Ein Bräutigam zu viel

Blu-ray Review

Ein Bräutigam zu viel Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 08.10.2015

OT: Bridal Wave

 


Hochzeitsfieber

Eine Frau, zwei Männer, viele Hochzeitsglocken …

Inhalt

Georgie arbeitet schon seit vier Jahren als rechte Hand des plastischen Chirurgen Phillip Hamilton, flüstert ihm immer zum rechten Zeitpunkt die richtigen Details zu seinen Kundinnen ins Ohr und ist überhaupt diejenige, ohne die der Herr Doktor ganz und gar verloren wäre. Deshalb hat er ihr auch einen Antrag gemacht, dessen Vollzug nun kurz bevorsteht. Georgie bekommt zwar zumindest einen kalten Fuß und fürchtet, dass es irgendwie nicht ganz so passen könnte, doch am Ende ist Phillip eben auch eine gute Partie. Noch dazu hat ihre Mum Monate für die Hochzeitsvorbereitungen zugebracht und wäre furchtbar traurig, wenn die Hochzeit jetzt nicht stattfände. Dies passiert im Übrigen in einem darauf spezialisierten Hotel, das mit fünf Sternen klotzt und genau das richtige Ambiente für die Eheschließung des renommiertesten Nasenchirurgs weit und breit bietet. Das zumindest findet dessen oberflächlich-protektive und einfach schreckliche Mutter. Ergo findet man sich schon ein paar Tage zuvor dort ein, um die Proben abzuhalten und sich einzustimmen. Auf dem Weg dahin begegnet Georgie durch Zufall dem naturverbundenen Architekten Luke, der nicht nur gutaussehend, sondern auch noch witzig und charmant ist. Immer wieder kreuzen sich die Wege der beiden fortan, immerhin lebt Luke in direkter Nachbarschaft zum Hotel. Je öfter Georgie ihm begegnet, desto mehr stellt sie sich die Frage, ob Phillip der richtige Mann für sie ist …

Es gibt diese Tage, da erzählt man seinen Bekannten von dem Film, den man Abends zu gucken und zu rezensieren gedenkt und erntet Mitleid. Kein Wunder, wenn man ihnen erzählt, dass das Werk Ein Bräutigam zu viel heißt. Ein wenig bemitleidet man sich aufgrunddessen schon selbst, legt den Film ein, geht mit einer Schublade voller Vorurteile an das Review heran und … wird (maßvoll) überrascht. Sicher, Ein Bräutigam zu viel ist kaum intellektuelle und hochkulturelle Arthaus-Unterhaltung, doch von all den romantischen Filmchen der letzten Jahre (vornehmlich jenen des Hallmark Channels) gehört er zu den entspanntesten. Da denkt man, man bekäme sämtliche Klischees der amerikanischen Rom-Com präsentiert und muss konstatieren, dass die Schauspieler talentiert und sympathisch agieren, die ironischen Witze zwar nie wirklich böse, dafür aber auch nie unter der Gürtellinie sind und das Drehbuch Dialoge parathält, die durchaus unterhaltsam daherkommen. Natürlich ist Ein Bräutigam zu viel von vorne bis hinten vorhersehbar und vollkommen überraschungsfrei, natürlich sind die Figuren selbst aus dem Klischeebuch für romantische Filme, doch das Alles gelingt hier auf eine charmante Art und Weise. Gerade die erste halbe Stunde liefert eine Vielzahl an überraschend gelungenen Situationen mit teils sarkastischen Zweizeilern und ein paar Seitenhieben auf den Schönheitswahn der USA. Hauptdarstellerin Arielle Kebbel ist als Braut in spe mit Jessica Biel-Ausstrahlung sympathischer als Jennifer Lopez in Wedding Planner und Andrew Walker als Luke ist genau der authentische Naturbursche mit gesunder Lebenseinstellung, den eine Frau braucht, die kurz davor ist, mit einem oberflächlichen reichen Typen in den Bund der Ehe zu treten. Jaclyn Smith als Schwiegermama Felice ist großartig überkandidelt und hält dennoch ein paar Momente bereit, die überraschen und zeigen, dass das Drehbuch hier durchaus das Grau zwischen dem Schwarz und Weiß gesucht hat. In anderen Filmen wäre sie einfach von vorne bis hinten eine Furie gewesen, in Ein Bräutigam zu viel darf sie durchaus Nuancen zeigen. Ebenfalls toll ist Daryl Shuttleworth als Georgies Dad Judd, der mit dem hemdsärmelig-trotteligen Charme von Papa Hal aus Malcolm Mittendrin agiert. Einzig die Filmmusik ist furchtbar süßlich geraten und es sei auch noch mal erwähnt: Ein Bräutigam zu viel ist kein Film für die große Leinwand, kein Hollyood-Hochglanzprojekt mit Starbesetzung – er ist aber auf der anderen Seite für eine Direct-to-Video-Produktion, die irgendwann im Nachmittagsprogramm läuft, erstaunlich kurzweilig und gelungen – also eigentlich ein bisschen zu schade, um zwischen Rosamunde Pilcher und einer Folge Denver-Clan zu versauern. Schwierig wird’s nur, wenn man am nächsten Tag seinen Bekannten erklären muss, dass man den Film mit dem klischeehaften Titel irgendwie ganz gut fand.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Ein Bräutigam zu viel passt perfekt zum typischen Look einer Rom-Com: Dezent warm gefiltert, nicht zu scharf und mit mittleren Kontrastwerten bleibt es relativ unauffällig. In Schwenks gibt’s schon mal ein Nachwischen und nicht jede Szene ist gut fokussiert – alles in Allem keine dramatischen Mankos eines ansonsten erwartungsgemäßen Bildeindrucks.
Akustisch bleibt Ein Bräutigam zu viel vollständig frontbezogen, liefert allerdings eine überraschend gut gelungene deutsche Synchronisation. Hier hat man offensichtlich das Potenzial fürs deutsche Sonntagsfernsehen erkannt und sich nicht auf ein Amateurstudio verlassen. Abgesehen von ein paar Umgebungsgeräuschen bleibt der Sound allerdings tatsächlich extrem unspektakulär. Am Hafen gesellen sich mal ein paar Möwengeräusche auf den Rears zu den trötenden Schiffshörnern.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Ein Bräutigam zu viel gibt’s nur ein paar Programmtipps und den Originaltrailer.

Fazit

Ein Bräutigam zu viel wird keinen Romantikverächerter hinter dem Ofen hervorlocken. Für die, die es sich sonntagnachmittags aber gerne mal auf der Couch gemütlich machen, gibt es weitaus schlechtere Filme.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 10%
Film: 55%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Kanada 2015
Regie: Michael Scott
Darsteller: Arielle Kebbel, Andrew W. Walker, David Haydn-Jones, Colleen Wheeler
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 0