Equity – Das Geld, die Macht und die Frauen

Blu-ray Review

OT: Equity

Equity - Das Geld, die Macht und die Frauen Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, 09.03.2017

 


Frauenpower

Aus Frauensicht geschriebener und inszenierter Finanzthriller mit sozialkritischer Konnotation.

Inhalt

Naomi Bishop ist Investmentbankerin und kümmert sich um Börsengänge von aufstrebenden Firmen. Da sie zuletzt eine Kooperation in den Sand gesetzt hat, ist Cachet, der jüngste Fisch an Naomis Angel, ein wenig skeptisch. Doch die strebsame Finanzjongleurin hat mit Erin eine kreative Partnerin, die Naomi im richtigen Moment mit einer guten Idee zur Seite steht. Kein Wunder, dass Erin seit längere Zeit gerne befördert werden würde. Naomi allerdings sieht das aktuell ein wenig anders und hält sie genauso klein, wie sie selbst wiederum von der Firmenleitung gehalten wird. Außerdem hat sie Bedenken bezüglich der Angreifbarkeit von Cachet durch Hacker. Richtig ungelegen kommt ihr außerdem der Besuch einer alten Schulfreundin, die mittlerweile als Staatsanwältin in der Finanzbranche ermittelt und zu viele unangenehme Fragen auch an Naomi richtet. Denn die scheint aktuell mit einem Typen zusammen zu sein, der nicht mit offenen Karten spielt …

Equity beschreibt im sozialen Kontext auf Englisch die Tatsache dass weniger begünstigte Menschen ihren oberflächlich vorhandenen Fähigkeiten entsprechend gefördert werden, um das gleiche Ziel wie andere zu erreichen. Damit setzt sich der Begriff bewusst von der Gleichberechtigung ab, die „nur“ die gleichen Voraussetzungen schafft, denn ein gleich hoher Stuhl sorgt noch lange nicht dafür, dass zwei unterschiedlich große Menschen an das gleiche Buch in selber Höhe reichen können. Regisseurin Meera Menon (Farah Goes Bang) betitelt ihr jüngstes Werk zwar Equity, spinnt um den Gerechtigkeitsgedanken allerdings einen Finanzthriller, der von starken Frauenrollen getragen wird. Was solchen und ähnlich gelagerten Filmen allerdings oft abgeht, ist die Tatsache, dass die weiblichen Eigenschaften oft schlicht über den Haufen geworfen werden. Im Prinzip verhält sich Naomi nicht anders als ihre männlichen Kollegen. Sie ist unnahbar, gefühlskühl und zerfressen vom eigenen Ehrgeiz. Dass ihr letzter Deal schiefgegangen ist, kränkt sie noch heute und gegenüber ihrer Assistentin verhält sie sich überheblich. Das mag man als Kritik daran sehen, dass die entsprechenden Jobs, die vornehmlich von Männern besetzt werden, Frauen zu eben solchen Menschen machen, allerdings ist Naomis Rolle dafür zu wenig selbstreflektiv angelegt. Immerhin ist die eher herbe Anna Gunn (Breaking Bad) die perfekte Besetzung für diese Figur.

Sarah Megan Thomas als Erin stellt vielmehr den Zwiespalt von Frauen in Karrierejobs dar. Sie ist es, die sich zwischen ernsthafter Beziehung mit junger Schwangerschaft und Karriere entscheiden muss. Ihrer Figur nimmt man die Problematik ab, einen gedanklichen Spagat zu leisten und daran (möglicherweise) zu scheitern. Aber auch sie kann nicht verhindern, dass Equity – Das Geld, die Macht und die Frauen trotz guter Vorsätze filmisch schlicht langweilig ist. Die ersten 50 Minuten plätschern zähflüssig vor sich hin und der Zuschauer muss schon ein Interesse am Finanz- und Börsenwesen haben, um die Spannung innerhalb entsprechender Prozesse nachvollziehen zu können. Diese Probleme hatten aber auch schon andere Wall-Street-Filme und Menons Werk stellt da leider keine Ausnahme dar. Ein bisschen Tempo kommt dann erstmalig nach gut 50 Minuten auf, wenn Naomi und Erin die Investoren für Cachet zusammentrommeln. Danach entwickelt sich mehr und mehr der Thrillerfaktor, wenn man klar wird, dass einer innerhalb der Vertrauenskette ein falsches Spiel spielt und seine eigenen Vorteile aus dem Börsengang ziehen will.

Bild- und Tonqualität

Das 1,85:1-Bild von Equity – Das Geld, die Macht und die Frauen ist zunächst einmal sehr ruhig und rauscharm, selbst in dunklen Szenen. Ab und an wirkt es in Naheinstellungen sogar richtig knackig. (4’22). Während einiger Innenraumszenen in Naomis Wohnung fehlt es dagegen fast völlig an Bilddynamik und Kontrast und Differenzierungen auf Gesichtern sind kaum mehr möglich (22’10). Extrem gut aufgelöst ist allerdings die Totale nach gut einer Dreiviertelstunde, die feinste Gebäudestrukturen offenbart (45’58).
Akustisch kommen bei Equity die rückwärtigen Lautsprecher praktisch kaum zum Einsatz. Überraschend ist vor allem das weitgehende Fehlen eines Musikscores. Die erste halbe Stunde ist dermaßen geräuschlos, dass man fast unruhig wird, bei so viel Konzentration auf die Dialoge. Selbst in Bar- und Restaurantszenen wurden die atmosphärischen Geräusche stark abgedämpft. Das einzige, das für eine gewisse Räumlichkeit sorgt, sind die überbetont lauten

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Equity – Das Geld, die Macht und die Frauen wurden insgesamt drei Featurettes abgelegt. In „Girl-Gang: Die Gerechtigkeit von Empowerment“ erzählt von der Kraft dre Frauen, die auch hinter der Produktion des Films steht – immerhin 80% der kompletten Finanzierung basiert auf Geld von weiblichen Produzenten. „Graue Linien“ ist das eigentliche Making-of, das näher auf die Figuren des Films eingeht. Und obendrauf gibt’s noch eine Fragerunde vom L.A. Filmfestival mit der Regisseurin und ihren drei Hauptdarstellerinnen.

Fazit

Equity – Das Geld, die Macht und die Frauen spricht im Unterton ein wichtiges Thema an, das mit guter Besetzung dem Zuschauer nahebringt, was viel zu oft heruntergeredet oder belächelt wirkt. Leider ist der Film inszenatorisch ideenlos und basiert auf einem ziemlich zähflüssigen Skript.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 50%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Meera Menon
Darsteller: Anna Gunn, James Purefoy, Sarah Megan Thomas, Alysia Reiner
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: 0

Trailer zu Equity

Equity – Das Geld, Die Macht Und Die Frauen - Trailer

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