Erlöse uns von dem Bösen

Blu-ray Review

OT: Deliver us from Evil

 


Zeichen und Signale

Wenn man als harter Cop in der Bronx an seine Grenzen stößt, muss schon etwas mehr als nur das Böse in Person im Spiel sein.

Inhalt

New York, die Bronx: Einsatzbereich des 46. Reviers. Undercover-Cop Ralph Sarchie gehört zu den harten seiner Sorte und lässt gerne mal Fäuste sprechen, wo andere schon die Handschellen hätten klicken lassen. Sein Gespür bringt ihm immer wieder die unangenehmen und heftigen Fälle: Häusliche Gewalt, Kindesmisshandlung, Mord an Minderjährigen. Dann erregen drei Ereignisse seine Aufmerksamkeit: Ein Irak-Veteran schlägt plötzlich seine Frau, eine Mutter wirft ihren Sohn ins Raubtiergehege und ein Anstreicher wird halb verwest im Keller einer Familie gefunden. Ein Zusammenhang ist schnell gefunden, denn die Herren waren gemeinsam im Irak und die scheinbar durchgedrehte Frau ist die Gattin des toten Malers. Ein Foto in dessen Wohnung zeigt noch einen dritten Kollegen, der auch während des Vorfalls im Zoo zugegen war. Es mehren sich die Zeichen, dass hier unnatürliche Kräfte am Werk sind, wovon auch der plötzlich auftauchende Jesuitenpriester Mendoza überzeugt ist. Doch Sarchie ist Realist durch und durch – bis er selbst von Visionen geplagt wird und dafür keine Erklärung findet …

Was seit Sieben nur wenige Copfilme geschafft haben, dominiert schon die ersten zwanzig Minuten von Erlöse uns von dem Bösen. Mit unglaublich düsterer Stimmung und einer Reihe ebenso unangenehmer Bilder wie funktionierender Schockeffekte erzeugt Derricksons Genremix eine extrem spannende Atmosphäre. Eine Atmosphäre, die selbst noch nach einer Stunde anhält und durch starke Charaktere, bisweilen sarkastisch-witzige Kommentare und herausragende Masken unterstützt wird. Der lose auf den Memoiren des echten Ralph Sarchie basierende Erlöse uns von dem Bösen lässt nur selten Zeit zum Verschnaufen und findet immer wieder Möglichkeiten, dem Zuschauer einen echten Schrecken zu versetzen. Es ist schon beachtlich, wie sicher der Regisseur in den vielen Nacht- oder Kellerszenen für Spannung sorgt. Manchmal nur mit dem Licht der Taschenlampe ausgeleuchtet und mit viel Gespür für effektvolle Kamerawinkel und -positionen sitzt man bisweilen gebannt und gepackt vor dem Bildschirm und lässt sich von den zahlreichen Jump Scares mitreißen. Das funktioniert vor allem so lange gut, wie sich der Film auf seine Figuren und die grausamen Taten konzentriert. Sobald sich allzu viel spiritueller Mummenschanz dazu gesellt, verliert Derricksons Thriller an Wirkung und entgleitet dem Zuseher. Alleine die von Beginn an gnadenlos gute Performance des grandios maskierten Sean Harris in der Rolle des dämonischen Santino rettet die spätere Dämonenaustreibung vor dem Übergang zum Lächerlichen – hier werden einfach sämtliche Exorzismus-Klischees aneinandergereiht und dem Betrachter vor die Füße geworfen. Das ist wirklich schade, denn ohne das übersinnliche Element hätte Erlöse uns von dem Bösen ein echtes Genre-Highlight werden können.

Bild- und Tonqualität

Mit deutlichen Grün-Gelb-Filtern belegt Regisseur Derrickson seinen Film und lässt die ohnehin schon düsteren Bilder in Erlöse uns von dem Bösen noch einmal verstörender und kränker wirken. Der Schwarzwert ist während der dunklen Szenen bisweilen sehr gut, die Schärfe könnte ausgeprägter sein. Gerade in sanften Bewegungen verwischen Gesichter schon mal. Beim Gespräch zwischen Sarchie und Mendoza im Auto ist der Detailgrad wiederum herausragend.
Erlöse uns von dem Bösen beginnt akustisch Extraklasse. Die Dynamik zwischen nächtlicher Wüste und querschlagenden Schüssen ist erste Sahne und auch das Gewitter in New York nach der Blende in die Gegenwart kommt extrem kraftvoll rüber. Die grundsätzliche Offenheit ist ganz hervorragend und der elektronische Soundtrack pumpt bisweilen gewaltig über sämtliche Lautsprecher. Wunderbar gelungen sind auch die Tiergeräusche des nächtlichen Zoos, ob nun die putzigen Äffchen oder ein brüllender Bär. Im späteren Verlauf ist der Sound gar maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Stimmung derart gruselig und spannend bleibt. Die Kratzgeräusche in Sarchies Haus, die krächzende Stimme von Jane, die Visionen von Ralph – das wird alles extrem intensiv und effektvoll wiedergegeben.

 

Bonusmaterial

Insgesamt vier Featurettes sowie ein untertitelter Audiokommentar warten im Bonusmaterial von Erlöse uns von dem Bösen. Feature #1 erzählt, wie es zu dem Film kam, dessen Skript auf den Memoiren des NYPD-Undercovercops Ralph Sarchie basiert, der auch selbst zu Wort kommt. Als Witzbold stellt sich Joe McHale heraus, den Regisseur Derrickson aufgrund der Freundschaft zu ihm engagierte und der sich damit revanchiert, seinen Regisseur zu veralbern. In „Befreie uns von den Dämonen“ geht’s um das hervorragende Make-up der dämonischen Figuren im Film. „The Two Sergeants“ bringt uns noch einmal Ralph Sarchie näher und wie Eric Bana ihn interpretierte. „Der Dämonen Detective“ wiederum beschäftigt sich mit dem übernatürlichen Charakter des Films und der Arbeit von Sarchie selbst. Man wird das Gefühl dabei nicht los, dass sich der Undercover-Cop ein wenig zu wichtig und erleuchtet nimmt.

Fazit

Erlöse uns von dem Bösen ist ein 90 Minuten lang brutal spannender, höchst atmosphärischer und düsterer Grusel-Copthriller, der zum Schluss besser im weltlichen Hier und Jetzt geblieben wäre, anstatt auf den hippen Okkultismuszug aufzuspringen – mithin ein zwiespältiges Erlebnis mit vielen Höhepunkten aber auch einem banalen Finale.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonsumaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Scott Derickson
Darsteller: Eric Bana, Édgar Ramírez, Olivia Munn, Sean Harris, Joel McHale, Mike Houston
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en, fr, sp
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 118
Codec: AVC
FSK: 16

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