Elysium

Blu-ray Review

Elysium Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, seit 17.12.2013

OT: Elysium

 


Speckgürtel

Neill Blomkamps zweiter Film ist eine packende Zukunftsvision mit grandioser Optik.

Inhalt

Elysium Blu-ray Review Szene 2
Ist das wirklich noch Matt Damon???

Wir schreiben das Jahr 2154: Die Erde ist ein verwahrloster, verdreckter Trümmerhaufen, der sich irgendwann selbst überlassen wurde. Die Bevölkerung lebt buchstäblich im Dreck. Diejenigen, die es sich leisten konnten, nahmen beizeiten reißaus und kehrten der Erde den Rücken. Sie leben im All innerhalb einer gigantischen Raumstation mit eigener Biosphäre und kontrollieren von dort aus die Menschen am Boden. Sollte es doch einmal einem illegalen Schiff gelingen, auf Elysium zu landen, sorgt Ministerin Delacourt für eine schnelle Abschiebug oder gar „Beseitigung“ der Flüchtlinge. Erdenbewohner Max Da Costa, der schon immer ein kleiner Aufwiegler war, verbüßt aufgrund alter Vergehen immer noch eine Bewährungsstrafe. Er träumt zwar seit jeher davon, ebenfalls nach Elysium zu gelangen, will im Moment jedoch lieber seine Ruhe haben und geht deshalb täglich seiner Arbeit in einer Roboterfabrik nach. Dort erleidet er eines Tages einen schweren Strahlenunfall, der sein Restleben auf fünf Tage reduziert. Die medizinischen Möglichkeiten auf Elysium könnten ihn jedoch retten. Allerdings muss er, um dorthin zu gelangen, wieder gemeinsame Sache mit den Ex-Verbrecherkollegen machen und die fordern als Gegenleistung nahezu Unmögliches …

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Ministerin Delacourt verfolgt ihre eigenen Pläne in und mit Elysium

Der von Peter Jackson protegierte Südafrikaner Neill Blomkamp siedelt seinen zweiten Film erneut im Science-Fiction-Genre an und speist ihn mit einem krassen Gegensatz aus Utopie und Dystopie. Die Schere aus Arm und Reich klafft hier ultimativ weit offen und bietet die Grundlage für einen Film, der seine Faszination aus dem Design und der Optik bezieht. Zwar rücken, vor allem im späteren Verlauf, wenn die Action Oberhand gewinnt, die Storyelemente zunehmend in den Hintergrund, dennoch gehört Elysium, wie District 9 ebenfalls, zu den intelligenten Genrewerken. Vielleicht hätte man den von Jodie Fosters Figur ins Leben gerufenen Konflikt innerhalb des Elysium noch stärker thematisieren können. Zur bestechenden Optik des Films kommen die großartigen animatronischen und visuellen Effekte hinzu: Bereits in Blomkamps Debut waren die mechanischen Androiden sensationell animiert/dargestellt und auch hier funktionieren die zumeist in voller Helligkeit stattfindenden Tricks ganz hervorragend. Natürlich machen Tricks alleine noch keinen Film – man braucht auch noch ein paar glaubwürdige Darsteller: Matt Damon, der, wer hätte das gedacht, für den Film tatsächlich massive Muskelpakete aufbaute, passt gut in die glatzköpfige Figur des Aufständlers wider Willen. Sein Sarkasmus trägt nicht nur dazu bei, Elysium beizeiten etwas mit Humor zu entspannen, sondern lässt auch die Identifikation mit seiner Figur zu. Einen krassen Charakterwechsel erfährt Sharlto Copley, der vom unsicheren Wikus Van De Merwe ohne Selbstbewusstsein in District 9 zum wortkargen Söldner der Reichen von Elysium mutiert. Jodie Foster darf nicht nur erneut ihre beeindruckenden Waden zeigen, sondern ist als intrigante Ministerin eiskalt und fies wie nie.

Bild- und Tonqualität

Sharlto Copley plays Kruger in TriStar Pictures‘ ELYSIUM.

