Elvis & Nixon

Blu-ray Review

OT: Elvis & Nixon

Elvis & Nixon Blu-ray Review Cover
Universum Film, 21.04.2017

 


Good Vibrations

Von einem der bizarrsten Treffen der Geschichte erzählt diese großartig gespielte Satire.

Inhalt

„Wer zum Teufel hat das arrangiert?“ – Präsident Richard Nixon ist durchaus erstaunt und ziemlich baff, als ihm seine Assistenten Chapin und Krogh eröffnen, dass er ein Meeting mit Elvis Presley haben wird. Eben genau diesem Presley, dem Entertainer und Rocksänger. Für Elvis stehen die USA am Scheideweg. Der Kommunismus drohe und die Jugend gehe an Drogen zugrunde. Die Black-Panther-Bewegung ist ihm ein Dorn im Auge und die Hippies sowieso. Also würde er gerne seine Hilfe anbieten und als Bundessonderagent eingesetzt werden. Da er auch einen schwarzen Gürtel im Karate hat und Handfeuerwaffen stets an seiner Seite trägt, hält er sich für einen geeigneten Kooperationspartner. Das Weiße Haus ist natürlich zwiegespalten. Während die einen die Prominenz des berühmten Mannes vielleicht für eine TV-Produktion nutzen möchten, um die Jugend auf den rechten Weg zu bringen, halten die anderen es für eine Schnapsidee. Dennoch findet das Treffen statt – und das, obwohl Nixon überhaupt keine Lust darauf hat, einen „dahergelaufenen“ Rock’n’Roller ins Oval Office zu lassen. Doch während der Unterredung merken die zwei Männer, dass sie ideologisch näher aneinander sind, als sie gedacht hatten. Wenn da nur nicht ihre beiderseitige Überheblichkeit wäre …

Mit folgendem Wortlaut leitete Elvis Presley 1970 einen Brief an Richard Nixon ein und brachte damit eines der ungewöhnlichsten Treffen des vergangenen Jahrhunderts mit einem US-Präsidenten in Gang:
„Lieber Mister Präsident. Zunächst möchte ich mich vorstellen. Ich heiße Elvis Presley, bewundere Sie und habe großen Respekt vor Ihrem Amt“. Presleys Anliegen war seinerzeit (selbst massiv drogenabhängig), seinem Land und dessen Staatsoberhaupt als „Drogen-Sheriff“ eingesetzt zu werden, da er sich mit dem Drogenmissbrauch in der Unterhaltungsbranche gut auskenne und auch mit „kommunistischer Gehirnwäsche“ in der Popkulturszene. Das Treffen kam am 21.12.1970 zustande, Elvis bekam eine Dienstmarke des „Büros für Narkotika und gefährliche Drogen“ und wurde zum Bundesdrogenfahnder befördert. Beruhend auf dieser Tatsache spinnt Liza Johnson (Hateship Loveship) in Elvis & Nixon eine durchweg unterhaltsame Komödie, die ihren wahren Kern mit knackigen Einzeilern anreichert und sensationelle Begegnungen bereithält. Wenn Elvis am Terminal auf sein Flugzeug wartet und ein Presley-Double ihn anspricht, er könnte (natürlich nach ihm selbst) der zweitbeste Impersonator sein. Oder wenn der King in einem Diner ohne seine beiden Aufpasser Original „am Arsch“ Maple Bars verspeist, während ein paar Afroamerikaner um ihn herum merken, wie cool Elvis tatsächlich ist. Michael Shannon spielt den King mit einer Mischung aus introvertierter Depression, Überheblichkeit und einem brodelnden Vulkan, der jeden Moment auszubrechen droht. Die Tatsache, dass er stets mit einer geladenen Schusswaffe namens „Lucille“ unterwegs ist und seine „Fähigkeiten“ dann doch grob überschätzt, zeigen, dass Presley dann doch nicht mehr ganz in dieser Welt zu leben schien. Außerdem war er offenbar doch weitaus konservativer als seine Bühnenpräsenz hätte vermuten lassen.

