Diversion End

Blu-ray Review

Premiere auf dem Obscura Filmfest Hannover, 11.04.2018

OT: Diversion End

 


Eine Welt des Schmerzes

Polnischer Thriller mit schwarzem Humor.

Inhalt

Diversion End Blu-ray Review Szene 2
Blaz ist (meist) Herr der Situation

Oleg hatte sich das so schön ausgedacht: Endlich einmal wollte er seiner ziemlich dominanten Freundin so richtig männlich erscheinen und taucht bei ihr mit der Knarre seines Cop-Freundes Blaz auf. Die Dame spricht drauf an, der Sex wird leidenschaftlich. Etwas ZU leidenschaftlich, denn währenddessen löst sich ein Schuss und Oleg ist plötzlich ein unfreiwilliger Frauenkiller. In der Panik spült er die Kugel das Klo hinunter, ruft Blaz an und beichtet ihm die Tat und lässt sich von ihm erst einmal gründlich die Leviten lesen. Wichtiger ist aber jetzt, die tote Leiche vom Hals zu kriegen. Um das zu bewerkstelligen, kontaktiert Blaz einen ebenso korrupten Polizeichef. Der hat Kontakte in die ganz üblen Kreise. Doch in diese schlittern Oleg und Blaz schon ganz alleine, als sie zwei Prostituierte im Trailerpark aufgabeln, deren Zuhälter zu den ganz üblen Kerlen der Branche gehört …

Diversion End Blu-ray Review Szene 3
sie tanzt für den Chef

Diversion End begann als Projekt dreier junger polnischer Filmemacher, welche die Story als Webserie planten und umsetzten. Für die internationale Vermarktung und die Teilnahme an weltweiten Filmfestivals fertigten Dagmara Brodziak, Michal Krzywicki und Lukasz Suchocki 2017 eine gestraffte Filmversion an, die ihre Deutschland-Premiere auf dem Obscura Filmfest in Hannover am 11. April hat. Ob und inwiefern der Film auch mal den Heimkino-Markt erreicht, sei an dieser Stelle noch mal dahingestellt.
Inhaltlich stellt Diversion End schon zu Beginn die zentrale Frage, warum der Mensch denke, er können sich über die Tiere stellen und denken, er sei etwas Besseres. Regisseur Krzywicki porträtiert seine Figuren in einem Sumpf aus Verbrechen und Korruption, Drogen und Sex. Niemand ist hier wirklich gut, alle Charaktere haben ihren Dreck am Stecken. Dabei kommt der sarkastische Humor nicht zu kurz, ist bisweilen schön schwarz und driftet nur manchmal ins Klischee ab.
Was Diversion End herausragen lässt, ist  erst einmal die Optik, die den Film fast dauerhaft in neonbunte Farben taucht und auf diese Weise die düstere Atmosphäre von Sin City mit der Optik fernöstlicher Action kombiniert. Das funktioniert erstaunlich gut und ist durchaus ungewöhnlich.
Atmosphärisch ist also schon mal für Kurzweil gesorgt, was durch die erstaunlich versierte Regie noch unterstützt wird.

Diversion End Blu-ray Review Szene 1
Schießt schon mal scharf: Blaz

Wirklich überraschend sind aber die durchweg guten Darsteller. Gerade Regisseur/Hauptdarsteller Michal Krzywicki als Oleg agiert auf internationalem Niveau und lässt seiner Figur eine bittersüße Mischung aus Trauer, Naivität und Dummheit angedeihen. Wenn er in einem letzten Anflug aus Anstand verhindern möchte, dass man seine Verflossene in alle Einzelteile zerlegt, dann hat man sogar ein bisschen Mitleid mit ihm.
Kevin Oestenstad als Blaz gibt Diversion End aufgrund seiner amerikanischen Herkunft und langjährigen Erfahrung in Genrefilmen und TV-Serien (u.a. CSI: Cyber) ein klein wenig internationales Flair hinzu und Philip Lenkowsky, der ebenfalls schon seit 1980 auf dem weltweiten Schauspiel-Parkett tätig ist, gibt einen sensationell ätzenden Polizisten.
Schade, dass nach knapp 40 Minuten der ursprünglich eingeschlagene Weg abrupt und mit Bekanntschaft der beiden leichten Damen scheinbar komplett verlassen wird. Plötzlich finden sich alle in der Gewalt des Obergangsters wieder, obwohl man kurz zuvor doch noch einen versehentlichen Totschlag verhindern wollte. Möglicherweise merkt man aufgrund der etwas zerfaserten Geschichte (die schon mal plötzlich Figuren für einen erstaunlichen Zeitraum vernachlässigt), dass die Ursprungs-Story eben auf mehrere Episoden einer Serie ausgebreitet wurde.
Macht man diese Sprünge allerdings mit, kommt man im Mittelteil dafür in den Genuss bizarrer und skurriler Bilder, die Erotik und Sadismus mit Elementen aus Roller Blade zu einen fiebrigen Etwas vermischen, dass man so nur in Untergrundfilmen zu sehen bekommt.
Und weil es eine dazu eine Menge Independent-Musik und einen Haufen Flucherei zu „genießen“ gibt, ist das mindestens ein Tipp für den Besuch des Obscura Filmfests in Hannover.

Bild- und Tonqualität

Da Diversion End hierzulande zunächst nur auf dem Filmfest laufen wird, gibt es keine Bewertung zur Bild- oder Tonqualität. Sollte zu späterer Zeit eine Blu-ray erscheinen, wird die entsprechende Bewertung nachgeholt.

 

Fazit

Diversion End ist ein visuell überzeugender Rausch in Neonfarben und bizarren Figuren. Würde er sich durchweg auf die Eingangs-Story konzentrieren und sich nicht zwischendurch etwas verlieren, wäre es nicht nur wegen des pfiffigen finalen Storytwists gar ein kleines Indie-Meisterwerk geworden.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: keine Bewertung möglich
Tonqualität (dt. Fassung): keine Bewertung möglich
Tonqualität (Originalversion): keine Bewertung möglich
Film: 60%

Anbieter: –
Land/Jahr: Polen 2016
Regie: Michal Krzywicki
Darsteller: Dagmara Brodziak, Andres Faucher, Michal Krzywicki, Sylwia Madejska, Kevin Oestenstad, Adam Bobik
Tonformate: –
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: –

Trailer zu Diversion End

Diversion End (2016) - Official Trailer

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