Blu-ray Review
OT: Donnie Darko
TMMDI
Einer der absoluten Kultfilme der 2000er Jahre erscheint in 4K. Lohnt sich das Upgrade?
Inhalt
Donnie Darko wacht seit Kurzem schon mal ziemlich weit entfernt von Zuhause auf. Offensichtlich schlafwandelt er. Als Teenager mit großem Außenseiter-Charakter passt das irgendwie zu dem etwas sonderbaren Kerl. Als er eines Nachts wieder mal schlafwandelt, trifft er plötzlich auf einen Menschen in einem riesigen Plüschkaninchen-Kostüm. Wäre das nicht schon seltsam genug, erzählt der Fake-Hoppel Donnie auch noch etwas vom Ende der Welt. Und das soll bereits in 28 Tagen stattfinden. Donnie nimmt’s, wie es ein Teenager in seiner Gemütsverfassung eben nimmt: Hin. Doch es mehren sich die seltsamen Ereignisse – zumal Frank, so nennt er das große Kaninchen fortan, im irgendwann befiehlt, ziemlich rüde Dinge zu tun. Ob das auch etwas damit zu tun hat, dass Donnie just dem Tod entkommen ist, nachdem eine Flugzeugturbine aus dem Nirgendwo auf das Elternhaus gestürzt ist ..?
Donnie Darko ist ein absolutes Phänomen. In den USA wurde der 2001 produzierte Film im Oktober desselben Jahres, also einen Monat nach den Anschlägen auf das WTC, gestartet und soff mit 1,5 Mio. Dollar Einspiel regelrecht ab. Selbst das weltweite Einspiel von knapp sieben Mio. Dollar reichte so gerade eben, um für den mit vier Mio. Dollar budgetierten Streifen schwarze Zahlen zu schreiben. Es hätte passieren können, dass der vom gerade mal 26-jährigen Richard Kelly inszenierte Film nach der Kinoauswertung sang- und klanglos in der Versenkungen verschwindet. Aber hätte, hätte Fahrradkette. Denn wie die Fans wissen: Es kam anders. In England war Donnie Darko erstaunlich erfolgreich und entwickelte nach und nach einen gewissen Kultstatus. Bis der Film jedoch nach Deutschland kam, vergingen noch fast zwei Jahre. Die Kinos sah er hierzulande gar nicht und wurde stattdessen im November 2003 als DVD in die Videotheken gestellt. Ja, das war noch die Zeit, als Videotheken einen nachhaltigen Einfluss auf Filme und ihren Erfolg haben konnten.
Parallel lief außerdem plötzlich dieser Song im Radio, der nicht nur in England ein Megaerfolg wurde, sondern auch hierzulande. Die von Gary Jules und Michael Andrews neu komponierte und interpretierte Akustik-Coverversion von Tears for Fears „Mad World“ schwappte über die Insel nach Deutschland und entwickelt sich zum Radiogiganten. 42! Wochen hielt sich die melancholische Interpretation in den Charts und bestimmte den Alltag. Und umso häufiger er lief, umso öfter wurde man auf den Film hingewiesen, für den Jules/Andrews den Titel zwei Jahre zuvor geschrieben hatten.
Im Nachgang entwickelte sich Donnie Darko zu einem der größten DVD-Hits für das Indie-Label MC One, das die Verkaufsversion in die Läden gestellt hatte (die Leihfassung kam damals über Ascot Elite). Selbst eine coole Tin-Box gab es damals in der Folge – lange Zeit ein edles Sammelobjekt.
Und der Erfolg kam auch in Deutschland. Kellys Film wurde zum Hit und entwickelte auch hier einen echten Kultstatus. Und das in einer Form, wie es im noch jungen Jahrtausend bis zu dem Zeitpunkt (und auch lange danach) keiner mehr schaffte.
Woran lag es, dass der Film über einen Heranwachsenden, dem immer wieder ein Mann im Hasenkostüm erscheint und zerstörerische Aufträge gibt, so viele Fans bekam?
