Blu-ray Review

OT: Drop

15 Meter Umkreis
Kleiner, aber spannender Thriller im Stile von „Nicht auflegen!“.
Inhalt

Violet ist seit einiger Zeit Witwe und lebt seitdem alleinerziehend mit ihrem Sohn. Als Therapeutin ist sie hauptsächlich von Zuhause aktiv und betreut ihre Klientinnen per Videoschalte. Seit Kurzem hat sie Kontakt zu einem Henry, den sie sehr mag und mit dem sie nun ihr erstes Date verabredet hat. Zunächst noch damit beschäftigt, sich über ihre altbackenen Klamotten im Schrank zu ärgern, wächst die Aufregung vor dem Treffen. Das findet im noblen Sky-High-Restaurant „Palate“ statt und verspricht einen kompletten Tapetenwechsel für Violet. Zunächst allerdings wechselt nicht die Tapete, sondern die Anzeige auf ihrem Smartphone. Denn fast von Beginn an erhält Violet immer mehr seltsame Nachrichten auf ihrem Handy, die sich wahlweise über andere Inhalte schieben oder einfach so aufploppen. Zunächst scheinbar harmlos, wenn das Meme fragt, ob sie „Spaß“ haben oder „die Nacht ihres Lebens“ haben möchte. Doch bald werden die Einblendungen aufdringlich bis bedrohlich. Auch das mittlerweile erschienene Date von Violet, Henry, weiß außer Beruhigungsformeln keine rechte Antwort auf die Nachrichten. Und Henry ist auch bald aus dem Spiel, weil der Unbekannte ein ganz perfides Druckmittel hat …

Ein „Drop“ ist in der Modewelt unter Fans von Sondereditionen und limitierten Modellen bekannt. Da werden dann neue Kollektionen „gedropt“ – wörtlich übersetzt also „fallen gelassen“. Und das meist ganz gezielt mit dem Hintergedanken, einen Hype zu erzeugen. „Drop“ kennt man allerdings auch aus dem Gaming, wo Gegner bspw. nach ihrem Ableben gewisse Gegenstände fallen lassen, mit denen man seinen eigenen Charakter verbessern kann. Die Drehbuchautoren von Drop – Tödliches Date haben dem Begriff nun noch eine weitere Bedeutung hinzugefügt, den „DigiDrop“. Dieser fungiert in Christopher Landons Thriller als zentrales Element und bezeichnet die App-Funktion, die es erlaubt, anonyme Nachrichten an Smartphones in unmittelbarer Nähe zu senden. Diese „Drops“ stoßen die Handlung überhaupt erst an und dienen auch als visuelles Gestaltungselement. Doch der Reihe nach: Blumhouse Productions, die gefühlt 80 Prozent der bekannteren und erfolgreichen Horrorfilme/-thriller der letzten zehn Jahre abgeliefert haben, zeigt auch mit Drop erneut sein Händchen für die guten Geschichten sowie die glücklichen Besetzungen. In diesem Fall ist es besonders bezeichnend, dass man ganz bewusst keine bekannten Stars besetzt hat und auf talentierte Akteure aus der zweiten und dritten Reihe setzte (ich vermute, nicht viele können mit den Namen Meghann Fahy, die man, wenn überhaupt, aus der einen oder anderen Serie kennt oder Brandon Sklenar, dessen größte Rolle bisher jene als Nebenfigur in Nur noch ein einziges Mal gewesen ist, anfangen). Bezeichnend deshalb, weil sich solche Darsteller viel stärker in den Dienst der Geschichte stellen und nicht mit ihrer Berühmtheit punkten können oder wollen. Fahy, die in ihrer Rolle hier ein wenig aussieht wie eine junge Priscilla Presley, ist absolut glaubwürdig, wenn es darum geht, einer nach einem Schicksalsschlag sich wieder einer neuen Partnerschaft zuwendenden Frau ein Gesicht und nachvollziehbare Emotionen zu geben.

Und Brandon Sklenar ist ein wirklich charmanter und witziger Kerl. Das Date verläuft zunächst erstaunlich realistisch und könnte so an tausenden Stellen im Land stattfinden. Die anfängliche Unsicherheit, das Überspielen der Nervosität mit ein paar flotten Sprüchen, die Verbrüderung der beiden gegen einen unsichtbaren Gegner. Selbst die Tatsache, dass das Handy andauernd im Spiel ist, hat einen nachvollziehbaren Hintergrund – auch wenn’s ein Stimmungskiller ist. Die Tatsache, dass uns der Film die Nachrichtenkonversation zwischen Violet und dem Unbekannten grafisch einblendet, ist zwar optisch nicht neu, funktioniert hier aber gut. Was auf Dauer etwas unglaubwürdig ist, ist die Tatsache, dass Henry trotz des permanenten Vibrationsalarms und der zuvor noch unternommenen Hilfe zunächst keinen Verdacht zu schöpfen scheint, obwohl sich Violet alles andere als entspannt verhält. Was auffällt: Landon verzichtet fast komplett auf laute Jump‑Scares. Die Bedrohung basiert auf Handlungsoptionen, nicht auf Schock‑Mechanik. Jedes neue Vibrier‑Signal ist ein leises, hochfrequentes Pfeifen im Ohr – ein Geräusch, das der Tonmix dezent verstärkt. Im Heimkino glaubt man das eigene Smartphone fühlen zu können, obwohl es lautlos ist. Weil Drop praktisch in Echtzeit verläuft, erlaubt sich das Drehbuch kaum Atempausen. Die Timeline der Nachrichten taktet Violets Stresspegel wie ein Metronom. Kleine Randfiguren werden zu Mini‑Verdächtigen. Sobald einer von ihnen kurz rüberschaut, schwört der Schnitt: „Jetzt könnte es jederzeit losgehen.“ Landon spielt hier geschickt mit dem Whodunit‑Reflex des Publikums, ohne zum Cluedo‑Krimi zu werden.

