Edge of Tomorrow – Live. Die. Repeat.

Blu-ray Review

Warner Home, seit 09.10.2014
Warner Home, seit 09.10.2014

OT: Edge of Tomorrow

 


Immer das Gleiche!

Tom Cruise muss wider Willen die Erde vor Aliens retten – jeden Tag aufs Neue.

Inhalt

Die nahe Zukunft: Übermächtige Aliens, so genannte Mimics, haben die Erde überrannt und die verbliebenen Menschen sammeln ihre Kräfte für eine letzte Offensive. Bill Cage ist zwar Major, als solcher aber für die PR des Militärs zuständig und keinesfalls gewillt, eine gefährliche Reportage der bevorstehenden Invasion zu dokumentieren. Sein Desertierungsversuch scheitert jedoch und sogleich findet er sich zum Private degradiert in dem Camp wieder, das am nächsten Tag mit dem Angriff starten wird. Cage wird an vorderster Front eingesetzt und ist kaum aus dem Flugzeug abgesetzt, als er in einem Krater sein Leben an die Außerirdischen verliert. Doch das Schicksal hat etwas anderes mit ihm vor, denn im nächsten Moment erwacht er an derselben Stelle wie tags zuvor und durchläuft den ganzen „Hier ist dein Quartier, das sind deine Kameraden“-Sermon aufs Neue. Die Ereignisse scheinen sich zu wiederholen, doch auch am nächsten Tag kommt Cage nur ein paar Meter weiter, bevor es ihn dahinrafft. So geht das Ganze Tag für Tag und Bill beginnt, seine Situation zu beurteilen, zu verändern und überlebt immer ein klein wenig länger. Bis er auf die Kriegsheldin Sergeant Rita Vrataski trifft. Von der erfährt Cage, dass er nicht der einzige ist, der schon mal in einer Zeitschleife hing und dass er nun der Schlüssel zum Sieg über die Aliens sei – er muss eben nur mal etwas länger durchhalten, damit man das Versteck des Omega-Mimic ausfindig macht. Denn der Sieg über diesen garantiert den Sieg über die Außerirdischen …

Dies soll der erste Versuch eines Reviews zu Edge of Tomorrow – Live. Die. Repeat sein, in dem eine 90er-Jahre-Komödie mit Bill Murray keine Rolle spielt. Denn Doug Limans Science-Fiction-Hit hat zwar das strukturelle Grundgerüst mit nicht genanntem Film überein, geht ansonsten aber vollständig andere Wege und erzählt eine komplett andere Geschichte. Liman, der mit Mr. & Mrs. Smith sowie der Bourne Identität bewiesen hat, dass er großes Actionkino inszenieren kann, nutzt die Prämisse einer Zeitschleife, um einen ungemein rasanten, an den richtigen Stellen witzigen und effekttechnisch brillanten Sci-Fi-Action-Film abzuliefern. Wer denkt, dass sich Edge of Tomorrow nach 25 Minuten permanent wiederholt, wird überrascht sein, wie viele Quergeschichten integriert werden und wie weit es letztlich mit der Struktur getrieben werden kann. Denn (und hier sieht man, dass der Film sogar vom Aufbau her anders ist als sein Vorbild aus den 90ern) die Figur des Bill Cage ist ja nicht durch einen schnöden 24-Stunden-Rhytmus geprägt, sondern durch das Ableben ihrer selbst. Solange Cage überlebt, geht die Geschichte weiter und weiter. Aber das ist nicht alles. Liman integriert nach und nach geschickt die Dinge, die bei vorherigen Darstellungen der gleichen Situation ausgeblendet wurden. Auf diese Weise hat Edge of Tomorrow immer wieder ein As im Ärmel, um nicht Gefahr zu laufen, sich selbst zu wiederholen. Das ist ebenso versiert inszeniert, wie es Spaß macht, dem Treiben beizuwohnen.

Apropos Spaß: Liman ist sich nicht zu schade dafür, seine durchaus ernst angelegte Geschichte in Edge of Tomorrow mit einer Menge auflockerndem Humor zu garnieren. Dazu nutzt er die Zeitschleife ausgiebig, wenn Cage beispielsweise immer wieder auf seine Kameraden trifft und deren Marotten im Vorhinein weiß. Oder wenn er ein ums andere Mal von Rita wie ein verletztes Pferd erschossen wird, weil er sich im Training mit den Mimic-Simulatoren mal wieder ein Bein gebrochen hat. Überhaupt: Rita Vrataski, beziehungsweise Emily Blunt. Wer hätte sich die Engländerin, die bisher in romantischen oder reinrassigen Komödien positiv aufgefallen war, als Kampfamazone vorstellen können? Und wer hätte gedacht, dass das funktioniert? Ihre coole, abgebrühte Interpretation von Rita; ihr oberlehrerhaftes Verhalten gegenüber Cruises Bill Cage – das ist nicht nur gut gespielt, sondern im besten Sinne eine der stärksten weiblichen Filmrollen der letzten Jahre. Und das ist eben auch ein Verdienst von Cruise, der, das weiß man mittlerweile, immer deutlich mehr an der Entwicklung von Filmen beteiligt ist, mehr Einfluss nimmt, als alle anderen Darsteller seiner Generation. Er ist es, der vollkommen uneitel Emily Blunt Raum gibt und lässt. Nun ist Cruise, seine Mitgliedschaft in einer ebenso bekannten wie verhassten Sekte sei Dank, eine Persona non grata für viele und man kann vermutlich in JEDEN seiner Filme die Motive des Sektenführers Ron Hubbard hineindeuten. Manchmal steckt aber nicht hinter jedem Unterhaltungsfilm gleich eine religiöse Verschwörung. Ich selbst mag ihn nur bedingt, halte frühere Film mitunter für unerträglich (Top Gun, Cocktail etc.), finde aber eben auch, dass er während der letzten fünf bis zehn Jahre schauspielerisch eine deutliche Weiterentwicklung vollzogen hat. Kanalisiert man dies mit einem talentierten Regisseur, einem interessanten und wenig abgenutzten Grundgerüst und addiert hervorragende Effekte und eine sehr gut aufgelegte Emily Blunt dazu, ergibt dies Edge of Tomorrow – Live. Die. Repeat., einen richtig guten Sci-Fi-Actioner.