Nun, zuallererst natürlich am Drehbuchautor und Regisseur Richard Kelly. Dem jungen Filmemacher kam Ende der 90er die Idee, eine Geschichte rund um eine Flugzeugturbine, die auf ein Haus kracht und von der niemand weiß, woher sie kam, zu stricken. Basierend auf einer Zeitungsgeschichte, in der von einer großen Eisplatte die Rede war, die von einem Flugzeugflügel auf ein Haus krachte, schrieb er das Skript innerhalb von nicht mal einem Monat. Doch das war noch der einfache Part. Da Kelly darauf bestand, den Film selbst zu inszenieren, scheiterte er in zahlreichen Meetings mit Produktionsfirmen – immerhin war die Story abgefahren und der „Regisseur“ ein (damals) 24-jähriger Nobody. Erst als eine gewisse Drew Barrymore Wind von der Geschichte bekam, wurde es konkreter. Ein Treffen zwischen ihr und Kelly (übrigens am Set von Drei Engel für Charlie) führte dann zu einer Zusage beiderseits: Kelly besetzte Barrymore als Englischlehrerin Pomeroy und bekam dafür 4,5 Mio. Produktionsbudget.
Nachdem man dann auch noch einen Hauptdarsteller im damals noch ziemlich unbekannten Jake Gyllenhaal gefunden hatte (der eigentlich geplante Jason Schwartzman sagte spontan ab), gingen die Dreharbeiten los. 28 Tage filmte man. Exakt so lange, wie das Drehbuch brauchte und exakt so lange wie die Ereignisse im Film dauern – wenn schon ungewöhnlich, dann aber konsequent. Und das Resultat ist auch heute noch der berühmte Mindf*ck. Womit wir wieder bei der Frage wären, warum Donnie Darko so viele Fans hat – zumal die Anschläge vom 11. September einen großen Einfluss auf die (eher verhaltene) Rezeption des Films hatten. Immerhin startete er nur knapp sechs Wochen nach den Ereignissen von 9/11 und immerhin fiel im Film direkt zu Beginn ein Flugzeugteil auf ein Haus. Man hätte Kelly und der Vermarktung groben Missbrauch von Taktgefühl vorwerfen können und sie hätten sich nicht beschweren dürfen.
Doch Donnie Darko funktioniert ja auf einer ganz anderen Ebene. Kelly mixt gekonnt Coming-of-Age-Thematik mit SciFi und Mystery und verwebt das Ganze zu einer Melange, der sich gerade junge und jung gebliebene Erwachsene kaum entziehen konnten. Vielleicht hat jeder (insgeheim) irgendwo eine Art Frank im Kopf. Vielleicht hat jeder so ein bisschen mit inneren Stimmen zu tun, die mal mehr oder weniger deutlich antworten. Und dann bekommt man diese Thematik so melancholisch und mit Gespür für die Befindlichkeiten dieser Generation dargeboten, dass es Sequenzen gibt, die man einfach nur durchheulen möchte. Jake Gyllenhaal trägt zu einem großen Teil dazu bei, dass man sich so extrem in Donnies Figur wiederfinden kann, obwohl er vermeintlich so ein Außenseiter ist.
Gyllenhaal hat Donnie Darko wiederum zu verdanken, dass aus ihm der Superstar wurde, der er heute ist – und das ganz abseits von üblichen Big-Budget-Blockbustern (okay, mit wenigen Ausnahmen). Nur wenige Schauspieler dieser Zeit sind so charismatisch, unverwechselbar (trotz der Legende, er könne ein Zwilling von Jared Leto sein) und lassen sich dennoch nicht vor den Karren der ganz großen Star-Vehikel und Bombastfilme spannen wie er. Diese Melancholie in seinem Blick führt nicht nur bei Donnie dazu, dass man dem Schauspieler solche und ähnliche Rollen stets abnimmt. Der übermüdete und gestresste Reporter in Nightcrawler, der getriebene Polizist in Prisoners oder als nach Liebe suchender Jack in Brokeback Mountain – allesamt Figuren, die nur durch Gyllenhaal so nuanciert hätten gespielt werden können.
Aber zurück zu Donnie Darko. Der Mystery-/SciFi-/Thriller-Anteil, der in der Folge für Abhandlungen, Diplomarbeiten und erhitzt diskutierende Gemüter gesorgt hat, lud einfach dazu ein, mitzurätseln. Was hat es mit dieser Flugzeugturbine auf sich? Was soll das mit dem Hasen und warum sieht Donnie seinem Schicksal am Ende so lachend ins Auge? Interpretationen der Geschichte gab’s eine Menge – vor allem, bis Kelly ein paar Jahre später den Director’s Cut nachschob, indem er während der Laufzeit des Films einige Antworten verteilte.
