Blu-ray Review
OT: Yi boh lai beng duk
Abscheulich
Legendärer Hongkong-Horrorstreifen erscheint endlich uncut in Deutschland.
Inhalt
Hongkong 1986: Nicht mal in Ruhe die Frau vom Chef kann man noch beglücken, bevor man vom selbigen dabei gestört und unsanft aus dem (ziemlich groben) Beischlaf gerissen wird. Konsequenterweise möchte sich der Boss im Anschluss an Kai rächen. Kann er ja nicht auf sich sitzen lassen, dass er von einem Gelegenheitsarbeiter die Hörner aufgesetzt bekommt. Während sich der Chef also ausgiebig an Kai abarbeitet und die soeben noch von ihm unsanft zum Sex bewegte Ehefrau auf seinen am Boden liegenden Körper uriniert, bekommt Kai plötzlich die Oberhand. Mit der Geflügelschere, die eigentlich dazu dienen sollte, ihn zu entmannen, ersticht er seine Opponenten und schneidet der Frau die Zunge ab. Das eintreffende Kind wir nur durch Glück verschont. Kai kann flüchten und verlässt das Land Richtung Südafrika. Als Hilfskoch fängt er in einem Restaurant an und suhlt sich einige Jahre im Selbstmitleid. Gemeinsam mit seinem Boss führt es ihn irgendwann zu einem Zulu-Stamm, um dort billiges Fleisch zu erstehen. Auf dem Rückweg entdeckt er eine aufgrund eines Ebola-Ausbruchs sterbende Frau, vergewaltigt und tötet sie, während er sich mit dem Virus ansteckt. Kai, der immun gegen den Ausbruch der Krankheit ist, steckt nun alle Menschen in seiner Umgebung an – inklusive seines Chefs und dessen Frau. Da er diese kurz darauf ermordet und zu Hackfleisch verarbeitet, verbreitet er die Krankheit unter den Restaurantbesuchern weiter. Doch auch das reicht dem völlig außer Kontrolle geratenen Kai noch nicht aus …
Cat III – was klingt wie eine Sicherheitsklasse in der Messtechnik, hat im Filmgenre auch noch eine andere Bedeutung. Als Cat-III-Filme – oder ausgesprochen: Category-III-Filme – werden jene Werke bezeichnet, die in Hongkong insofern Beschränkungen haben, nachdem Personen, die jünger als 18 Jahre sind, diesen Film nicht mieten, kaufen oder im Kino sehen dürfen.“ Die Einstufung gilt seit 1988 und nicht nur für einheimische Produktionen, sondern grundsätzlich. Inhalte, die für diese Einstufung sorgen könnten, sind explizierter Sex, direkte Nennung von Triaden, sexualisierte Gewaltdarstellungen oder Tabus wie Kannibalismus. Der Ruf entsprechender Filme aus Hongkong-Produktion eilt den Werken voraus. Bekannte Vertreter sind beispielsweise Men Behind the Sun, Bullet in the Head oder Story of Ricky. Ein ganz besonders ruchloser Vertreter entsprechend einsortierter Filme ist Ebola Syndrome von Regisseur Herman Lau. So ruchlos, dass er sogar für die Hongkong-Kinofassung gekürzt werden musste – und zwar um zweieinhalb Minuten. Lange Zeit war diese Fassung die einzig erhältliche, bis in den USA eine DVD erschien, die im Bonusmaterial die entfernten Szenen zeigte. Erst 2010 gab es dann eine DVD von ILLUSIONS UNLTD. films, welche die entfernten Szenen in den Film integrierte. Mit dem Resultat, dass die Farbgebung dort unterschiedlich war und man auch nicht allzu sorgfältig mit dem deutschen Ton umging. Denn dem fehlten in einigen Szenen Soundeffekte des O-Tons.
2021brachte Vinegar Syndrome dann eine 4K UHD Blu-ray heraus, die hier und da noch mal ein paar Frames länger war, weil man die entfernten Szenen nun nicht nachträglich einfügen musste, sondern vom Original-Material ausgehen konnte. Die Basis dieses 4K-Materials schnappte sich nun die Busch Media Group und veröffentlicht Ebola Syndrome erstmals offiziell in Deutschland. Ungeschnitten und als SPIO-ksJ-Fassung. Und wer den Film noch nicht kennen sollte, der mache sich auf 100 Minuten grobe, unbarmherzige und wirklich dreckige Minuten gefasst. Wer schon mal in den „Genuss“ gekommen sein sollte, weiß natürlich, was ihn erwartet. Yau, der zuvor schon mit The Untold Story für Furore gesorgt hatte, inszeniert erneut Anthony Wong in der Hauptrolle und lässt keine Zweifel aufkommen, dass es sich bei ihm um ein veritables, verachtenswertes und abscheuliches (und hier darf man’s ruhig mal ausschreiben) Arschloch handelt. Mit zunehmender Raserei spuckt, kotzt, prügelt, vergewaltigt, mordet und flucht sich Kai durch den Film, als hätte es Feminismus-, Gleichberechtigungs- und Antirassismus-Bewegungen nie geben. Man darf tatsächlich eins nicht machen: Ebola Syndrome inhaltlich ernst nehmen. Täte man es, wäre es ein unfassbar rassistischer, frauenfeindlicher und überhaupt menschenfeindlicher Film. Nicht wenige dürften darüber exakt so denken. Und wen angesprochene obige Dinge schon triggern, dem sein nicht verschwiegen, dass (echte) Gewalt gegenüber Tieren auch noch stattfindet.