Überraschende Wendungen? Ja, es gibt sie – und sie funktionieren, weil das Drehbuch die naheliegenden Verdächtigen in logischen Schleifen entlastet und belastet. Ein subtiles Detail: Jede neue Anweisung verändert die Beleuchtung minimal; wer genau hinschaut, erkennt, dass das Palate irgendwann deutlich dunkler ist als zu Beginn – ein visueller Kniff, der unterbewusst funktioniert. Die finale Enthüllung bleibt in ihrem Kern plausibel, weil sie die Technikfixierung einer vernetzten Welt als Waffe begreift: kein Meisterhacker à la Hollywood, sondern banales Social Engineering und perfide Logistik. Dass der Film am Ende zu arg an der überdrehten Schraube dreht und dadurch fast ins Alberne driftet, schmälert den bis dahin sehr runden Eindruck allerdings etwas. Hier wäre weniger mehr gewesen. Dennoch beweist Drop – Tödliches Date, dass konzentriertes Spannungskino auch 2025 noch ohne überbudgetiertes Effektfeuer funktioniert. Die präzise eingerichtete Restaurant‑Kulisse ist mehr als reines Schauwert‑Accessoire; sie bestimmt Rhythmus, Blickwinkel und die emotionale Fallhöhe. Cullen und Downey, die Produktionsdesigner, bauen hier einen glasglänzenden Traum, den Landon und Spicer sukzessive in einen Albtraum aus ergonomischem Luxus, LED‑Käfigen und unsichtbarer Kontrolle kippen lassen. Die resultierende Klaustrophobie entsteht nicht aus Enge, sondern aus Überwachbarkeit – und macht Drop zur bitteren Parabel auf Dating‑Apps und Dauer‑Konnektivität.

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Bild- und Tonqualität

Drop – Tödliches Date wurde mit der ARRI Alexa 35 digital aufgenommen und es ist davon auszugehen, dass von den 4.6K-Originalauflösung ein 4K-DI gezogen wurde, das als Vorlage für die Blu-ray und die UHD Blu-ray diente (die mir zu Rezensionszwecken nicht zur Verfügung stand). Da sich das Szenario über weite Strecken innerhalb des Restaurants abspielt, gibt es nur begrenzte Abwechslung im Color Grading. Zu Beginn sieht Drop noch etwas aus wie eine US-Daily-Soap, was während des Dates dann aber zunehmend filmischere Züge annimmt. Allerdings haben wir es auch hier mit dem aktuell so unglaublich gerne genommenen braunen Grading zu tun, das (entgegen meines kritischen Kommentars bei Mr. No Pain) hier insofern besser passt, als dass die Stimmung ohnehin romantisch erscheinen soll. Entsprechend fungiert die orange-braune Beleuchtung auch als Stimmungsverstärker. Im Inneren des Restaurants sieht man (ausgenommen Violets bordeauxfarbenem Kleid) praktisch nur Braun-, Gelb- und Orangetöne. Leider ist das Bild gerade zu Beginn in den Close-ups nicht immer knackig scharf (5’50, 14’10). Dies dürfte aber eher der mangelnden Fokussierung, denn dem Blu-ray-Mastering anzulasten sein. Denn es gibt durchaus gut fokussierte Szenen, in denen Feinheiten im Gesicht durchaus knackig zum Betrachter gelangen. Ein wenig zu glatt wirkt das Geschehen insgesamt aber dennoch, was von einem nicht immer überzeugend guten Encoding noch zusätzlich ver(schlimm)stärkt wird. Die Kontrastierung gerät durchweg gut, ohne im Hellen zu überstrahlen oder im Dunkeln zu versumpfen. Allerdings bietet der Look des Films auch keine Gelegenheit zu massiver Kontrastdynamik.