Abseits von Atmosphäre, Schauspiel und Miträtselfaktor gab es aber noch ein weiteres Element, das zum Gelingen beitrug: Die Filmmusik. Sie war damals nicht nur 80er-Jahre-bezogen und deshalb passend zur Zeit, in der Donnie Darko spielt, sondern auch thematisch fest mit dem Inhalt verbunden. Wenn im Dir. Cut INXS mit Never Tear us Apart eröffnen, ist das durchaus bezogen auf die Familie Darko, die in der nicht ganz einfachen Zeit dieser 28 Tage trotz aller Differenzen zusammen hält. Entsprechend darf man auch Joy Divisions Love Will Tear Us Apart interpretieren.
Und wenn man das alles mit der tollen Kameraarbeit kombiniert, erhält man am Ende einen berechtigten Kultfilm.
- Der Kultfilm von Richard Kelly brandneu digital restauriert vom 4K Master
- Enthält sowohl die Kinofassung als auch den Director's Cut
- Über 4 Stunden Bonusmaterial, darunter die Dokumentation "Deus Ex Machina"
Bild- und Tonqualität BD
Zum Vergleich mit der neu gemasterten Blu-ray kommt für dieses Review die Ascot-Elite-BD von 2012 zum Einsatz, die den Film in HD-Auflösung anbot. Immerhin schon AVC-kodiert macht sie keinen Hehl aus der analogen Herkunft des Films, was zunächst mal zu begrüßen ist. Denn wenn man die Körnigkeit seinerzeit komplett rausgefiltert hätte, hätte es wohl furchtbare Wachsgesichter gegeben (was hier nur selten der Fall ist). So bleibt ein wuseliges Rauschverhalten auf dem Himmel direkt zu Beginn, das in sich auch nicht so ganz stimmig wirkt. Möglicherweise wurde doch etwas rauschgemindert, selbst wenn man versucht hat, das Maß zu halten. Schmutzpartikel sind in rauen Mengen vorhanden und blitzen immer wieder auf. Zudem hängt am rechten Bildrand oben in der Anfangseinstellung dauerhaft Schmutz auf dem Bild. Was man dem Bild der Blu-ray grundsätzlich anlasten muss, ist ein Mangel an Kontrast und Dynamik. Selbst hell ausgeleuchtete Szenen sind ziemlich düster und nicht sonderlich gut durchzeichnet. Noch schlimmer wird’s dann in dunklen Szenen, die es schon mal mit absaufenden Details zu tun bekommen. Ebenfalls nicht ganz so hübsch sind die oftmals soften Einstellungen von Halbtotalen, die Details weitgehend vermeiden. Die Farbgebung geht halbwegs in Ordnung, lässt Gesichter aber mitunter etwas arg rötlich erscheinen. Auch neutrale Oberflächen sind etwas eingefärbt und Überstrahlungen auf Weiß gibt’s auch (Mauer bei 3’52).
Für die neue Blu-ray wurde nun auf das jüngste 4K-Master zurückgegriffen, das auch für die UHD BD genutzt wurde (mehr zu dessen Herkunft und Hintergrund im nächsten Kapitel). Direkt zu sehen ist das Fehlen der festen Verschmutzung am oberen Rand rechts während der Introsequenz. Auch die zahllosen Schmutzpartikel wurden entfernt, was den Film wesentlich frischer wirken lässt. Die Körnung ist nun filmischer und wirkt nicht mehr so unnatürlich. Die Farbgebung erscheint außerdem natürlicher und ist nicht mehr so rotbetont.
