde. Schauspielerisch gehört die Trilogie ohnehin zum Allerfeinsten der letzten Jahre und Freunde der ersten beiden Teile werden hier zu einem zufriedenen Abschluss geleitet.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 75%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: GB 2014
Regie: David Hare
Darsteller: Bill Nighy, Ralph Fiennes, Anna Böger, Felicity Jones, Saskia Reeves, Helena Bonham Carter, Ewen Bremner, Olivia Williams
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16

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