Allerdings muss man dem Film schon Böses wollen, wenn man das alles genauso nimmt, wie es gezeigt wird. Vielmehr übersteigert Ebola Syndrome sämtliche Szenen bis ins Absurde und bewusst übertrieben Lächerliche. Wenn der notgeile Kai zum Gestöhne im Nachbarzimmer rohes Schweinefleisch als Mumu-Ersatz nimmt, ist das weitaus mehr belustigend als schockierend oder gar für Voll zu nehmen. Die durch und durch verkommenen Charaktere im Film – es gibt nicht einen einzigen Sympath oder eine Sympathin – kann man vielmehr als Metapher für die völlige Verrohung und Abgestumpftheit der Gesellschaft sehen. Die sicherlich am kontroversesten diskutierbare Szene ist die unglaublich klischeehafte Darstellung des Zulu-Stamms. Vordergründig ist das natürlich völliger Quark und wirkt aus der Sicht eines rassistischen Auges inszeniert. Hintergründig kann man es aber auch als bissigen Kommentar auf eben das sehen: Eine asiatische Gesellschaft, deren Rassismus gegenüber dem afrikanischen Kontinent und deren nativen Bewohnern eine lange Tradition hat. China bekleckert sich da noch heute nicht mit Ruhm. Abseits möglicher gesellschaftskritischer Aspekte sowie der brutalen Gore-Einlagen ist Ebola Syndrome aber vor allem ein Fest für Freunde des schauspielerischen Overactings. Was Hauptdarsteller Wong hier an Mut offenbart, würde sicherlich kaum ein Darsteller mitmachen. Sich dermaßen verachtenswert zu verhalten, ohne je auch nur einen Funken von Menschlichkeit an den Tag zu legen – dazu gehört das Selbstbewusstsein, dass man dennoch davon ausgeht, nachher noch besetzt zu werden. Über die Tatsache, dass Regisseur Lau hier über weite Strecken mehr ein Remake von Untold Story denn eine neue Geschichte inszeniert hat, die Logik (gerade im Umgang mit Ebola) mit Füßen tritt und der Film an sich mitunter furchtbar geschnitten ist, muss man allerdings hinwegsehen.
Bild- und Tonqualität
Wie oben erwähnt, wurde für die 2021er 4K UHD Blu-ray eine neue Abtastung vorgenommen, die auch als Vorlage für diese Blu-ray diente. Sichtbar ist das in den gute fokussierten Szenen durchaus. Auch die Körnung kommt über weite Strecken sehr authentisch rüber und wirkt nicht gefiltert. Während das Bild grundsätzlich sehr hell ist, was nicht die allerbesten Schwarzwerte zulässt, gehen Farben ziemlich in Ordnung. Das reichlich triefende Blut ist schön satt rot, während Hautfarben je nach Beleuchtung mal rosig, mal etwas wärmer erscheinen. Wenn Eingangs natürlich keine gute Qualität anlag, dann können das Master und die Blu-ray natürlich am Ende auch nichts mehr rausholen. Vogelperspektiven wie beim Überblick über Johannesburg sind ziemlich unscharf und weisen deutlichere Bildunreinheiten auf als andere Einstellungen. Hier und da hat man das Gefühl, es hätten sich Szenen einer DVD eingeschlichen. Da dies (meines Wissens) keine zuvor geschnittenen Szenen sind, liegt dies aber nicht daran, dass es TATSÄCHLICH die entfernten Szenen der DVD-Extras von damals sind (33’24). In der ersten auffälligen Szene könnte der Grund der Maskeneffekt der getöteten Ebola-Infizierten sein. Denn dies ist kein praktischer, sondern ein nachträglich einkopierter – erkennbar am Zucken des Kopfes. Ein paar weitere, sehr softe Szenen gibt’s in der Folge aber auch abseits vermeintlich nachträglich einkopierter Maskeneffekte (42’00, 46’50, 49’32). Unabhängig davon kann man der Blu-ray auf jeden Fall anlasten, dass sie in vielen Einstellungen beim Encoding arg zu wünschen übrig lässt. Die clusterartige Ansammlung von Körnung mit vielen matschigen Zwischenbereichen (beispielsweise bei 31’11) kann man sogar ohne Probleme im laufenden Bild erkennen. Und dann gibt’s noch eine Sequenz, in der Körnung nur auf bestimmten Bereichen des Bildes zu sehen ist, dort dann aber sehr auffällig und moskitoschwarmartig, während umgebende Bereiche völlig ohne jedes