Durch die höhere Grundauflösung erhalten Oberflächen eine größere Plastizität und das Moos auf der Mauer bei 3’46 wirkt nicht mehr so ausgewaschen. Zudem überstrahlt hier auch die hell angeleuchtete Mauerfläche links im Bild nicht mehr. Klasse auch die Feinauflösung von Donnies graumelierter Trainingshose bei 11’15, die über die alte Blu-ray komplett glattflächig und fast ohne Textur dargestellt wurde. Die Farbgebung ist grundsätzlich etwas kräftiger, ohne zu bunt zu werden. Im Gegenteil: Neutralität wird geboten, wo sie vorhanden sein muss, während die wenigen echten Farbtupfer des Films sichtbar mehr Kraft haben – beispielsweise der rote Trans Am, der zwischendurch durchs Bild fährt. Hautfarben wirken nun natürlicher und nicht mehr so rotlastig. Die Schwarzwerte sind satter und der Kontrastumfang ist höher. Allerdings ist auch die neue Blu-ray nicht vor leichten Versumpfungen auf dunklen Bildanteilen gefeit – teilweise fallen diese sogar höher aus (50’30). Wunderbar gelingen aber die die kontrastreichen Außenszenen bei Tageslicht. Beispielsweise die Kombination aus verdorrtem Gestrüpp, grünen Bäumen und dem blauen Himmel bei 60’11. Hier holt die neue Blu-ray viel mehr Kraft aus Farben und höherer Auflösung. Außerdem erkennt man hier gut, dass die alte BD doch etwas gefiltert war, wenn man die nun vorhandene und sehr deutliche Körnung als Maßstab für originalgetreue Wiedergabe nimmt. Wunderbar auch die nun farbigere Szene der Feuerwehrleute bei 74’51, die wesentlich mehr Gelbanteil in den Streifen auf der Jacke und ein authentischer angestrengt rötliches Gesicht zeigt. Zumal die alte Blu-ray dort nicht nur sehr blass, sondern auch deutlich wachsiger war.
Blu-ray neu (Slider ganz nach links): Die neue Scheibe wirkt farblich differenzierter, zeigt die Körnung authentischer und ist im laufenden Bild plastischer. Beide Scheiben zeichnen im Dunklen nicht so gut durch. Allerdings ist das im laufenden Bild auf den Bäumen im Hintergrund nicht so drastisch der Fall.
Blu-ray neu (Slider ganz nach links): Die neue Blu-ray bleibt hier über die Fläche hinweg gleichmäßiger körnig.
Blu-ray neu (Slider ganz nach links): Die neue BD ist neutraler. Was man „live“ gesehen haben muss, ist der wirklich deutlich sichtbare Detail- und Dreidimensionalitätseindruck der Musterung auf der Jogginghose.
Blu-ray neu (Slider ganz nach links): Dennoch ist die neue Blu-ray mit der 4K-Basis knackiger.
Blu-ray neu (Slider ganz nach links): Nicht nur wirkt die Farbgebung über die neue Blu-ray angenehmer, so kann man schon in der Totalen erkennen, dass im gleißenden Licht des Feuers noch Verästelungen der Pflanze links zu erkennen sind, wo die alte BD sie völlig überkontrastiert und verschweigt.
Blu-ray neu (Slider ganz nach links): Die neue Blu-ray kann das sichtbar besser und bringt die Details wieder zum Vorschein.
Blu-ray neu (Slider ganz nach links): Der Unterschied ist deutlich.
Blu-ray neu (Slider ganz nach links): Hier muss man nicht viel zu sagen.
Blu-ray neu (Slider ganz nach links): 4K-Basis und besseres Kontrastverhalten. Die neue Blu-ray lohnt sich.
Akustisch machte die damalige Blu-ray vieles richtig. Immerhin wartete sie mit zwei verlustfreien DTS HD-Master-Fassungen auf, die schon das anfängliche Donnergrollen sehr räumlich platzierten. Auch die Fahrradfahrt von Donnie wird mit greifbaren Effekten belegt und es meldet sich sogar der Tiefbass mal ziemlich eindrucksvoll. Die Filmmusik gelangt ebenfalls recht prägnant zum Ohr und Dialoge werden sauber und gut verständlich reproduziert. Da hat man bei Filmen aus dieser Zeit schon wesentlich Schlechteres gehört. Vollends überzeugt dann die Präsenz von Franks Stimme, wenn er Donnie im Schlaf anspricht und man dessen Organ äußerst nahe und direkt zu hören und spüren bekommt. Stürzt dann die Turbine aufs Dach des Hauses, setzt es ordentlich Druck. Allerdings kommt der in der englischen Fassung noch vehementer zur Geltung und lässt die Hosenbeine ziemlich flattern.
