Electric Slide

Blu-ray Review

Electric Slide Blu-ray Review Cover
EuroVideo, seit 04.05.2016

OT: Electric Slide

 


Gentleman-Gangster

62 Banküberfälle im feinen Zwirn.

Inhalt

L.A. 1983: Eddie Dodson ist Antiquitätenhändler, kümmert sich aber mehr um sein ausuferndes Party- und Sexleben. Keine Party findet ohne ihn statt und sein charismatische Äußeres lässt vor allem die Frauen der Reichen (und meist nicht zuhause anwesenden) Männern der Gegend dahinschmelzen. Eddie ist sich dabei nicht zu schade, von den Damen ein bisschen Geld als Gegenleistung für versierte Zungenarbeit anzunehmen – immerhin erkommt er sein exzessives Leben nicht umsonst. Als er auf die coole Pauline trifft, scheint der an sich so abgebrühte Typ erstmals ernsthaft berührt. Gemeinsam konsumieren die Beiden noch krasser als zuvor schon und stürzen sich damit (noch) tief(er) in eine Schuldenfalle. Um seine Gläubiger bezahlen zu können, begeht Eddie einen ersten Bankraub. Zunächst alleine, später mit Pauline als Komplizin, ist bald kein Finanzunternehmen mehr vor ihnen sicher. Da Eddie auch während der Überfälle seinen Stil bewahrt, laufen die Aktionen meist glimpflich ab – und das, obwohl er sich alles andere als geschickt anstellt. Doch anstelle seine Schulden zu bezahlen, verprassen die Zwei auch das neu „gewonnene“ Geld mit offenen Händen. Kein Wunder, dass irgendwann die halbe Welt hinter ihnen her ist …

Jim Sturgess (Stonehearst Asylum) gibt den charismatischen Eddie Dodson mit schmierigem Schenkelbesen überzeugend in diesem stylischen Bonnie-&-Clyde-Verschnitt vor schrillbunter 80er-Jahre-Kulisse. Angetrieben vom grandiosen Soundtrack wildert Electric Slide ein wenig in den Gefilden eines American Psycho, dessen fiebrige Intensität er allerdings nicht erreicht. Die Bewegungen der Darsteller, die verträumte Kameraarbeit und die behäbige Inszenierung stehen dem eigentlich für Thrill und Action stehenden Grundthema entgegen. Wenn Eddie und Pauline den Sonnenuntergang im Sand am Meer genießen, nachdem sie den ersten Bankraub gemeinsam begangen haben und dabei weiterhin im Zeitlupentempo sprechen, weiß der Zuschauer, dass hier Stil deutlich über Story steht. Freunde von elegant gefilmten Genrewerken, die sich hauptsächlich auf die Optik konzentrieren, werden an Electric Slide ihren Gefallen finden – vorzugsweise in Verbindung mit dem einen oder anderen Hanfrauschmittel. Erstaunlicherweise liefert neben Jim Sturgess in ihrer Rolle als Pauline sogar Isabel Lucas (The Loft, Das Versprechen eines Lebens) eine ansprechende Performance – dies aber vor allem deshalb, weil ihre Figur nicht mehr von ihr erfordert als ätherisch-hübsch auszusehen und melancholisch-leer in die Luft zu starren. Erschreckend, geradezu schockierend ist Christopher Lamert in der Rolle des französischen Gläubigers Roy – man kann nur hoffen, dass man ihn so grässlich geschminkt hat und sein Gesicht nicht wirklich aussieht, als wäre er nach zehn Jahren Verwesung aus seinem Mumiengrab gestiegen.

Bild- und Tonqualität

Ebenso stilisiert wie der Film selbst ist auch das Bild von Electric Slide: Mal beeindruckt es mit einem sehr ruhigen Eindruck und guter Schärfe bei lebhaften Farben und einem ansprechenden Kontrastumfag. Dann wiederum hagelt es ab und an Korn und Farben wirken ausgewaschen. Zum Film passt es und betont die authentische Wiedergabe der 80er.
Sehr unauffällig gibt sich der Ton, der sich vornehmlich auf die Dialoge konzentriert und nur sehr selten sämtliche Lautsprecher nutzt. Räumlich wird Electric Slide nur dann, wenn die wahlweise pop-punkige oder sphärisch-elektronische Filmmusik das Zepter übernimmt (84’50).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Electric Slide findet sich lediglich der Trailer zum Film.

Fazit

Wenn sich sogar die roten Polizeisirenen langsam drehen – Electric Slide zelebriert ein Slow-Motion-Schauspiel mit einer ebensolchen Kameraführung und Inszenierung. Optisch ist das durchaus ansprechend, inhaltlich wurden 90 Minuten selten mit weniger Story gefüllt. Eins jedoch muss man dem Film lassen: Seine finale Begegnung mit der Polizei ist ein großer Spaß.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 5%
Film: 55%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Tristan Patterson
Darsteller: Jim Sturgess, Isabel Lucas, Kate Micucci, Christopher Lambert, Megalyn Echikunwoke, Chloë Sevigny, Patricia Arquette, Constance Wu
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 12