Rauschen sind – eine sehr seltsame Szene, die schon beim ersten Umschnitt wieder normal aussieht (ab 56’13). Wie oben beschrieben, darf man der Busch Media Group zunächst ein Kompliment machen, da man bisher fehlende Soundeffekte erstmals in die deutsche Synchro einfügte. Das war zuvor durchaus hörbar, wenn splitterndes Glas nur zu sehen, aber nicht zu hören war. Abgesehen davon, dass der deutsche Ton nun in puncto Soundeffekte komplettiert wurde, klingt er insgesamt ordentlich. Es gibt nur geringfügig hörbare Schwankungen beim Score und trotz guter Rauscharmut wirkt das Geschehen nicht akustisch gefiltert. Vor allem das Main-Theme der Filmmusik klingt allerdings ein wenig anders als über den O-Ton (etwas höher in der Frequenz) und taucht an manchen Stellen auf, wo es der O-Ton nicht bietet (17’00). Die Sprachverständlichkeit ist indes ziemlich gut. Und die Synchro ist für damalige Verhältnisse zum Film absolut passend. Von einer 2.0-Fassung kann man natürlich nicht zwingend dynamische Wunder erwarten. Die Filmmusik bleibt dafür auch viel zu sehr Ton in Ton und ohne Dynamik.
Bonusmaterial
Während die reguläre Amaray-Fassung ohne Extras auskommen muss, enthalten die unterschiedlichen Mediabooks jeweils ein 16-seitiges Booklet mit einem Text von Nando Rohner zur Produktion und vor allem Bewertung des Films
Fazit
Guter Geschmack? Fehlanzeige! Ebola Syndrome ist die Mutter des schlechten Geschmacks in Filmen. Bis zum Bersten zynisch, gewalttätig und mit einer absolut verachtenswerten Hauptfigur. Die darunterliegende Gesellschaftskritik wird vielen entgehen, die den Film nur oberflächlich sehen und all die integrierten Scheußlichkeiten als selbstzweckhaft betrachten. Was niemandem entgeht, ist die teils fragmentarische Inszenierung sowie die irrsinnigen Logikfehler. Darüber muss man hinwegsehen, wenn man es genießen möchte. „Genießen“ ist allerdings ein schwieriges Wort, wenn sich hier so ziemlich alle Körperflüssigkeiten in übertriebener Menge über den Zuschauer ergießen. Kein Film für jedermann, so viel ist klar. Die Bildqualität geht über weite Strecken in Ordnung. Allerdings muss man beim Encoding Abstriche machen und hat eine Handvoll Szenen, die sehr stark abfallen. Akustisch gibt’s erstmalig die komplette Soundkulisse.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%
Anbieter: Busch Media Group
Land/Jahr: Hongkong 1996
Regie: Herman Yau
Darsteller: Anthony Chau-Sang Wong, Yeung-Ming Wan, Bobby Yip, Chui Ling, Fui-On Shing, Lu Cheung, Meng Lo,
Tonformate: dts HD-Master 2.0: de, kantonesisch
Untertitel: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: SPIO JK: KsJ
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Busch Media Group)
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Trailer zu Ebola Syndrome
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Ich habe den Film damals auf VHS sowie in der heutigen Version gesehen und muss ehrlich sagen, das mich der Film komplett kalt lässt.
Bis auf die Anfangssequenz und die Autopsieszene, ist der Film lediglich eine Aneinanderreihung von „willst du fi…n“ und deren Variablen.
Ja, der Hauptdarsteller kommt recht derbe rüber, aber eben auch völlig überzogen. Dazu wird dem Film meiner Meinung nach ,zu Unrecht eine Härte angedichtet, die er einfach nicht hat, da diese durch das völlig überzogene Spiel, komplett den Bach runtergeht. Leider funktioniert der Film auch auf atmosphärischer Seite ebenfalls aus den genannten Gründen nicht.
Wer hier wirklich einen ,egal ob oberflächlich oder tiefergehend gesehen, harten Film erwartet, hat wahrscheinlich vorher noch nicht in das Genre reingeschnuppert.
Für mich ist der einzige wirklich gute CAT 3 Film immer noch „Run And Kill“. Dieser fängt zwar mit dem typischen Humor an, schlägt aber nach ca. 15 Min. in eine sich immer mehr steigernde Tour de Force um.