Die neu remasterte Blu-ray kommt nun ebenfalls mit DTS-HD-Master-Spuren und auch hier sind die Lautstärke-Unterschiede in obig genannter Szene hörbar. Während bei der alten Blu-ray etwa 2 dB Unterschied während des Turbinen-Haus-Crashs zu messen sind, fehlen der deutschen Fassung über die neue Blu-ray rund 4-5 dB auf die englische Version, die weitgehend gleich laut eingepegelt ist wie über die alte BD. Ansonsten tut sich gegenüber der alten Blu-ray nicht sonderlich viel
Ganz anders, wenn man den Director’s Cut wählt. Der kommt bekannterweise nicht nur mit einigen anderen Songs, sondern ist in seiner Präsenz und Dynamik kräftiger. Wenn Frank Donnie das erste Mal aufweckt, kommt dessen Stimme gut sieben! dB lauter zum Gehör (bei identisch eingepegeltem Receiver. Das ist allerdings nicht einfach nur lauter, sondern subjektiv auch etwas dynamischer und noch unmittelbarer. Zum Teil ist die Synchro auch anders gesetzt – selbst in den Szenen, die bei beiden Fassungen identisch enthalten sind. So sagt Papa Darko während der Dukakis-Bush-TV-Debatte nach etwa neun Minuten an anderer Stelle die Worte „Gib’s ihm, George!“ und Bush redet nicht von Geldwäscherei, sondern von Geldwäsche. Die neu hinzugefügten Szenen wurden (außer bei Samantha) mit den gleichen Sprechern nachträglich eingesprochen, sodass die Homogenität grundsätzlich gegeben ist.
Da sowohl Kinofassung als auch Director’s Cut hierzulande ursprünglich (korrekt) für 25 fps gemastert wurden, kann es natürlich sein, dass bereits die bisherige Blu-ray in der Tonhöhe nicht korrekt war. Allerdings klingen sowohl Kino-Fassung als auch Dir. Cut für meine Ohren identisch, wenn man sie mit der alten Blu-ray vergleicht. WENN also ein Tonhöhen-Fehler begangen wurde, wurde dieser über die alte BD bis zu den neuen Scheiben mitgeschleppt. Falls man damals aber korrekt angepasst hat, sind auch die neuen Fassungen korrekt. Da mir die DVDs der beiden Fassungen nicht vorliegen, kann ich hier leider nur für die Blu-ray(s) an sich sprechen und keine Vergleiche mit der Tonhöhe der DVDs anstellen.
Bild- und Tonqualität UHD
Donnie Darko wurde mit einer Panavision Panastar auf 35 mm Film aufgenommen. Entscheidend war hier aber das Filmmaterial selbst. Denn es kam ein Kodak Vision 800T 5289 zum Einsatz. Dieser lieferte eine Empfindlichkeit von 800 ASA, was es Kelly und seinem Kameramann ermöglichte, auch bei geringer Helligkeit noch filmen zu können. Der Nebeneffekt: Körnung. Und das nicht zu knapp. Und die wurde, wie oben bereits geschrieben, für die alte Blu-ray teils stärker, teils weniger stark gefiltert. Für die 4K-Scheibe wurde 2021 ein neues 4K-Remaster erstellt, das vom Original Negativ abgenommen und von Kelly und Kameramann Poster beaufsichtigt wurde. Dass es sich um einen komplett neuen Scan handelt, sieht man bereits bei der neuen Blu-ray und natürlich auch bei der UHD BD, da der Bildausschnitt teils deutlich verändert erscheint. Mitunter auch mit sichtbar anderen Proportionen in der Ausdehnung von Gesichtern und Körpern. Gut zu sehen bereits bei den obigen Screenshot-Vergleichen der Blu-ray (man beachte den Feuerwehrmann, der bei identischem Frame dargestellt wird).
