Die Vorsehung – Solace

Blu-ray Review

Die Vorsehung - Solace Blu-ray Review Cover
Concorde Home, seit 19.05.2016

OT: Solace

 


Barmherziger Killer

Ein Serienkiller ruft einen Seher auf den Plan.

Inhalt

Eine Mordserie erschüttert die Stadt. Das FBI steht vor einem Rätsel, da der Killer nicht nur auf ungewohnte Weise tötet (durch einen präzisen Einstich in den Nacken), sondern keinerlei Spuren hinterlässt – die perfekten Morde, sozusagen. Also ordert man an, dass Agent Joe Merriweather den Psychiater Dr. John Clancy hinzuzieht. Der hat seherische Fähigkeiten und schon des Öfteren bewiesen, dass seine Hilfe zur Überführung von Tätern führen kann. Außerdem ist er mit Merriweather gut befreundet. Allerdings hat Joe Clancy vor einigen Jahren seine Tochter verloren und sich seitdem in eine heruntergekommene Hütte verzogen. Entgegen entsprechender Vorbehalte lässt sich John dennoch auf den Fall ein – auch wenn Joes Kollegin Katherine, selbst Psychologin, als Realistin absolute Zweifel an Vorhersehungen hat. Doch es dauert nicht lange und Clancy liefert echte Erkenntnisse, weiß mehr von Opfern und Verdächtigen als man durch bloßes Kombinieren erfahren könnte. So ermittelt er, dass es erste Gemeinsamkeiten bei den Toten zu geben scheint (sie waren alle sterbenskrank oder hatten zumindest eine Todessehnsucht). Allerdings gilt dies nicht bei einem kleinen Jungen – zumindest nicht offenbar. Eine angeordnete Exhumierung und Obduktion stellt hingegen fest, dass dieser einen Hirntumor hatte und davon konnte noch keiner wissen. Ist etwa ein Killer am Werke, der ebenfalls Vorahnungen hat …?