Und Kevin Spacey, der zuletzt im Murks Voll verkatert seine Anwesenheit bewies, kann endlich mal wieder zeigen, dass er mit einem guten Drehbuch und scharfen Dialogen durchaus immer noch zu den herausragenden Darstellern Hollywoods gehört. Er gibt Nixon stets an der Grenze zur Persiflage, ohne den Präsidenten jedoch der Lächerlichkeit preiszugeben. Er hat die Gestiken und den Habitus Nixons allerdings genau studiert. Das flegelartige Hinfläzen auf seinen Schreibtisch, die Armbewegung mit dem wedelnden Zeigefinger, das brummelige Hochschieben der Unterlippe, die vornübergebeugte Haltung – manchmal hat man das Gefühl, Nixon selbst stünde vor dem King. Spacey macht mit einer einzigen Rolle fast alle seine schauspielerischen Verbrechen der letzten Jahre wieder wett. Das Aufeinandertreffen der beiden Giganten, das die letzte halbe Stunde von Elvis & Nixon ausmacht, inszeniert Liza Johnson dann als Dialog zwischen zwei Egomanen, die sich gegenseitig ständig übertrumpfen wollen. Elvis hält sich nicht ansatzweise an die Vorgaben, des Präsidenten Schokolinsen und Zuckerbrause nicht anzufassen, sondern wütet wie ein ungezogenes Kind in der Schüssel mit den Süßigkeiten. Gleichzeitig schlägt er Nixon vor, dass er WIRKLICH als Undercover-Agent eingesetzt wird und die kommunistischen Umtriebe während seiner Konzerttouren infiltrieren könnte. Obwohl der Präsident prinzipiell die gleichen Ansichten hat, geht ihm das dann doch etwas zu weit. Diese bizarr-skurrile Situation nutzt der Film für ein paar gnadenlos satirische Momente, die urkomisch gespielt sind und in einer sensationell-witzigen Fotosituation mit Karatedemonstration gipfeln. Ein kleines bisschen Melancholie schwingt allerdings auch mit, wenn Presleys Vertrauter Jerry dem King klarmacht, dass er die Person Elvis liebt und nicht dessen Prominenz oder gar sein Geld. Für einen kurzen Moment blitzt die Einsamkeit eines Menschen auf, der sein Leben auf der Bühne verbringt und so recht gar nicht weiß, was eine echte Freundschaft ist.

Bild- und Tonqualität

Um den 70ern gerecht zu werden, hat man für Elvis & Nixon die Farben ein wenig reduziert und den Kontrastumfang etwas verringert. Dennoch wirkt das Geschehen authentisch und nicht so sehr abgesoftet. Wirklich unschön sind auch hier die auftretenden Randunschärfen, die vor allem im unteren Bereich auffallen (Beine, Füße und Reisetasche 6’08). Zentrale Objekte hingegen sind krisp und gut aufgelöst. Gezielt eingestreut werden dann Dokumentaraufnahmen, die mit kaum vorhandenen Farben und brutalem Rauschen wirken, als wäre man exakt in der Zeit unterwegs (9’00).
Akustisch bleibt Elvis & Nixon vollkommen unspektakulär. Mit Ausnahme einiger Musikmomente dominiert ausschließlich der Center das Geschehen. Selbst der Score liegt meist nur auf den Stereolautsprechern und der Subwoofer bleibt den ganzen Film über still. Die Dialoge gelangen dafür sehr gut verständlich und harmonisch eingebettet ans Ohr.

Bonusmaterial

Insgesamt sieben Interviews mit den Darstellern und der Regisseurin finden sich im Bonusmaterial von Elvis & Nixon neben den Originaltrailern und Programmtipps des Anbieters. In den Interviews erzählen die Beteiligten nicht nur von ihrer Rolle und deren Schwierigkeit, sondern auch (vor allem im Falle Spaceys) von Presleys Beweggründen und politischen Motivationen.

Fazit

Zwei tolle Darstellerleistungen in einer witzigen Satire, die offenlegt, wie weltfremd ein Elvis Presley war und wie egozentrisch Nixon sein Amt bekleidete – Elvis & Nixon unterhält durchweg blendend.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 80%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Liza Johnson
Darsteller: Michael Shannon, Kevin Spacey, Alex Pettyfer, Evan Peters, Johnny Knoxville, Colin Hanks
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 0

Trailer zu Elvis & Nixon

ELVIS & NIXON Trailer (deutsch/german)

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