Eli Roth präsentiert The Stranger

Blu-ray Review

Eli Roth präsentiert The Stranger Blu-ray Review uncut Cover
Tiberius Film, seit 04.05.2016

OT: The Stranger

 


Der vierte Reiter

Stimmungsvolles Horrordrama aus Chile.

Inhalt

Als der geheimnisvolle Fremde an die Tür von Peter und seiner Mutter klingelt und sich nach seiner Frau Ana erkundigt, hat der Junge keine Ahnung, wen er damit meinen könnte. Kurze Zeit später wird der Unbekannte von drei Halbstarken zusammengeschlagen und sogar vom örtlichen Sheriff liegengelassen – Kunststück, der ist ja auch der Vater des Hauptagitators. Peter, der das Geschehen beobachtet hat, nimmt den Mann ohne Namen mit nach Hause, um ihn zu verarzten. Doch dessen Verhalten ist mehr als seltsam. Hilfe scheint er nicht zu wollen und eine gewisse Todessehnsucht lässt sich bei ihm auch nicht verleugnen. Als sich der Sheriff jedoch den kleinen Peter schnappt und übel zurichtet, kann der Fremde nicht mehr so tun als ginge ihn das alles nichts an. Bald schon ist er mittendrin in einer ziemlich blutigen Geschichte, die nacheinander ihre Opfer fordert …

Seitdem er das eine oder andere chilenische Genrewerk gesehen hatte und in Aftershock mitspielte, für den Guillermo Amoedo das Drehbuch schrieb, ist Eli immer wieder in Chile zu finden. Nicht zuletzt natürlich deshalb, weil er dort seiner Lebensabschnittsgefährtin Loranza Izzo begegnete. Diese inszenierte er zuletzt in Green Inferno, für den Amoedo erneut das Drehbuch schrieb, was dazu führte, dass er nun unter Roths Produktion in The Stranger Regie führte. So weit, so verknüpft. The Stranger ist im Gegensatz zu den genannten Aftershock oder Green Inferno allerdings kein klassischer Horrorfilm, sondern entwickelt ein dramatisches Thriller-Szenario, das mit düsteren Bildern und einem schwermütigen Grundtenor für eine bedrückende Stimmung sorgt. Lange weiß man nicht, was hinter dem mysteriösen Fremden, der sich und seine Frau in der Vergangenheit beinahe angezündet hätte, für eine Geschichte steckt. Und wenn man es dann in Erfahrung bringt, verhält sich Amoedos Film ganz anders als man es von einem Genrebeitrag erwartet hätte. Ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten (was The Stranger einiges von seinem Überraschungspotenzial rauben würde) sei gesagt, dass sich die Hauptfigur eine gute Stunde lang undurchsichtig verhält und erst dann klar wird, um welche Art Krankheit es sich handelt, die ihn und seine Frau seinerzeit heimgesucht hat. Da das Tempo des Films schleppend und äußerst langsam ist, hat man genug Zeit, sich auf die Geschichte und seine Protagonisten zu konzentrieren. Das gelingt im Falle von Cristobal Tapia-Montt in der Rolle des Fremden ganz hervorragend. Cristobal wirkt mit seinem Vollbart und der deprimierten Grundeinstellung ein bisschen wie ein chilenischer Jake Gyllenhaal – und das ist im besten Sinne gemeint. Seine Co-Stars agieren durchweg glaubwürdig, wenngleich nicht alle frei von Klischees sind. Das einzige Manko des Films, das Fehlen der Aufschlüsselung von Anas Schicksal, wird durch den Kurzfilm „The Fourth Horseman“ im Bonusmaterial nachgeholt, den man sich im Anschluss auf jeden Fall ansehen sollte.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von The Stranger ist durchweg ruhig und recht kontraststark. Trotz einer deutlichen Grün- und Blaufärbung sind Schwarzwerte knackig und auch in dunklen Szenen ist die Durchzeichung sehr gut geworden. Während einiger kurzer Bewegungen sind leichte Nachzieheffekte zu sehen, die aber nicht störend ins Gewicht fallen. Die Schärfe ist durchweg gut, in Naheinstellungen sogar sehr gut.
In Sachen Raumakustik setzt The Stranger in seiner eigentlich ruhigen und unterschwellig bedrohlichen Soundatmosphäre immer dann Akzente, wenn es nötig ist. So knackt das Genick eines Infizierten mit einem gruseligen Geräusch von allen Lautsprechern und einzeln abgefeuerte Schüsse stechen sehr griffig aus dem Geschehen hervor. Wenn dann die Fahrzeuge ineinander krachen, rumpelt es ordentlich aus den Speakern, wenngleich der Subwoofer noch ein wenig mehr Dynamik liefern dürfte (71’10).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Stranger findet sich mit „Welcome to Chilewood“ ein ironisch-humorvoll angerichtetes Feature über die seit Eli Roths Engagement in dem südamerikanischen Land aufstrebende Filmindustrie. Hier scheint jeder jeden zu kennen und (noch wichtiger) zu mögen. Auch der Kurzfilm „The Fourth Horseman“ ist mit an Bord und natürlich finden sich die Originaltrailer sowie ein paar weitere Programmtipps.

Fazit

The Stranger ist so etwas wie der gelungenste Film, den Eli Roth nicht selbst gedreht hat. Der eher dem dramatischen, denn dem schaurig-blutigen Aspekt verschriebene Film lässt sich Zeit und entfaltet dann umso wirkungsvoller seine zahlreichen Überraschungen. In Sachen Atmosphäre spielt Amoedos Film ganz oben mit, was auch am exzellenten Score und den stimmungsvollen Kameraeinstellungen liegt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Chile 2014
Regie: Guillermo Amoedo
Darsteller: Cristobal Tapia-Montt, Luis Gnecco, Lorenza Izzo, Nicolás Durán, Ariel Levy, Alessandra Guerzoni, Aaron Burns
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)

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