Drop – Tödliches Date kommt mit Dolby Digital Plus fürs Deutsche und Dolby Atmos fürs Englische. Es ist noch nicht so lange her, dass Anbieter Universal DD+-Tonspuren für die Synchro integrierte und zu Beginn fürchtete man ähnliches Vorgehen wie bei Disney. Doch Universal ist eben nicht Disney und DD+ ist nicht gleich DD+ (falls das verständlich ist). Soll heißen: Der Codec ist nicht das Problem, sondern der- oder diejenige, die am Mischpult sitzt. Und hier saß jemand an den Reglern, für den Dynamikkomprimierung ein Fremdwort ist. So grummelt der Tiefbass während der anfänglichen Minuten bereits recht ordentlich. Noch heftiger wird’s bei 28’15, wenn ein spürbares Rumoren durchs Heimkino drückt. Erfreulicherweise kann die deutsche DD+-Spur das ebenso gut wie die englische Atmos-Fassung und steht ihr hier kaum nach. Hervorragend ist die Sprachwiedergabe, die Stimmen rund und gut ortbar in der Mitte platziert. Dazu gibt es schöne Raumatmosphäre und durchaus Dynamik während der letzten Viertelstunde.
Wechseln wir auf den O-Ton, der über die reguläre Ebene sehr ähnlich klingt und hören uns an, was auf der Höhenebene passiert. Zunächst gibt es glucksende Geräusche während des Titel-Vorspanns zur ebenfalls von oben zu hörenden Filmmusik. Ziemlich cool ist dann das Klicken des Aufzugs nach knapp 12 Minuten. Da es sich um einen zunächst vornehmlich dialogkonzentrierten Film ohne Actionelemente handelt, bekommt man von den Heights allerdings längere Zeit nur eine hauchdünn integrierte Restaurantatmosphäre – bis Violet nach 27 Minuten durch den Message-Dropper abgelenkt ist und Henry Stimme wie ein Weckruf von oben kommt. Mehrere Verzerrungsgeräusche gibt’s dann eine Minute später und auch später immer mal wieder, wenn einzelne Drops kommen. Nach etwa vierzig Minuten gibt es dann klackendes Geräusch beim Öffnen des Handtuchspenders und im Finale nach 80 Minuten wehen ziemlich zackige Winde aus den Heights. Während all dieser Szenen ist es aber der Score, der hier maßgeblich für Dynamik aus den Höhenlautsprechern sorgt und die Rundumatmosphäre am deutlichsten ausnutzt. Zudem wird er nach 81 Minuten noch einmal innovativ und integriert ziemlich coole perkussive Sounds. Nach 84’40 hört man außerdem berstendes Holz direktional von oben vorne rechts.

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Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Drop – Tödliches Date enthält drei Featurettes: „Anleitung für Nervenkitzel: Das Making of von Drop“, „Appetit auf Panik“ und „Mörderische Chemie“. Dazu gibt es den Audiokommentar von Regisseur Christopher Landon.
Fazit
Drop – Tödliches Date ist nicht der ganz große Wurf eines kleinen, aber feinen Thrillers. Aber er macht in den ersten 70 Minuten vieles richtig, bietet eine packende Atmosphäre und zwei sympathische Hauptdarsteller. Für das absolute Highlight geht’s im Finale etwas zu spontan übertrieben zu. Dennoch: Abseits vom Thriller-Einerlei ist Landons Film durchaus eine kleine Perle, die es zu entdecken gilt. Dazu tragen auch das solide Bild sowie der atmosphärische Ton bei.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität BD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD 2D-Soundebene (Originalversion): 80%
Tonqualität BD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 40%
Tonqualität BD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%
Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2024
Regie: Christopher Landon
Darsteller: Meghann Fahy, Brandon Sklenar, Violett Beane
Tonformate BD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // Dolby Digital Plus 7.1: de
Untertitel: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Universal Pictures)
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So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischem Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild„verbesserern“ zu verfälschen.
Vielleicht solltest Du Dir, lieber Timo, mal die Serie „1923“ von Taylor Sheridan, dem aktuell mit Abstand besten US Serienmacher, zu Gemüte führen. Dort spielt Brandon Sklenar eine tragende Rolle. Der Mann ist zu höherem berufen! Vielleicht als neuer Bond……
Dass er zu Höherem berufen ist, sehe ich nach DROP ebenso. Aber zum Serienschauen reicht die Zeit nicht 😉
Danke dennoch für den Tipp.
Oh ja, ich schaute Drop nach dem Trailer eigentlich vorrangig nur wegen Brandon Sklenar, der wiederum durch sein Auftreten und Look fast seine Rolle aus 1923 nachspielt.
Drop als Film, bzw das Restaurant erinnerte mich in Teilen an einen guten alten Hitchcock, auch duch Licht als Stilmittel ist der Film wirklich gut gemacht.
Aus heutiger Sicht ein Smartphone als eine Art Protagonist zu inszenieren, scheint logisch. Doch nervt es entsätzlich und dann noch dieser Kellner, den ich sofort feuern würde in so einer Location.
Summa summarum gebe ich auch etwa 70%, da in der Kürze des Films viel Würze liegt. Danke für die Rezension Timo!
Den Kellner fand ich auch extrem nervig, das mit dem Smartphone fand ich nicht so schlimm. Brandon Sklenar hat in seiner Rolle viel Durchhaltevermögen bewiesen. Ich denke, im realen Leben hätte er nicht so lange durchgehalten, weil Meghann Fahy in ihrer Rolle teilweise meiner Meinung nach sehr anstrengend war. Insgesamt fand ich den Film ganz gut, der Schluss war wirklich ein bisschen too much, da dachte ich im Kino: „Was machen die da bloß”.