Gegenüber der neuen Blu-ray setzt sich die 4K-Scheibe nicht allzu weit ab. Ihre Vorteile in der Auflösung sind eher zu vernachlässigen, da es nur selten im Fokus stehende, sehr detailreiche Bilder gibt. Ist das doch der Fall, hebt sich die UHD Blu-ray eher durch ihre HDR-Funktionalität ab, indem sie Schriften satter schwarz zeichnet und durch einen erhöhten Kontrast subjektiv mehr Schärfe suggeriert. Eher auffällig sind die nun etwas kräftigeren Farben. Das gilt für das verdorrte Gestrüpp bei den Szenen im Feld genauso wie für die gelben Anteile an der Signalweste des Feuerwehrmanns bei 74’51. Auch Hautfarben sind nun etwas gebräunter und der Trans Am nach 3’00 kommt noch kräftiger mit mehr Kirschrot-Anteil. Es gibt nun einen Hauch mehr Durchzeichnung im Schwarz, aber auch hier gilt: Nicht alles, was auf dunklen Oberflächen geschieht, wird bis in die Tiefe durchgezeichnet. Helle Oberflächen kommen noch etwas heller durch, überreißen aber nicht. Dolby Vision nimmt auf dem LG CX9 etwas Rotanteil raus und wirkt neutraler. Außerdem gelingen dem dynamischen HDR-Format noch etwas angenehmere Kontraste bei Mischhelligkeiten.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … zeigt die 4K-Scheibe mit HDR10 hier mehr Farbnuancen und im laufenden Bild sichtbar mehr Kontrastdynamik und Helligkeit
UHD Dolby Vision (Slider ganz nach links): … Dolby Vision tendiert ein wenig zum Grünlichen, was aber auch am LG CX9 und dessen Dolby-Vision-Darstellung liegt.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … zeigt die UHD-BD etwas mehr Farbe im Gesicht und bietet auch hier im laufenden Bild mehr Punch.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … liefert die HDR-Scheibe aufgrund ihres erweiterten Farbraums und des erhöhten Kontrastumfangs mehr Strahlkraft auf den Farben.
- Der Kultfilm von Richard Kelly brandneu digital restauriert vom 4K Master
- Enthält sowohl die Kinofassung als auch den Director's Cut
- Über 4 Stunden Bonusmaterial, darunter die Dokumentation "Deus Ex Machina"
Unterschied zwischen Kinofassung und Director’s Cut
Donnie Darko wurde als erstes auf dem Sundance Festival in einer Ursprungs-Version vorgestellt, die deutlich länger war als die spätere Kinofassung. Für eine massentauglichere Kinolänge sollte Kelly etwa 20 Minuten herauskürzen, was auch einige Probleme mit den Rechten der Musik löste. So hätte die Festival Version deutlich mehr Kosten für die verwendete Musik verursacht, was im Budget seinerzeit nicht mehr drin gewesen wäre. Nachdem sich der Film gerade im Heimkino zu einem großen Erfolg gemausert hatte und alleine in den USA über die DVD-Videoauswertung 10 Millionen Dollar, also deutlich mehr als im Kino, eingebracht hatte, konnte Kelly doch noch seine Vision innerhalb eines Director’s Cut auf den Weg bringen. Dieser wurde dann auf später auf DVD veröffentlicht und lief ganze 20 Minuten länger. Es ist nicht die reine Festival-Version, es gibt auch noch andere Ergänzungen oder Abänderungen gegenüber dieser Fassung. Insgesamt lässt sich aber sagen, dass der Dir. Cut mehr Fokus auf den Thrill legt und mehr Antworten liefert als die Kinofassung. Wer also (zunächst) lieber selbst ergrübeln möchte, was Kelly mit seinem Film gemeint haben mag und aussagen wollte, der schaut sich zuvor lieber die kürzere Version an, bevor er dann den Dir. Cut einlegt. Was die längere Version auszeichnet, sind aber nicht nur mehr Spannungsmomente durch dramatischere Musik und eine noch präsentere Frank-Atmosphäre, sondern auch eine Vertiefung der einzelnen Charaktere. Besonders Donnies Vater erhält mehr Spielzeit, ebenso wie Karen Pomeroy und die von Patrick Swayze verkörperte Figur des Jim Cunningham. Außerdem enthält der Dir. Cut Suggestivbilder, die für den Moment von einem Frame eingeblendet werden. Was besonders viele Antworten liefert, sind die eingeblendeten Texttafeln, die von „tangierendem“ und „Primäruniversum“ sprechen.
Bonusmaterial
Zunächst gibt es neben der (ebenfalls remasterten) DVD des Films noch drei weitere Blu-ray-Varianten. Zum einen je ein Doppel-Disk-Steelbook mit zwei Blu-rays bzw. Ultra HD Blu-rays. Die dritte Möglichkeit besteht im Kauf der nur über den Arthaus-Shop erhältlichen limitierten 4-Disk-Fassung, die dann beide UHD BDs und beide BDs enthält, im Digipack kommt und zusätzlich ein umfangreiches Booklet, drei Poster, einen Kühlschrankmagnet, drei Zeichnungen, zwei Tattoos und fünf Postkarten enthält.