Optisch teilt sich Elysium in zwei Bereiche:  Auf der verdreckten Erde herrschen Brauntöne vor. Nur wenige Farben sorgen für Abwechslung. Das generell sehr helle Bild verstärkt noch die staubige und unwirtliche Atmosphäre. Die Auflösung ist in Nahaufnahmen meist exzellent, könnte bei den Totalen mit visuellen Effekthintergründen aber noch ein wenig mehr Detailtiefe aufweisen.
In Sachen Sound demonstriert Elysium immer wieder Referenzcharakter. Die Filmmusik ist jederzeit extrem räumlich und spielt dynamisch auf, Dialoge kommen sehr gut verständlich aus dem Center und wie es sich für einen Science-Fiction-Film gehört, knallen dem Zuschauer die zahlreichen Soundeffekte heftig um die Ohren. Egal, ob es startende Shuttle-Schiffe von der Erde sind, die knatternd in den Orbit aufbrechen oder die Projektile, die ebenjene zerstören – hier geht es dauerhaft effektvoll und sehr dynamisch zu. Optische Highlights wie die Zerlegung des Androiden in Zeitlupe werden akustisch innovativ und mit klasse direktionalen Effekten wiedergegeben (47’18). Im Showdown gefällt vor allem die tolle Differenzierung, die dafür sorgt, dass trotz der hohen Dynamik und der zahlreichen Effekte alle Details gut ortbar bleiben.

Bonusmaterial

Matt Damon (left) and Sharlto Copley in Columbia Pictures‘ ELYSIUM.

Neben dem Trailer und einer erweiterten Szene halten die Extras von Elysium fünf Featurettes, sowie, im Falle von „Visionen von 2154“, Konzept- und Art-Galerien bereit.
Das erste Feature, „Reise nach Elysium“, läuft 45 Minuten lang, ist in drei Teile aufgesplittet und gleicht einem klassichen Making-of. Blomkamp erzählt, wie er auf die Idee zum Film kam und wir erhalten Einblicke in die Entstehung des Produktionsdesigns oder schauen beim Filmen vor Ort hinter die Kamera. In „Die Rolle wird erarbeitet“ geht es natürlich ums Casting und die Entwicklung der Charaktere, sowie deren physische Vorbereitung. Wer „Technologie in 2154“ aufmerksam sieht, wird einem alten Bekanten aus den Making-ofs der „Herr der Ringe“-Saga begegnen: Richard Taylor, Mitbegründer des Weta Workshop in Wellington, erzählt davon, wie man das hyperrealistische Design der Zukunft entwickelte. So gibt er zum Besten, dass es erstaunlich kompliziert und aufwendig war, das Exoskelett für Matt Damon anzufertigen. Gut zehn Minuten lang werden wir dann über die visuellen Effekte aufgeklärt und erfahren vom Regisseur, dass nur gut die Hälfte an CGI-Shots angefertigt wurde, wenn man „Elysium“ mit anderen aktuellen Filmen des Genres vergleicht. Das finale „Planung einer Utopie“ widmet sich hauptsächlich der Idee, wie das Elysium gestaltet und entworfen wurde.

Fazit

Man muss ein bisschen Blomkamps dreckig-staubigen Stil mögen, mit dem er in District 9 neue Maßstäbe setzte. Ist diese Voraussetzung erfüllt, ist Elysium so etwas wie die konsequente Weiterentwicklung seines Debuts. Optisch absolut faszinierend, darstellerisch gut und inhaltlich packend, hat Elysium das Zeug zu einem kleinen Genreklassiker.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 70%
Film: 85%

Anbieter: Sony Pictures HE
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Neill Blomkamp
Darsteller: Matt Damon, Jodie Foster, Sharlto Copley, Alice Braga, William Fichtner
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover, Szenenbilder: © 2013 MRC II Distribution Company L.P. All Rights Reserved.)

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4 Kommentare
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Rüdiger

Hi Timo,
stimmt: amazon-Stream ist oft echt mies. Sah mir Expanse 1-3 im Probeabo an und erst nach mehrfacher Bewertung der miesen Streamqualutät (3-5x war immer notwendig) wurde es dann immer besser. Ist bei 4K wohl dann auch so. Dachte wenigstens bei 4K passt es. Es geht wohl nichts über physische Datenträger.
Also dann doch auf 4K Blu Ray warten.

Rüdiger

Gibt es mittlerweile auch als 4K.

Tolle Seite übrigens! Vor 4- Kauf schaue ich immer rein. Heutte 2001 gekauft, nachdem ich deine tolle Rezension gelesen habe.