Dieses bescheuerte Herz

Blu-ray Review

OT: –

Dieses bescheuerte Herz Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, 26.07.2018
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Die Liste

Schon wieder ein Hit mit Elyas M’Barek.

Inhalt

Lenny hat nach durchzechter Nacht gerade den Lamborghini seines Herzspezialisten-Vaters im heimischen Pool versenkt und sich mit den Worten „Ich räume das später auf“ ins Bett verabschiedet. Als der Jung-Playboy das „Missgeschick“ auch noch in einem sozialen Netzwerk postet und sich damit brüstet, hat der Herr Papa nun endlich mal genug und dreht ihm den Geldhahn zu. Öffnen wird er diesen erst wieder, wenn sich Taugenichts Lenny um den 15-jährigen und schwer kranken David kümmert, ihm Dinge erfüllt, die dieser vor seinem zu erwartenden Tod noch mal erlebt und gemacht haben möchte. Was bei den materiellen Dingen wie Lederjacke und Handy noch einfach ist, wird bei den rot (also als schwer) markierten Wünschen schon schwieriger. Denn wie soll Lenny dafür sorgen, dass Davids Mutter mal wieder glücklich ist und sich der Junge zum ersten Mal verliebt …?

Dieses bescheuerte Herz ist einer dieser Filme, bei denen man nach zehn Minuten weiß, was passiert und wie es ausgeht. Wenn ein ausgemachter junger Lebemann gegen seinen Willen dazu verdonnert wird, auf einen schwer kranken Jungen aufzupassen, kann daraus nur die beste Freundschaft seines Lebens werden.
So weit so vorhersehbar. Aber manchmal ist ja auch nicht das Resultat wirklich wichtig, sondern der Weg dorthin.
Und den beschreibt Marc Rothemund (Mein Blind Date mit dem Leben) nach wahren Begebenheiten (Buch von Lars Amend und Daniel Meyer) in seiner Fühl-dich-gut-Dramödie durchweg so charmant, dass das deutsche Kinopublikum seinen Film zum Jahres-Anfangs-Hit werden ließ (über 2 Mio. Zuschauer). Es ist aber auch eine Geschichte, die wie geschaffen ist für Everybody’s Darling Elyas M’Barek. Er kann das arrogant-selbstsüchtige Arschloch genauso gut spielen wie den geläuterten Kerl, der sich rührend um seinen neuen Freund kümmert. Natürlich weiß man das vorher und natürlich traut man ihm nicht so wirklich zu, dass er auch ein Volldepp bleiben könnte. Aber solange er das so sympathisch rüberbringt, wie er das nun mal tut, kann man ihm halt auch nicht böse dafür sein, dass er sämtliche gängigen Konventionen und Erwartungshaltungen erfüllt.Philip Noah Schwarz, der den David spielt, ist dagegen vielleicht DIE Entdeckung in Dieses bescheuerte Herz. Wenn er Lenny mit großen und erwartungsvollen Augen anschaut, nachdem er ihm seine Liste gegeben hat, ist das einfach herzerwärmend. Da verzeiht man auch, dass man sich für den Film einen Todkranken ausgesucht hat, der gut aussieht und keine sichtbaren Handicaps vorzuweisen hat – man will dem Zuschauer ja auch nicht zu viel zumuten.

Dennoch: Schwarz ist entwaffnend, wenn er Lenny immer mal die Leviten liest und meistert auch jene Szenen hervorragend, in denen Davids Körper nicht mehr mitspielen will. Ab und an übertreibt er es allerdings ein bisschen mit dem hysterischen Brüllen und auch die Traurigkeit wirkt etwas aufgesetzt.Doch weil die Chemie zwischen M’Barek und Schwarz wirklich stimmt, lässt sich über solcherart Mankos durchaus hinwegsehen. Wenn Dieses bescheuerte Herz dann zwischendurch immer wieder unvermittelt Ernst macht, gelingen die Übergänge erstaunlich gut und treffen jederzeit den Ton. Natürlich ist das schon mal etwas schwierig, von den humorvoll-lebensfrohen Szenen in jene zu wechseln, die auch Lenny schmerzhaft bewusst machen, WIE ernst es um seinen jungen Freund geht. Doch immerhin ist Marc Rothemunds Werk eben auch Film über das Leben und den Tod. Es geht also um beide Seiten der Medaille.
Wobei … Am Ende geht es noch um mehr: Um  Freundschaft und Wertschätzung fürs Leben und natürlich darum, dass man sich zu Recht die Frage stellen darf, wer hier mehr vom anderen gelernt haben wird.

Bild- und Tonqualität

Dieses bescheuerte Herz ist vom Bild her sichtbar ein deutscher Film. Zwar übertreibt er es mit den Sepia-Farben nicht so wie die Schweiger/Schweighöfer-Produktionen, aber dennoch sind die warmen Farben und das etwas arg softe Bild typisch für hiesige Produktionen. Selbst Close-ups sind nie richtig scharf und Gesichter wirken seltsam flach, manchmal gar wachsartig, weil ihnen die Kontraste manchmal fehlen. Außerdem sind helle Bereiche auf den Gesichtern schon mal übersteuert.
Akustisch legt Dieses bescheuerte Herz erst einmal ganz flott los, wenn die Diskotheken-Sounds erstaunlich druckvoll ins Heimkino pumpen. Der spätere Akustik-Score kommt dazu recht weiträumig aus allen Speakern und Dialoge sind recht gut verständlich – ein bisschen dumpf jedoch hin und wieder.
Gar nicht dumpf, sondern ziemlich kräftig fährt nach 96 Minuten die Limousine vor und brabbelt schön über den Subwoofer.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Dieses bescheuerte Herz gibt’s zunächst ein Making-of, das gut 25 Minuten läuft und tatsächlich gehaltvoll daherkommt. Oft sind Hintergrundberichte deutscher Filme nur fürs TV produzierte expandierte Trailer. Hier gibt es aber zahlreiche Kommentare der Macher und Schauspieler sowie einige Einblicke hinter die Kamera. Die Outtakes liefern ein paar missglückte Takes und die zusätzlichen neun Interviews sind eher etwas kurz ausgefallen, außerdem teilweise schon im Making-of zu sehen. Ein Premieren-Clip sowie der Originaltrailer runden das Angebot ab.

Fazit

Dieses bescheuerte Herz erzählt zwar eine altbekannte Geschichte, macht das aber so charmant und mit so gut aufgelegten Darstellern, dass man durchweg am Ball und am Ende auch noch bewegt zurückbleibt – prächtiges Feelgood-Kino für die ganze Familie.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Bonusmaterial: 50%
Film: 75%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: Deutschland 2017
Regie: Marc Rothemund
Darsteller: Elyas M’Barek, Philip Noah Schwarz, Nadine Wrietz, Uwe Preuss, Lisa Bitter,
Tonformate: dts HD-High-Resolution 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 106
Codec: AVC
FSK: 0

Trailer zu Dieses bescheuerte Herz

DIESES BESCHEUERTE HERZ - Offizieller Trailer

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