Auf der jeweils ersten Blu-ray/UHD BD ist dann die Kinofassung, auf der jeweils zweiten der Dir. Cut. Die erste Scheibe kommt mit dem neuen Featurette „Deus ex machina“, das sich in Spielfilmlänge um die Philosophie des Films kümmert. Das fast 90-minütige Making-of beantwortet nicht nur viele Fragen zum Film, sondern begleitet anhand von Erzählungen die komplette Produktion. So erfahren wir mehr über Richard Kellys Inspirationen für Donnie Darko, angefangen bei Philip K. Dick bis hin zur Ära der Twilight Zone. Das Casting wird ebenso beleuchtet wie das Produktionsdesign und die Story an sich. Fast genauso spannend wie der Film gestaltet sich diese Doku. Dazu gesellt sich noch Kellys Kurzfilm The goodbye Place sowie insgesamt 20 geschnittene Szenen mit 32 Minuten Spielzeit, die man wahlweise auch mit einem Kommentar von Richard Kelly anschauen kann. Apropos Kommentar: Zwei Audiokommentare enthält die Kinofassung. Einer ist von Richard Kelly und Jake Gyllenhaal gemeinsam gesprochen der andere von Cast & Crew, wohinter sich Richard Kelly, Sean McKittrick sowie Drew Barrymore, Jena Malone, Beth Grant verstecken. Das Bonusmaterial des Dir. Cut beginnt mit dem Audiokommentar von Kelly und Kevin Smith (ja, genau DER Clerks-Kevin Smith). Smith ist vornehmlich dazu da, dummes Zeug zu plappern (so sagt es Kelly), stellt aber sehr wohl sehr gezielte und sehr direkte Fragen. Was zu einem äußerst unterhaltsamen Kommentar führt, der zahlreiche Infos über den Film bereitstellt. Weiter geht’s mit Produktionstagebüchern, die wahlweise mit einem Kommentar von Kameramann Steven Poster abspielbar sind. Dazu gibt’s 15 Interviews mit Cast & Crew. Zwei Featurettes unter dem Titel „They made me do it“ und „They made me do it, too“ schließen sich an und erzählen zum einen von einem Kunstprojekt, das vom Film inspiriert wurde und zum anderen vom Kult, der durch DD ausgelöst wurde. „A Darkomentary“ sorgt für humoristische Würze, wenn der #1-Fan von Donnie Darko zeigen darf, wie er seine Wohnung nach Filmmotiven gestaltet hat und ihn erklären lässt, warum ER der Nummer-1-Fan des Films ist. Storyboard-Vergleiche, Infomercials und das Video zu Mad World vollenden das reichhaltige Material.
Fazit
Donnie Darko mag aus heutiger Sicht gewisse Sehgewohnheiten unterlaufen, weil er sich wirklich Zeit nimmt und ohne große Actionszenen auskommt. Dennoch sollte der toll gespielte und erzählerisch verschachtelte Kultfilm auch heute noch neue Fans finden. Jene, die ihn schon immer lieben, dürfen das nun noch mehr tun. Denn sowohl die Blu-ray als auch die Ultra HD-Blu-ray bieten Kellys Spielfilmdebüt in einer überzeugenden Qualität, die zudem mit einer großen Menge wirklich interessanter Extras kommen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD (2012): 65%
Bildqualität BD (2021): 80%
Bildqualität UHD: 80%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung – Kinoversion): 80%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung – Dir. Cut): 85%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion – Kinoversion): 85%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion – Dir. Cut): 90%
Bonusmaterial: 100%
Film: 90%
Anbieter: STUDIOCANAL Home Entertainment Sales
Land/Jahr: USA 2001
Regie: Richard Kelly
Darsteller: Jake Gyllenhaal (Donnie Darko), Jena Malone (Gretchen Ross), Drew Barrymore (Karen Pomeroy), James Duval (Frank), Maggie Gyllenhaal (Elizabeth Darko), Mary McDonnell (Rose Darko), Holmes Osborne
Tonformate BD/UHD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 113/134
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-100
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: keine Angabe
FSK: 16
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Studiocanal)
*Affiliate-Links sind mit * gekennzeichnet. Für Einkäufe über diese Affiliate-Links erhalten wir eine Provision. Für den Käufer entstehen keine Mehrkosten. Infos zum Datenschutz findet ihr hier.