Weit über 15 Jahre erfuhr das ursprünglich von Ted Griffin und Sean Baley verfasste Drehbuch zu Die Vorsehung Änderumg um Änderung. Irgendwann mal als Nachfolge von Se7en erdacht, war dem fertigen Film nun in den USA nicht mal ein Kinostart vergönnt. Schade, denn Spannung ist durchaus angesagt, wenn Jeffrey Dean Morgan (Die Entführung von Bus 657, Watchmen), Colin Farrell und Sir Anthony Hopkins in einem Serienkiller-Thriller mit- und gegeneinander agieren. Hopkins überzeugt in der Rolle des Psychiaters mit seherischen Fähigkeiten und spielt seinen John Clancy als Mischung aus Hannibal Lecter und souverän-abgeklärtem Mann mit geschundener Seele. Immer wieder spürt man als Zuschauer, dass der Seher unter seinen Visionen zu leiden hat, was dem Zuschauer die Figur noch näher bringt. Man folgt den Taten und Ermittlungen in Die Vorsehung – Solace aber auch deshalb so gebannt, weil der brasilianische Regisseur Afonso Poyart starke optische Mittel findet, um die Ahnungen der Seher zu visualisieren. Vor allem seine Kamera, die dynamisch um die Protagonisten herumfährt, gerät innovativ, nutzt obendrein Zeitlupen und coole Go-Pro-Einstellungen. Manche Spielereien (wie die hektischen Schnittfolgen nach Guy-Ritchie-Manier) geraten zwar etwas bemüht modern, werden aber auch nicht überstrapaziert. Jetzt kann auch Die Vorsehung nicht vermeiden, dass gewisse Logiklöcher auftreten. Ähnlich wie es in Zeitreise-Filmen der Fall ist, gibt es immer irgendwann einen Moment, in dem ein Paradoxon auftritt. Sinnbildlich bei Menschen mit seherischen Fähigkieten geschieht das immer dann, wenn derjenige, der scheinbar über Vergangenheit und Zukunft aller Menschen Bescheid weiß, die er mal kurz angefasst hat, nicht merkt, dass der Killer direkt neben ihm steht. Im Falls von Solace geschieht das dann, wenn Clancy und Katherine den Verdächtigen verfolgen und (anstatt ihn zu rammen) extra abwarten, um ihm hinterher?? zu fahren. Davon ab macht die Mörderjagd durchaus Spaß und ist mitunter sogar höchst rasant. Wirklich herausragend aber ist das Psycho-Duell zwischen Hopkins und dem ihm scheinbar überlegenen Farrell. Wenn die Zwei sich erstmals in einer Bar treffen, ist die Leinwand vor Spannung elektrisiert und man fragt sich als Zuschauer, welche der angespielten Vorahnungen wohl zutreffen würde, wer sozusagen als Gewinner aus der Situation hervorgeht. Ganz nebenbei liefert der Film auch noch ein Motiv, das zum Nachdenken anregt. Denn das Töten als Gnadenakt, wie es von Clancy zwischenzeitlich analysiert wird, bietet (nicht unähnlich der Motivation von Jigsaw in der SAW-Reihe) durchaus Potenzial für kontroverse Diskussionen. Die Frage nach dem „Gott spielen“ schwebt über den Tötungsdelikten und bietet sich geradezu dazu an, sich als Zuschauer auf eine der Seiten zu schlagen. Leider bleiben diese Aspekte auch etwas oberflächlich und werden alsbald wieder der Optik untergeordnet. Da der Killer dann verhältnismäßig unspektakulär offenbart wird und die Überraschung weitestgehend ausbleibt, muss man sich als Zuschauer ganz auf die Seher-Prämisse und die daraus resultierenden Ereignisse einlassen. Das gelingt aufgrund der prominenten Darsteller, die die Story transportieren aber meist gut. Interessanterweise ist es in dem hochkarätigen Schauspiel-Quartett vor allem Abbie Cornish (Sucker Punch, Robocop), die durch ihre emotionalen Auftritte zu überzeugen weiß, während Hopkins und Farrell mehr souverän-routiniert, denn oscarwürdig einzigartig agieren. Cornishs Katherine ist es, die sogar noch ein wenig mehr Tiefe verdient gehabt hätte, um die Ecken und Kanten ihres Charakters und die Funktion, die sie später für Clancy erfüllt, noch besser herauszuarbeiten.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Die Vorsehung wirkt auf den ersten Blick klar und ruhig, ist aber insgesamt ein wenig flach geraten. In den hellen Tageslichtszenen mangelt es etwas an Kontrast. Naheinstellungen überzeugen hingegen mit hervorragender Schärfe und Auflösung. Hin und wieder sind vor hellen Hintergründen leichte Doppelkonturen auszumachen, was aber nur bedingt negativ auffällt. Die leichte Braunfilterung der Farben fördert eine warme Atmosphäre der grundsätzlich natürlichen Farbkontraste.
Der Sound von Die Vorsehung liegt auf beiden Tonspuren in dts-HD-Master vor und lebt immer dann effektvoll auf, wenn die Seher kurze Momente ihrer Visionen haben. Aber auch der Filmscore oder die klassische Musik Clancys erfüllen den Raum. Die Dialoge der angestammten Synchronsprecher gelangen gut verständlich über den Center ins Heimkino, klingen allerdings hin und wieder ein wenig, als hätte man in einen großen Kunststoffeimer geredet.. Je mehr es auf den Showdown zugeht, desto lebhafter und effektvoller wird es, bis dann im Slow-Motion-Kugelhagel das Heimkino zentraler Mittelpunkt direktionaler Sounds wird. Einzig der Subwoofer hätte noch etwas aktiver am Geschehen beteiligt sein dürfen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Die Vorsehung findet sich neben den Originaltrailern noch ein 15-minütiger Interviewblock mit den Hauptdarstellern und dem Regisseur. Die Interviewpartner geben sich allerdings betont deskriptiv und loben sich gegenseitig über den Klee. Man erfährt immerhin, dass Anthony Hopkins es sehr schätzt, wenn seine Schauspielkollegen pünklich zum Set kommen und ihren Text können.

Fazit

Die Vorsehung – Solace ist ein routiniert gespielter und optisch sehr attraktiv umgesetzter Serienkiller-Thriller mit übernatürlichem Anstrich. Ein wenig mehr Tiefe hätte der Story nicht geschadet. Dennoch fühlt man sich 100 Minuten lang durchweg gut unterhalten und der Sound der Blu-ray macht richtig Spaß.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Afonso Poyart
Darsteller: Sir Anthony Hopkins, Colin Farrell, Jeffrey Dean Morgan, Abbie Cornish, Matt Gerald, Jose Pablo Cantillo, Marley Shelton, Xander Berkeley
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 102
Codec: AVC
FSK: 16

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