Bild- und Tonqualität

Trotz großer Produktion und Major-Verleih fehlt es Edge of Tomorrow fast durchgängig etwas an Kontrast. Gerade die Außenaufnahmen wirken etwas fahl und bleiben dauerhaft in einem Grau-Braun-Ton. In Innenraumszenen gelingt der Eindruck etwas plastischer. Allerdings fehlt’s dann schon mal etwas an Detailauflösung. Insgesamt ist die Schärfe allerdings gut. Wer sensibel auf den Einsatz einer Wackelkamera reagiert, wird an den anfänglichen Actionszenen auf dem Schlachtfeld nur wenig Freude haben – hier ist der Kameramann sehr dynamisch zu Werke gegangen. Ausgenommen diese Szenen ist die Bildruhe hoch und nur ein ganz dezentes Korn ist sichtbar, das recht authentisch wirkt. Stilmittel ist die etwas gelbbetonte Darstellung der Farben.
Soundtechnisch kann man Edge of Tomorrow – Live. Die. Repeat. dagegen rein gar nichts vorwerfen. Beide dts-HD-Master-Spuren geben ihr absolut Bestes. Die Räumlichkeit während der Szenen auf dem Schlachtfeld ist beängstigend realistisch, der Subwoofer drückt vehement, wenn Cage das erste Mal auf dem Schlachtfeld verbrennt und der langsam zerberstende Flughelikopter schleudert seine Einzelteile mit unfassbar vielen direktionalen Effekten ins Heimkino. Ebenso räumlich werden die rotierenden Simulationsroboter wiedergegeben, die Cage ein ums andere Mal ins Jenseits befördern. Soundhighlight sind aber sicherlich die Aliens selbst, deren Tentakelarme zischend durch den Raum fegen und dafür sorgen, dass man unweigerlich den Kopf einzieht. Edge of Tomorrow mag nicht ganz die Perfektion von Oblivion erreichen, dessen Sound noch etwas feiner und differenzierter ist, ein Ohrenschmaus ist er dennoch für jedes Heimkino. Außerdem enthält der Beginn des Films Tieftonfrequenzen, die in den Bereich herabreichen, den nur wenige Subwoofer beherrschen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Edge of Tomorrow – Live. Die. Repeat. teilt sich in insgesamt vier Haupt-Hintergrundberichte auf: „Operation Downfall“ ist das erste, das in zwei Teilen zunächst Bilder von der Schlacht am Strand zeigt und dann in knapp neun Minuten darauf eingeht, dass diese Szene natürlich an die Landung an der Normandie aus dem Zweiten Weltkrieg angelehnt ist. Es wird zudem gezeigt, wie die Szenen erarbeitet wurden und wie gigantisch das Set war. „Waffen der Zukunft“ kümmert sich um die Exo-Suits und um sämtliche andere Waffen im Film. Von ihrem Design bis hin zur praktischen Umsetzung. In „Kreaturen aus einer anderen Welt“ geht’s natürlich um die Realisierung der visuellen Effekte; um die Entwicklung der Aliens und darum, wie schwer es war, neue und einzigartige Wesen zu erschaffen (die dann aber doch irgendwie an Matrix erinnern). „On the Edge with Doug Liman“ letzlich ist mit 43 Minuten das Hauptfeature. Beginnend mit Aufnahmen, in denen sich der Regisseur auf einem Soundstage mit seinem Tennislehrer fit hält, um mit Tom Cruise mitzuhalten. Ganz deutlich wird hier – und das ist nun wirklich eine der herausragenden Eigenschaften von Tom Cruise – dass der Darsteller sich niemals schont und immer extrem hart an seinen Filmen arbeitet und wenn das bedeutet, dass er sieben Tage die Woche dreht. Wir sehen, wie Doug Liman akribisch im Sand rumkrabbelt oder unter Kriegsfahrzeugen herumrollt, um seine Szenen am Strand im Vorfeld zu visualisieren – ein wirklich spannendes und hautnahes Feature, das auch immer wieder zeigt, wie unkompliziert und fan-nahe sich Cruise gibt. Insgesamt sieben entfallene Szenen ergänzen das gelungene Bonusmaterial von Edge of Tomorrow.

Fazit

Trotz einiger logischer Brüche ist Edge of Tomorrow – Live. Die. Repeat. ein höchst unterhaltsamer, rasanter und tricktechnisch ziemlich perfekter Blockbuster, der im Heimkino immer wieder ein Feuerwerk akustischer Effekte abbrennt. Tom-Cruise-Hasser werden ihn auch hiernach nicht mögen. Alle anderen dürfen sich fast zwei Stunden lang gut unterhalten fühlen – ähnlich gut, wie übrigens bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Huch, jetzt habe ich ihn doch erwähnt …
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 100%
Tonqualität (Originalfassung): 100%
Bonusmaterial: 70%
Film:
85%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Doug Liman
Darsteller: Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton, Brendan Gleeson, Jonas Armstrong, Tony Way, Kick Gurry, Jeremy Piven
Tonformate: dts HD Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 113
Codec: AVC
FSK: 12

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!