Trailer zu Donnie Darko
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Die alte DVD von mc one hatte ich noch bis vor kurzem und kenne sie gut.
Ich denke, dass ich die Antwort erst bekomme, wenn Ich die neue Disc gesehen oder besser
gesagt gehört habe.
Vielen Dank
Danke für dieses ausführliche Review. Ich bin ein grosser Fan des Films und hab vor den Film endlich in würdiger Qualität zu sehen. Allerdings wird in einigen Foren berichtet, dass irgendwas
mit der Tonhöhe nicht in ordnung ist. Bei Movieside z.b. wird berichtet, dass die ALTE blu ray von mc one noch korrigiert war, die neuen von Studiocanal hingegen seien zu tief in der tonhöhe ( DC + KF).
Naja, das Problem rührt ja WENN dann bereits aus der Übertragung von DVD auf Blu-ray her. Das habe ich im Review ja auch so beschrieben.
Für mich hört sich die Tonhöhe gut an. Ich habe aber den Vergleich mit der DVD nicht, die auf 25fps gemischt war. Das kann also nur jemand beurteilen, der DVD und Blu-ray/UHD-BD hat.
Davon ab könnte es bei einer anderen Tonhöhe der Stimmen möglicherweise Probleme mit dem Score und der Filmmusik geben.
Hallo Timo,
deine Beschreibung/Bewertung zum Thema „Absaufen dunkler Details“ ist doch sehr gnädig:
„Allerdings ist auch die neue Blu-ray nicht vor leichten Versumpfungen auf dunklen Bildanteilen gefeit…Es gibt nun (UHD) einen Hauch mehr Durchzeichnung im Schwarz, aber auch hier gilt: Nicht alles, was auf dunklen Oberflächen geschieht, wird bis in die Tiefe durchgezeichnet.“
Ich dachte erst meine Kalibrierung vom LG 65CX sei kaputt. Dann dachte ich Dolby Vision sei kaputt. Aber unkalibriert und in HDR10 schaut es eher noch schlechter aus. Es ist einfach nur meine bisher schlechteste UHD-Blu-ray in Bezug auf die Durchzeichnung dunklerer Bildbereiche.
„Für die 4K-Scheibe wurde 2021 ein neues 4K-Remaster erstellt, das vom Original Negativ abgenommen und von Kelly und Kameramann Poster beaufsichtigt wurde.“
Da hier offensichtlich die richtigen Leute dabei waren stellt sich mir die Frage, ob mehr aus dem originalem Negativ nicht herauszuholen war, oder ob die beiden diesen „dunklen und abgesoffenen“ Look einfach nur bevorzugt haben. Deine Meinung dazu würde mich interessieren.
Danke für dein Review, ohne das ich mir diesen Film nicht nach Hause geholt hätte. Zuvor hatte ich nie die Geduld diesen Film verstehen zu wollen.
Servus
Hi.
Die alte Blu-ray war ja noch dunkler :/
Es ist also schon etwas besser geworden. Und ganz offensichtlich wollten Regisseur und Kameramann das so. Die technische Möglichkeit für mehr Durchzeichnung wäre ursprünglich schon gegeben gewesen, aber da sind viele Entscheidungen bewusst in Richtung eines solchen Looks getroffen worden.
Inzwischen habe ich auch „Deus ex machina“ aus dem Bonusmaterial angeschaut. Dort kommt der Kameramann ausführlich zu Wort und Ausleuchtung und Belichtung wurde mehrfach thematisiert. Es wohl eine „ungesunde“ Mischung aus gewollt und nicht nennenswert anders können (Budget/Material), die zu dieser doch überwiegend sehr schlechten Durchzeichnung der dunkleren Bereiche geführt hat.
Hi
Verstehe ich das richtig das beide Fassungen in 4k sind ?
LG luke
Korrekt.
Hallo Timo,
gibt es Informationen dazu, ob es sich hier um denselben Scan handelt, der 2016/2017 von Arrow für deren Blu-ray Release und dieses Jahr für deren UHD genutzt wurde? Würde ja wahrscheinlich mehr Sinn machen, das zu lizenzieren als schon wieder neu zu restaurieren…
Danke für das Review,
Michael
Ich gehe schwer davon aus, dass es sich um denselben 4K Scan von 2016 handelt, den ARROW damals hat anfertigen lassen. Etwas anderes ist mir jedenfalls nicht bekannt.